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Wirtschaftsausblick | Pakistan

Pakistans Weg zur Stabilität bleibt holprig

Pakistans Wirtschaft stabilisiert sich nur langsam. Reformdruck und politische Unsicherheit prägen 2025 das Investitionsumfeld.

Von Heena Nazir | Dubai

Top-Thema: Reformkurs trifft auf unsichere Ausgangslage

Pakistans Wirtschaft konsolidiert sich allmählich, ist jedoch geprägt von Reformdruck, finanziellen Engpässen und schleppenden Fortschritten. Das Land bewältigt die Folgen einer schweren Finanz- und Währungskrise, die 2023 in eine akute Zahlungsbilanzkrise mündete. Die Regierung in Islamabad wird dabei durch ein Hilfsprogramm des Internationalen Währungsfonds (IWF) unterstützt. Insgesamt stellt der IWF rund 3 Milliarden US-Dollar (US$) bereit, die an umfassende Reformauflagen gekoppelt sind.

Ziel ist es, das hohe Haushaltsdefizit zu verringern, den Devisenmangel zu lindern und das Vertrauen internationaler Investoren zurückzugewinnen. Zu den zentralen Maßnahmen gehören der Abbau von Energiesubventionen sowie die Ausweitung der Steuerbasis. Die Umsetzung dieser Schritte kommt jedoch nur langsam voran.

Schwache Erholung mit sektoraler Schieflage

Die wirtschaftliche Erholung bleibt 2025 schwach. Der IWF erwartet ein reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,6 Prozent. Das ist nur geringfügig mehr als im Vorjahr. Im Folgejahr 2026 könnte das Wachstum auf 3,6 Prozent zulegen. 

Aktuell stützen vor allem die Landwirtschaft und einige exportorientierte Branchen die Konjunktur, allen voran die Textilindustrie. Die verarbeitende Industrie hingegen kämpft weiterhin mit strukturellen Problemen wie Stromausfällen, hohen Energiekosten, einem eingeschränkten Zugang zu Importen und hohen Zinsen.

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Liquidität bleibt angespannt

Anfang 2025 beliefen sich die Devisenreserven laut der pakistanischen Zentralbank auf rund 9,3 Milliarden US$. Das reicht, um den Importbedarf für etwa zwei Monate zu decken. Die Inflation geht zurück, allerdings auf einem Preisniveau: Die Teuerungsrate lag 2024 bei über 23 Prozent. Ursache für die hohe Rate waren  hohe Energiepreise und teure Lebensmittelimporte. Nun dürfte die Teuerung vor allem wegen gesunkener Preise für die dringend benötigten Ölimporte zurückgehen. Für 2025 erwartet der IWF einen Rückgang der Inflation auf 5,1 Prozent. Dennoch ist die Lage schwierig: Vor allem einkommensschwache Haushalte haben an Kaufkraft verloren. Das schwächt die gesellschaftliche Unterstützung für Reformen.

Der wirtschaftspolitische Reformbedarf trifft auf ein schwieriges politisches Umfeld. Eine fragile Regierungskoalition und der starke Einfluss des Militärs erschweren stabile Rahmenbedingungen. Steuererhöhungen, Subventionskürzungen und steigende Strompreise stoßen auf breite Ablehnung. Viele staatliche Institutionen gelten als überlastet und wenig effizient. Langsame Entscheidungsprozesse und mangelnde Transparenz bremsen das Vertrauen in die Verwaltung. 

Die ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investments, FDI) bleiben entsprechend gering: Im Jahr 2024 flossen laut Weltbank weniger als 1,5 Milliarden US$ nach Pakistan, ein sehr geringer Wert für ein Land mit über 250 Millionen Einwohnern. Auch zentrale Infrastrukturprojekte wie der China-Pakistan Economic Corridor (CPEC) kommen nur schleppend voran.

Außenhandel: Textilsektor bleibt Exportstütze

Die wirtschaftlichen Schwächen zeigen sich auch im Außenhandel. Im Jahr 2024 stiegen die Exporte um 12,8 Prozent auf 32,4 Milliarden US$. Der Textilsektor dominiert mit rund 60 Prozent des Gesamtvolumens die Ausfuhren weiterhin. Daneben gewinnen Nahrungsmittel- und Pharmaerzeugnisse langsam an Bedeutung.

Die Einfuhren stiegen im gleichen Zeitraum von 50 Milliarden auf 56,5 Milliarden US$. Gründe hierfür sind langsam steigende Devisenreserven und abnehmende administrative Importbeschränkungen.

Deutsche Perspektive: Handelsentwicklung und Geschäftspotenziale

Trotz erheblicher struktureller Herausforderungen bleibt Pakistan ein relevanter, wenn auch schwieriger Markt für deutsche Unternehmen. Politische Unsicherheit, das Wechselkursrisiko, restriktive Importregeln und ein komplexes Genehmigungssystem prägen die Rahmenbedingungen. 

Im Jahr 2024 gingen die deutschen Exporte um rund 13 Prozent auf 850 Millionen Euro zurück – ein Trend, der sich seit 2021 verstetigt. Ursachen sind unter anderem die schwache Importfähigkeit Pakistans und ein zunehmender Preiswettbewerb chinesischer Anbieter. Dennoch bleibt Deutschland der wichtigste Lieferant innerhalb der EU, vor allem in den Bereichen Maschinen, Chemie, Elektrotechnik und Medizintechnik.

Die deutschen Einfuhren aus Pakistan legten im Jahr 2024 um rund 7 Prozent zu und erreichten rund 2,5 Milliarden Euro. Im Vordergrund stehen arbeitsintensive Produkte wie Textilien, Bekleidung, Lederwaren und Agrarerzeugnisse.

Das Geschäftsklima bleibt verhalten. Laut AHK World Business Outlook Frühjahr 2025 bewerten nur 17 Prozent der befragten deutschen Unternehmen ihre Lage in Pakistan als gut, während knapp die Hälfte eine Verschlechterung erwartet. Schwierigkeiten bereiten insbesondere der Zugang zu Devisen, undurchsichtige Regulierungen sowie langwierige Zoll- und Genehmigungsverfahren. Viele Unternehmen setzen daher auf projektbezogene Aktivitäten oder arbeiten mit lokalen Partnern.

Gleichzeitig bieten ausgewählte Sektoren Chancen, darunter berufliche Bildung, die Automatisierung industrieller Prozesse oder Projekte in der nachhaltigen Infrastrukturentwicklung. Besonders gefragt sind deutsche Lösungen in der Wasser- und Abwassertechnik, der dezentralen Energieversorgung sowie in der Medizintechnik. Unternehmen mit langfristigem Interesse sollten auf rechtssichere Verträge, belastbare Partnerschaften und stabile politische Rahmenbedingungen achten.

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