Bei der Projektentwicklung und -ausführung gibt es Beschränkungen für ausländische Unternehmen. Ausschreibungen sollen transparenter und Bauvorhaben zügiger vergeben werden.
Wettbewerbssituation
Die philippinische Bauindustrie ist stark segmentiert. Bei Großprojekten im Hoch- und Tiefbau dominiert eine Handvoll großer Baugesellschaften und Immobilienentwickler, die teilweise zu einem der weitverzweigten Industriekonglomerate des Landes gehören. So ist einer der führenden Baukonzerne Makati Development Corporation (MDC) eine Tochter des Developers Ayala Land, der wiederum zur Ayala Corporation gehört, der größten Holding in den Philippinen. MDC baut aber nicht nur, sondern ist über Tochtergesellschaften unter anderem in der Zementproduktion und im Baumaschinenverleih tätig. Der Mischkonzern San Miguel Corporation ist stark im Infrastruktursektor engagiert und einer der größten Immobilienentwickler des Landes.
Einheimische Baukonzerne dominieren den Markt
Zu den landesweit bedeutendsten Bauunternehmen zählen die Megawide Construction Corporation, EEI Corporation, D.M. Consunji, Monolith Construction & Development Corporation und Sta. Clara International Corporation. Daneben gibt es ein Reihe größerer Baufirmen, die ihre Aktivitäten auf eine der Hauptinselregionen Luzon, Visayas und Mindanao konzentrieren, sowie eine Vielzahl kleiner und mittelständischer Betriebe und Dienstleister, die nur lokal tätig sind. Nach Angaben der philippinischen Statistikbehörde PSA gab es 2022 rund 2.200 Bauunternehmen mit knapp 300.000 Beschäftigten im formellen Sektor. Der Großteil der Unternehmen und Arbeiter dürfte allerdings im informellen Sektor tätig sein: Nach Daten des Arbeitsministeriums waren 2024 insgesamt 4,5 Millionen Menschen in der Bauindustrie beschäftigt. Laut Construction Industry Authority of the Philippines gab es Ende 2024 rund 24.000 lizenzierte Bauunternehmer.
Der Auslandsbau hingegen spielt für die Branche eine untergeordnete Rolle. Laut Philippine Overseas Construction Board waren Ende 2024 nur 37 Firmen im Ausland aktiv. Von den insgesamt 13 Projekten mit philippinischer Beteiligung waren vier in Katar und drei in Algerien, die übrigen verteilen sich auf Länder im Nahen Osten und in Südostasien. Das Projektvolumen belief sich auf rund 280 Millionen US-Dollar (US$), so die Angaben der Behörde.
Japanische Baufirmen sind stark präsent
Neben den lokalen gibt es auch internationale Bauunternehmen, die zum Teil schon seit Jahrzehnten, oft aber auch nur für die Dauer eines bestimmten Projekts in den Philippinen präsent sind. Japan ist der wichtigste Kreditgeber für ADB-finanzierte Infrastrukturprojekte, was sich auch in der Zahl der japanischen Baukonzerne und EPC-Firmen wie Taisei, Kajima, JGC oder Sumitomo Mitsui Construction widerspiegelt.
Unter der China-freundlicheren Vorgängerregierung wurde eine Reihe von chinesisch-philippinischen Großvorhaben vor allem im Infrastruktursektor angeschoben. Diese liegen aber angesichts der politischen Spannungen zwischen den beiden Ländern wegen der Grenzstreitigkeiten im Südchinesischen Meer zum Teil auf Eis.
Der philippinische Bausektor gilt als sehr wettbewerbsintensiv. Viele Großvorhaben im Wohnungs- und Gewerbebau werden von den lokalen Industriekonglomeraten wie Ayala, San Miguel oder dem größten Betreiber von Einkaufszentren, der SM Group, über ihre eigenen Immobilienentwicklungsgesellschaften und Bauunternehmen oder mit langjährigen Partnern umgesetzt. Bei Bauvorhaben von internationalen Investoren können sich eher Beteiligungschancen auch für ausländische Unternehmen ergeben. So wurde beispielsweise der weltweit größte IKEA Möbelmarkt in Manila von der britischen Mace Group gebaut.
Je herausfordernder das Projekt, desto geringer die Konkurrenz
Auch wenn die philippinische Bauindustrie als erfahren und professionell gilt, wird bei technisch anspruchsvollen Projekten im Infrastruktursektor häufig auch ausländische Expertise benötigt. Je spezieller die Aufgabe, desto geringer die lokale Konkurrenz. Aber auch japanische und südkoreanische Firmen haben sich auf dieses Segment konzentriert und stehen damit im direkten Wettbewerb zu Bau- und Ingenieursfirmen aus Deutschland. Beim Thema nachhaltiges Bauen können internationale Unternehmen mit Projekterfahrung ebenfalls ihre Vorteile ausspielen. Dabei ist aber zu beachten, dass für spezielle Planungs- und Bauvorhaben inzwischen ein Mangel an Fachkräften besteht.
Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in den PhilippinenInvestitionen in Milliarden US$, Anzahl der Baugenehmigungen, Veränderung in ProzentKennziffer | 2023 | 2024 | Veränderung 2024/2023 |
|---|
Bruttoanlageinvestitionen im Bausektor (in Mrd. US$), davon: | 54,3 | 59,0 | 8,7 |
| öffentlich | 21,2 | 23,3 | 9,9 |
| privat | 33,1 | 35,7 | 7,9 |
| Baugenehmigungen (Anzahl in 1.000), davon: | | | |
| Wohnungsbau, davon: | 112,4 | 116,4 | 3,6 |
| Einfamilien-, Duplex- und Quad-Häuser | 97,9 | 100,5 | 2,7 |
| Mehrfamilien- und Apartmenthäuser | 14,3 | 15,8 | 10,5 |
| Wirtschaftsbau, davon: | | | |
| Gewerbebau | 25,3 | 27,1 | 7,1 |
| Industriebau | 2,9 | 3,0 | 3,4 |
| öffentliche Gebäude | 5,4 | 6,9 | 27,8 |
Quelle: Philippine Statistics Authority 2025
Geschäftspraxis
Das Engagement ausländischer Unternehmen im philippinischen Bausektor unterliegt je nach Aktivität einer Reihe von gesetzlichen Auflagen. Befindet sich die Firma zu 100 Prozent in ausländischem Besitz, kann sie sich nur an Projekten im Privatsektor sowie an geberfinanzierten Bauvorhaben (Official Development Assistance) – beispielsweise von ADB oder Weltbank – beteiligen. Bei Projekten, die von der philippinischen Regierung finanziert werden, kann hingegen eine Beteiligungsgrenze von 40 Prozent greifen. In dem Fall muss ein Joint Venture mit einem lokalen Partner geschlossen werden, allerdings kann es hier je nach Vorhaben Ausnahmeregelungen geben.
Um in den Philippinen Baudienstleistungen erbringen zu dürfen, muss neben der Gründung einer lokalen Gesellschaft (in der Regel einer Domestic Corporation oder eines Branch Office) eine Lizenz des Philippine Contractors Accreditation Board erworben werden. Je nach Tätigkeitsfeld (Infrastrukturbau, Wohnungsbau, Gewerke) werden unterschiedliche Lizenzen benötigt. Die deutsch-philippinische Industrie- und Handelskammer (AHK) unterstützt deutsche Unternehmen beim Markteintritt und der Geschäftsentwicklung. Bei der Gründung einer philippinischen Gesellschaft und bei der Investitionsberatung können unter anderem Rödl & Partner oder Intergest Worldwide in Manila behilflich sein.
Neues Ausschreibungsgesetz in Kraft
Im Juli 2024 hat die philippinische Regierung den New Government Procurement Act (NGPA) verabschiedet. Mit dem neuen Gesetz sollen öffentliche Ausschreibungen transparenter und der Tenderprozess zügiger abgewickelt werden. Eine Neuerung ist, dass bei der Vergabe nicht automatisch das kostengünstigste Angebot (Lowest Calculated and Responsive Bid), sondern auch das wirtschaftlich vorteilhafteste Angebot (Most Economically Advantageous Responsive Bid) den Zuschlag erhalten kann, da Qualitätskriterien stärker gewichtet werden. Auch spielen Nachhaltigkeitsaspekte bei der öffentlichen Beschaffung (Green Procurement) eine größere Rolle.
Im Rahmen des im Februar 2024 verabschiedeten Proudly Filipino Act wurde allerdings auch eine Reihe von gesetzlichen Vorschriften zur Bevorzugung von philippinischen Produkten und Dienstleistungen beschlossen. Diese finden auch bei der öffentlichen Beschaffung Anwendung. So können gemäß NGPA einheimische Anbieter bevorzugt werden, wenn sie preislich nicht mehr als 25 Prozent über dem Angebot eines ausländischen Bieters liegen. Auf der zentralen Ausschreibungsplattform PhilGEPS sind aktuell mehr als 6.000 Tender im Bereich Bau und Baustoffe gelistet.
Compliance bleibt Herausforderung
Die Philippinen lagen 2024 im Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International auf Rang 114 von 180 Staaten. In Südostasien schnitten nur Kambodscha und Myanmar schlechter ab. Mitte 2025 wurden Korruptionsfälle im Bausektor bekannt. Bei Hochwasserschutzprojekten sollen Baufirmen Schmiergelder in Millionenhöhe an Politiker gezahlt haben, um an Aufträge zu kommen. Viele der Dämme wurden dann entweder mangelhaft oder überhaupt nicht gebaut. Die Regierung hat angekündigt, stärker gegen Korruption in der Bauindustrie vorzugehen.
Von Boris Alex
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Kuala Lumpur