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Special | Europa | Seidenstraße

Wo baut China in Europa?

Die neue Seidenstraße führt auch nach Europa. Gerade auf dem Balkan zeigen chinesische Baukonzerne zunehmend Präsenz.

Von Sebastian Holz | Bonn

Mit der Belt and Road Initiative verfolgt China seit 2013 eine breit angelegte Außenwirtschaftsstrategie. Zentraler Bestandteil der Strategie ist der Ausbau von Infrastruktur. Wie sehr sind Chinas Baufirmen in Europa bereits angekommen? Wie unterscheidet sich das Engagement der Konzerne in Nichtmitgliedsstaaten zu Mitgliedsstaaten der Europäischen Union? Germany Trade & Invest hat einige Beispiele aus dem europäischen Infrastrukturbau der letzten Jahre zusammengetragen. Ein Überblick.

  • Chinas Baufirmen fassen in der Europäischen Union bedingt Fuß

    In Mittel- und Osteuropa sowie auf dem Balkan erzielen chinesische Firmen durchaus Erfolge. In Westeuropa aber bleibt es für sie schwierig.

    Die Mitgliedsländer der Europäischen Union (EU) bleiben für chinesische Infrastrukturbaufirmen ein schwieriges Pflaster. Die europäischen Ausschreibungsgesetze erschweren die Anwendung des "chinesischen Finanzierungsmodells": Denn gerade in ärmeren Partnerländern der Belt and Road Initiative bietet China eine Art Paketmodell an. 

    Bei diesem Modell liefern chinesische Banken wie die China Development Bank oder die China Exim Bank die Finanzierung, die implizit oder explizit an die Umsetzung des Projektes durch einen chinesischen Auftraggeber geknüpft ist. Die Übernahme der Aufträge machen die oft staatlichen chinesischen Baukonzerne unter sich aus. Die Gewinner greifen dann auf chinesische Zulieferer zurück, sofern diese die geforderten Teile produzieren können. Ausländische Lieferanten, etwa aus Deutschland, kommen nur in Ausnahmefällen zum Zuge, wenn hoch spezialisierte Lösungen gefragt sind.

    Gleichzeitig aber werden chinesische Firmen immer besser darin, nach EU-Standards zu bauen. So können sie auch freie, europäische Ausschreibungen zusehends für sich entscheiden. Innerhalb der EU gibt es dabei große regionale Unterschiede. Allgemein gilt: Je größer der Aufholbedarf bei der Infrastruktur ist, und je geringer das Budget für die geplanten Baumaßnahmen, desto höher liegen auch die Chancen für eine chinesische Firma, zum Zuge zu kommen.

    Gerade in den Regionen Mitteleuropa und Südwesteuropa konnten sich chinesische Konzerne daher in den vergangenen Jahren etablieren. Dabei profitierten sie auch von Geldern aus den EU-Strukturfonds, die viele Infrastrukturprojekte in der Region unterstützen.

    In Westeuropa haben chinesische Firmen einen schweren Stand

    In Westeuropa tun sich chinesische Baufirmen dagegen noch schwer. Die etablierte lokale Konkurrenz und hohe Qualitätsansprüche machen den Einstieg schwierig. Das größte Projekt, das eine chinesische Firma in der Region umsetzt, ist eine Müllverbrennungsanlage nahe der Stadt Pau in Frankreich im Wert von 225 Millionen Euro. Für diese Anlage hatte der französische Generalunternehmer Urbaser S.A.U. allerdings bereits 2020, also noch vor der Übernahme von Urbaser durch China Tianying im Juni 2021, den Zuschlag erhalten. 

    Ausgewählte Auslandsprojekte chinesischer Firmen in Westeuropa (Projektwert in Millionen Euro)

    Land

    Projekt

    Wert

    Firmen (Mutterkonzern)

    Anmerkungen

    Frankreich

    Modernisierung des Müllheizkraftwerks Pau

    225

    Urbaser (Tianying)

    Aufwändige Modernisierung der Anlage; Vertrag (2020) mit Laufzeit von 20 Jahren

    Italien

    Ausbau der Aluminiumhütte PortoVesme

    100

    China Aluminum International Engineering und Shenyang Aluminium Engineering (Chalieco)

    Vertrag 2019, Inbetriebnahme 2020

    Italien

    Offshore-Windpark Taranto

    k.A.

    MingYang Smart Energy

    Lieferung, Betrieb und Instandhaltung von Offshore-Windturbinen

    Spanien

    Mehrere Fotovoltaikprojekte (137 MW)

    100

    Energy China

    Vertrag 2019; sechs Unterprojekte mit jeweils 19-28MW, teilweise noch im Bau

    Spanien

    Hafenausbau Algeciras (TTIA)

    k.A.

    Shanghai Zhenhua Heavy Industries (CCCC)

    Gewinn der Ausschreibung im März 2021; Kranerhöhung und -verlängerung

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Südosteuropa ist offener für Investitionen aus China

    In den EU-Mitgliedsstaaten in Südosteuropa konnte China bereits besser Fuß fassen. Mit dem 16+1 Format, vormals 17+1, hat China eine Plattform für einen wirtschaftspolitischen Dialog mit den Ländern Mittel- und Südosteuropas etabliert. Die Teilnehmerstaaten profitieren dabei unterschiedlich stark von chinesischen Investitionen.

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    Teilnehmer der 17+1-Initiative | © GTAI

    In Griechenland, der Heimat des nun chinesisch geführten Hafens Piräus, konnten sich chinesische Firmen bei zwei großen Energieprojekten durchsetzen. Eine Tochter der Energy China baut ein großes Solarwärmekraftwerk auf der Insel Kreta. Auf Rhodos errichtet eine chinesische Firma ein Müllheizkraftwerk.

    In Kroatien wird die China Road and Bridge Corporation (CRBC) die Arbeiten am ersten Bauabschnitt der Pelješac-Brücke im Sommer 2022 abschließen. Die 2,5 Kilometer lange Brücke verbindet das kroatische Festland mit der Halbinsel Pelješac und damit zwei Landesteile Kroatiens, die bisher durch den schmalen Meereszugang von Bosnien und Herzegowina voneinander getrennt waren. 85 Prozent der Baukosten in Höhe von 280 Millionen Euro werden aus EU-Mitteln finanziert. Ein Konkurrenzangebot der österreichischen Firma STRABAG unterbot CRBC um 20 Prozent. STRABAG reichte gegen das Ausschreibungsergebnis eine Beschwerde ein – vergeblich.

    In Rumänien entstehen zwei Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke nach europäischem Standard. Die Turbinen werden von Siemens zugeliefert. Abgesichert wird das Projekt von der staatlichen chinesischen Versicherungsgesellschaft Sinosure. Ein anderes Prestigeprojekt chinesisch-rumänischer Kooperation kam dagegen nicht zustande. Das Angebot der China General Nuclear Power Corporation, dem rumänischen Kernkraftwerk Cernavodă zwei Reaktoren hinzuzufügen, wurde im Mai 2020 von der rumänischen Regierung verworfen.

    Ausgewählte Auslandsprojekte chinesischer Firmen in Südosteuropa (Projektwert in Millionen Euro)

    Land

    Projekt

    Wert

    Firmen (Mutterkonzern)

    Anmerkungen

    Bulgarien

    Logistic Center Varna

    120

    China Machinery Engineering Corperation

    Ausbau des Hafens von Varna; Vertrag 2019, im Bau

    Bulgarien

    General Toshevo Windpark (300MW)

    k.A.

    China Zhongyuan Engineering (China National Nuclear Power), North China Engineering (Energy China)

    Vertragsabschluss im August 2021

    Bulgarien

    Belozan Photovoltaic Project

    k.A.

    Power China

    Neubau eines Solarkraftwerkes; Vertrag August 2018

    Griechenland

    Solarwärmekraftwerk auf der Insel Kreta (50MW)

    290

    China Gezhouba International Engineering (Energy China), Zhejiang Supcon Solar Technology

    Designphase abgeschlossen, warten auf Finanzierung

    Griechenland

    Müllheizkraftwerk auf der Insel Rhodos

    130

    China National Complete Plant Import & Export

    Absichtserklärung 2019

    Kroatien

    Peljesac-Brücke

    280

    China Road and Bridge Corperation (CCCC)

    2,5 km lange Verbindungsbrücke; Vertragsunterzeichnung 2018, Eröffnung im Sommer 2022

    Kroatien

    Windenergie-Projekt Senj

    230

    Norinco

    Onshore-Windpark mit 156 MW Leistung; Vertrag 2017, Inbetriebnahme 2021

    Rumänien

    Zwei Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke in Bukarest (540 MW) und Cluj (661 MW)

    k.A.

    Northeast Institute of Energy China

    Vertrag Oktober 2021

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Firmen aus der Volksrepublik machen gute Geschäfte in Mitteleuropa

    In Mittel- und Osteuropa konnten chinesische Firmen sich ebenfalls bereits im Infrastrukturbau etablieren. Die Region beheimatet einige der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der EU und hat dementsprechend einen hohen Bedarf an moderner Infrastruktur. Dabei ist China im Baltikum deutlich weniger erfolgreich als in den Staaten der Visegrád-Gruppe (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn). Das gilt insbesondere für Polen und Ungarn.

    In Polen konnten sich chinesische Infrastrukturbaufirmen in den vergangenen Jahren viele Großprojekte sichern. Die PowerChina-Tochter Stecol setzt mehrere Projekte im Eisenbahn- und Autobahnsektor um. PowerChina baute zwischen 2018 und 2021 außerdem zwei Wasserreservoirs in der Region Niederschlesien. Der staatliche Stromnetzbetreiber China State Grid erhielt mit seiner Tochtergesellschaft, der Pinggao Group, in Polen bereits mehrere Projekte im Energiesektor, darunter Stromleitungen und ein neues Umspannwerk. 

    In Ungarn befindet sich ein Teil eines der Prestigeprojekte der 16+1-Initiative: die Erneuerung der Bahnstrecke Budapest-Belgrad. Das ungarisch-serbische Vorhaben war bereits beim Gründungsgipfel des Formats im Jahr 2013 präsentiert worden. Künftig sollen Passagierzüge auf der Strecke mit bis zu 200 Kilometern pro Stunde verkehren können. Die Linie soll im Anschluss nach Süden über Skopje zum griechischen Hafen Piräus ausgebaut werden.

    Bis 2017 wurden die Modernisierungsarbeiten auf der serbischen Seite weitgehend abgeschlossen. Auf ungarischer Seite brachte ein Ermittlungsverfahren der europäischen Wettbewerbshüter das Projekt zunächst zum Stillstand. Mit der Ankündigung einer neuen Finanzierungsrunde durch die China Exim Bank im April 2020 kam wieder Leben in das Projekt. 85 Prozent der Gesamtkosten in Höhe von 2,1 Milliarden Euro finanziert die chinesische Bank, den Rest steuert die ungarische Regierung bei.

    Ausgewählte Auslandsprojekte chinesischer Firmen in Mitteleuropa (Projektwert in Millionen Euro)

    Land

    Projekt

    Wert

    Firmen (Mutterkonzern)

    Anmerkungen

    Polen

    Onshore-Windpark (324,8 MW)

    568

    China Energy Engineering Group Guangdong Power Engineering (Energy China)

    Fünf Teilprojekte an der Ostseeküste; Vertrag: 2019; teilweise noch im Bau

    Polen

    Erneuerung der Eisenbahnstrecke Czyżew-Białystok

    500

    Power China International Group, Stecol Corporation Tianjin Branch (PowerChina)

    Streckenabschnitt von 71 Kilometern, 5 Stationen; Teil des Projekts Rail Baltica; Vertrag: Juni 2020

    Polen

    Streckenabschnitt Autobahn S14

    305

    Stecol Corporation Tianjin Branch (PowerChina)

    16 Kilometer langer Streckenabschnitt, Ringstraße Łódź. Vertrag 2019, Baubeginn 2020 (35 Monate)

    Polen

    Autobahn A2

    140

    Stecol Corporation Tianjin Branch (PowerChina)

    Streckenabschnitt Groszki-Gręzów (13 Kilometer); Vertrag: Februar 2021

    Polen

    Stromtrasse und Umspannwerk

    120

    Pinggao Group (China State Grid)

    400 kV-Leitung Gdańsk–Żydowo Kierzkowo–Słupsk; Baubeginn 2015, Fertigstellung 2020

    Polen

    Zwei Wasserreservoirs nahe Kłodzko

    69

    PowerChina

    Zwei Wasserreservoirs zum Hochwasserschutz; Baubeginn 2018, Fertigstellung Dezember 2021

    Polen

    Neu- und Umbau Deich und Kanal in Zielona Góra 

    55

    PowerChina International Group, Stecol Corporation Tianjin Branch (PowerChina)

    Mehrere Kanalabschnitte, Deiche, Pumpstation; Baubeginn: Januar 2020 (43 Monate)

    Polen

    Stromtrasse Bacina-Plavska

    n.a.

    Shanghai Electric Power Construction (PowerChina)

    141 km Doppelfreileitung zur Verbesserung der Netzintegration mit Deutschland; Baubeginn Mai 2021

    Ungarn

    Budapest-Belgrad Bahnstrecke

    2100

    China Tiejiuju Engineering & Construction, China Railway Electrification Engineering Group, RM International Zrt.

    159,4 km langer Streckenabschnitt auf ungarischer Seite; Finanzierungszusage China Exim Bank: April 2020

    Ungarn

    Fotovoltaikanlage Kaposvar (100 MW)

    100

    SINOMEC (Sinomach)

    Baubeginn Juli 2019, Inbetriebnahme Mai 2021

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Von Sebastian Holz | Bonn

  • Auf dem Balkan sind chinesische Firmen sehr aktiv

    Chinesische Baukonzerne konzentrieren sich in Europa auf die Balkanregion. Die Nicht-EU-Staaten zeigen sich empfänglicher für chinesische Angebote.

    Die Westbalkanregion hat bis heute einen großen Nachholbedarf an Energie- und Transportinfrastruktur. Verglichen mit dem europäischen Durchschnitt hat die Region eine geringe Schienen- und Straßendichte. Veraltete und emissionsreiche Kraftwerke versorgen die knapp 18 Millionen Einwohner der sechs Länder Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien. 

    Die Europäische Union (EU) unterstützt die Region bereits seit Jahren. Vier der Länder sind EU-Beitrittskandidaten; Bosnien und Herzegowina sowie Kosovo sind potenzielle Beitrittskandidaten. Sie alle profitieren von EU-Geldern, die Reformen vorantreiben, Ausbildungsprogramme unterstützen und auch zum Infrastrukturausbau beitragen. Da der Infrastrukturbedarf aber besonders groß ist, ist für die Länder der Region auch das chinesische Angebot der Belt and Road Initiative (BRI) attraktiv. 

    Fünf der sechs Länder des Westbalkans sind Mitglied der 16+1 Initiative, einem Kooperationsformat von China und 16 mittel- und osteuropäischen Staaten, bei dem es auch um den Infrastrukturausbau in der Region geht. Dabei kommt den Ländern der Region zugute, dass sie mangels EU-Mitgliedschaft nicht an EU-Ausschreibungsverfahren gebunden sind. Damit können sie chinesische Finanzierungsangebote leichter annehmen, wodurch sich auch der hohe Anteil an Projekten erklärt, die von der staatlichen China Exim Bank gefördert werden. Ähnlich wie die China Development Bank ist sie in vielen Partnerländern der neuen Seidenstraße aktiv. Die von chinesischen Institutionen finanzierten Projekte müssen qua Kreditvertrag - dabei häufig von (staatlichen) chinesischen Generalunternehmern - ausgeführt werden.

    Serbien und China stehen sich nahe

    Von den Balkanländern steht Serbien China am nächsten. Unter Präsident Aleksandar Vucic haben die Länder ihre politischen und wirtschaftlichen Beziehungen deutlich vertieft. So spielt China etwa eine bedeutende Rolle beim Ausbau der Digitalinfrastruktur in Serbien. 

    Aber auch im Bausektor haben sich chinesische Konzerne längst etabliert. Die Liste der chinesischen Bauprojekte in Serbien ist die vielfältigste und gewichtigste in ganz Europa. Firmen aus der Volksrepublik bauen mehrere Abwasseranlagen und modernisieren Kraftwerke. Sie erweitern auch die Belgrader U-Bahn. Mehrere Autobahnprojekte, darunter die Strecke E763, Teil des Prestigeprojekts "Korridor XI", werden ebenfalls mit chinesischer Hilfe erbaut. Alleine diese Route schlägt mit fast 1 Milliarde Euro zu Buche. Viele der Projekte werden von der China Exim Bank finanziert.

    Ausgewählte Auslandsprojekte chinesischer Firmen in Serbien (Projektwert in Millionen Euro)

    Projekt

    Wert

    Firmen (Mutterkonzern)

    Anmerkungen

    U-Bahn Belgrad

    6000

    PowerChina, Alstom, Egis, Schneider

    Zwei neue Linien mit 20 und 23 Haltestellen; Absichtserklärung 2020, Vertrag Mai 2021; Finanzierung durch Frankreich, China, Serbien

    Umbau der Stahlfabrik Smederevo

    1400

    China Metallurgical Construction Engineering Group

    Modernisierung des 2016 von Heesteel erworbenen Kraftwerks; Baubeginn 2019

    Budapest-Belgrad Bahnstrecke

    1045

    China Railway Group, CCCC

    Finanziert durch China Exim Bank; Modernisierung von insgesamt 183,1 km Strecke; Baubeginn 2017, Fertigstellung bis 2024

    Autobahn E763 (Corridor 11)

    952

    Shandong Hi-Speed Group, CCCC

    Finanziert durch China Exim Bank; Neubau mehrerer Bauabschnitte (mindestens 120 km von insgesamt 269 km); erste Verträge 2016, teilweise noch im Bau

    Reifenfabrik Linglong

    800

    Energy China Tianjin

    Neubau einer Reifenfabrik der Firma Linglong in der Freihandelszone Zrenjanin; Vertrag 2018k, Fertigstellung bis 2025

    Abwasseranlage in Veliko Selo, Belgrad

    800

    China Machinery Engineering Corporation

    Mehrere Teilprojekte, Vertrag 2020

    Kostolac Kraftwerk Phase II

    640

    China Machinery Engineering Corporation

    350 MW Kohlekraftwerk nach EU-Emissionsstandards in Pozarevac; Baubeginn 2017

    Fruskogorski-Korridor

    606

    China Road and Bridge Corporation (CCCC)

    Finanziert durch China Exim Bank; Neubau von 48 km Verbindungskorridor zwischen E75 und E70 mit Brücken und Tunneln; Vertrag und Baubeginn 2021

    Autobahn Belgrad-Zrenjanin-Novi Sad

    530

    Shandong Hi-Speed Group

    106 km Neustrecke; Baubeginn 2021

    Industriepark in Borca, Belgrad

    229

    China Road and Bridge Corporation (CCCC)

    Bau eines Industrieparks für die Ansiedelung von chinesischen Gewerbe-, Logistik- und Hochtechnologiefirmen; Vereinbarung 2018, Bau hat noch nicht begonnen

    Autobahnbrücke E70/E75 über den Fluss Sava

    227

    PowerChina, Azvirt

    Finanziert durch China Exim Bank; Neubau einer Autobahnbrücke nach EU-Standard; Vertrag 2016

    Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk Pancevo (160 MW)

    212

    Shanghai Electric, Energy China Tianjin

    Kraftwerk soll Raffinerie Pancevo und Stadtbevölkerung versorgen; Baubeginn 2018

    Fernwärmeleitung Obrenovac

    210

    SEPCO II, PowerChina

    Finanziert durch China Exim Bank; Vertrag 2017, im Bau

    Autobahnabschnitt Iverak-Lajkovac

    158

    China Shandong Economic Technical Coorperation Group

    18,3 km lange Anbindung an E763 in Lajkovac; Baubeginn Juni 2020

    Autobahn E75 "Donaukorridor" 

    k.A.

    Shandong Hi-Speed Group

    68 km langer Autobahnabschnitt der E75; Vertrag 2021

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Balkan Investigative Reporting Network

    In Bosnien baut China Energieinfrastruktur

    In Bosnien und Herzegowina liegt der Fokus der chinesischen Aktivitäten auf der Energiewirtschaft. Gleich mehrere Wasser- und Kohlekraftwerke wurden oder werden von chinesischen Firmen gebaut oder modernisiert. Die Ankündigung von September 2021, dass China künftig keine Kohleprojekte mehr finanzieren werde, wirkt sich dabei auf bereits geplante Projekte wie das Braunkohlekraftwerk Bonavici aus, dessen Finanzierung sich derzeit in der Schwebe befindet. Auch in Bosnien übernehmen die China Exim Bank und China Development Bank die Finanzierung vieler Bauprojekte.

    Ausgewählte Auslandsprojekte chinesischer Firmen in Bosnien und Herzegowina (Projektwert in Millionen Euro)

    Projekt

    Wert

    Firmen (Mutterkonzern)

    Anmerkungen

    Tuzla 450MW Kohlekraftwerk

    722

    Gezhouba Group

    Finanzierung durch China Exim Bank; Vertrag 2014, Baubeginn 2020

    Ugljevik III Kraftwerk (2x350 MW) und Tagebau

    700

    China National Electric Engineering Company (Sinomach)

    Finanziert durch China Development Bank; Vertrag Juli 2021

    Braunkohlekraftwerk Bonavici (350 MW)

    450

    Dongfang Electric

    Finanziert durch ICBC China; angekündigt 2013, mehrmals verschoben, Finanzierungsschwierigkeiten

    Stanari Kohlekraftwerk (300 MW)

    350

    Dongfang Electric

    Finanziert durch China Development Bank; erstes Projekt im Rahmen der 16+1 Initiative; Inbetriebnahme 2016

    Banja Luka-Prijedor Autobahn

    297

    Shandong Hi-Speed Group

    Vierspurig, 42 km, 7 Tunnel, 35 Brücken; Vertrag 2017, Baubeginn 2021 (36 Monate)

    Banja Luk-Novi Grad-Dobrljin 

    265

    Shandong Hi-Speed Group

    110 km Bahnstrecke; vereinbart 2017, noch kein Baubeginn

    Dabar Wasserkraftwerk

    240

    Gezhouba Group

    Finanzierung durch China Exim Bank; Trebinje Region; 160 MW; Vertrag vom 04.05.20

    Buk Bijela Wasserkraftwerk (93,52 MW)

    200

    China National Aero-Technology International Engineering

    Finanzierung durch China Exim Bank; Wasserkraftwerk über dem Fluss Drina in der Republika Srpska; vereinbart 2017

    Čapljina Autobahn

    100

    China State Construction, PowerChina

    Bau eines 10 km langen Streckenabschnittes mit Brücken; Teil des Paneuropäischen Korridors V

    Wasserkraftwerk Bistrica

    90

    China National Aero-Technology International Engineering

    Vertrag 2019

    Ulog Wasserkraftwerk (34,44 MW)

    70

    PowerChina

    Baubeginn 2019, geplante Fertigstellung März 2024

    Flughafen Trebinje

    50

    China National Aero-Technology International Engineering

    Neubau Flughafen in Republika Srbska; Vertrag 2019, im Bau

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Balkan Investigative Reporting Network

    Chinesische Firmen bauen Straßen in Montenegro und Nordmazedonien

    Geringer fällt das chinesische Engagement in den kleineren Balkanstaaten Montenegro und Nordmazedonien aus. Aber auch dort konnten sich Sinohydro und andere chinesische Firmen Aufträge sichern, speziell in den Bereichen Straßenbau, Wasserkraft und Windkraft. Das Kohlekraftwerk Pljevlia in Montenegro soll bis 2023 an europäische Standards angepasst werden. Auftragnehmer ist die chinesische Dongfang Electric Corporation.

    Die Bar-Boljare-Autobahn in Montenegro machte im vergangenen Jahr international Schlagzeilen. Das Land hatte sich trotz negativer Machbarkeitsstudien der EU für die Umsetzung des komplizierten Projektes entschieden, das eine gefährliche Serpentinenroute ersetzen soll. Dafür wurde bei der China Exim Bank ein Kredit in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar aufgenommen. Nachdem die montenegrinische Regierung im Jahr 2021 Schwierigkeiten bekommen hatte, den Kredit zu bedienen, schloss sie ein Abkommen mit drei westlichen Banken, mit dem die Rückzahlungszinsen halbiert werden konnten.

    Ausgewählte Auslandsprojekte chinesischer Firmen in Montenegro and Nordmazedonien (Projektwert in Millionen Euro)

    Land

    Projekt

    Wert

    Firmen (Mutterkonzern)

    Anmerkungen

    Nordmazedonien

    Kicevo-Ohrid Autobahn

    370

    Sinohydro

    Finanziert durch China Exim Bank; 56,6 km Teil vom europäischen Korridor VIII; Baubeginn Mai 2014

    Nordmazedonien

    Miladinovci-Stip Autobahn

    203

    Sinohydro

    Finanziert durch China Exim Bank; vereinbart 2013, eröffnet 2019

    Nordmazedonien

    Kozjak Wasserkraftwerk (2x40 MW)

    150

    China International Water & Electric Corporation (Three Georges Group)

    Finanziert durch Bank of China; Juni 2004 Inbetriebnahme; Erweiterung auf 100 MW 2009

    Montenegro

    Bar-Boljare Autobahn

    867

    China Road and Bridge Corporation (CCCC)

    Finanziert durch China Exim Bank; Gesamtlänge 180 km; Baubeginn 2015, Fertigstellung 2022

    Montenegro

    Mozura Windpark (23x2 MW)

    87

    Shanghai Electric, Enemalta

    Inbetriebnahme 2019.

    Montenegro

    Umbau des Kohlekraftwerks Pljevlja I

    55

    Dongfang Electric 

    Anpassung an EU-Standards; Vertrag Juni 2021, Umsetzung bis 2023

    Montenegro

    Renovierung der Straße M2 zwischen Tivat-Budva

     k.A.

    China Civil Engineering Construction

    Vertrag Juli 2021

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Balkan Investigative Reporting Network

    In Albanien und im Kosovo ist China kaum aktiv

    In Albanien hält sich das chinesische Engagement im Bausektor in Grenzen. Die chinesische Geo-Jade Petroleum Corporation kaufte im Jahr 2016 Albaniens einziges Ölfeld von seinem kanadischen Vorbesitzer. Chinas größter Kupferkonzern Jiangxi Copper Corporation hält 50 Prozent der Anteile am türkischen Bergbaukonzern Nesko Metal und ist darüber auch an Albaniens Ölfeldern beteiligt. Zwischen 2016 und 2020 war der Flughafen Tirana im Besitz der China Evergrande Group, bevor der albanische Ölkonzern Kastrati den Flughafen zurückkaufte. Größere chinesische Bauprojekte finden sich in dem Land dagegen nicht.

    Wenig transparent sind Chinas wirtschaftliche Aktivitäten in Kosovo. Die Volksrepublik erkennt die Unabhängigkeit des Landes offiziell nicht an. Die beiden Länder handeln trotzdem miteinander, am Infrastrukturbau im Kosovo beteiligt sich China aber bislang nicht.

    Von Sebastian Holz | Bonn

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