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IndonesienAgrarchemikalien
Wirtschaftsumfeld
Branchenbericht Indonesien Agrarchemikalien
Indonesien gehört zu den weltgrößten Importeuren von Düngemitteln. Um die Selbstversorgung zu stärken, sollen in den nächsten Jahren neue Produktionsstätten gebaut werden.
21.03.2020
Von Frank Malerius | Jakarta
Indonesiens Landwirtschaft trägt nur etwa ein Zehntel (13 Prozent) zur Wirtschaftsleistung bei. Dennoch ist sie von herausragender Bedeutung, denn sie bietet – inklusive Forstwirtschaft und Fischerei – über ein Viertel (26 Prozent) der Beschäftigten ein Auskommen. Die Regierung will die landwirtschaftliche Produktion steigern, um den Anteil der Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln zu erhöhen und die Erträge in der Landwirtschaft zu steigern. Dazu ist ein stärkerer Einsatz von Düngemitteln notwendig, denn die Produktivität der in weiten Teilen noch kleinbäuerlich geprägten Landwirtschaft ist zu gering. Grundnahrungsmittel wie Reis, Soja oder Mais müssen in großen Mengen eingeführt werden.
Laut Statistikamt BPS wird in Indonesien auf knapp 10 Millionen Hektar Plantagenwirtschaft betrieben, weitere 18 Millionen Hektar bewirtschaften Kleinbauern. Das entspricht zusammen etwa drei Viertel der Fläche Deutschlands. Auf etwa der Hälfte davon wird Palmöl angebaut, auf weiteren 13 Prozent Kautschuk. Der restliche Anteil wird überwiegend für die Nahrungsmittelproduktion genutzt.
In den vergangenen Jahren wurde die indonesische Düngemittelproduktion kontinuierlich ausgebaut. Bei einfacheren, harnstoffbasierten Düngern (Urea) wurden die Produktionskapazitäten zuletzt deutlich gesteigert. Das heimische Nachfrageplus kommt hier vor allem aus der Plantagenwirtschaft. Ein steigender Anteil konnte auch exportiert werden. Zwischen 2020 und 2024 werden Angebot und Nachfrage voraussichtlich um etwa 27 Prozent steigen.
Anders sieht es bei komplexeren Düngemitteln aus, beispielsweise den sogenannten NKP-Düngern, die vor allem aus Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K) bestehen. Diese und ihre Grundstoffe müssen in großen Mengen importiert werden. Laut Prognosen der Marktforscher von Data Consult wird der Bedarf zwischen 2020 und 2024 um fast 17 Prozent steigen. Durch die prognostizierte, fast 30-prozentige Produktionssteigerung sinkt das durch Importe zu deckende Defizit. Allerdings ist der Ausbau der Produktion schon in der Vergangenheit hinter den Planungen zurückgeblieben.
Die indonesische Düngemittelbranche befindet sich in erheblichem Umfang in öffentlicher Hand. Ein bedeutender Teil der Produktion entfällt auf Staatsunternehmen, die in der Pupuk Indonesia Holding Company (PIHC) zusammengeschlossen sind. Die Holding war 2018 nach eigenen Angaben für 98 Prozent der Produktion von harnstoffbasierten Düngemitteln und für 43 Prozent bei NPK-Düngern verantwortlich.
Viele Düngemittelfabriken gelten allerdings als technisch veraltet, der Großteil von ihnen hat mehr als 20 Jahre auf dem Buckel. Sie sind ineffizient beim Einsatz von Erdgas, auf das im Produktionsprozess 60 bis 75 Prozent der Kosten entfallen. Deshalb sollen in den kommenden Jahren neue Produktionsanlagen gebaut werden.
Der Verband der indonesischen Düngemittelhersteller (APPI) und PIHC machten auf Anfrage keine Angaben zur Anzahl von Neubauten und Modernisierungen oder zu benötigten Investitionssummen. Laut PIHC sollen neue Produktionskapazitäten jenseits der Hauptinsel Java entstehen. Die Technologie für die Fabriken komme aus zahlreichen Ländern.
Weil die Hersteller sowohl bei den Vorprodukten von Düngemitteln als auch beim technischen Betrieb der Anlagen von Importen abhängig sind, schwanken die Produktionskosten teils erheblich – vor allem dann, wenn die indonesische Rupiah gegenüber dem US-Dollar (US$) an Wert verliert. Zwischen 2014 und 2016 stiegen laut PIHC die Produktionskosten pro Tonne Harnstoff und Ammonium in vielen Anlagen um 30 Prozent.
Auch über die Produktion hinaus ist der staatliche Einfluss in der Branche groß, denn der Preis für Düngemittel in der Nahrungsmittelproduktion wird staatlich gestützt. Zudem ist der Vertrieb streng reguliert. Es gibt mehr als 1.500 Groß- und knapp 45.000 Einzelhändler. Darüber hinaus dürfen bestimmte Branchenprodukte nur dann exportiert werden, wenn der heimische Bedarf gedeckt ist.
Seit 1979 greift der indonesische Staat – mit Unterbrechungen – in die Preise für Düngemittel ein. In den vergangenen Jahren wurden die staatlichen Hilfen zurückgefahren. Im Jahr 2019 wurden Düngemittel aber immer noch mit umgerechnet mehr als 2 Milliarden US$ subventioniert. In den Planungen für 2020 sind entsprechende Hilfen in Höhe von 1,9 Milliarden US$ vorgesehen.
Indonesien gehört weltweit zu den größten Importeuren von Düngemitteln. Laut UN Comtrade rangierte der Archipel im Jahr 2018 hinter Brasilien, USA, Indien, China und Frankreich auf Rang 6 der größten Einfuhrnationen. Insgesamt muss Indonesien jährlich Düngemittel im Wert zwischen 1,5 Milliarden und 2,5 Milliarden US$ einführen. Das ist ein Vielfaches im Vergleich zum Beginn des neuen Jahrtausends.
Wichtigster Lieferant von Düngemitteln nach Indonesien ist mit Abstand China, vor Kanada und Russland. Die deutschen Düngemittelexporte nach Indonesien haben sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verringert. Dennoch gehörte Deutschland zu den zehn wichtigsten Lieferanten, laut indonesischer Importstatistik mit den letztverfügbaren Zahlen von 2018. Hauptprodukt ist Kaliumchlorid.
Bezeichnung | Anmerkungen |
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Verband der indonesischen Düngemittelproduzenten | |
Holding der staatlichen Düngemittelproduzenten |