Praxischeck

Unternehmen haben in Kolumbien in der Regel keine großen Schwierigkeiten im Umgang mit Behörden. Da die rechtlichen Rahmenbedingungen verlässlich seien, könnten sie auch mittel- und langfristig planen, heißt es aus Unternehmenskreisen. Auch das Umfeld für den Eintritt, den Verbleib und die Entwicklung auf dem kolumbianischen Markt ist stabil. Dennoch sollten Unternehmen sich über die politische und soziale Situation in Kolumbien auf dem Laufenden halten.

Formalitäten und Lobbyeinflüsse beachten!

Bei Ausschreibungen sollten Investoren beachten, dass sich Zeitpläne verzögern können. Zudem haben in Kolumbien Lobbyisten aus verschiedenen Wirtschaftsbereichen erheblichen Einfluss, berichten einige Unternehmen. Sie empfehlen daher sich vor der Teilnahme an einer Ausschreibung über mögliche Lobbyeinflüsse auf den Ausschreibungsprozess zu informieren. Zudem raten Praktiker, im Ausschreibungsprozess genauestens auf Formalitäten und kolumbianische Standards zu achten.

Wichtig ist auch, persönliche und lokale Kontakte aufzubauen und mit guten Anwälten zusammenzuarbeiten. Dies erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass die Teilnahme an Ausschreibungen und der Zahlungsprozess reibungsloser verlaufen, empfiehlt ein deutsches Pharmaunternehmen. Eine potenzielle Abwertung des Kolumbianischen Peso und die Entwicklung der Inflation sollten Unternehmen bei Ausschreibungen und Preisangeboten ebenfalls berücksichtigen.

Aufwand bei öffentlichen Ausschreibungen nicht unterschätzen

Dank des Handelsabkommens zwischen der EU und Kolumbien haben europäische Unternehmen und Investoren die gleichen Zugangsbedingungen zu öffentlichen Ausschreibungen wie lokale Firmen. Die Bewerbung um öffentliche Aufträge erfordert jedoch eine Präsenz vor Ort, zumindest in Form eines Kontaktbüros. Zudem ist die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen wegen diverser Vorschriften mit einem hohen rechtlichen, technischen und administrativen Aufwand verbunden. Hier kann es für deutsche Firmen hilfreich sein, sich in einem Konsortium zusammen mit einem lokalen Partner an der Ausschreibung zu beteiligen.

Gute Noten für wirtschaftliche Stabilität und Geschäftsdynamik

Das World Economic Forum stufte Kolumbien in seinem letztverfügbaren, vollständigen Ranking zur Wettbewerbsfähigkeit 2019 auf Platz vier in Lateinamerika ein. Weltweit lag das Land allerdings nur auf Platz 57. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich Kolumbien in den meisten Bereichen verbessert. Bei wirtschaftlicher Stabilität, Marktgröße und Geschäftsdynamik lag der Andenstaat deutlich über dem lateinamerikanischen Durchschnitt.

Im Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International erreichte Kolumbien im Jahr 2021 Platz 87 von 180. Damit schnitt das Land besser ab als Brasilien, Argentinien (beide 96) und Mexiko (124), lag aber hinter den regionalen Spitzenreitern Uruguay (18), Chile (27) und Costa Rica (39).

Zu den Schwächen des Landes zählen die weit verbreitete Informalität auf dem Arbeitsmarkt und die schlechte Infrastruktur. Zudem ist die Sicherheitslage in Kolumbien in einigen Landesteilen nach wie vor kritisch. Auf das Leben in den Großstädten hat dies jedoch kaum Auswirkungen.