Special Kolumbien
In Kolumbien entwickelt sich eine Gründerkultur
Nachdem Kolumbien bei der Adaption neuer Technologien zunächst etwas hinterherhinkte, hat sich in den letzten Jahren eine dynamische Start-up-Kultur entwickelt, aus der verschiedene Neugründungen hervorgingen. Das erst 2015 gegründete Unternehmen Rappi wurde bei der letzten Investitionsrunde im September 2018 mit 1 Milliarde US-Dollar (US$) bewertet - das erste Einhorn Kolumbiens. Kulturell besitzen Kolumbianer einen großen Unternehmergeist, wobei ihre besondere Stärke in der Entwicklung von Geschäftsmodellen liegt, die zugeschnitten auf die Bedürfnisse lateinamerikanischer Schwellenländer sind.
Im Doing-Business-Ranking der Weltbank belegt Kolumbien 2018 den 59. Platz unter 190 Ländern. In Lateinamerika schneiden nur Mexiko (49) und Peru (58) etwas besser ab, während Argentinien (117) und Brasilien (125) deutlich weiter hinten liegen. In der Unterkategorie „Starting a Business“ rangiert Kolumbien auf einem eher unbefriedigenden Platz 96. Demzufolge dauert es elf Tage, um ein Unternehmen zu gründen, deutlich schneller als der lateinamerikanische Durchschnitt von 32 Tagen. Die Handelskammer von Bogotá (Cámara de Comercio de Bogotá) erklärt die acht Schritte zur Unternehmensgründung.
Neuer Präsident fördert kreative Industrien
Eines der Wahlversprechen des seit August 2018 amtierenden Präsidenten Iván Duque ist die Förderung des kreativen Sektors (orange economy). Dazu zählen unter anderem Architektur, Marketing, Filmproduktion, Mode, Musik, Videospiele, Software, Kunsthandwerk und Design. Bis 2025 soll sich der Anteil dieser Industrien am Bruttoinlandsprodukt (BIP) verdoppeln. Die staatliche Entwicklungsbank Bancoldex stellt Kredite in Höhe von insgesamt 133 Millionen US-Dollar US$ für den kreativen Sektor zur Verfügung, wie im September 2018 verkündet wurde. Pro Unternehmen werden maximal 500.000 US$ für einen Zeitraum von sieben Jahren vergeben.
Im 1. Halbjahr 2018 hat Bancoldex 3.239 Kleinunternehmen mit insgesamt 48 Millionen US$ unterstützt durch das Kreditprogramm Ayudando a Despegar (Hilfe zum Abheben). Die Konditionen sind deutlich besser als bei normalen Banken, die teilweise Zinsen von 30 Prozent verlangen. Auch der Fondo Emprender des staatlichen Ausbildungsdienstes SENA gibt Startkapital, hauptsächlich an Ausbildungsabgänger. Unterstützung finden Unternehmensgründer zudem bei der Regierungsorganisation iNNpulsa, welche allerdings als sehr bürokratisch gilt. iNNpulsa investierte 2017 eigenen Angaben zufolge 39 Millionen US$ in Start-ups.
Wichtige Acceleratoren und Investoren für Start-ups in Kolumbien
Name | Beschreibung | Internet |
HubBOG (Bogotá) | Co-Working-Büros, Accelerator | |
Ruta-N (Medellín) | Co-Working-Büros, Risikokapital, Accelerator | |
The Founder Institute | Accelerator | |
Endeavor Colombia | Accelerator | |
Y Combinator | Seed-Accelerator | |
Rockalabs | Company-Builder mit Sitz in Medellín | |
Polymath Ventures | Company-Builder mit Sitz in Bogotá | |
Alexander Torrenegra | Investor, Shark Tank | www.crunchbase.com/person/alexander-torrenegra#section-overview |
Valorem | Investmentfonds der Santo-Domingo-Familie | |
NXTP Labs | Tech-Investoren in Lateinamerika | |
Angeles Inversionistas | Risikokapitalgeber | |
Bassin Ventures | Risikokapitalgeber | |
Fundación Bavaria | Risikokapitalgeber | |
GITP Ventures | Risikokapitalgeber | |
INVX | Risikokapitalgeber | |
Social Atom Ventures | Risikokapitalgeber | |
Taurus Capital | Risikokapitalgeber | |
Velum Ventures | Risikokapitalgeber | |
Venture City | Risikokapitalgeber |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
Starthilfen gibt es von lokalen und internationalen Acceleratoren, wobei Endeavor und The Founder Institute in Kolumbien besonders aktiv sind. Risikokapital steht - bei einer guten Geschäftsidee - genügend zur Verfügung. Die Risikokapitalgeber Velum Ventures, Venture City und Y Combinator haben bereits in mehrere Start-ups investiert. Daneben ist Alexander Torrenegra eine Koryphäe in Kolumbiens Start-up-Szene. Gründer von zwei erfolgreichen Unternehmen (Voice 123 und Voice Bunny), sitzt er heute in der Jury von Shark-Tank Colombia und ist Investor. Sein letztes Investitionsprojekt, das mexikanische Delivery-Unternehmen Cornershop, wurde im September 2018 für 225 Millionen US$ von Walmart übernommen.
Text: Edwin Schuh