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PakistanMedizintechnik / Einfuhrverbote und Beschränkungen
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Die Wachstumsaussichten der Branche bleiben weiter positiv. Die hohe Importabhängigkeit bietet gute Geschäftsmöglichkeiten, auch für deutsche Unternehmen.
31.05.2021
Von Heena Nazir | Dubai
Der Markt für Medizintechnik in Pakistan ist für ein Land mit über 208 Millionen Einwohnern klein, wächst aber stetig und bietet Chancen. Eine wachsende Mittelschicht und die Einführung einer staatlichen Krankenversicherung für ärmere Haushalte wird die Nachfrage mittel- bis langfristig ankurbeln. Daneben verbreiten sich Zivilisationskrankheiten mit einem steigenden Behandlungsaufwand wie Diabetes, Herz- und Gefäßerkrankungen oder bestimmte Krebsarten.
Das Rechercheinstitut Business Monitor Intelligence Research prognostiziert in einer 2018 veröffentlichten Analyse im Zeitraum von 2017 bis 2021 eine Ausweitung des Marktvolumens von 479 Millionen auf 628 Millionen US-Dollar (US$). Auch andere Rechercheinstitute gehen von einer ähnlichen Entwicklung aus. Profitieren würden wegen der hohen Importabhängigkeit vor allem ausländische Hersteller von Medizintechnik, da der Bedarf im Wesentlichen (über 90 Prozent) durch Einfuhren gedeckt wird. Deutsche Produkte sind gut positioniert, haben einen guten Ruf und sind traditionell beliebt.
Nach Angaben von Eurostat ist für die deutschen Medizintechnikanbieter 2020 das Pakistan-Geschäft infolge der Coronavirus-Pandemie zurückgegangen. Die Exporte sanken gegenüber dem Vorjahr um fast 16 Prozent auf 37,5 Millionen Euro. Die Ausfuhren von ophthalmologischen Instrumenten (SITC 872.25) und Röntgenapparaten (SITC 774.2) haben trotz der Krise die höchsten Zuwächse verzeichnet.
SITC | Produktgruppe | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | Veränderung 2020/ 2019 in Prozent |
---|---|---|---|---|---|---|
741.83 | Sterilisierapparate | 2,1 | 1,0 | 0,9 | 0,6 | -33,3 |
774.1 | Elektrodiagnoseapparate und –geräte | 9,0 | 4,6 | 7,4 | 2,8 | -62,2 |
774.2 | Röntgenapparate etc. | 6,4 | 8,2 | 3,7 | 4,8 | 29,7 |
872.1 | Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g. | 0,8 | 0,4 | 0,4 | 0,2 | -50,0 |
872.21 | Spritzen, Nadeln, Katheter etc. | 2,8 | 3,4 | 3,1 | 2,9 | -6,5 |
872.25 | Ophthalmologische Instrumente | 3,7 | 2,1 | 1,2 | 4,8 | 300,0 |
872.29 | Andere Instrumente, Apparate etc. | 28,3 | 22,6 | 20,3 | 15,4 | -24,1 |
872.3 | Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. | 6,0 | 1,8 | 4,7 | 3,6 | -23,4 |
872.4 | Medizinmöbel etc. | 5,6 | 3,2 | 0,7 | 0,7 | - |
899.6 | Orthopädietechnik, Prothesen etc. | 3,9 | 3,4 | 2,1 | 1,7 | -19,0 |
Gesamt | 68,6 | 50,7 | 44,5 | 37,5 | -15,7 |
Die Gesamtexporte nach Pakistan von Medizintechnik haben sich zwischen 2012 und 2019 mehr als verdoppelt. Die Wachstumsdynamik hat aber abgenommen. Im Jahr 2019 (letzte verfügbare Zahlen) sind die Ausfuhren um 11 Prozent im Vergleich zu 2018 (510 Mio. US$) auf 455 Millionen US$ zurückgegangen. Auf die führenden drei Lieferanten entfallen circa 48 Prozent aller Exporte in das südasiatische Land. In 2019 gehörten dazu die USA (92 Millionen US$), China (82 Millionen US$) und Deutschland (45 Millionen US$).
SITC | Produktgruppe | 2017 | 2018 | 2019 | Veränderung 2019/2018 in Prozent |
---|---|---|---|---|---|
741.83 | Sterilisierapparate | 3,6 | 7,4 | 3,9 | -47,3 |
774.1 | Elektrodiagnoseapparate und –geräte | 85,7 | 100,6 | 68,7 | -31,7 |
774.2 | Röntgenapparate etc. | 72,8 | 73,5 | 68,4 | -6,9 |
785.31 | Rollstühle | 4,4 | 6,0 | 5,2 | -13,3 |
872.1 | Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g. | 2,4 | 2,0 | 2,1 | 5,0 |
872.21 | Spritzen, Nadeln, Katheter etc. | 133,8 | 146,4 | 128,7 | -12,1 |
872.25 | Ophthalmologische Instrumente | 6,5 | 6,2 | 8,1 | 30,6 |
872.29 | Andere Instrumente, Apparate etc. | 115,7 | 87,6 | 80,2 | -8,4 |
872.3 | Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. | 23,0 | 20,5 | 19,7 | -3,9 |
872.4 | Medizinmöbel etc. | 14,2 | 15,7 | 11,1 | -29,3 |
899.6 | Orthopädietechnik, Prothesen etc. | 33,5 | 44,2 | 58,7 | 32,8 |
Gesamt | 495,6 | 510,1 | 454,8 | -10,8 |
Die Coronakrise hat die Defizite in der seit Jahrzehnten unterfinanzierten öffentlichen Gesundheitsversorgung nochmals deutlich vor Augen geführt. Um diese zu verbessern, will die Regierung den Anteil der öffentlichen Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2030 verdreifachen, von circa 1 auf 3 Prozent.
Damit bleibt der Markt für Hersteller von Medizintechnik langfristig attraktiv und bietet auch deutschen Anbietern weiterhin gute Geschäftschancen. Die apparative Diagnostik (Elektrodiagnose- und Röntgenapparate) hat einen Anteil von mehr als 30 Prozent an den gesamten Medizintechnikeinfuhren im Jahr 2019. Das Segment soll bis 2025 im Schnitt um 20 Prozent pro Jahr zulegen, prognostizieren Branchenkenner.
Magnetresonanz- (MRT) und Computertomografiegeräte (CT) werden in erster Linie von großen staatlichen Krankenhäusern und privaten Klinikketten nachgefragt. Gebrauchte Medizintechnik wird vor allem von Hospitälern außerhalb der Ballungszentren gekauft. Der Anteil von generalüberholten Geräten bei der bildgebenden Diagnostik wird auf 30 bis 40 Prozent geschätzt.
Trotz kontinuierlich steigender Investitionen in die Gesundheitsversorgung stoßen die Kliniken in der Coronavirus-Pandemie an ihre Kapazitätsgrenzen. Defizite bei der Ausstattung der Krankenhäuser mit Schutzbekleidung für das Personal und Beatmungsgeräten sowie geringe Laborkapazitäten haben die Krise zusätzlich verschärft.
Islamabad hat eine Verbesserung des Gesundheitssystems im Hinblick auf zukünftige Pandemien angekündigt und will vor allem bei Tests und Nachverfolgung ansetzen. Die Laborinfrastruktur soll ausgebaut und E-Health-Lösungen entwickelt werden. Angaben über die Finanzierung wurden nicht bekannt gegeben. Angesichts der hohen Staatsverschuldung sind dem südasiatischen Land die Hände gebunden, wirtschaftliche Impulse zu setzen. Bei der Modernisierung und dem Ausbau des Gesundheitssektors wird zunehmend auf den privaten Sektor, insbesondere ausländische Geldgeber und Nichtregierungsorganisationen gesetzt.
Ein Großteil der Medizintechnik wird eingeführt, eine Ausnahme bilden aber chirurgische Instrumente aus Stahl, für die das südasiatische Land selbst einer der führenden Produktionsstandorte weltweit ist. Ein Großteil der Herstellung geht sogar in den Export.
Die Datenbank UN Comtrade weist für 2019 unter der Sammelposition „andere Instrumente“ (SITC 872.29) Ausfuhren in Höhe von 404 Millionen US$ auf. Hauptabnehmer waren die USA (124 Millionen US$), Deutschland (54 Millionen US$) und das Vereinigte Königreich (36 Millionen US$). Für das Jahr 2020 rechnen Branchenkenner mit einem Rückgang, der auf die weltweite Coronavirus-Pandemie zurückzuführen wäre.
Pakistan legt keine Beschränkungen für ausländische Direktinvestitionen im Gesundheitsdienstleistungssektor fest und erlaubt den Import von medizinischen Geräten gemäß seiner „Import Policy Order.“ Für die Einfuhr radioaktiver Geräte ist die Genehmigung der Nuklearregulierungsbehörde erforderlich.
Die Einfuhrzölle liegen je nach Kategorie zwischen 0 und 25 Prozent. Einige medizinische Geräte sind von der Umsatzsteuer befreit. Preis, Qualität und Kundendienst sind wichtige Faktoren bei Kaufentscheidungen für diese Apparate. Die Zahlung erfolgt häufig über ein Dokumentenakkreditiv (Kreditbrief). Regierungsausschreibungen können zeitaufwendig sein, während Entscheidungen in privaten Krankenhäusern in der Regel schneller getroffen werden.
Wichtige Regulierungsbehörden in diesem Sektor sind die Drug Regulatory Authority und das Ministry of National Health Services Regulation and Coordination (Ministerium für nationale Regulierung und Koordination von Gesundheitsdiensten). Pakistan hat kürzlich Änderungen seiner Einfuhrbestimmungen für Medizintechnik angekündigt, um den Registrierungsprozess transparenter und effizienter zu gestalten.