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Branchen | Usbekistan | Möbel und Holzverarbeitung

Möbelindustrie verfolgt landesweiten Ausbau

Die kleine Möbelproduktion Usbekistans kommt in Gang. Neue Gewerbegebiete sollen der Branche frische Impulse verleihen. Damit gehen Chancen für ausländische Zulieferer einher. 

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Usbekistans Möbel- und holzverarbeitende Industrie will sich neu ausrichten. Eine umfassende Ausbaustrategie soll dem Industriezweig zu einem neuen Schub verhelfen. Geplant ist vor allem, Wertschöpfungsketten in Industrieparks zu errichten und eines der ersten großen Möbelcluster zu eröffnen. 

Hinter der Initiative steht der wachsende Bedarf an Möbeln in Haushalten und öffentlichen Einrichtungen. Die größten Nachfrageimpulse ergeben sich aus dem hohen Bevölkerungszuwachs von jährlich mehr als 600.000 Menschen, einem regen Wohnungsbau und der sich dynamisch entwickelnden Mittelschicht. Aber auch neu errichtete und ausgebaute Schulen, Universitäten und Kliniken wollen möbliert werden. 

Zugleich sollen die Aktivitäten zur Importsubstitution beitragen. Die jährlichen Einfuhren von Möbeln betrugen in den letzten drei Jahren im Schnitt etwa 90 bis 120 Millionen US-Dollar (US$).

Gegenwärtig ist die Branche stark fragmentiert. Es gibt wenige nennenswerte Akteure. In den ersten sieben Monaten 2021 betrug der Ausstoß der usbekischen Möbelindustrie bescheidene 101 Millionen US$. Davon entfiel ein Viertel auf Hersteller in der Hauptstadt Taschkent.

15 Gewerbegebiete für Möbel- und Holzindustrie in Planung  

Das Gros der Ausbauaktivitäten in der Möbel- und holzverarbeitenden Industrie basiert auf der Umsetzung eines Präsidialerlasses vom 21. Juni 2021 „Über Maßnahmen zur Entwicklung der Möbelindustrie in den Regionen der Republik“.

Kernelement des Maßnahmenpakets ist die Errichtung von 15 Gewerbegebieten (Industriezonen) auf einer Gesamtfläche von etwa 100 Hektar, wo in Zukunft Holzerzeugnisse, Möbel und Zubehör hergestellt werden sollen. Marktkenner prognostizieren, dass in den Industriezonen bis zu 450 Projekte mit einem Gesamtwert von etwa 200 Millionen US$ realisiert und etwa 7.500 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. 

Geplante Industrieparks für die Produktion von Möbeln und Zubehör in Usbekistan

 Provinz, Landkreis (LK), Stadt

Standort

Fläche des Industrieparks (in ha)

Provinz Taschkent, LK Urtatschirtschik

Saidowul

25,0 *)

 Provinz Andischan, LK Andischan und Altynkul

Mart

13,0

 Provinz Choresm, LK Chonka

Sarapajon

10,0

 Provinz Namangan, Stadt Namangan

Oykiron

10,0

 Provinz Syrdarja, Stadt Jangiyer

Nawrusobod

8,7

 Provinz Kaschkadarja, Stadt Karschi

Buyuk Turon

8,0

 Provinz Fergana, LK Bagdad

Muruwwat

6,4

 Provinz Samarkand, LK Pastdargom

Koraguppa

2,5

 Autonome Republik Karakalpakstan, LK Nukus

Akmangit

3,0

 Provinz Nawoi, LK Karmana

Sardoba

3,0

 Provinz Andischan, LK Altynkul

Kaschkar

3,0

 Provinz Buchara, LK Romitan

Nawbachor

2,3

 Provinz Surchandarja , LK Usun

Istiklol

2,0

 Provinz Kaschkadarja, LK Karschi

Kutschkak

1,0

 Provinz Dschisach, Stadt Dschisach

Saychon

0,5

*) bei Bedarf Erweiterung um 25 Hektar möglichQuelle: Regierung Usbekistans

Der Verkauf der Gewerbeflächen erfolgt über Online-Versteigerungen. Mit öffentlichen Geldern wird die Versorgungsinfrastruktur in den Gewerbegebieten sichergestellt. Außerdem kommen die Möbelhersteller in den Genuss finanzieller Hilfen, so beim Import von Rohstoffen und bei der Lieferung ihrer Erzeugnisse ins Ausland.

Ab dem Jahr 2022 soll in der Hauptstadt Taschkent alljährlich eine neue spezialisierte internationale Handelsmesse für Möbel und Möbelzubehör durchgeführt werden. Erstmalig wird die Uzbek International Furniture Fair im Mai 2022 stattfinden.

Neue Vergünstigungen für usbekische Möbelhersteller
  • Zollfreie Einfuhr von Rohstoffen (Span- und Faserplatten), Ersatzteilen, Möbelzubehör (darunter Scharniere, Türdämpfer, -beschläge und -schlösser, Befestigungselemente, Sockelhöhenversteller, Unterflurführungen, Aluminiumprofile, Farben und Lacke sowie Leime) zunächst bis 1. Januar 2023;
  • Übernahme der Transportkosten für den Import von Span- und Faserplatten aus Holz und ähnlichen Stoffen (HS-Zolltarifpositionen 4410 und 4411), Ersatzteilen und Zubehör für Möbel in Höhe von 50 Prozent, sofern 30 Prozent der in den Jahren 2021 bis 2024 produzierten Möbel für den Export bestimmt sind;
  • Übernahme der Transportkosten für den Export von Möbeln mit dem Lkw oder mit der Bahn in Höhe von 50 Prozent bis 1. Januar 2024, die Höhe der Vergünstigung ist beim Lkw-Transport auf 5 Prozent und beim Bahntransport auf 7 Prozent des Exportwertes begrenzt.

Die Regelung für die Kostenerstattung von Transportkosten gilt ab 15. Juni 2021, die Auszahlung erfolgt durch die Agentur für Exportförderung

Nahe der Hauptstadt Taschkent entsteht erstes Möbelcluster  

Unter den Ausbauprojekten ragt die Errichtung eines Möbelclusters am Standort Saidowul (Landkreis Urtatschirschik, Provinz Taschkent) bis 2023 hervor.

Mitte August 2021 haben Vertreter der staatlichen Verwaltungsgesellschaft des Fonds für Direktinvestitionen der Republik Usbekistan UzDIF und des Verbandes der Betriebe der Möbel- und holzverarbeitenden Industrie MEYOS ein Memorandum über die Umsetzung des Vorhabens unterzeichnet. Die erforderlichen Investitionen in das Cluster schätzen die Verbandsmanager auf 150 Millionen US$. Mit der Unterzeichnung des Memorandums erlangt das schon länger geplante Clusterprojekt eine neue Dimension. Im ursprünglichen Konzept war noch die Rede von einem Kapitalbedarf in Höhe von 50 Millionen US$.

In dem Cluster sollen 22 Fabriken sowie Kapazitäten für Handel und Logistik errichtet und bis zu 2.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. Außerdem soll ein Lehr- und Ausbildungszentrum aufgebaut werden, an dem auch ausländische Fachkräfte lehren.

Kenndaten der Möbel- und holzverarbeitenden Industrie Usbekistans

Indikator

2019

2020

Anzahl der Wirtschaftssubjekte (31.12.) *)

4.500

5.300

Anzahl der Beschäftigten (31.12.) *)

260.000

300.000

Ausstoß (in Mio. US$)

220

238

Export von Möbeln (in Mio. US$)

3,0

3,5

*) inklusive kleiner Handwerks- und Familienbetriebe sowie Soloselbstständiger (Schätzungen)Quelle: Statistikkomitee Usbekistans, Branchenverband MEYOS

Branchenprogramm steckt Zielrichtungen ab

Ein neues Programm für die Entwicklung der Möbel- und holzverarbeitenden Industrie steckt konkrete Ziele und Initiativen für den Ausbau der Branche in den Jahren bis 2024 ab. Es soll in Kürze dem Ministerkabinett Usbekistans zur Bestätigung vorgelegt werden. Federführend bei der Ausarbeitung des Programms ist das Ministerium für Investitionen und Außenhandel.

Das Dokument legt den Fokus auf folgende Punkte:

  • Förderung von Verbraucherdarlehen für den Kauf von Möbeln aus der einheimischen Produktion,
  • forcierte Erneuerung des Möbelbestands in Bildungs- und medizinischen Einrichtungen,
  • Ausbau des Anbaus von Holzgewächsen für den Bedarf der Möbelherstellung,
  • Gewinnung ausländischer Investoren und Zulieferer für die Inbetriebnahme neuer Betriebe in der Möbelproduktion,
  • Umsetzung regionaler Projekte für die Herstellung von mitteldichten Holzfaserplatten (MDF-Platten), Hochdrucklaminatpaneelen (HPL-Paneele), anderen Ausgangsmaterialien, Ersatzteilen und Zubehör für die Möbelfertigung (mit Unterstützung des Ministeriums für innovative Entwicklung und der Industriezweigvereinigung für die chemische Industrie Oz´zkimyisanoat).

Fachverband unterstützt Projekte und Investoren

Ausländische Unternehmen, die sich auf dem usbekischen Markt für Möbel und Holzverarbeitung engagieren wollen, finden in der Branchenvereinigung MEYOS einen kompetenten Ansprechpartner. Der Verband vereint die Betriebe der Möbel- und holzverarbeitenden Industrie und vertritt ihre Interessen gegenüber den staatlichen Institutionen. Er wurde im Frühjahr 2018 gegründet und zählt heute etwa 30 Mitglieder.

Aktuell bemüht sich der Verband um weitere Erleichterungen beim Import von Ausgangsstoffen für den Branchenbedarf. Die Einfuhr einiger Rohstoffe und Halbwaren wird immer noch mit recht hohen Importabgaben belastet.

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