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Maschinenabsatz hängt in Marokko oft von der Finanzierung ab
Wegen einer Vielzahl neuer Industrieprojekte ist den Bedarf importierter Maschinen und Anlagen in Marokko hoch. Regierung und lokale Banken optimieren die Importfinanzierung.
19.09.2025
Von Ullrich Umann | Casablanca
Die Finanzierung bleibt ein zentrales Hindernis für den Absatz deutscher Maschinen in Marokko. Zwar überzeugt "made in Germany“ durch Qualität, doch sind die Anschaffungskosten hoch. Ob ein Geschäft zustande kommt, hängt oft von der Finanzierung ab – meist eine Kombination aus marokkanischem Kredit, staatlicher Förderung und Hermes-Deckung.
Marokkanische Käufer verfolgen dabei vier Ziele: weniger Eigenkapital, Vorzugszinsen, lange Tilgungsfristen und öffentliche Fördermittel. Auch für deutsche Exporteure ist die Finanzierung entscheidend – sie kann über den Vertragsabschluss entscheiden.
Verschiedene Finanzierungen im Angebot
Das Bankensystem bietet eine Reihe von Produkten an, um den Erwerb von Investitionsgütern zu finanzieren. Die am häufigsten genutzten Instrumente sind der mittel- und langfristige Investitionskredit (Crédit à Moyen Terme/CMT, Crédit à Long Terme/CLT) sowie Leasing.
Der mittel- und langfristige Investitionskredit gilt als die klassische Finanzierung, die zur Gründung, Erweiterung oder auch zur Modernisierung von Unternehmen herangezogen wird. Kredite decken nicht nur den Kauf von Maschinen und den Bau von Gebäuden ab, sondern auch immaterielle Investitionen sowie den zusätzlich benötigten Betriebskapitalbedarf.
Gerade für Start-ups und Kleinunternehmen ist es jedoch schwierig, die für Kredite geforderten Sicherheiten beizubringen. Um dem zumindest teilweise Abhilfe zu schaffen, hat die marokkanische Regierung staatliche Förderprogramme aufgelegt, dazu zählt Intelaka: Ausgewählte Antragsteller erhalten darüber staatlich garantierte Kredite zu niedrigen Zinssätzen (1,75 - 2 Prozent). Die Institution Tamwilcom steuert dafür staatliche Garantien bei, die es den Geschäftsbanken ermöglicht, Kredite an Antragsteller auch ohne die üblichen Sicherheiten zu vergeben.
Darüber hinaus arbeiten internationale Finanzinstitute wie die Europäische Investitionsbank (EIB) mit marokkanischen Banken zusammen, um zweckgebundene Kreditlinien für kleine und mittlere Unternehmen bereitzustellen.
Kredite decken 70 Prozent des Finanzierungsbedarfs
Üblicherweise finanzieren Banken bei Vorliegen aller geforderten Sicherheiten bis zu 70 Prozent der Investition; den Rest hat der Kreditnehmer durch Eigenmittel zu decken. Nur in bestimmten Ausnahmefällen bieten Banken, abhängig von der Bonität des Kunden und von besonderen Sicherheiten wie internationalen Garantien, auch eine Finanzierung von bis zu 100 Prozent an. Die Fristen zur Kredittilgung erstrecken sich üblicherweise über 7 bis 12, teilweise auch auf 15 Jahre. Die erste Rate wird in der Regel nach einem bis drei Jahren fällig.
Als Alternative zum Kredit wird Leasing angeboten. Führende Banken agieren in diesem Segment über spezialisierte Tochtergesellschaften. Der Leasinggeber finanziert hierbei bis zu 100 Prozent des Investitionsbetrags vor, wodurch der Leasingnehmer seine Liquidität zunächst schont. Zudem können spätere Leasingraten vollständig als Betriebsausgaben steuerlich geltend gemacht werden. Unternehmen können sogar kombinieren, indem sie beispielsweise einen Kredit für Immobilien und Leasing für den Maschinenpark nutzen.
Spezielle Linien für internationale Geschäfte
Für den Import aus Deutschland stellen marokkanische Banken spezifische Instrumente zur Verfügung. Kurzfristige Kreditlinien in Euro ermöglichen es dem Importeur, seinen deutschen Lieferanten sofort auszuzahlen, während er selbst von einem späteren Zahlungsziel profitiert.
Um das Risiko von Währungsschwankungen zu minimieren, bieten Banken Absicherungsinstrumente wie Termingeschäfte an, mit denen der Wechselkurs zwischen marokkanischem Dirham und Euro im Voraus fixiert wird. Im Fall des Dirham ist das Wechselkursrisiko jedoch überschaubar, da er an einen Währungskorb gekoppelt ist, der sich zu 60 Prozent aus Euro und zu 40 Prozent aus US-Dollar zusammensetzt.
Diese Gewichtung spiegelt die Struktur des marokkanischen Außenhandels wider, bei dem die Europäische Union mit Abstand größter Partner ist. Durch die hohe Gewichtung des Euro von 60 Prozent wird die Volatilität zwischen dem Dirham und dem Euro bewusst minimiert. Schwankungen des Dirham gegenüber dem Euro treten hauptsächlich nur dann auf, wenn sich der Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar, den beiden Ankerwährungen im Korb, deutlich verändert.
Ein Akkreditiv (Crédit Documentaire/CREDOC) dient wiederum als international anerkannter Zahlungsmechanismus, der beiden Parteien Sicherheit gibt: Der deutsche Exporteur erhält eine Zahlungsgarantie von der Bank des Importeurs, sobald er den vertragsgemäßen Versand der Ware nachweist.
Finanzierung nach islamischem Brauch
Parallel zur konventionellen Kreditierung oder zum Leasing bietet der marokkanische Bankensektor auch eine partizipative (islamische) Finanzierung, den sogenannten Mourabaha-Vertrag, an. Hierbei kauft die Bank die Maschine direkt beim deutschen Lieferanten. Anschließend verkauft sie die Maschine zu einem um einen vorab vereinbarten Preis mit Gewinnmarge an das marokkanische Unternehmen weiter, das den Betrag in Raten zurückzahlt. Dieses Geschäftsmodell bildet eine Alternative zum klassischen Kredit, die die soziokulturellen und religiösen Grundwerte widerspiegelt.