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Branche kompakt | Frankreich | Automobilsektor

Markttrends

Frankreichs Autoindustrie hat die Coronatalsohle durchschritten. Hersteller und Zulieferer richten sich auf Elektromobilität aus. Die Nachfrage nach Neuwagen aber bleibt schwach.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Der französische Automobilmarkt erholt sich nach schwierigen Jahren, steht aber nach wie vor unter Druck. Produktion und Zulassung von Neufahrzeugen ziehen wieder an, erreichen allerdings noch nicht das Niveau von 2019. Hersteller und Zulieferer haben sich auf das EU-Verbot von Verbrennerfahrzeugen ab 2035 eingestellt und die Kehrtwende hin in Richtung E-Mobilität vollzogen. Die beiden französischen Großkonzerne Stellantis und Renault investieren massiv in Umbau und Verschlankung der Produktion. Auch die Zulieferindustrie steht im Transformationsprozess. Insbesondere im Batteriesektor kommen neue Akteure auf den Markt und investieren in Gigaproduktionen. Großzulieferer wie Forvia und OPMobility (ehemals Plastic Omnium) erweitern ihre Aktivitäten hin in Richtung Wasserstoffmobilität.  

69 %

der Neuzulassungen von Pkw / leichten Lkw im Jahr 2023 sind Modelle der französischen Gruppen Stellantis und Renault.

Schwache Nachfrage hemmt Produktion und Absatz von Neuwagen

Die Zulassungen in den Jahren 2023 und 2024 erreichen ein höheres Niveau als 2021 und 2022, bleiben allerdings noch hinter den Zahlen aus dem Vorcoronajahr 2019 zurück. Verbraucher bleiben angesichts hoher Finanzierungskosten und einer unsicheren wirtschaftlichen und politischen Gesamtlage zurückhaltend beim Kauf von Neuwagen. Der französische Fuhrpark altert zusehends. Das Durchschnittsalter der französischen Pkw-Flotte liegt bei knapp 12 Jahren.

Fahrzeuge der beiden französischen Autokonzerne Stellantis und Renault sind nach wie vor in Frankreich am beliebtesten. Knapp 54 Prozent aller in Frankreich verkauften Kfz kommen aus den Werken der französischen Schmieden. Am besten verkaufen sich Kleinwagen wie der Peugeot 208 oder der Renault Clio. Auch Fahrzeuge von Toyota laufen anhaltend gut. Erfolgreichster deutscher Autobauer ist Volkswagen, der mit den Modellen T-Roc, dem Golf oder dem Polo jeweils einen Marktanteil von einem Prozent abdeckt.

 

 

Neuzulassungen von Pkw nach Herstellern in Frankreich 2023Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent

Hersteller

Absatz

Veränderung 2023/2022

Marktanteil Jahr

Renault (Gruppe Renault)

277.914

17,6

15,7

Peugeot (Gruppe Stellantis)

241.512

-1,7

13,6

Dacia (Gruppe Renault)

156.390

19,5

8,8

Citroen (Gruppe Stellantis)

125.932

-3,0

7,1

Toyota

107.950

7,7

6,1

Quelle: Plateforme de la Filière Automobile (PFA) 2024

 

In der Produktion sind Probleme wie Chipmangel und Lieferketten nicht mehr von Bedeutung, nunmehr hemmt die schwache Nachfrage die Produktion. Zwar zieht diese im Jahr 2023 im Vorjahresvergleich um 8 Prozent an und erreicht gut 1,5 Millionen Fahrzeuge. Dennoch wurden 2023 immer noch 31 Prozent weniger Fahrzeuge gebaut als im Jahr 2019. 

Hybridfahrzeuge gewinnen an Käufergunst

Verbrennerfahrzeuge verlieren an Marktanteilen. Gerade Dieselfahrzeuge verkaufen sich zusehends schlechter. Dafür gewinnen Hybridfahrzeuge, aber auch E-Autos neue Kundschaft. In den ersten fünf Monaten 2024 erreichten aufladbare Hybride und E-Fahrzeuge laut dem französischen Automobilverband PFA einen Marktanteil bei den Neuzulassungen von 26 Prozent. Hybridfahrzeuge profitieren zwar nicht mehr von Kaufboni wie Elektroautos, sind aber günstiger und reichweitenstärker als E-Autos und ausreichend emissionsarm, um auch in Zeiten verschärfter Abgasnormen in den Umweltzonen der großen städtischen Agglomerationen Paris, Lyon oder Straßburg fahren zu können. 

Sonderaktionen wie das von der Regierung in den Monaten Januar und Februar 2024 angebotene staatlich geförderte Sozialleasing befeuern zu Beginn des Jahres 2024 den Absatz von E-Autos. Zur Mitte des Jahres hingegen stagnieren die Absätze von E-Fahrzeugen. Verbraucher warten auf die für Ende 2024, Anfang 2025 angekündigten Kleinmodelle von Renault und Stellantis, die bei Anrechnung von Kaufprämien einen Preis von unter 20.000 Euro erreichen sollen.

Autoindustrie schwenkt auf dekarbonisierte Mobilität um

Wie die deutsche steht auch die französische Industrie in der rasanten Transformation hin in Richtung dekarbonisierte Mobilität. Standen 2022 auch französische Autobauer dem EU-Verbot von Verbrennerfahrzeugen ab 2035 noch ablehnend gegenüber, haben sie ihre Geschäftsmodelle nunmehr auf die E-Sparte hin verlagert. Die Entwicklung erschwinglicher E-Autos, die auch gegenüber der chinesischen Konkurrenz nicht nur bestehen, sondern auch führen können, steht bei den beiden französischen Autobauern Stellantis und Renault im Fokus.

Die traditionelle Zulieferindustrie hingegen leidet. Zulieferer versuchen, sich in Richtung E- und Wasserstoffmobilität hin umzuorientieren oder erschließen sich neue Geschäftsfelder wie den Verteidigungssektor. 

Wasserstoffmobilität steht noch in zweiter Reihe

Das Thema Wasserstoff gewinnt insbesondere im Bereich der Schwermobilität an Zugkraft. Zulieferer und Automobilhersteller arbeiten an Zukunftslösungen. Allerdings ist hier die Stimmung in der Branche noch abwartend. Aufgrund unsicherer Aussichten hinsichtlich der mittelfristigen Rentabilität von Wasserstoffprojekten bleiben Geldgeber und Investoren zögerlich, Entwicklungen in hohem Tempo voranzutreiben. Zudem fokussieren Autobauer und Zulieferer ihre Investitionen vorerst auf die Entwicklung der E-Mobilität. 

Mobilitätsdaten werden rentables Geschäftsmodell

Das Geschäft mit Fahrzeugsoftware gewinnt an Gewicht. Renault und Stellantis verstärken ihre Kooperationen mit Technologieanbietern wie Amazon und Google. Das Auto wird vom reinen Fortbewegungsmittel zum rollenden Computer und Generator multipler Datensätze. Stellantis baut den Digitalbereich zu einem wichtigen Standbein seiner Geschäftstätigkeiten aus und will sich vom reinen Autobauer hin zu einem Technologieunternehmen der Mobilität entwickeln. Ab 2030 soll Digitalisierung und Datenkommerzialisierung laut Unternehmensmeldungen jährliche Umsätze von 20 Milliarden Euro generieren. 

 

 

 

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