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Kirgisistan will größtes Skiresort Zentralasiens bauen

Das vom Hochgebirge geprägte Kirgisistan will mehr Touristen anlocken. Beim Ausbau von Öko- und Skitourismus wird das Land auf internationales Know-how angewiesen sein.

Von Viktor Ebel | Bischkek

Die kirgisische Regierung hat im Januar 2025 ihr Programm für die Entwicklung des Tourismussektors bis 2030 vorgelegt. Mit moderner touristischer Infrastruktur, nachhaltigen Angeboten und verbesserten Sicherheitsstandards will Kirgisistan in den nächsten Jahren mehr Gäste anlocken. Ihre Zahl soll jährlich um 10 Prozent steigen und den Anteil des Fremdenverkehrs am Bruttoinlandprodukt von 3,8 im Jahr 2024 auf 7 Prozent im Jahr 2030 annähernd verdoppeln. 

An sehenswerten Dingen und Aktivitäten mangelt es in der vor allem von den Hochgebirgszügen von Tian Shan und Pamir geprägten Republik nicht. Neben zahlreichen Nationalparks und Bergseen beherbergt Kirgisistan auch kulturelle Schätze aus der Zeit der alten Seidenstraße. Die Probleme bestanden in der Vergangenheit eher darin, die Sehenswürdigkeiten zu vermarkten und zugänglich zu machen. Hier gibt es jedoch Fortschritte. Zudem will das Land mit dem geplanten Skigebiet Three Peaks eine gänzlich neue Zielgruppe erschließen.

Zahl der ausländischen Urlauber erreichte 2024 neuen Höchstwert

1 Mrd. US$

gaben ausländische Urlaubsgäste 2024 in Kirgisistan aus. 

Die Zahl der Erholungssuchenden aus dem Ausland lag 2024 mit 3,7 Millionen mehr als doppelt so hoch wie 2019, dem letzten Jahr vor der Coronapandemie. Sie reisten vor allem an aus Kasachstan, Usbekistan und Russland. Viele zieht es an den Yssyk-Köl (auch Issyk-Kul). Er ist der weltweit zweitgrößte Hochgebirgssee nach dem Titicacasee in den südamerikanischen Anden. Insbesondere für Menschen im postsowjetischen Raum gilt der Yssyk-Köl als preiswerte Alternative zum Strandurlaub im fernen Ausland.

Bislang prägen vor allem kleinere Gästehäuser und Privatunterkünfte den Tourismus in Kirgisistan. Im Jahr 2024 überstiegen die Ausgaben ausländischer Reisender erstmals die Marke von 1 Milliarde US-Dollar (US$). Dazu trugen nicht zuletzt auch Gäste aus China, der Türkei, Indien, Pakistan, Deutschland oder den Vereinigten Arabischen Emiraten bei. Diese sowie zahlungskräftige Erholungssuchende aus dem In- und nahen Ausland hat die kirgisische Regierung für ein geplantes Skiresort im Blick.

200 Pistenkilometer für bis zu 850.000 Gäste pro Jahr

Südlich des Yssyk-Köl soll in den nächsten Jahren das Skigebiet Three Peaks entstehen, welches die Standorte Jyrgalan, Ak-Bulak und Boz-Uchuk umfasst. Geplant sind 36 Seilbahnen, um über 200 Pistenkilometer zugänglich zu machen.

Die Regierung rechnet für Three Peaks mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 1,2 Milliarden US$. Mittel aus dem Staatsbudget sowie Kredite und Zuschüsse internationaler Geber sollen davon etwa 500 Millionen US$ abdecken, um die Kosten für Planung, Erschließung und technische Dienstleistungen bestreiten zu können. Für Hotels und die sonstige touristische Infrastruktur sind etwa 700 Millionen US$ von privaten Investoren veranschlagt.

Der Baubeginn wurde für 2025 angekündigt. Unternehmen aus Frankreich (Societe de Trois Vallees) und Österreich (darunter Doppelmayr, Axess und Sunkid) waren Medienberichten zufolge bereits vor Ort, um sich mit den Details des Projektes vertraut zu machen und ihre Technologie- und Infrastrukturlösungen vorzustellen. Erste Pisten sollen bereits 2027 befahrbar sein, die Gesamtbauzeit wird mit sieben bis acht Jahren angegeben. Dann soll Three Peaks bis zu 850.000 Gäste pro Jahr empfangen können. Damit würde es Karakol, den aktuell noch größten Skiort in Kirgisistan, weit hinter sich lassen. Dort wurden in der Wintersaison 2023/2024 etwa 200.000 Besuche gezählt.

Ob Three Peaks in dem bislang bekannten Umfang tatsächlich auch realisiert wird, hängt von den potenziellen Investoren und den bereitstehenden Mitteln für den Infrastrukturausbau ab. Die solide konjunkturelle Entwicklung ermöglichte der Regierung zuletzt mehr Spielraum bei strategischen Großprojekten, wie der Baubeginn der seit Jahrzehnten geplanten Eisenbahnstrecke zwischen China, Kirgisistan und Usbekistan zeigt.

Wintertourismus in Zentralasien erfreut sich großer Nachfrage

Das benachbarte Kasachstan verzeichnet Jahr für Jahr mehr Skitourismus. Das bekannteste Wintersportzentrum Shymbulak liegt direkt vor den Toren der Millionenmetropole Almaty und stößt insbesondere an Wochenenden und Feiertagen an seine Kapazitätsgrenze von 6.000 Gästen pro Tag.

Unter ihnen sind auch viele aus dem südasiatischen und arabischen Raum. Für sie ist Zentralasien aufgrund der relativen Nähe, des verhältnismäßig moderaten Preisniveaus und der liberalen Einreisebestimmungen eine attraktive Alternative zu europäischen Skiorten. Die Saison reicht von November bis April.

Kirgisistan rührt die internationale Werbetrommel

Neben neuer Infrastruktur muss Kirgisistan weiter daran arbeiten, sich als attraktives Reiseziel zu positionieren. Hier macht das Land Fortschritte. So wurden chinesische Reisegruppen von der Visumpflicht befreit. Mit Indien und dem Luftfahrtdrehkreuz Doha im Golfemirat Katar laufen Gespräche über direkte Flugverbindungen. Mit dem Nachbarland Tadschikistan gibt es seit dem Frühjahr 2025 wieder Direktflüge nach vier Jahren Unterbrechung. Der Abschluss eines Grenzvertrags zwischen den beiden Gebirgsrepubliken beendete einen jahrzehntewährenden Konflikt.

Die verbesserte Anbindung kommt dem Wunsch von Reiseveranstaltern nach, die Zentralasien als einen integrierten Tourismusraum vermarkten wollen. Für 2025 stehen mehrere offizielle Besuche aus dem Ausland an, um die Chancen des kirgisischen Marktes zu sondieren. Darunter sind auch zwei öffentlich geförderte Delegationen aus Deutschland, die Reisen in das Land organisieren oder ihr Know-how anbieten wollen.

Zwei deutsche Unternehmensdelegationen bereisen 2025 Kirgisistan

Der Deutsche Reiseverband veranstaltet ein Destination Forum vom 29. Mai bis 6. Juni 2025 in dem zentralasiatischen Land.

Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) organisiert Commit Project Partners vom 8. bis 12. September 2025 eine Markterkundungsreise nach Kirgisistan zum Thema "Tourismus und Alpinismus".

Internationale Unterstützung für Kirgisistans Ökotourismus

Mit ihren Ideen und Konzepten für nachhaltigen Tourismus könnten sie in Kirgisistan auf fruchtbaren Boden stoßen. Bereits seit Jahren unterstützt das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) mit seiner Initiative "Aid for Trade" vor Ort Familien beim Aufbau eines Ökotourismus. Ein Beispiel dafür sind Camps mit traditionellen Jurten, die mittlerweile über Solarpaneele, moderne Toiletten und Mülltrennungssysteme verfügen.

Besonders beim Thema Müll bestehe großer Nachholbedarf, wie das Zentralasien-Portal Cabar jüngst berichtete. Hier bedarf es schärferer Gesetze, Schulungen zum Umgang mit Abfällen sowie finanzieller Förderung, um umweltschonende Praktiken und Technologien einführen zu können. Auch die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt Kirgisistan unter anderem bei der Entwicklung des Ökotourismus.

Kontakte
Name Funktion
AHK ZentralasienAnsprechpartner für deutsche Unternehmen in Zentralasien
Gesellschaft für Internationale ZusammenarbeitFörderung der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung
Unterstützungsfonds zur Entwicklung des TourismusVerbesserung des touristischen Potenzials, Standortmarketing
Verband der TourismusorganisationenTourismusverband
Abteilung für Tourismus im Ministerium für Wirtschaft und HandelRegierungsbehörde, Organisation von Veranstaltungen 
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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