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Healthcare Monitor - Philippinen bieten großes Potenzial

Die Philippinen gelten als potenziell attraktiver Markt für medizinische Dienstleistungen. Allerdings weist das Gesundheitssystem noch Schwächen auf.

Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Entwicklungen im Gesundheitswesen

    Die junge und stark wachsende Bevölkerung kurbelt den Bedarf im Gesundheitssektor an. Vor allem Telemedizin dürfte künftig stark gefragt sein.

    Die Philippinen weisen grundsätzlich ein großes Potenzial für Medizintechnik und Gesundheitsdienstleistungen auf. Das zur ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) zählende Land hat innerhalb der Wirtschaftsgemeinschaft mit 111 Millionen Menschen die zweitmeisten Einwohner nach Indonesien. Gleichzeitig verfügt der Archipel über eine sehr junge und noch wachsende Bevölkerung.

    Die Fertilitätsrate beläuft sich auf 2,5 (2020), mehr als die Hälfte der Einwohner ist jünger als 25 Jahre. Bis 2035 dürfte die Bevölkerungszahl auf mehr als 130 Millionen Menschen anwachsen. Beim Ranking nach Volumen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegen die Philippinen innerhalb Asean mit 377 Milliarden US-Dollar (US$; 2021) an dritter Stelle hinter Indonesien und Thailand. Das BIP pro Kopf ist allerdings mit 3.572 US$ pro Jahr (2021) relativ gering. Gleichzeitig ist die Schere zwischen armen und reichen Menschen noch groß.

    Regionen sollen entwickelt werden

    Das wirtschaftliche Geschehen und die Kaufkraft sind stark fokussiert auf die Region um Metro-Manila, die sogenannte National Capital Region (NCR). Auf diese entfällt rund ein Drittel des BIP, sie bildet auch den Schwerpunkt medizinischer Versorgung. Die Regierung plant im Rahmen ihres Entwicklungsplans PDP (Philippine Development Plan), die Hauptstadtregion zu entlasten und das Wachstum auch in andere regionale Zentren zu dirigieren, um das dortige Potenzial sich besser entfalten zu lassen. Dies sollte sich dann auch positiv auf das Angebot medizinischer Dienstleistungen abseits der Hauptstadtregion auswirken. 

    Die Nachfrage im Gesundheitsbereich dürfte mittelfristig auch wieder von einem hohen Wachstum des BIP profitieren. Nach Steigerungsraten von mehr als 6 Prozent schlitterte die Wirtschaft mit der Covid-Krise in eine der tiefsten Rezessionen seit Dekaden. Denn die Regierung hatte einen der längsten und schärfsten Lockdowns weltweit implementiert, der sich massiv auf die Mobilität der Einwohner auswirkte. Doch nach Aufheben der meisten Corona-Restriktionen wird das BIP 2022 und darüber hinaus wieder auf seinen alten Wachstumskurs zurückkehren.

    Coronakrise mit erheblichen Auswirkungen

    Die Covid-Krise hat nach Einschätzung von Experten noch einmal klar die Defizite des philippinischen Gesundheitssystems aufgezeigt. Es wurde deutlich, dass Gesundheitsdienstleistungen auf dem Archipel noch nicht ausreichend verfügbar sind. Zahlreiche ärztliche Termine mussten ebenso abgesagt werden wie dringend notwendige Operationen.

    Die Bekämpfung der Pandemie erforderte neue Ansätze wie eine stärkere Nutzung digitaler Technologien und die Bereitstellung von Quarantäneunterkünften in fünfstelliger Höhe. Auch wurden die lokalen Produktionskapazitäten von einfachen Schutzerzeugnissen wie Masken und Overalls deutlich erhöht.

    Die Regierung plant den Bau eines neuen virologischen Instituts VIP (Virology Science and Technology Institute of the Philippines). Die Kosten für das Projekt werden in lokalen Medien auf knapp 17 Millionen US$ taxiert. Die erste Einrichtung dieser Art auf dem Archipel soll die lokalen Forschungskapazitäten bei Impfstoffen künftig stärken und die Abhängigkeit von anderen Lieferländern in diesem Bereich verringern. 

    Die Weltbank hatte den Philippinen einen Kredit in einer Größenordnung von 100 Millionen US$ zur Verfügung gestellt. Mit den Mitteln soll das Gesundheitssystem besser für die Coronabekämpfung gewappnet und auch die Versorgung mit Schutzausrüstungen (PPE, Personal Protective Equipment) wie Handschuhen, Brillen und Bekleidung sowie mit Medikamenten verbessert werden. Ebenso ist die Ausweitung von Laborkapazitäten und die Anschaffung von medizinischen Geräten geplant.

    Nach Einschätzung von Firmenvertretern aus dem Gesundheitssektor hat sich die Situation aber im Herbst 2022 weitestgehend normalisiert. Dies betrifft die Belegung der Krankenhäuser, aber auch die Maskenpflicht. Diese wurde mittlerweile weitgehend aufgehoben. Allerdings wird ein deutlich gestiegenes Gesundheitsbewusstsein attestiert. Die Bevölkerung sei mittlerweile sensibler und aufgeschlossener gegenüber medizinischen Dienstleistungen oder Versicherungen, so die Stimmen. 

    Bedarf an Medizintechnik steigt

    Der Gesundheitsmarkt in den Philippinen stagnierte während der Pandemie. Für 2022 wird von Firmenvertretern eine Erholung attestiert. Der Bedarf an medizinischen Geräten wird sich künftig nach oben bewegen angesichts der zunehmenden Mittelschicht und einem gleichzeitigen Ansteigen von Zivilisationskrankheiten. Auch gelten die Rahmenbedingungen der Bevölkerung als belastend für den Organismus, wie etwa eine zum Teil erhebliche Luft- und Umweltverschmutzung, starker Verkehr, Stress und ungesunde Ernährungsgewohnheiten. Das Wachstum des Marktes für Medizintechnik dürfte sich nach Schätzungen von Branchenexperten 2022 und 2023 auf knapp 9 Prozent belaufen.

    Dabei soll vor allem die Nachfrage nach Diagnosegeräten, Krebs- und Diabetesbehandlungen sowie orthopädischen Implantaten zunehmen. Es herrscht ein hoher Bedarf im Bereich Herzkreislauferkrankungen, die 2021 mit knapp 18 Prozent für die meisten der Todesfälle in den Philippinen verantwortlich zeichneten. Allerdings blieben 60 Prozent davon unbehandelt aufgrund limitierter ärztlicher Ressourcen vor allem in abgelegenen, ländlichen Regionen und einem Mangel an Herzspezialisten.

    An zweiter Stelle der Todesursachen rangierten im vergangenen Jahr zerebrovaskuläre Krankheiten mit rund 10 Prozent der Fälle. Auf der anderen Seite wird die junge und stark wachsende Bevölkerung dafür sorgen, dass die Nachfrage nach Geburtskliniken, medizinischen Dienstleistungen rund um Schwangerschaften sowie Gynäkologie und Geburtenkontrolle mittelfristig anziehen wird. Des Weiteren dürfte die wachsende Mittelschicht die Nachfrage nach Schönheitsbehandlungen und -chirurgie erhöhen, zumal die Einwohner des Archipels großen Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild legen.

    Telemedizin mit guten Perspektiven

    Die Philippinen bieten aufgrund ihrer Topographie mit tausenden Inseln hervorragende Bedingungen für die Anwendung von Telemedizin und innovativen IT-Applikationen im Bereich Gesundheitswesen. Schon die Pandemie hatte die Nachfrage nach Telemedizin auf dem Archipel deutlich angekurbelt durch die Abschottung breiter Bevölkerungsteile im Lockdown. Die Einwohner gelten als enorm IT-affin und weisen ohnehin die weltweit längsten Verweildauern im Internet wie auch in sozialen Netzwerken auf. Private Krankenhäuser und Gesundheitsanbieter sind nach Einschätzung von Branchenkennern hochgradig daran interessiert, ihren Patienten künftig auf diese Weise effizientere Dienstleistungen anzubieten.

    Eckdaten Gesundheitsmarkt

    Indikator

    Wert

    Einwohnerzahl (2022 in Mio.)

    111,7

    Bevölkerungswachstum (2021 in % p.a.)

    1,5

    Altersstruktur der Bevölkerung (2020)

     Anteil der unter 14-Jährigen (in %)

    32,4

     Anteil der über 65-Jährigen (in %)

    4,9

    Durchschnittseinkommen (2020 in Euro)

    3.402

    Gesundheitsausgaben (in Mrd. Euro)

    18,2

     pro Kopf (2021 in Euro)

    163,9

     öffentlich (in Mrd. Euro)

    9,1

     privat (in Mrd. Euro)

    9,1

    Anteil der Gesundheitsausgaben

     am BIP (2021 in %)

    6,0

    Medikamente (2021 in %)

    19,2

    Anzahl Krankenhäuser (2020), davon

    1.792

     öffentlich (in %)

    60

     privat (in %)

    40

    Ärzte/1000 Einwohner (2020)

    1,2

    Krankenhausbetten/1000 Einwohner (2020)

    1,1

    2021: 1 Euro = 60,032 philippinische Peso (P) ; 2020: 1 Euro = 58,152 PQuelle: Philippine Statistics Authority; statista; Medilines

    Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Gesundheitssystem

    Das Gesundheitssystem in den Philippinen kommt an seine Grenzen. Private Unternehmen investieren in Krankenhäuser und modernisieren diese. 

    Das philippinische Gesundheitswesen gilt als ausbaufähig und stößt in Teilen an seine Grenzen. So steht nur ein Krankenhausbett pro 1.000 Bewohnern zur Verfügung, während der Schnitt innerhalb der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) bei 5 Betten pro 1.000 Menschen liegt. In abgelegenen Regionen kann dieser Wert sogar noch deutlich unterschritten werden. Nur 50 Prozent der Einwohner haben Zugang zu ärztlicher Versorgung innerhalb von 30 Minuten. Vor allem regional gibt es große Disparitäten hinsichtlich der Qualität der Versorgung. Branchenkenner sprechen daher sogar von einem "2-Klassensystem" der Krankenversorgung.

    Insgesamt finden sich auf dem Archipel rund 1.800 Krankenhäuser für mehr als 110 Millionen Einwohner. Davon sind etwa 60 Prozent private Institutionen (1.071 Einheiten) und circa 40 Prozent öffentliche Einrichtungen (721 Einheiten). Von letzteren wiederum werden 66 Krankenhäuser direkt vom Ministerium DOH (Department of Health) betrieben – 38 davon in Luzon, 16 in Mindanao und zwölf Einheiten in Visayas.

    Die Region mit den meisten Hospitälern ist Calabarzon südlich der Hauptstadt Manila mit 228 Einheiten. An zweiter Stelle folgt die Region Central Luzon mit 196 Krankenhäusern und auf Rang drei die Hauptstadtregion NCR (National Capital Region) mit 186 Einheiten – darunter fast 60 sogenannte „Level-3-Hospitals“. Diese umfassen spezielle Einrichtungen unter anderem für die Ausbildung der Ärzte, Rehabilitation oder Dialyse. Die philippinische Klassifizierung von Hospitälern umfasst drei Stufen – beginnend mit „1“, welche Krankenhäuser mit einem Minimum an medizinischen Leistungen enthält.

    Auf private Krankenhäuser entfällt der größte Teil der Umsätze. Die wichtigsten Akteure im Markt sind nach Einschätzung von Branchenexperten unter anderem Institutionen wie das Philippine Heart Center, Southern Philippines Medical Center, Makati Medical Center und St. Luke's Medical Center.

    Krankenhäuser werden modernisiert

    Derzeit engagieren sich zahlreiche Privatfirmen im Sektor, die kleinere Krankenhäuser erwerben und modernisieren. Die Entwicklung wird in erster Linie angekurbelt von den Aktivitäten großer Krankenhausgruppen, die über das notwendige Kapital für Investitionen verfügen. Übergeordnetes Ziel ist, vom medizinischen Niveau her zu den Top-Institutionen anderer Länder in der Region aufzuschließen wie etwa in Thailand oder Singapur. Um die Versorgung der Bevölkerung in abgelegenen Landesteilen zu erleichtern, wird in die Nutzung digitaler medizinischer Anwendungen intensiviert.

    Geringes Gesundheitsbudget in der Kritik

    In den vergangenen Jahren und vor allem während der Coronapandemie wurde Kritik an einer zu geringen Budgetierung des Gesundheitsministerium (Department of Health) laut. Die Mittel seien zu gering, um die Folgen der Coronakrise vollumfänglich bewältigen zu können, so die Stimmen. Auch das Budget für die krisengeschüttelte staatliche Gesundheitsversicherung PhilHealth wurde während der Pandemie zunächst nicht wesentlich aufgestockt. Erst 2022 hat die Regierung den Haushalt für den Gesundheitssektor dann maßgeblich um 27 Prozent nach oben geschraubt.

    PhilHealth war 2020 mit Korruptionsvorwürfen und überteuerten Projekten massiv in die Negativschlagzeilen geraten. Schon in den Jahren zuvor hatte es diverse Kontroversen um die staatliche Agentur gegeben. Selbst eine Privatisierung der Gesellschaft stand Presseinformationen zufolge im Raum. Auch das Gesundheitsressort selbst hatte mit Schwierigkeiten zu kämpfen. So hatte ein Audit zutage gebracht, dass vom Ressort beschaffte Medikamente und medizinische Materialien im Wert von 45 Millionen US$ ihr Verfallsdatum überschritten hätten. 

    Öffentliche Krankenversicherung übernimmt nicht alle Kosten

    Die öffentliche Gesundheitsversorgung in den Philippinen wird von PhilHealth organisiert. Alle Einwohner sind auf Basis des 2019 implementierten Universal Health Care (UHC) Bill (Republic Act No. 11223) über deren Angebot abgesichert. Nach Einschätzung internationaler Experten ist die Qualität der staatlichen Gesundheitsversorgung relativ gut, variiert aber stark zwischen ländlichen und urbanen Regionen. Auch das medizinische Fachpersonal sei gut ausgebildet.

    Beschäftigte sind dazu verpflichtet, sich über PhilHealth zu versichern. Die Beiträge werden zu gleichen Teilen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern übernommen. Die Höhe beläuft sich derzeit auf mindestens 4 Prozent des Gehalts, wobei der Mindestsatz 400 philippinische Peso pro Monat umfasst. Ab einem Gehalt von 80.000 Peso wird der Beitrag bei 3.200 Peso gedeckelt. Der Satz soll bis 2025 weiter auf 5 Prozent angehoben werden.

    Die Versicherung bezuschusst eine Reihe von Behandlungen inklusive Operationen und stationärer Aufenthalte, auch in privaten Einrichtungen. Allerdings werden nicht alle Behandlungen und Medikamente von PhilHealth abgedeckt. So muss etwa mit 85 Prozent der überwiegende Teil der Arzneimittel aus eigener Tasche bezahlt werden, vor allem die Versorgung außerhalb der Kliniken läuft größtenteils auf eigene Kosten. 

    Das ärztliche Personal in öffentlichen Krankenhäusern sei gleich gut wie Ärzte im privaten Sektor, allerdings sind private Krankenhäuser besser ausgestattet als ihre staatlichen Pendants. Auch würden die Behandlungen dort schneller durchgeführt. Private Dienstleistungen seien für einen durchschnittlich verdienenden Philippiner im Regelfall relativ teuer, doch im internationalen Vergleich günstig.

    Auf dem Archipel gibt es knapp 100 private Versicherungsunternehmen im Gesundheitsbereich, darunter die AIA Group (Hongkong), HSBC Group (Hongkong), Assicurazioni Generali (Italien), Aetna Inc. (Tochter der US-Gruppe CVS Health) sowie die deutsche Allianz und Pacific Cross (Philippinen). Branchenvertreter sehen derzeit viel Bewegung im Markt für private Krankenversicherungen, was sich in verstärkten Kooperationen und Übernahmen manifestiert. Neue Produkte werden lanciert, in vielen Fällen gemeinsam mit Lebensversicherungen. Bisher sind nur 2 Prozent der Einwohner privat krankenversichert. Die Gesellschaften wollen künftig versuchen, auch den Massenmarkt zu erschließen und mehr Kunden für ihre Produkte zu gewinnen. 



    Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Förderung und Investitionen

    Die philippinische Regierung fördert den Ausbau des Gesundheitssystems. Hierzu zählen eine Fülle von Initiativen, die auch über den Sektor selbst hinausgehen.

    Die philippinische Regierung hat verschiedene Programme initiiert, die in erster Linie den Zugang ärmerer Bevölkerungsschichten zu medizinischer Versorgung gewährleisten sollen. So sollen etwa über das Health Facility Enhancement Program (HFEP) neue Kapazitäten aufgebaut oder bestehende Einrichtungen modernisiert werden. Weitere Ansätze sind die Initiativen "Complete Treatment Pack Program" („Compack“) und "Human Resource for Health Development", über die Ärzte und Pflegekräfte in abgelegene Regionen zur Behandlung von Patienten entsandt werden.

    Das "National Telehealth Service Program" wiederum soll solche Gegenden über IT-Applikationen besser an gesundheitliche Dienstleistungen anschließen. Die Bedeutung von Telemedizin wird in den kommenden Jahren auf dem Archipel zunehmen. Die nationale Gesundheitsversicherung PhilHealth hat eine Roadmap ausgearbeitet, in der die Pläne für Investitionen des Sektors zur Implementierung von Standards für den Telemedizin-Bereich aufgeführt sind.

    Allerdings existiert noch keine übergreifende Gesetzgebung für die Anwendung von Telemedizin. Mehrere Initiativen wurden auf den Weg gebracht wie der "eHealth System and Service Act" (House Bill No. 10245) oder der "Philippine eHealth Systems and Service Act" (Senate Bill 1618). Letzterer soll einen politischen Rahmen für den Sektor bilden und die Umsetzung in der Praxis regulieren. Bisher wurde allerdings noch keines der Gesetze formell verabschiedet.

    Es gibt jedoch schon in Teilen Kooperationen zwischen Privatfirmen und dem öffentlichen Sektor in diesem Bereich. So erfuhr der Anbieter von Telemedizin-Dienstleistungen Medgate 2020 einen Anstieg der Online-Beratungen von 170 Prozent. Die positive Entwicklung war Pressemeldungen zufolge in Teilen auf die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium zurückzuführen. Medgate sollte während der Coronapandemie mittels kostenloser Online-Beratungen helfen, die vollen Krankenhäuser zu entlasten und die Weiterverbreitung des Virus einzudämmen.

    Regierung erhofft sich Impulse durch Medizintourismus

    Auch der Medizintourismus soll nach Aufhebung der Corona bedingten Reiserestriktionen wieder deutlich an Bedeutung gewinnen. Allerdings ist die Konkurrenz in diesem Bereich durch die etablierten „Platzhirsche“ in der Region wie zum Beispiel Thailand sehr groß. Im „Medical Tourism Index“ (www.medicaltourism.com) belegten die Philippinen 2021 den 24. Rang von 46 untersuchten Ländern. Im asiatischen Kontext reichte dies nur zum zweitletzten Rang vor China.

    Die Philippinen gelten grundsätzlich als attraktive Destination für ausländische Touristen. Allerdings hinken die Besucherzahlen mit nur rund 8 Millionen Besuchern pro Jahr (Prä-Corona) deutlich hinter anderen Ferienzielen in der Region her, wie beispielsweise Thailand. Die Regierung fördert den Sektor über das „Philippine Medical Travel and Wellness Programm“ des Gesundheitsministeriums, an dem mehrere Partner beteiligt sind wie andere Ressorts und Behörden. Jedoch sind die Ziele und Maßnahmen der Initiative noch recht vage formuliert.

    Grundsätzlich liegt ein wesentlicher Vorteil für die Philippinen als medizinische Destination darin, dass die Einwohner im Regelfall fließend Englisch sprechen. Damit gestaltet sich die Kommunikation mit internationalen Patienten deutlich einfacher als in anderen Ländern der Region. Darüber hinaus gelten die Beschäftigten als äußerst serviceorientiert und freundlich, was sich ebenfalls positiv auf die Anziehungskraft auswirken dürfte.

    Das Tourismusministerium sieht noch viel unerschlossenes Potenzial für den Archipel als Destination für medizinische Behandlungen. Auch Fremdenverkehrsexperten stufen die Möglichkeiten als positiv ein. Die Regierung hat den Sektor während der Coronapandemie mit verschiedenen Maßnahmen zu fördern versucht, wie die Impfung der Beschäftigten in der Tourismusbranche sowie kostenlose Booster-Shots für Besucher. Künftig müssten Bemühungen in diese Richtung wie etwa Marketingaktivitäten noch verstärkt werden, so die Stimmen.

    Vermittlung von Pflegepersonal nach Deutschland

    Philippinische Pflegekräfte sind aufgrund ihrer Sprachkenntnisse, Ausbildung und Serviceorientierung in westlichen Industrieländern als Beschäftigte für den chronisch unterbesetzten Sektor gefragt. Auch Deutschland streckt seine Fühler aus.

    Bereits seit 2016 ist das Recruiting von Pflegekräften über private Akteure möglich, seither ist eine Vermittlungsbranche bestehend aus lokalen Recruitern, Sprachschulen und deutschen Vermittlern speziell für die Vermittlung von Pflegekräften nach Deutschland entstanden.

    Im letzten Jahr vor Ausbruch der Pandemie wurden etwa 1.800 Visaanträge nach Deutschland gestellt. Zwei Drittel davon wurden über private Kanäle und ein Drittel über das öffentliche Projekt "Triple Win" durchgeführt. Bei diesem handelt es sich um ein bilaterales Regierungsabkommen. Dabei sind die GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH) und die Agentur für Arbeit involviert, auf der philippinischen Seite ist die POEA verantwortlich. 

    Die Organisation DeFa (Deutsche Fachkräfteagentur für Gesundheits- und Pflegeberufe) unterstützt deutsche Arbeitgeber und Vermittler bei dem sogenannten "beschleunigten Verfahren", dem bürokratischen Verfahren für die Visabeantragung und Anerkennung des Berufsabschlusses auf deutscher Seite. Die Auslandshandelskammer AHK in den Philippinen (GPCCI, German-Philippine Chamber of Commerce and Industry) organisiert regelmäßige runde Tische für die Interessensvertretung der privaten Akteure gegenüber der philippinischen Regierung und der deutschen Botschaft.

    Ausgewählte Investitionsvorhaben

    Projekt

    Zeitraum

    Investitionssumme (in Millionen Euro)

    Beschreibung des Projekts

    Forschungszentrum (Quezon City)

    Ab 2021

    2,8

    Einrichtung eines neuen Forschungszentrums, das vom Philippine Council for Health Research and Development (PCHRD) zur verbesserten Krankheitsdiagnose genutzt wird

    Krebskrankenhaus (Taguig City)

    Ab 2021

    82,5

    Entwicklung eines neuen Krebskrankenhauses, Ausbau des Netzwerks von Primärversorgungs- und Fachkliniken sowie digitale Technologieinitiativen. Investition der IFC, in Kooperation mit AYC Finance Limited (Ayala Corporation)

    Krankenhaus (Pilar City, Bataan)

    Ab 2022

    11,9

    Die staatliche Entwicklungsbank der Philippinen (DBP) gewährte einer privaten Krankenhauskette finanzielle Unterstützung für eine neue medizinische Einrichtung in der Gemeinde Pilar, Provinz Bataan

    Krebszentrum (Quezon City)

    2022

    99,9

    Die University of Philippines – Philippine General Hospital (UP-PGH) beabsichtigt, im Rahmen einer 30-jährigen öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP) ein Krebszentrum mit 200–300 Betten auf ihrem Campus in Metro Manila zu entwickeln.

    Medizinische Ausrüstung (Caloocan City)

    2022

    0,8

    Die Japan International Cooperation Agency (JICA) stellte dem Forschungsinstitut für Tropenmedizin (RITM) neue Geräte zur Verfügung, um die Fortsetzung der COVID-19-Wiederherstellungsbemühungen zu unterstützen.

    Covid-Bekämpfung 

    Ab 2020

    100

    Die Asian Development Bank (ADB) stellt finanzielle Mittel zur Bekämpfung des Virus zur Verfügung. Unter anderem sollen die Laborkapazitäten ausgeweitet und medizinische Geräte beschafft werden.

    2022: 1 Euro = 59,416 P; 1 US$ = 52,150 P; 2021: 1 Euro = 60,032 P; 1 US$ = 49,504 PQuelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Rahmenbedingungen und Marktzugang

    Die Philippinen sind im medizinischen Bereich enorm importabhängig. Zahlreiche internationale Unternehmen sind im Markt aktiv.

    Der Markt für Medizintechnik in den Philippinen wird von Branchenexperten auf knapp 900 Millionen US$ (2022) geschätzt. Fast sämtliche der hochwertigen medizinischen Geräte müssen aus dem Ausland bezogen werden. Bei einfachen medizinischen Einwegartikeln beläuft sich die Importquote auf rund ein Drittel.

    China mit Abstand wichtigster Lieferant

    Insgesamt wurden 2021 knapp 280 Millionen US$ an Branchenerzeugnissen importiert, entsprechend einem Anstieg um 22 Prozent. Die wichtigsten Lieferländer waren China mit 65 Millionen US$, gefolgt von den USA (31 Millionen US$), Deutschland (30 Millionen US$), Singapur (27 Millionen US$) und Japan (24 Millionen US$).

    Diese fünf Länder zeichneten für fast zwei Drittel aller Einfuhren von medizinischen Erzeugnissen verantwortlich. Die Exporte beliefen sich 2021 auf 241 Millionen US$. Wichtigste Bezugsländer philippinischer Branchenerzeugnisse waren in erster Linie Japan mit 96 Millionen US$ und die USA mit 67 Millionen US$. Dahinter folgten mit weitem Abstand Thailand (11 Millionen US$), Indonesien (8 Millionen US$) und Belgien (7 Millionen US$).

    Auf den Philippinen sind bereits mehrere renommierte deutsche Branchenfirmen und Pharmaunternehmen im Markt tätig wie Bayer, Boehringer Ingelheim, B Braun Medical Supplies Inc. Auch Siemens und Allianz sind im Sektor aktiv. Künftig dürften sich weitere Geschäftsfelder auf dem Archipel auftun im Zuge neuer Trends im Gesundheitswesen.

    Internationale Pharmahersteller im Markt aktiv

    Im pharmazeutischen Sektor gibt es auf den Philippinen etwa 400 lokale Hersteller, aber dennoch eine hohe Importabhängigkeit. Die größten internationalen Lieferanten waren 2020 Indien, Deutschland und die USA. Die philippinischen Hersteller decken nur 43,5 Prozent des lokalen Markts ab und produzieren vorwiegend Generika. Insgesamt 25 Prozent entfallen mit United Laboratories (UniLab) auf nur einen Hersteller.

    Von den wichtigsten 20 internationalen Herstellern verfügen 14 über Produktionsfazilitäten auf dem Archipel wie unter anderem Pfizer, Glaxosmithkline, Böhringer Ingelheim, AstraZeneca. Als größter Distributor von Pharmazeutika insbesondere für internationale Unternehmen hat sich vor Ort die Gesellschaft Zuellig Pharma etabliert. Der philippinische Markt für Pharmazeutika wird 2021 auf rund 3 Milliarden US$ taxiert.

    Die wichtigste administrative Einheit für das Gesundheitswesen ist das Department of Health (DOH, Gesundheitsministerium) als politischer Entscheidungsträger und oberste Regulierungsbehörde. Die Untereinheit „Health Facilities and Services Regulatory Bureau“ (HFSRB) setzt die regulatorischen Standards für die Lizensierung, Akkreditierung und das Monitoring der Gesundheitseinrichtungen auf dem Archipel.

    Auf diese Weise soll ein qualitativ hochwertiges Gesundheitssystem gewährleistet werden. Für Arzneimittel und Medizintechnik ist die Behörde FDA (Food and Drug Administration) die relevante Einrichtung. Sie ist unter anderem zuständig für Zertifizierung der Produkte und Betriebsgenehmigungen innerhalb des Sektors.

    Fast Track verkürzt Verfahren

    Von Unternehmensvertretern wird der Marktzugang als "Level Playing field" für ausländische Firmen eingestuft. Die Verfahren gelten demzufolge als relativ unkompliziert. Die Rahmenbedingungen seien beherrschbar, auch wenn manche Prozesse noch verbessert werden könnten. So wird bemängelt, dass einige Verfahren relativ langsam und die bürokratischen Anforderungen hoch seien. Auf der anderen Seite wird positiv hervorgehoben, dass die zuständige Behörde FDA bei der Registrierung von Pharmazeutika einen "Fast Track" implementiert habe, der die Verfahrensdauer unter bestimmten Voraussetzungen von zuvor zwölf bis 18 Monaten auf nun unter ein Jahr reduziert habe.

    Die Regierung hat im pharmazeutischen Bereich grundsätzlich ein Interesse an niedrigen Preisen, um den Zugang breiter Bevölkerungsschichten zu Medikamenten zu erleichtern. Auch die neue Administration dürfte einheimische Produzenten fördern, um eine stärkere lokale Industrie in diesem Bereich aufzubauen. Als Vorbild wird von Branchenvertretern in diesem Zusammenhang Indien genannt.

    Ausbau der Infrastruktur wird gefördert

    Der Ausbau der physischen Infrastruktur gilt als eine enorm wichtige Voraussetzung, um die Zugänglichkeit für ausländische Branchenerzeugnisse zu verbessern. Vor allem der Logistiksektor gilt noch als deutlich optimierungsbedürftig, insbesondere was den Transport in andere Landesteile betrifft. Aber auch der Verkehr in den Metropolen wie Manila stellt eine Belastung für die Lieferzeiten dar und führt zu höheren Kosten.

    Um die Infrastruktur auszubauen, hat die Regierung schon 2016 das Programm "Build, build, build" (BBB) lanciert. Dieses sieht umfangreiche Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur vor. Pressemeldungen zufolge wurden im Mai 2022 nach den Wahlen 94 der ursprünglich 112 Großprojekte im Wert von rund 80 Milliarden US$ an die neue Administration übergeben. Unter dem neuen Präsidenten "Bong Bong" Marcos wurde das Programm in "Build, Better, More" (BBM) umgetauft. Inhaltlich wurden bisher noch keine wesentlichen Anpassungen vorgenommen. Allerdings ließ Marcos verlauten, dass er die Initiative weiterführen und sogar ausweiten will.

    Auch das Thema Krisenschutz und -prävention spielt dabei eine Rolle. Im Rahmen des sogenannten Evacuation Center Development Pogram des Infrastrukturministeriums DPWH (Department of Public Works and Highways) soll künftig mindestens ein Evakuierungszentrum pro Stadt aufgebaut werden, um die dafür als temporäre Shelter (Schutzräume) vorgesehenen Schulen im Krisenfall zu entlasten.

    16 solcher Einrichtungen wurden bereits von Juli bis September 2022 fertiggestellt, weitere 64 Einheiten sollen im kommenden Jahr aufgebaut werden. Ebenso hatte das DPWH in den vergangenen Jahren einen Schwerpunkt auf den Aufbau von Covid-19-Quarantäneeinrichtungen, Schlafräumen und modularen Krankenhäusern gelegt. Bis Ende 2022 sollen zehn solcher Einrichtungen fertiggestellt werden.

    Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Philippinen

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

    Die Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft.

    Department of Health

    Gesundheitsministerium

    Food and Drug Administration

    Lebens- und Arzneimittelbehörde

    Pharmaceutical and Healthcare Association of the Philippines

    Pharmaverband

    Philippine Pharmaceutical Manufacturers Association

    Verband der pharmazeutischen Hersteller

    Private Hospitals Association of the Philippine

    Verband privater Krankenhäuser auf den Philippinen

    Medical Philippines Expo

    Fachmesse

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