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PeruAußenwirtschafts-, Industriepolitik / Konjunktur / Investitionsklima / Kaufkraft, Konsumverhalten
Wirtschaftsumfeld
Wirtschaftsausblick Peru Außenwirtschafts-, Industriepolitik
30.10.2019
Bogotá (GTAI) - Perus Wirtschaft trotzt dem schwierigen internationalen Umfeld und innenpolitischen Problemen. Im Jahr 2019 dürfte das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts noch bei 2,5 Prozent liegen.
Im Vergleich zum Jahr 2018 hat Perus Wirtschaft ihr Tempo spürbar gedrosselt. Betrug das Wachstum des Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2018 noch 4 Prozent, so waren es im 1. Halbjahr 2019 laut dem nationalen Statistikamt INEI nur noch 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zu den Ursachen gehörte ein Rückgang der Aktivität im Rohstoffsektor (-1,4 Prozent), der von dem Handelskonflikt USA-China und einem geringeren Kupferpreis betroffen war. Daneben litt das Geschäftsklima aufgrund der politischen Unsicherheit um Präsident Martín Vizcarra.
Zu Jahresbeginn waren die von der Zentralbank BCRP (Banco Central de Reserva del Perú) befragten Ökonomen im Schnitt noch von einem BIP-Wachstum von 4 Prozent für 2019 ausgegangen. Aufgrund der schwachen ersten Jahreshälfte korrigierten sie ihre Prognose auf 2,5 Prozent. Dennoch ist Peru damit nach Kolumbien derzeit das am zweitstärksten wachsende Land unter den großen Volkswirtschaften Lateinamerikas. Auch die Prognose für das Wachstum 2020 fällt im regionalen Vergleich mit 3,1 Prozent stark aus, liegt jedoch unter dem durchschnittlichen BIP-Wachstum der vergangenen zehn Jahre (4,4 Prozent).
Der wichtige Fischereisektor büßte im 1. Halbjahr 2019 - saisonal bedingt - 26,3 Prozent ein. Dies wirkte sich auch auf das verarbeitende Gewerbe aus, welches einen Rückgang um 3,8 Prozent verzeichnete. Für Wachstumsimpulse sorgten ein dynamischer Konsum (+2,9 Prozent) sowie eine kräftige Entwicklung des Agrarsektors (+3,7 Prozent) und des Bausektors (+4,9 Prozent). Für die zweite Jahreshälfte wird eine bessere Wirtschaftslage erwartet, worauf aktuelle Konjunkturdaten bereits hindeuten.
Indikator | 2018 | 2019 *) | Vergleichsdaten Deutschland 2018 |
BIP (nominal, Mrd. US$) | 225 | 231 | 3.949,7 |
BIP pro Kopf (US$) | 7.005 | 7.131 | 47.642 |
Bevölkerung (Mio.) | 32,2 | 32,4 | 82,9 |
Wechselkurs (Jahresende, 1 US$ = Neue Sol) | 3,37 | 3,34 | - |
*) Prognose
Quellen: Banco Central de Reserva del Perú (BCRP); Deutsche Bank; Statistisches Bundesamt
Die politische Krise verschärfte sich Anfang Oktober 2019 mit der Auflösung des von der Opposition geführten Parlaments durch Präsident Vizcarra. Zuvor hatte das Parlament versucht, Reformvorschläge Vizcarras zur Bekämpfung der Korruption zu blockieren. Neue Parlamentswahlen werden am 26. Januar 2020 stattfinden. Bis dahin regieren Vizcarra und seine Minister mit Notverordnungen. Die Auflösung des Parlaments stieß auf breite Zustimmung in der Bevölkerung und trieb die Popularität des Präsidenten von 52 auf 82 Prozent.
Trotz der schwachen Wirtschaftslage konnten die Bruttoanlageinvestitionen im 1. Halbjahr 2019 zulegen (+3,6 Prozent), angetrieben in erster Linie von Investitionen des Bausektors (+4,8 Prozent). Allerdings hatten laut INEI auch die Investitionen in Maschinen und Anlagen Auftrieb (+2 Prozent),. Für das Gesamtjahr 2019 und für 2020 erwarten Analysten, dank einem niedrigen Zinssatz und einer allgemein guten Wirtschaftsentwicklung eine Zunahme der Investitionen von knapp 5 Prozent. Eine Stabilisierung der politischen Situation nach erfolgreicher Parlamentswahl im Januar 2020 könnte ebenfalls das Investitionsklima anregen.
Für Verstimmung unter potenziellen Bergbauinvestoren sorgte der Entzug der Baulizenz für die Kupfermine Tía María durch das Ministerium für Energie und Minen Minem (Ministerio de Energía y Minas) im August 2019. Erst einen Monat zuvor hatte das Ministerium dem mexikanischen Bergbauunternehmen Southern Copper die Genehmigung erteilt - die Entscheidung aufgrund erheblicher Proteste der lokalen Bevölkerung im Bundesland Arequipa jedoch wieder zurückgenommen.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (in Mio. US$) | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
Südamerikanische Transkontinentalbahn | 7.500 (voraussichtlicher Anteil Perus an der Gesamtsumme von 14.000) | Vereinbarung unterzeichnet, Bolivien forciert das Projekt, aber kaum Fortschritte | Schienenverbindung zwischen Atlantik- und Pazifikküste durch Peru, Bolivien, Paraguay und Brasilien; 3.755 km |
Metrolinie 3, Lima | 6.600 | Machbarkeitsstudien; soll 2025 in Betrieb gehen | 38 km; Ministerium für Transport und Telekommunikation MTC http://www.mtc.gob.pe |
Metrolinie 2, Lima - Callao | 5.346 | Im Bau aber verzögert; Inbetriebnahme Phase 1: 2020, Phase 2: 2022, Phase 3: 2024 | 35 km; Bau durch ACS, FCC (beide Spanien), Impreglio, Hitachi Rail Italy (beide Italien) http://www.metrolima2.com |
Kupfermine Quellaveco | 5.300 | Im Bau; Produktionsstart 2022 | Tagebau; 300.000 t/Jahr; Anglo American; Luis Vargas, Project Manager, luis.vargasmalaga@angloamerican.com, +51 53 58 44 30 |
Ausbau der Raffinerie Talara | 5.000 | Bau zu 79% fortgeschritten (Stand: September 2019); Inbetriebnahme 2021; Kostenüberschreitungen | Inhaber Petroperú S.A.; Ausbau unter anderem durch Técnicas Reunidas, Grupo Cobra (beide Spanien) und Sinohydro (China) |
Zugverbindung Lima - Ica | 3.264 | Vergabe als PPP Mitte 2019 gescheitert; Regierung sucht alternative Realisierung | 324 km; MTC http://www.mtc.gob.pe/, Proinversión http://www.proinversion.gob.pe |
Hafenterminal Chancay | 3.000 | Vorarbeiten seit 2016; Inbetriebnahme 2022 | 80 km nördlich von Lima; Cosco Shipping Ports Lmtd. (60%), Volcán Compañía Minera S.A.A. (40%) |
Kupfer- und Molybdenmine Los Chancas | 2.800 | Soll 2021 mit der Bauphase starten | Southern Copper; Francisco Arturo Cueto Aservi, Purchasing Manager, acueto@southernperu.com.pe, +51 55 110 355 67 |
Zugstrecke Apurímac-San Juan de Marcona | 2.400 | Vorstudien durch Regierung | 570 km; Abtransport von Rohstoffen aus verschiedenen Minen an die Küste; MTC http://www.mtc.gob.pe |
Eisenerzmine Pampa de Pongo | 2.200 | Umwelt- und Baugenehmigungen erteilt; Projekt soll 2021 mit der Bauphase starten | Jinzhao Mining Peru S.A. http://www.jinzhaoperu.com |
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; BNamericas; Pressemeldungen
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten unter http://www.gtai.de/peru, "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Der Konsum war im 1. Halbjahr 2019 einer der Wachstumsträger der peruanischen Wirtschaft. Sowohl der Haushaltskonsum als auch die Konsumausgaben der öffentlichen Hand verzeichneten ein Plus von 2,9 Prozent. Die Zuwanderung aus Venezuela trug zu dem Anstieg des privaten Konsums bei, so befinden sich rund 900.000 venezolanische Immigranten in Peru. Nur Kolumbien nahm mit 1,5 Millionen Personen noch mehr Venezolaner auf. Seit Peru im Juni 2019 eine Visumspflicht für Venezolaner eingeführt hat, ist die Zuwanderung allerdings deutlich zurückgegangen.
Die Zwölf-Monats-Inflation fiel im August 2019 auf 2 Prozent. Die peruanische Zentralbank setzte daraufhin ihre expansive Geldpolitik fort und reduzierte den Leitzins auf 2,5 Prozent. Führende Banken halten angesichts der geringen Inflation mittelfristig weitere Zinssenkungen für möglich, die wiederum den Konsum anregen würden.
Perus Importe sanken im 1. Halbjahr 2019 im Vergleich zur Vorjahresperiode geringfügig (-0,3 Prozent auf 19,8 Milliarden US-Dollar). Dabei fiel der Import von langlebigen Konsumgütern wie Kfz deutlich (-8,9 Prozent), während Baumaterialien stark zulegten (+10,5 Prozent). Die wichtigsten Einfuhrländer waren China und die USA (zusammen 45,4 Prozent des Gesamtimports), gefolgt von Brasilien, Mexiko und Ecuador. Deutschland stand 2018 auf Platz neun der wichtigsten Lieferländer mit Einfuhren im Wert von 1,1 Milliarden US$.
Die Exporte gingen in der ersten Jahreshälfte 2019 um 3,3 Prozent auf 21,9 Milliarden US$ zurück. Dabei entwickelten sich traditionelle Ausfuhren wie Kupfer, Gold, Zink und Erdöl in US-Dollar gemessen rückläufig(-7,5 Prozent), während sich die nicht-traditionellen Exporte erhöhten(+7,9 Prozent). Zu den wichtigsten nicht-traditionellen Ausfuhren zählten Avocado, Trauben und Meeresfrüchte. Es fallen allerdings weiterhin rund 70 Prozent der Exporte in den traditionellen Bereich.
2017 | 2018 | Veränderung 2018/2017 | |
Importe | 37.830 | 41.105 | 8,7 |
Exporte | 44.238 | 47.709 | 7,8 |
Handelsbilanzsaldo | 6.408 | 6.604 | - |
Quelle: Instituto Nacional de Estadística e Informática (INEI)
Weitere Informationen (zum Beispiel SWOT-Analyse, Branchenberichte) finden Sie unter http://www.gtai.de/peru