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Special | Mexiko | Klimawandel lokal

Wasserknappheit in Mexiko spitzt sich zu

Im Norden des Landes herrscht seit Monaten ein extremer Wassermangel. Besonders hart trifft es die Fünf-Millionen-Metropole Monterrey, die Heimat vieler Industrieunternehmen.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Der globale Klimawandel ist in Mexiko deutlich spürbar. Am 12. Juli 2022 rief die staatliche Wasserkommission Conagua (Comisión Nacional del Agua) wegen einer anhaltenden Dürreperiode den Notstand aus. Demzufolge sind rund 70 Prozent der Landesfläche von der Trockenheit betroffen. Dies gilt insbesondere für die an die USA angrenzenden Bundesstaaten Baja California, Sonora, Chihuahua, Coahuila und Nuevo León. Der meteorologische Dienst SMN (Servicio Meteorológico Nacional) stuft die Dürre in großen Teilen dieser Bundesstaaten als "schwer" oder sogar "extrem" ein.

Investitionen zum Ausbau der Wasserversorgung

"Unser Ziel ist es, bis 2027 die Kapazität der Wasserversorgung zu verdoppeln", so Juan Ignacio Barragán, Direktor der Wasserwerke in Monterrey (Servicios de Agua y Drenaje de Monterrey) gegenüber der Tageszeitung El País. Hier könnten auch Geschäftschancen für deutsche Unternehmen im Wasser- und Abwasserbereich liegen: Insgesamt will der Bundesstaat Nuevo León, dessen Hauptstadt Monterrey ist, rund 1,2 Milliarden US-Dollar (US$) in den Ausbau der Wassersysteme investieren. Diese Zahl präsentierte Gouverneur Samuel Alejandro García Sepúlveda Mitte Mai 2022 bei der Vorstellung des Wasserplans bis 2050.

Unter anderem sollen die Wasserleitungen zwischen Monterrey und dem Speicher El Cuchillo um eine Kapazität von 5.000 Liter pro Sekunde erweitert werden. Außerdem soll 2023 der neue Wasserspeicher La Libertad in Betrieb gehen. Dieser ist aktuell zu rund 50 Prozent fertiggestellt. Künftig wird er 1.500 Liter pro Sekunde zum Wassersystem hinzufügen. Hierzu hat der Bundesstaat Nuevo León auch finanzielle Unterstützung von der Zentralregierung erhalten. Langfristig bestehen unter anderem Pläne, den Wasserspeicher Vicente Guerrero im benachbarten Bundesstaat Tamaulipas mit Monterrey zu verbinden. Hierfür wäre eine etwa 500 Kilometer lange Wasserleitung notwendig. Auch gibt es Pläne für eine Meerwasserentsalzungsanlage in Texas (USA), die mit Nuevo León verbunden sein soll.

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Industrielle Verbraucher im Kreuzfeuer

Der extreme Wassermangel in der nordmexikanischen Industriestadt Monterrey zwang die lokale Regierung bereits zu Wasserrationierungen. Nach Auskunft des deutschen Konsulats vor Ort sind die produzierenden Unternehmen in Monterrey nicht von den Wasserrationierungen betroffen, da sie häufig als Großverbraucher separate Verträge mit den Stadtwerken abgeschlossen haben. Teilweise haben sie Konzessionen von der Regierung erhalten, um selber das Grundwasser abzupumpen, wodurch jedoch der Grundwasserspiegel nach und nach sinkt. Zu den größten industriellen Wasserverbrauchern zählen in Monterrey die Stahlwerke Ternium sowie die Getränkehersteller Cervecería Cuauhtémoc (Heineken), Arca Continental (Coca-Cola) und GEPP (Pepsi).

Aufgrund ihrer hohen Entnahmemengen stehen die industriellen Verbraucher in der Kritik. Präsident López Obrador rief die Getränkehersteller Mitte Juli 2022 zu Produktionsstopps auf. Heineken kündigte daraufhin an, 20 Prozent seines Wasseraufkommens den öffentlichen Stadtwerken zur Verfügung zu stellen, genauso wie Arca Continental. Der zweitgrößte Coca-Cola-Abfüller Lateinamerikas warnte in seinem letzten Finanzreport bereits, dass "im Bundesstaat Nuevo León keine ausreichende Wasserversorgung für die zukünftige Produktion garantiert werden kann."

Allerdings ist auch die Landwirtschaft für die derzeitige Wasserknappheit in Nuevo León verantwortlich. Sie steht in dem Bundesstaat für rund zwei Drittel des Wasserverbrauchs, deutlich mehr als die Industrie. Vor allem der Anbau von Zitrusfrüchten ist bedeutend.

Leere Wasserspeicher trotz künstlichem Regen

In den vergangenen Wochen besprühte die mexikanische Luftwaffe mehrfach Wolken im Gebiet um Monterrey mit Silberiodid, um dadurch künstlichen Regen zu erzeugen - mit Erfolg. 

Die Regengüsse haben die kritische Lage in der Metropole jedoch kaum entspannt: Das Leitungswasser stammt größtenteils aus drei Wasserspeichern, die außerhalb der Stadt liegen. Zwei davon sind laut Conagua derzeit praktisch leer. Wie aus einer Übersichtskarte hervorgeht, ist der Wasserspeicher Cerro Prieto zu einem Prozent gefüllt und der Speicher La Boca zu acht Prozent (Stand: 25. Juli 2022). Nur der am weitesten entfernt liegende Speicher El Cuchillo ist immerhin zu 42 Prozent voll. Allerdings sind die Wasserleitungen nach Monterrey nicht für größere Mengen ausgebaut, da dieser Speicher in erster Linie die umliegende Agrarindustrie mit Wasser versorgen soll.

Klimawandel verstärkt Wetterphänomen La Niña

Auch wenn Trockenperioden in den Sommermonaten in Nordmexiko die Regel sind, so fielen sie 2021 und 2022 besonders schlimm aus. Die ausbleibenden Niederschläge sind unter anderem auf das Wetterphänomen La Niña zurückzuführen, das im September 2020 begann und nun in sein drittes Jahr gehen könnte. Einem Bericht der Zeitschrift Nature zufolge sind diese dreijährigen La Niña-Effekte äußerst selten und werden durch die Erderwärmung begünstigt.

Besonders hart betroffen ist der Norden Mexikos. Die Industriestadt Monterrey durchlebt einen der schwierigsten Sommer seit Jahrzehnten. So fließt seit März 2022 nur vormittags zwischen 5 Uhr und 12 Uhr Wasser durch die Leitungen - und das bei Temperaturen von bis zu 40 Grad. "Die Bevölkerung passt sich an und duscht dann eben nur morgens oder füllt die Wasserkanister auf", so Fabiola Robledo, Mitarbeiterin des deutschen Konsulats in Monterrey. Mittelfristig muss jedoch eine nachhaltige Lösung für die 5,3 Millionen Einwohner der Stadt gefunden werden.

Weitere Informationen:
  • Masterplan des Bundesstaates Nuevo León zur Sicherstellung der Wasserversorgung bis 2050 (Plan Maestro para garantizar el agua hasta 2050)
  • Plan umfasst kurzfristige Maßnahmen (2021-2022), mittelfristige Projekte (2022-2027) und langfristige Pläne (2027-2050)
  • Langfristig soll das Angebot an Wasser von derzeit 13 Kubikmeter pro Sekunde auf 30 Kubikmeter pro Sekunde erweitert werden; die Investitionen dafür belaufen sich auf rund 1,2 Milliarden US$
  • Mehr Informationen zum Klimaschutz in Mexiko finden Sie in unserem Klimaschutzatlas

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