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Wirtschaftsumfeld | Lateinamerika | Entwicklungszusammenarbeit

GreenTech ist in Lateinamerika gefragt

Entwicklungsbanken investieren in den Umweltschutz und unterstützen die Region beim Kampf gegen den Klimawandel. Für deutsche Anbieter ergeben sich dort Absatzmärkte.

Von Martin Walter | Bonn

Lateinamerika verfügt über viele natürliche Ressourcen. Das bestätigt auch Juan Pablo Bonilla, bei der Inter-Amerikanischen Entwicklungsbank (IDB) zuständig für Klimawandel und Nachhaltige Entwicklung: „Der Subkontinent beherbergt 40 Prozent der globalen Biodiversität, 50 Prozent des tropischen Regenwaldes sowie rund 30 Prozent der weltweiten Süßwasserreserven.“ Die Menschen in der Region werden sich zunehmend der Bedeutung dieses Naturkapitals bewusst. Insbesondere beim Wiederaufbau nach der Coronakrise soll es deshalb besser in Wert gesetzt werden.

Die Länder wollen ihre biologischen und nachwachsenden Rohstoffe in den Wirtschaftskreisläufen nutzen. Diesen Ansatz nennt man Bioökonomie. Unterstützung erhalten sie dabei von der IDB. Die Bank ist der größte Investor in Lateinamerika und finanziert entsprechende Projekte durch Kredite und Zuschüsse und leistet technische Hilfe. Auf ihrer Jahrestagung 2021 hat die Bank beispielsweise einen Betrag von 20 Millionen US-Dollar (US$) zur Förderung der Bioökonomie im Amazonasgebiet zur Verfügung gestellt. Beim Kampf gegen den Klimawandel ist der Schutz und Erhalt des Amazonasregenwaldes von globaler Bedeutung.

Gute Chancen im Bereich GreenTech

Für deutsche Anbieter von Umwelttechnologie bietet die angestrebte Inwertsetzung der natürlichen Ressourcen gute Möglichkeiten für den Einsatz ihrer innovativen Technologien. Aber das ist noch nicht alles: Auch die Länder Lateinamerikas wollen ihren Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten, haben Klimaziele und Strategien zur Reduzierung von CO2-Emissionen formuliert und treiben den ökologischen Umbau ihrer Volkswirtschaften voran. Dazu gehören beispielsweise der Ausbau der Elektromobilität in großen Ballungszentren, die Erzeugung und der Einsatz von grünem Wasserstoff sowie Projekte zur Anpassung an den Klimawandel, insbesondere in der Landwirtschaft.

Entwicklungszusammenarbeit investiert in GreenTech

Unterstützt wird Lateinamerika dabei von internationalen Entwicklungsbanken und großen Klimafonds wie dem Green Climate Fund (GCF) und der Global Environmental Facility (GEF). Ein gutes Beispiel für eine Mischfinanzierung mehrerer Institutionen ist die Zusammenarbeit der Zentralamerikanischen Bank für Wirtschaftsintegration (CABEI) mit dem GCF und der GEF. Das gemeinsam finanzierte Projekt Bio-CLIMA zur Anpassung an den Klimawandel in der Landwirtschaft und zum Erhalt von Tropenwald in Zentralamerika wurde Ende Mai 2021 um 24,3 Millionen US$ aufgestockt. Das Gesamtvolumen des Vorhabens beträgt insgesamt 116,6 Millionen US$ mit einer Laufzeit von sieben Jahren.

Internationale Entwicklungsbanken unterstützen auch das Mega-Projekt zum Bau und Betrieb der ersten U-Bahn-Linie in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá. Mit einem Betrag von 1,7 Milliarden US$ finanzieren die Weltbank, die IDB und die Europäische Investitionsbank (EIB) knapp 40 Prozent der nötigen Investitionen. Die Gesamtkosten werden mit 4,3 Milliarden US$ veranschlagt. Die Banken stufen das Vorhaben als klimafreundlich ein, weil durch die Nutzung der U-Bahn CO2-Emissionen im Straßenverkehr verringert werden können. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer großer Infrastrukturprojekte in Lateinamerika.

In Kolumbien investiert auch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit vor allem in die Umweltpolitik und den Ressourcenschutz sowie in die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Über die KfW-Entwicklungsbank sind hier seit 2014 rund 500 Millionen Euro in den Umweltschutz geflossen. Die KfW fördert beispielsweise ein Investitionsprogramm in städtische Kläranlagen und stellt eine Kreditlinie für Maßnahmen bereit, die den schonenden Umgang mit der Ressource Wasser verbessern sollen.

Die Europäische Union (EU) hat für ihre Entwicklungszusammenarbeit mit Lateinamerika für den Zeitraum 2021 bis 2027 einen Betrag von 3,4 Milliarden Euro vorgesehen. Aktuell stimmt sich die EU noch mit den Partnerländern ab, welche thematischen Schwerpunkte sie dabei setzen wird. Der Kampf gegen den Klimawandel und der Einsatz von GreenTech dürften aber zentrale Elemente der zukünftigen Zusammenarbeit werden.

Geschäftschancen bei Ausschreibungen von Entwicklungsbanken

Auch die Firma DHYBRID Power Systems aus Gauting bei München hat Lateinamerika im Visier. Der Anbieter von Produkten und Dienstleistungen zum effizienten Energiemanagement und von Batteriespeichern möchte auch dort in das Geschäft mit den Entwicklungsbanken einsteigen. Fabian Baretzky, Senior Technical Sales Manager bei dem Unternehmen, sagt: „In anderen Regionen haben wir bereits gute Erfahrungen im Geschäft mit Entwicklungsbanken. Aber auch Lateinamerika bietet viel Potenzial für unser Geschäftsfeld. Die Entwicklungsbanken investieren dort ebenfalls in den Ausbau erneuerbarer Energien und sind für uns ein potenzieller Auftraggeber.“

Das bestätigen auch die öffentlichen Ausschreibungen der letzten zwölf Monate für Lateinamerika und die Karibik. Neben Beratungsleistungen, beispielsweise zur Stärkung der öffentlichen Verwaltung, ist Umwelttechnologie in Bereichen wie Wasser und Energie besonders gefragt. Im Ländervergleich gibt es die meisten geberfinanzierten Ausschreibungen in Brasilien und Kolumbien. Auch DHYBRID hat schon Pilotprojekte mit Privatkunden und lokalen Energieversorgern in Kolumbien durchgeführt und bemüht sich um Folgeaufträge. Weitere vielversprechende Märkte mit entsprechenden Ausschreibungen im Umwelt- und Energiebereich sind Argentinien und Mexiko. Auch El Salvador ist interessant, da es den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreibt.

Interessierte Unternehmen finden die meisten relevanten Ausschreibungen für Lateinamerika bei der IDB und der Weltbank. Ebenfalls lohnenswert ist es, die Ausschreibungen der EU und der KfW-Entwicklungsbank im Auge zu behalten.

Germany Trade & Invest informiert tagesaktuell über Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen weltweit, so auch zu GreenTech in Lateinamerika.

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