Special Kolumbien
Kolumbien: Ein Lebensmittellieferant ist Vorreiter
Die Gründerhochburgen Kolumbiens sind die zwei größten Städte des Landes, Bogotá und Medellín. Bogotá ist Sitz zahlreicher multinationaler Unternehmen und Informationstechnologiefirmen. Mitte 2018 entschied sich Amazon dazu, ein globales Kundenservicezentrum mit 600 Mitarbeitern in Bogotá zu errichten. Auch Google betreibt hier eine regionale Zentrale. Zudem sind alle nationalen Regierungsstellen in Bogotá ansässig. Eine wichtige Anlaufstelle und Austauschpunkt für Start-ups ist HubBOG. Neben einem Accelerator-Programm bietet es Co-Working-Büros an und hat in acht Jahren bereits 200 Start-ups auf den Weg geholfen.
Medellín gilt als innovativste und fortschrittlichste Stadt Kolumbiens. Große Unternehmen des Finanz- und Versicherungssektors wie Bancolombia und Grupo Sura sowie Unternehmen des Energiesektors wie EPM sind hier ansässig. Der Technologiekomplex Ruta N ist sowohl für Konzerne wie Huawei, IBM und Globant ein Zuhause, als auch für Start-ups, denen Ruta N Finanzierung und Büros anbietet. Das wichtigste Förderevent des Jahres, der Colombia Startup & Investor Summit, bringt Start-ups und Investoren zusammen. Im Wettbewerb werden die 20 besten Geschäftsmodelle ausgewählt, die am Programm Google Design Sprint teilnehmen dürfen.
Auswahl kolumbianischer Start-ups (Stand: September 2018)
Name | Branche | Risikokapital; Investoren (Auswahl) | Internet |
Rappi | Lebensmittellieferservice | 392 Mio. US$; DTS Global, Sequoia Capital, Andreessen Horowitz, Y Combinator | |
Liftit | Transportsharing | 12 Mio. US$; Bassin Ventures, Alexander Torrenegra | |
Fluvip | Marketing: verbindet Influencer mit Unternehmen | 7,5 Mio. US$; Velum Ventures, Venture City | |
Hogaru | Onlinevermittlung von Reinigungspersonal | 1,4 Mio. US$; Y Combinator, Venture City | |
UBits | Weiterbildung für Unternehmen | Y Combinator | |
Kiwi Campus | Lebensmittelauslieferung mit Robotern | Berkeley SkyDeck Fund, Alexander Torrenegra | |
Tpaga | Handybezahlung für Personen ohne Bankkonto | 3,6 Mio. US$; Y Combinator, INVX | |
Ofi.com | E-Commerce für Bürobedarf | 5 Mio. US$; Velum Ventures, Endeavor Catalyst | |
1DOC3 | E-Health | 2 Mio. US$; Venture City, Mountain Nazca |
Quelle: Crunchbase
Junges Unternehmen revolutioniert Lieferservice
Rappi wurde erst 2015 gegründet, doch schon jetzt sind die orangefarbenen Boxen der Rappi-Lieferanten aus dem Straßenbild Bogotás nicht mehr wegzudenken. Das bislang erfolgreichste Start-up Kolumbiens wurde kürzlich auf 1 Milliarde US-Dollar (US$) bewertet - das erste Einhorn. Mit der App lassen sich Lebensmittel, Essen, Getränke, Drogerieartikel und vieles mehr aus verschiedenen Geschäften nach Hause bestellen. Die Lieferanten sind meist per Fahrrad oder Roller unterwegs. Zu den Investoren zählen Delivery Hero aus Deutschland und die renommierten Techinvestoren Andreessen Horowitz und Sequoia aus dem Silicon Valley. „Wir wachsen monatlich um 20 bis 30 Prozent und wollen 2018 mit 11.000 Bestellungen pro Stunde abschließen“, so Sebastián Mejía, einer der Gründer von Rappi.
Ein kolumbianisches Start-up mit sehr viel Potenzial ist Liftit - auch bezeichnet als „Uber für Cargo“. Liftit bietet Umzüge, Warentransport und E-Commercelieferungen für Privatpersonen und Firmen an. In Kolumbien gibt es rund 500.000 unabhängige Lkw-Fahrer mit eigenen Lieferwagen, zudem zahlreiche kleine Transportflotten. Viele Dörfer sind nur schlecht an das Transportnetz angeschlossen, sodass sich einzelne Lieferungen oft nicht lohnen. Liftit legt dank Technologie und Smartphones Lieferungen zusammen, optimiert Routen und verfolgt die Lieferungen in Echtzeit. So reduzieren sich die Transportkosten um 20 bis 40 Prozent.
Text: Edwin Schuh