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Branchen | Griechenland | Lebensmittel

Griechische Lebensmittelindustrie erwartet mehr Umsatz

Steigende Lebensmittelpreise führen zu höheren Umsätzen der Branche. EU-Fördermittel sollen die Industrie wettbewerbsfähiger machen.

Von Michaela Balis | Athen

Die Umsatzaussichten der griechischen Nahrungsmittelindustrie sind positiv. Für das 2. Halbjahr 2023 gehen 80 Prozent der Branchenunternehmen von einer Steigerung der Verkaufserlöse um rund 3 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode aus. Dies geht aus einer Umfrage des Instituts des Einzelhandels für Verbrauchsgüter (Ielka) unter 150 Unternehmensvertretern hervor. Allerdings ist der erwartete Zuwachs in erster Linie auf inflationsbedingte Preissteigerungen zurückzuführen. Das Absatzvolumen hingegen sinkt.

Das Jahr 2024 stimmt Marktexperten optimistischer: Demnach könnte der Branchenumsatz im kommenden Jahr um bis zu 10 Prozent steigen. Impulse sollen dabei vor allem aus dem Ausland kommen. Das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen der inländischen Haushalte hingegen erlaubt keine großen Sprünge. Die Preise für Lebensmittel in Griechenland sollen ab Anfang 2024 wieder sinken. Auch forderte das Entwicklungsministerium die Lebensmittelindustrie dazu auf, die Preise ab Dezember 2023 für mindestens sechs Monate freiwillig um 5 Prozent zu senken. Damit sollen die griechischen Haushalte entlastet werden. Zwischen 2021 und 2023 waren die Preise für Lebensmittel und Getränke um rund ein Viertel gestiegen, so Elstat. Das lag an höheren Energie-, Transport- und Kreditkosten sowie an Rohstoffengpässen in der Industrie.

Neue Märkte und größere Marktanteile im Ausland werden angestrebt

Die griechische Lebensmittel- und Getränkeindustrie ist stark exportorientiert: Etwa 40 Prozent der Produktion werden ausgeführt. Dabei legten die Branchenexporte 2022 um knapp ein Viertel auf fast 6 Milliarden Euro zu. Der Anteil der verarbeiteten Lebensmittel und Getränke an den gesamten Exporten des Landes liegt bei 11 Prozent, schreibt das griechische Institut für Wirtschafts- und Industrieforschung (IOBE) in einer im Juni 2023 veröffentlichten Studie zur Lebensmittelindustrie. Die wichtigsten Güter sind verarbeitetes Obst und Gemüse sowie Olivenöl und Milchprodukte. Hauptabnehmerländer sind Italien, Deutschland und die USA.

Umsatz von Nahrungsmitteln in Griechenland (in Millionen Euro, Veränderung in Prozent)
Nace-CodeSparte

2021

Veränderung 2021/2020

105

Milchverarbeitung

3.154

7,3

103

Obst- und Gemüseverarbeitung

1.890

8,9

107

Herstellung von Back- und Teigwaren

1.402

10,5

101

Schlachtung und Fleischverarbeitung

1.255

7,9

106

Herstellung von Stärke, Stärkeerzeugnissen, Reis

1.057

13,6

1107

Herstellung von Erfrischungsgetränken, Gewinnung natürlicher Mineralwasser

1.074

26,7

104

Herstellung pflanzlicher und tierischer Fette und Öle

780

34,2

1085

Herstellung von Fertiggerichten

557

8,2

1105

Herstellung von Bier

392

-3,2

Quelle: Prodcom 2023; Statistikamt Elstat 2023

Die Industrie strebt die Erschließung neuer sowie den Ausbau ihrer Anteile in bestehenden Märkten an. Um international wettbewerbsfähiger zu werden, investiert sie in neue Maschinen und Technologien. Für kleine Unternehmen ist der Zugang zu Kapital allerdings häufig beschränkt, was eine Expansion erschwert. Knapp 90 Prozent der rund 15.000 Branchenunternehmen beschäftigen nicht einmal zehn Mitarbeiter. Weniger als 2 Prozent der Unternehmen zählen zwischen 50 und 250 Mitarbeitern, so IOBE.

Eine der größten Herausforderungen der Lebensmittelindustrie ist der Fachkräftemangel. Branchenverbände wollen dem entgegensteuern und in die Ausbildung von Arbeitnehmern investieren. Darüber informiert Athanasios Syrianos, Präsident der Hellenic Breweries of Atalanti und Vorsitzender des Industrieverbands für Thessalien und Zentralgriechenland.

EU-Finanzmittel treiben Modernisierung voran

Die meist kleinen Produzenten haben nicht das nötige Kapital, um ihre Betriebe zu erneuern. Um Anschaffungen, Exporte, Fusionen und Akquisitionen anzuregen, lockt die griechische Regierung mit nationalen und europäischen Fördermitteln. Fast 4 Milliarden Euro aus dem EU-Partnerschaftsvertrag 2021 bis 2027 stehen kleinen und mittleren Unternehmen zur Verfügung, um Exporte, Cluster und Synergien auszubauen.

Rund 600 Millionen Euro aus dem EU-Aufbaufonds sollen insgesamt in die griechische Agrar- und Lebensmittelbranche fließen. Das Ziel ist, die Produktion und die Exporte zu steigern. Insbesondere die ökologische Verarbeitung, Präzisions- und Vertragslandwirtschaft sowie die Zusammenarbeit zwischen Landwirten und dem verarbeitenden Gewerbe werden gefördert. Neugegründete Unternehmen, die Agrarprodukte verarbeiten wollen, stehen Fördermittel im Rahmen des Investitionsförderungsgesetzes G.4487/2022 zur Verfügung.

Fusionen und Übernahmen sind gängige Praxis

In den vergangenen Jahren gab es in der griechischen Nahrungsmittelindustrie eine Reihe von Übernahmen. Konzerne kauften kleinere Unternehmen auf. Dabei handelte es sich vorrangig um Unternehmen, die in finanziellen Schwierigkeiten steckten. Ein reges Interesse an Übernahmen gab es auch im Jahr 2022, informiert die Studie "Deals in Greece" der internationalen Beratungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PWC) vom Februar 2023:

  • So erwarb beispielsweise die griechische Holdinggesellschaft Bespoke SGA bis Mitte 2023 insgesamt 60 Prozent der Schokoladenfirma ION und 100 Prozent des Fischverarbeiters Amvrosia. 
  • Gemeinsam mit dem Investmentfondsmanager des Kapitalfonds EOS Hellenic Renaissance Fund kaufte Bespoke den Saftproduzenten Hellenic Juices S.A. 
  • Das Molkereiunternehmen Delta stieg mit 70 Prozent in den Käseproduzenten und -exporteur Kourellas S.A. ein. 
  • Die Molkereigesellschaft Hellenic Diaries kaufte den Konkurrenten Agno auf. 
  • Der türkische Fischverarbeiter Dardanel Onentas Gida Sanayi AS erwarb das Unternehmen Kallimanis S.A., das Tiefkühlfischkost produziert.
Wichtigste Unternehmen der Lebensmittelindustrie (Umsatz in Mio. Euro)
Unternehmen Sparte

Umsatz 2022

Soya Hellas S.A. Herstellung von Ölen und Fetten (ohne Margarine und ähnliche Nahrungsfette)

468

Soya Mills S.A.Herstellung von Futtermitteln für Nutztiere

458

Nitsiakos S.A.Geflügel

401 1)

Nestle Hellas S.A.Verarbeitung von Kaffee und Tee, Herstellung von Kaffee-Ersatz

379

Hellenic Diaries S.A.Milchverarbeitung (ohne Herstellung von Speiseeis)

328 1)

Pettas Pavlos S.A.Herstellung von Ölen und Fetten (ohne Margarine und ähnliche Nahrungsfette)

274

Ioannina Agricultural Poultry Cooperative PindosGeflügel

270 2)

Delta S.A.Milchverarbeitung (ohne Herstellung von Speiseeis)

225 1)

Papadopoulos S.A.Herstellung von Dauerbackwaren

216

Pepsico S.A.Produktion von Snacks und Süßigkeiten

201

1 Angabe für 2021; 2 Angabe für 2019Quelle: ICAP CRIF 2023

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