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Wirtschaftsumfeld | Spanien | Investitionsklima

Deutsche Unternehmen in Spanien wollen mehr investieren

Die große Mehrheit bewertet ihre Geschäftsaussichten positiv. Rohstoff- und Energiepreise sowie knappere und teurere Fachkräfte werden indes als Risiken gesehen.

Von Oliver Idem | Madrid

Die Herbstumfrage der Auslandshandelskammer (AHK) Spanien unter deutschen Unternehmen im Lande spiegelt die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage wider. Gegenüber der vorigen Umfrage im Frühjahr 2021 erweisen sich viele Probleme als weniger gravierend. Die gesamtwirtschaftliche Lage und einige neue Risiken differenzieren jedoch das Gesamtbild. 

Trotz Erholung sind die Konjunkturaussichten verhalten

Die Nachfrage schätzen nur noch 57,4 Prozent der Unternehmen als Risiko ein (vormals 78,4 Prozent). Mit der anziehenden Konjunktur reduzieren sich die Sorgen in diesem Bereich. 

Zudem wird der wirtschaftliche und politische Rahmen ebenso wie die Rechtssicherheit als weniger problematisch angesehen. Hier dürfte sich auswirken, dass die sehr kurzfristigen Änderungen von Rechtsvorschriften in der ersten Phase der Pandemie der Vergangenheit angehören. Damit haben sich die Planbarkeit und Sicherheit für die Unternehmen größtenteils normalisiert. 

Insgesamt beurteilen nur 6,6 Prozent der Unternehmen ihre derzeitige Lage als schlecht. Dieser Wert liegt unter dem Niveau vor dem Ausbruch der Coronapandemie. Auch beim Ausblick auf die kommenden zwölf Monate erwarten nur 6,6 Prozent der Befragten eine Verschlechterung. 

Hinsichtlich der spanischen Wirtschaft insgesamt fallen die Erwartungen vorsichtiger aus. Niemand rechnet mehr mit einer klaren Verbesserung der Situation. Diese Annahmen decken sich damit, dass zuletzt die Europäische Kommission, die meisten Forschungsinstitute und Banken ihren Ausblick für das Wirtschaftswachstum im Land gesenkt haben. 

Die Europäische Kommission erwartet für 2022 noch eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 5,5 Prozent. Dazu tragen die Bruttoanlageinvestitionen und ein sich belebender privater Konsum bei. Zudem wird mit einem anhaltenden Hoch im Außenhandel gerechnet. Trotz all dieser Dynamik bleibt das Vorkrisenniveau nach einem Einbruch des Bruttoinlandsprodukts um 10,8 Prozent im Jahr 2020 noch in weiter Ferne.

Steigende Preise und der Fachkräftemangel fordern Unternehmen heraus

Neuer Spitzenreiter unter den Risiken ist mit 60,7 Prozent Anteil das Preisniveau bei Rohstoffen. Nach massiven Preissprüngen an der iberischen Strombörse und der Verteuerung von Brennstoffen bewerten 39,3 Prozent die Energiepreise für die nähere Zukunft als kritisch.

Die wirtschaftliche Erholung macht sich bei den arbeitsmarktbezogenen Risiken bemerkbar. Während der bisherigen Coronakrise stellten der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und die Arbeitskosten nur wenige Unternehmen vor Schwierigkeiten. Das hat sich im Herbst 2021 deutlich verändert. Für 31,1 Prozent ist die Fachkräfteknappheit ein Risiko, 26,2 Prozent nannten die Arbeitskosten als Problemfaktor - fast doppelt so viele wie in der vorherigen Befragung.

Darin zeigt sich auch das Problem, dass Angebot und Nachfrage auf dem spanischen Arbeitsmarkt oft schlecht zusammenpassen. Im 3. Quartal ermittelte das Statistikamt INE eine Arbeitslosenquote von 14,9 Prozent. Dennoch sind insbesondere Fachkräfte im nichtakademischen Bereich knapp.

Dabei planen 49,2 Prozent der befragten Unternehmen ihren Personalbestand auszuweiten, fast 22 Prozentpunkte mehr als ein halbes Jahr zuvor. Lediglich bei 11,5 Prozent steht eine Reduzierung an.

Probleme in den Lieferketten betreffen die Mehrheit der Unternehmen 

Bei der Betroffenheit der Unternehmen von den Pandemiefolgen ergeben sich gegenüber dem Frühjahr 2021 erhebliche Verschiebungen. Im Vordergrund stehen nun Probleme in den Lieferketten und bei der Logistik. Diese spüren 62 Prozent der Unternehmen. Nahezu verdoppelt hat sich der Anteil derjenigen, die unter einem Mangel an Waren und Dienstleistungen leiden.

Reisebeschränkungen und die Absage von Messen und anderen Veranstaltungen beschäftigen die deutschen Unternehmen weit weniger als im Frühjahr. Zudem beklagen nur noch halb so viele Befragte eine rückläufige Nachfrage nach ihren Produkten oder Dienstleistungen.

Als Konsequenz aus der Rohstoffsituation und den Lieferkettenproblemen suchen 26,2 Prozent der Befragten neue oder zusätzliche Anbieter. Dabei bildet der geografische Standort nur für ein Viertel einen wesentlichen Faktor. Mit Abstand am wichtigsten für die Unternehmen ist die Zuverlässigkeit eines Partners, gefolgt vom Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch die Produktqualität rangiert weit oben.

Eine verlässliche Versorgung mit hochwertigen Produkten zu einem angemessenen Preis ist also für die Befragten weitaus entscheidender als der Standort eines Lieferanten. Zudem hat sich die Zahl der Unternehmen, die ihre Lieferketten verändern, gegenüber dem Frühjahr um ein Drittel reduziert.

Gute Stimmung bei deutschen Unternehmen beflügelt Investitionen

Von den überwiegend positiven Erwartungen für das eigene Geschäft in den kommenden zwölf Monaten profitieren auch die Investitionen. So wollen 49,2 Prozent der deutschen Unternehmen ihre Investitionen in Spanien steigern. Weitere 34,4 Prozent behalten das bisherige Niveau bei.

Die einzelnen Facetten der Nachhaltigkeit beschäftigen die deutschen Unternehmen in Spanien unterschiedlich stark. Insgesamt verfolgen 51,7 Prozent die Debatten zum Thema, ohne direkte Auswirkungen auf das eigene Unternehmen zu spüren. Das bedeutet jedoch, dass die Befragten in der Zuschauerrolle verharren. So haben sich 70,2 Prozent eigene Nachhaltigkeitsziele gesteckt und arbeiten an ihrer Umsetzung.

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