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Wirtschaftsumfeld | Jordanien | Arbeitsmarkt

Handwerker für Deutschland

Ein neues Zentrum für Arbeitsmobilität soll deutsche Ausbildung nach Jordanien und jordanische Fachkräfte nach Deutschland bringen. Über den Start eines Migrationspilotprojekts.

Von Detlef Gürtler | Berlin

Mit prominenter politischer Beteiligung ging am 7. November 2023 ein "Deutsch-Jordanisches Zentrum für Arbeitsmobilität" an den Start. Die jordanische Arbeitsministerin Nadia Rawabdeh und die deutsche Entwicklungsministerin Svenja Schulze eröffneten gemeinsam das Zentrum in der jordanischen Hauptstadt Amman. Beide betonten dabei das Anliegen, sowohl zu besserer Ausbildung in Jordanien als auch zur Beschäftigung jordanischer Fachkräfte in Deutschland beizutragen. 

Beitrag zu praxistauglicher Migrationspolitik

Schulze hob darüber hinaus den Beitrag zur deutschen Migrationspolitik hervor: "Die Vereinbarung mit Jordanien ist ein konkretes Beispiel dafür, wie wir Migration stärker ordnen – zusammen mit Partnerländern und mit praxistauglichen Ansätzen." 

Das Zentrum in Amman wird von den jordanischen Büros des Goethe-Instituts und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) betrieben. Es ist eines von insgesamt neun Migrationsberatungszentren, deren Einrichtung Schulze zusammen mit Arbeitsminister Hubertus Heil bei einem gemeinsamen Besuch in Ghana im Februar 2023 angekündigt hatte. Als weitere Standorte neben Jordanien und Ghana sind vorgesehen: Nigeria, Marokko, Tunesien und Ägypten in Afrika sowie Irak, Pakistan und Indonesien in Asien. 

Anfänglicher Schwerpunkt auf Berufsausbildung

Wichtiger Kooperationspartner aus der deutschen Wirtschaft ist in Jordanien der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Mit ihm, so Ministerin Schulze, soll sowohl die Ausbildung für den jordanischen Markt als auch die Rekrutierung für Deutschland vorangetrieben werden. Michael Olma, Referatsleiter Außenwirtschaft/Entwicklungspolitik beim ZDH, erläutert den doppelgleisigen Ansatz dieses Pilotprojekts: "Zu Beginn des Ausbildungsjahrs 2024 soll eine erste Gruppe sprachlich qualifizierter Jordanierinnen und Jordanier nach Deutschland kommen, um hier eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen. Ebenfalls für 2024 ist auch der Einstieg in die Berufsausbildung in Jordanien geplant." 

Während für den Deutschland-Part anfangs noch keine Berufsfestlegung erfolgt, ist die Qualifizierung in Jordanien von Beginn an auf einzelne Berufe beschränkt. Zwei Ausbildungsgänge seien bereits festgelegt: Kfz-Mechatroniker mit Schwerpunkt E-Mobilität sowie Bäcker. Weitere Berufe sollen allerdings noch ergänzt werden; insbesondere sei hier an grüne Berufe gedacht, etwa aus den Bereichen Wasser-, Umwelt- und Energietechnik. In den auszuwählenden Berufsfeldern soll es sowohl im jordanischen als auch im deutschen Markt Bedarf geben. Die im Verlauf des jordanischen Pilotprojekts gemachten Erfahrungen "sollen in weitere Ausbildungspartnerschaften einfließen, sofern sich das Konzept bewährt", sagt ZDH-Experte Olma.

Günstige Bedingungen für Fachkräftegewinnung

Jordanien bietet günstige Bedingungen für einen Einstieg in die Fachkräftegewinnung außerhalb Europas. Das Land verfügt über ein hohes Potenzial an gut ausgebildeten jungen Menschen, etwa 20 Prozent der 11 Millionen Einwohner sind zwischen 15 und 24 Jahre alt. Auf dem heimischen Arbeitsmarkt finden sie allerdings nur selten adäquate Jobs: Die Arbeitslosenquote junger Erwachsener liegt bei etwa 40 Prozent. Die Arbeitsmigration, derzeit vor allem in die Golfstaaten, ist gesellschaftlich akzeptiert und wird von der Regierung unterstützt.

Der Erwerb deutscher Sprachkenntnisse ist zwar in Jordanien wie in vielen anderen Ländern eine Hürde, aber keine unüberwindliche, wie insbesondere das Beispiel der Deutsch-Jordanischen Universität (GJU) zeigt. Deren Studierende müssen nicht nur Deutschkenntnisse der Stufe B2 nachweisen, sondern verbringen auch ein komplettes Studienjahr in Deutschland - die Hälfte davon in einem Unternehmenspraktikum. Die Erfahrungen und Verbindungen dieses Großprojekts der deutschen Bildungszusammenarbeit stellen denn auch ein wertvolles Potenzial für die zukünftige Entwicklung des Deutsch-Jordanischen Zentrums für Arbeitsmobilität dar, sobald dieses über seinen ursprünglichen Schwerpunkt auf Berufsausbildung hinauswächst.

 

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