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Special | Mexiko | Krieg in der Ukraine

Mexiko droht Mangel an Kfz-Teilen und Düngemittel

Mexiko ist wegen steigender Rohstoffpreise und Störungen in den Lieferketten der Kfz-Industrie von der Ukrainekrise betroffen. Zudem drohen Düngemittel knapp zu werden. 

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Mexiko hat keine wirtschaftlichen Sanktionen gegenüber Russland als Antwort auf den Krieg gegen die Ukraine erlassen. Präsident López Obrador erklärte in seiner täglichen Morgenansprache an die Bevölkerung Anfang März, dass Mexiko "gute diplomatische Beziehungen mit allen Ländern halten wolle und daher gegenüber keinem Staat Sanktionen erlasse". Für Unverständnis sorgt seine weiterhin ausstehende, klare Verurteilung des russischen Angriffskrieges.

Keine wirtschaftlichen Sanktionen gegenüber Russland

Auch ohne Sanktionen gegen Russland ist Mexiko über verschiedene Wege von dem Konflikt tangiert: Die mexikanische Automobilindustrie leidet unter gestiegenen Preisen für Rohstoffe wie Nickel oder Aluminium, könnte aber mittelfristig von einer Verlagerung der Produktion von Kfz-Teilen nach Mexiko profitieren. Schon jetzt konnte Volkswagen in Deutschland ausbleibende Lieferungen von Kabelbäumen aus der Ukraine kurzfristig unter anderem mit mexikanischen Produkten ersetzen, so Presseberichte.

Insgesamt sind die Handelsbeziehungen Mexikos mit Russland und der Ukraine überschaubar. Nur 0,3 Prozent des gesamten mexikanischen Außenhandels entfielen 2021 auf die beiden Länder. Bei bestimmten Gütern ist der Anteil jedoch beachtlich: So hatten im vergangenen Jahr Lieferungen von Düngemittel (HS-Code 31) aus Russland mit einem Wert von 503 Millionen US-Dollar (US$) einen Anteil von rund 24 Prozent an den gesamten Importen Mexikos von Düngemitteln. Experten rechnen bei einem Anstieg des Preises von Düngemitteln mit negativen Auswirkungen auf den Agrarsektor. 

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Auch bei Eisen und Stahl (HS-Code 72) sowie Aluminium (HS-Code 76) waren die Lieferungen aus Russland 2021 durchaus relevant, mit Anteilen an den mexikanischen Importen von jeweils 6 Prozent beziehungsweise 3,5 Prozent. Komplett wegfallen werden die Importe aus Russland angesichts fehlender mexikanischer Sanktionen wohl nicht, aber allein schon wegen möglicher Probleme bei den Zahlungsabwicklungen könnten sich die Käufe aus Russland deutlich reduzieren.

Die Importe aus der Ukraine hingegen werden höchstwahrscheinlich ausfallen, wenn der Konflikt nicht bald gelöst wird. Eisen und Stahl machten 2021 mit 108 Millionen US$ rund die Hälfte der gesamten mexikanischen Importe aus der Ukraine aus. Auch die Getreidelieferungen (HS-Code 10) waren mit rund 28 Millionen US$ nicht unerheblich, sind im Gesamtbild jedoch kaum bedeutend.

Automobilindustrie leidet unter Rohstoffmangel

Fausto Cuevas, Geschäftsführer des mexikanischen Verbandes der Automobilindustrie AMIA (Asociación Mexicana de la Industria Automotriz), rechnet mit erneuten Produktionsstopps in den Kfz-Werken aufgrund fehlender Kfz-Teile und Halbleiterchips. "Zu den bereits bestehenden Problemen in den Lieferketten aufgrund der Covid-19-Pandemie kommt nun ein Mangel an Neongas für die Halbleiterindustrie hinzu", erklärte Cuevas gegenüber der Finanzzeitung El Financiero. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters stammen 45 bis 55 Prozent des weltweiten Angebots an Neon von zwei Firmen in der Ukraine, Ingas und Cryoin, die beide ihre Produktion einstellen mussten. Dies werde den aktuellen Mangel an Halbleiterchips verschärfen, so Reuters in einer Nachrichtenmeldung Mitte März.

Neben Neon ist auch das weltweite Angebot an Nickel, Aluminium und Palladium aufgrund des Ukraine-Russland-Krieges eingeschränkt. Magdalena López, CEO von Renault in Mexiko erläutert: "Das Problem geht von Aluminium für die Karosserien über Palladium für die Katalysatoren bis hin zu Nickel für die Batterien von Elektroautos." Dementsprechend erwarten auch die deutschen Automobilhersteller mit Werken in Mexiko mittelfristig Einschnitte in ihrer Geschäftstätigkeit.

Zwei mexikanische Firmen mit Investitionen in der Ukraine

Bislang gab kein Forschungsinstitut eine konkrete Prognose für ein geringeres Wirtschaftswachstum in Mexiko aufgrund der Krise ab. Auch die mexikanischen Konzerne mit Direktinvestitionen in der Ukraine sind überschaubar: Dem mexikanischen Außenministerium zufolge beschränken sie sich auf die Lebensmittelproduzenten Grupo Bimbo und Gruma. Grupo Bimbo stellte den Betrieb seiner Brotfabrik in der ukrainischen Stadt Dnipro ein, ebenso alle Verkäufe und Investitionen in Russland. Auch Gruma hat die Produktion in seiner Fabrik für Maismehl in Tscherkasay im Zentrum des Landes gestoppt. Die Firma war seit 2010 über das Tochterunternehmen Altera Azteca Milling in der Ukraine vertreten. Gruma gilt als größter Hersteller weltweit von Maismehl und Tortillas.

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