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Branchen | Vereinigte Arabische Emirate | Nahrungsmittel

Nahrungsmittelmarkt in den VAE entwickelt sich dynamisch

Die Emirate importieren einen Großteil der Lebensmittel und sind dadurch ein interessanter Markt für deutsche Produzenten. Eine Herausforderung bleibt die Halal-Zertifizierung.

Von Heena Nazir | Dubai

In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) beeinflussen vor allem ein hohes Bevölkerungswachstum, steigende Einkommen, der Trend zu höherwertigen Lebensmitteln und die schnell wachsende Nachfrage bei Convenience Food den Nahrungsmittelbedarf. Das Forschungsunternehmen Marmore MENA Intelligence schätzte den Gesamtumsatz der Nahrungsmittelbranche in dem Golfstaat im Jahr 2021 auf 35 Milliarden US-Dollar (US$). Das entspricht einem Zuwachs um 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz soll bis 2027 um durchschnittlich 4,3 Prozent pro Jahr auf 45 Milliarden US$ steigen.

Das Beratungsunternehmen Alpen Capital prognostiziert für die mengenbezogene Nachfrage nach Nahrungsmitteln in den VAE von 2020 bis 2025 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 3,2 Prozent. Der Konsum soll demnach bis 2025 von 8,9 Millionen Tonnen auf 10,5 Millionen Tonnen zulegen.

Import von Nahrungsmitteln steigt

In den VAE stiegen die Nahrungsmitteleinfuhren (ohne Tierfutter) im Jahr 2021 auf rund 14,2 Milliarden US$. Die Importquote für Lebensmittel beträgt circa 90 Prozent. Fast ein Viertel der Waren wird in andere Länder reexportiert. Die deutschen Nahrungsmittellieferungen (ohne Tierfutter) in den Golfstaat gingen 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 3,9 Prozent auf 188,9 Millionen US$ zurück. Der Anteil deutscher Lieferungen an den gesamten Lebensmittelimporten der VAE ist gering und belief sich 2021 auf unter 2 Prozent.

Vereinigte Arabische Emirate: Nahrungsmitteleinfuhren 2020 bis 2021 (Millionen US$)*

SITC

Produktgruppe

2020

2021

Veränderung 2021/2020 in %

01

Fleisch und Fleischprodukte

1.849

2.140

15,7

02

Milch- und Milchprodukte, Vogeleier

1.759

1.740

-1,1

03

Fische, andere Wassertiere und Zubereitungen

712

773

8,6

04

Getreide und Getreideprodukte, Teig- und Backwaren

2.022

2.064

2,1

05

Gemüse, Früchte und Zubereitungen

3.503

3.907

11,5

06

Zucker, Zuckerwaren, Honig

646

890

37,8

07

Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus

1.445

1.528

5,7

09

Verschiedene Lebensmittel und Zubereitungen

1.053

1.163

10,4

Summe

12.989

14.205

9,4

*) ohne TierfutterQuelle: UN Comtrade, Januar 2023

Deutsche Nahrungsmittelausfuhren in die Vereinigten Arabischen Emirate (in Millionen US$)*

SITC

Produktgruppe

2020

2021

Veränderung 2021/2020 in %

01

Fleisch und Fleischprodukte

4,9

8,6

75,5

02

Milch- und Milchprodukte, Vogeleier

55,8

44,7

-19,9

03

Fische, andere Wassertiere und Zubereitungen

0,5

0,1

-80

04

Getreide und Getreideprodukte, Teig- und Backwaren

23,9

18,4

-23

05

Gemüse, Früchte und Zubereitungen

19,6

19,8

1

06

Zucker, Zuckerwaren, Honig

11,7

10,4

-11,1

07

Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus

33,4

36,1

8,1

09

Verschiedene Lebensmittel und Zubereitungen

46,7

50,8

8,8

Summe

196,5

188,9

-3,9

*) ohne TierfutterQuelle: UN Comtrade, Januar 2023

Hohe Anforderungen an die Qualität der Importnahrungsmittel

Die Einhaltung der Normen kontrolliert das 2020 geschaffene Ministerium für Industrie und fortgeschrittene Technologie. Einige Produkte müssen zusätzlich mit den Anforderungen des Konformitätsbewertungsverfahrens Emirates Conformity Assessment Scheme (ECAS) übereinstimmen. Hierzu gehören abgepacktes Trinkwasser und Säfte. Unternehmensvertretern zufolge kann der Erhalt der ECAS langwierig und mit hohen Kosten verbunden sein.

Am 14. Juni 2021 haben die VAE ein neues Standardsystem für Lebensmittelsicherheit eingeführt. Dieses soll sicherstellen, dass ausschließlich Nahrungsmittel höchster Qualität importiert werden. Früher fielen die eingeführten Lebensmittel unter die drei Kategorien A, B und C mit A als höchster Qualitätsstufe. Mit der Einführung des neuen Standardsystems für Lebensmittelsicherheit dürfen nur Nahrungsmittel, die unter die Kategorie A fallen, in den Golfstaat importiert werden.

Halal-Zertifikat als Herausforderung

Der Import von Alkohol, Tabak und Schweinefleisch unterliegt strengen Regeln. Für die Einfuhr von Fleisch ist ein Halal-Zertifikat notwendig. Das bedeutet, dass die Produkte muslimischen Speisevorschriften entsprechen müssen. Allerdings ist der Erhalt der Bescheinigung mit vielen Hindernissen verbunden, schildern Unternehmensvertreter gegenüber GTAI.

In Deutschland gibt es nur wenige Unternehmen, die den strengen Vorschriften entsprechen und eine Akkreditierung haben, ein Halal-Zertifikat für die VAE auszustellen. Es muss sichergestellt werden, dass die Halal-Produkte separat von anderen Produkten verarbeitet werden. Darüber hinaus ist das Unterfangen sehr kostspielig: Eine Erstbeantragung kann bis zu 80.000 Euro kosten.

Erzeugnisse tierischen Ursprungs benötigen für den Import zwingend eine Veterinärinspektion und eine Importgenehmigung des Umweltministeriums der VAE (Ministry of Climate Change and Environment). Zusätzlich muss ein Analysezertifikat (FIT-Analysis) eingeholt werden, das sowohl das Dubai Central Food Laboratory als auch im Ausland akkreditierte Labore ausstellen dürfen.

VAE investieren in Lebensmittelsicherheit

Die Selbstversorgungsrate in den VAE wird auf 10 bis 20 Prozent geschätzt. Im Global-Food-Security-Index 2022 (GFSI) des Wirtschaftsinstituts Economist Intelligence Unit belegt das Land Rang 23 (von 113) und verbesserte sich im Vergleich zu 2020 um 19 Positionen. Die Emirate liegen damit vor allen anderen Ländern des Golfkooperationsrats: Saudi-Arabien (Rang 41), Kuwait (50), Oman (35) und Katar (30) und Bahrain (38).

Die eigene Nahrungsmittelversorgung zu sichern, hat für die Golfmonarchie Priorität. Entsprechend wird viel investiert, beispielsweise im Rahmen der National Food Security Strategy 2051 in landwirtschaftliche Projekte in Übersee. Die Coronapandemie verstärkte diese Bemühungen zusätzlich. Im Jahr 2021 kündigten die VAE bedeutsame Investitionen in Forschung und Entwicklung für Ernährungssicherheit und Wasserversorgung an. Beispielsweise plant Abu Dhabi umgerechnet 143 Millionen US$ für landwirtschaftliche Projekte aufzuwenden, um die lokale Produktion von Fisch, Rindfleisch und Geflügel zu steigern und so die Selbstversorgung des Landes bei Nahrungsmitteln zu verbessern.

Ein Joint Venture der niederländischen Grow Group IFS mit der kanadischen Rain MKRS Capital Investment baut in der Wüste von Abu Dhabi die Green Factory Emirates, die mit 17,5 Hektar Fläche weltweit größte Indoor-Farm. Bei diesem System der Pflanzenkultivierung erfolgt der Anbau nicht im Freien, sondern in einem geschlossenen System.

Um zukünftig als Produktionsstandort für Nahrungsmittel eine wichtige Rolle einnehmen zu können, haben die VAE die Bedingungen für ausländische Investitionen (FDI) verbessert. Die emiratische Regierung hat bereits Ende 2018 das Gesetz Nr. 19/2018 über ausländische Direktinvestitionen (FDIL) verabschiedet. Im Jahr 2019 wurde das Commercial Law überarbeitet. Das Gesetz erlaubt in ausgewählten Sektoren – darunter auch in der Nahrungsmittelindustrie – ausländische Beteiligungen an emiratischen Kapitalgesellschaften von bis zu 100 Prozent. Zuvor war zwingend ein lokaler Mehrheitspartner (mindestens 51 Prozent) erforderlich.

Deutschland exportiert weniger Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen in die VAE

Deutschland exportierte im Jahr 2021 Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen im Wert von 51,5 Millionen Euro in die VAE. Dies entspricht einem Anteil von 6,1 Prozent an den emiratischen Gesamteinfuhren der entsprechenden Produktgruppe. Damit sanken die Ausfuhren aus der Bundesrepublik um 12,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2020: 58,9 Millionen Euro). Insgesamt konnte in den letzten Jahren ein rückläufiger Trend beobachtet werden. Deutschland verlor Lieferanteile, dagegen baute China seine Position aus. Günstigere Alternativen aus Asien verschärfen die Konkurrenz in der Sparte.

Kontakte und Informationsquellen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest (GTAI - Vereinigte Arabische Emirate

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

Deutsch-Emiratische Industrie- und Handelskammer (AHK VAE)

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

UAE Ministry of Health

Ministerium

UAE Ministry of Industry and Advanced Technology

Ministerium

Abu Dhabi Food Control Authority

Behörde

Food Control Department at Dubai Municipality

Behörde

Dubai Central Food Laboratory

Behörde

Ministry of State for Food Security

Behörde

Gulf Food Manufacturing Exhibition

Fachmesse (jährlich; 07. - 09.11.2023 in Dubai) 

ISM Middle East

Fachmesse (jährlich; 07. - 09.11.2023 angegeben)

Gulf Food Exhibition

Fachmesse (jährlich; 20.- 24.2.2023 in Dubai) 

Food Business Gulf and Middle East

Zeitschrift

Food Service Equipment Journal

Zeitschrift

Quelle: Recherche GTAI, Januar 2023

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