Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Interview | Zentralasien | Schul- und Labormöbel

"Es kommt darauf an, vor Ort zu sein und Kontakte zu pflegen"

Zentralasien ist keine reiche Region, doch bei Prestigeprojekten wird nicht gespart und auf "Made in Germany" gesetzt. Diese Chancen wissen deutsche Unternehmen zu nutzen.

Von Viktor Ebel | Almaty

Jochen Früh, CEO und Vorsitzender des Vorstands, Waldner Holding, Laboreinrichtung und Lernräume für Bildungsreinrichtungen in Zentralasien Jochen Früh, CEO und Vorsitzender des Vorstands, Waldner Holding, Laboreinrichtung und Lernräume für Bildungsreinrichtungen in Zentralasien | © rampant.pictures

Zentralasien ist eine wirtschaftlich aufstrebende Region. Dass trotz klammer Kassen auch im Gesundheits- und Bildungssektor Chancen für deutsche Unternehmen lauern, zeigt das Unternehmen Waldner aus dem Allgäu. CEO und Vorstandsvorsitzender der Waldner Holding Jochen Früh und der für Zentralasien zuständige Regionaldirektor Alexander Starovoit erläutern, warum bei Investitionen in die Zukunft auf deutsche Ausrüstung gesetzt wird und welche Herausforderungen es zu überwinden gilt.

Im Sommer 2025 wurde in Kirgisistan, in der Stadt Tscholpon-Ata am Issyk-Kul-See, die Präsidentenschule "Akylman“ eröffnet. Waldner lieferte dafür Spezialmöbel. Herr Früh, was zeichnet solche Schulen aus?

Jochen Früh: Nach der Unabhängigkeit der zentralasiatischen Länder in den 1990er Jahren mussten die Bildungssysteme umstrukturiert werden. Denn sie waren gekennzeichnet durch schlechte Ausstattung und veraltete Lernmethoden. Um das Bildungsniveau auf internationale Standards zu heben und neue Eliten auszubilden, initiierten die Präsidenten in den folgenden Jahrzehnten sogenannte Präsidentenschulen.

Das sind nationale Leuchtturmprojekte, die neben mehrsprachigem Unterricht einen Schwerpunkt auf MINT-Fächer und moderne pädagogische Methoden legen. Hier kommen unsere Möbel und Raumkonzepte ins Spiel: Sie schaffen eine hochwertige und inspirierende Lernumgebung, in der junge Menschen selbstorganisiert oder in der Gruppe tüfteln, experimentieren und begreifen können.

Herr Starovoit, Sie sind der Regionaldirektor für Zentralasien. Wo werden Spezialmöbel von Waldner in der Region sonst noch eingesetzt?

Alexander Starovoit: Neben Kirgisistan haben wir bereits mehrere Bildungseinrichtungen in Kasachstan ausgestattet, neben den Präsidentenschulen auch private Lehranstalten wie die Miras International School, die High Tech Academy sowie den neuen Tech-Hub an der Haileybury School.

Auch die führenden Hochschulen des Landes gehören zu unserem Kundenstamm, darunter die Nazarbayev University in Astana und die Al-Farabi Kazakh National University in Almaty. Waldner ist dort präsent, wo Länder in Qualität und Innovation investieren.

"Wir sehen in Usbekistan Potenzial und haben den Markt bereits im Blick."

Alexander Starovoit, Regional Director Africa, CIS & Baltics, Waldner Holding, Laboreinrichtung und Lernräume für Bildungseinrichtungen in Zentralasien Alexander Starovoit, Regional Director Africa, CIS & Baltics, Waldner Holding, Laboreinrichtung und Lernräume für Bildungseinrichtungen in Zentralasien | © Alexander Starovoit

Was ist mit Usbekistan, dem bevölkerungsreichsten Land in der Region?

Alexander Starovoit: Wir sehen dort Potenzial und haben den Markt bereits im Blick. Ähnlich wie Kirgisistan, macht Usbekistan gerade einen Entwicklungssprung. Wenn Staaten bereit sind, in die Zukunft zu investieren, entscheiden sie sich beim Kauf von Ausrüstung bewusst für ein höheres Niveau.

Dann kommt es darauf an, vor Ort zu sein, Kontakte zu pflegen und seinen First-Mover-Vorteil zu nutzen. Das tun wir, indem ich regelmäßig an Veranstaltungen und Delegationsreisen in der Region teilnehme.

Auch dort dürften Waldners potenzielle Kunden vor allem staatliche Kaderschmieden sein, oder könnte die moderne Ausstattung auch auf andere Schulen ausgeweitet werden?

Jochen Früh: Es stimmt, dass staatliche Vorzeigeprojekte bisher unsere Hauptauftraggeber in Zentralasien waren. In Bildung und Wissenschaft zählt langfristige Qualität. Deutsche Produkte stehen für Sicherheit, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit. Und diese hat auch ihren Preis.

Die Budgets im Bildungswesen in Zentralasien sind noch vergleichsweise gering, um auch andere Schulen mit modernsten Lernräumen und naturwissenschaftlichen Laboren auszustatten. Damit sind die Länder aber nicht allein. Auch in Deutschland ist eine solche Ausstattung eher die Ausnahme als die Regel.

Neben knappen Budgets, welche anderen Herausforderungen kennzeichnen den zentralasiatischen Markt für Sie?

Jochen Früh: Da wäre zum einen die Sprache. Englisch ist in Zentralasien kaum verbreitet. Dieses Problem konnten wir aber lösen, da erfahrene Mitarbeiter aus unserem beendeten Russlandgeschäft frei geworden sind und die Region nun intensiver bearbeiten können.

Eine weitere Hürde ist die Distanz. Wir haben keine Repräsentanz vor Ort, sodass für Treffen mit Vertriebspartnern und Kunden lange Flugreisen nötig sind. Auch unsere Produkte müssen auf dem Weg zu ihren Käufern einen langen Weg zurücklegen, der durch gestörte Lieferwege im Zuge von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht gerade leichter geworden ist.

Insgesamt überwiegen aber die Potenziale. Wir sehen, dass verstärkt in Bildung investiert wird, um eine Basis für die Zukunft zu legen.

"Englisch ist in Zentralasien kaum verbreitet." 

Viele deutsche Unternehmen in Zentralasien nennen als größte Herausforderung die aggressive Konkurrenz aus China. Es überrascht mich, dass Sie dies nicht genannt haben.

Alexander Starovoit: Es gibt Konkurrenten bei herkömmlichen Labormöbeln, sowohl aus der Region als auch aus China. Waldner bietet aber nicht nur Möbel, sondern flexible Raumkonzepte und Lernwelten, die naturwissenschaftliches Lernen, fächerübergreifendes Arbeiten und kreative Projektarbeit ermöglichen. Die Kernidee ist die Wandelbarkeit von Räumen durch modulare Möbel und intelligente Deckensysteme.

Gerade bei den Deckensystemen haben wir so gut wie keine Konkurrenten. Über diese können in Unterrichtsräumen und Laboren Strom, Wasser, Gas, Druckluft und IT-Anschlüsse punktgenau bereitgestellt werden. Da die Versorgung über die Decke läuft, bleiben Boden und Arbeitsflächen frei. Das macht das Arbeiten und Lernen sicherer und effizienter.

In welchen anderen Regionen ist Waldner aktiv und gibt es aufstrebende Märkte, die Ähnlichkeit mit Zentralasien haben?

Jochen Früh: Wir sind global präsent und haben Projekte in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien und Ozeanien. Afrika ist ein schwieriger Markt aufgrund von Sprachbarrieren, Intransparenz und fehlenden Vertriebspersonals. Zentralasien weist Parallelen zum chinesischen Markt vor einigen Jahren auf: Es kommt auf Kontakte und Präsenz an, um im richtigen Moment den Markteinstieg nicht zu verpassen.

Die Waldner Holding ist ein Technologieunternehmen, das neben Lernraumkonzepten beispielsweise auch stark vertreten ist in der Laborausstattung. Gibt es Pläne, auch in diesem Bereich nach Zentralasien zu expandieren?

Jochen Früh: In der kirgisischen Hauptstadt Bischkek sind unsere Lösungen bereits in mehreren medizinischen Einrichtungen im Einsatz. Wir sehen, dass Labore und Kliniken in der Region modernisiert werden und sind bereit, hierzu einen wichtigen Beitrag zu leisten.

Zudem verfolgen wir aufmerksam die Entwicklung rund um den Abbau und die Veredelung von kritischen Rohstoffen in Kasachstan. Für die Erkundungsarbeiten und Forschung in diesem strategischen Bereich wird das Land auf Spitzentechnologie angewiesen sein.

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