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Bis zu Null-Prozent-Finanzierung für Wohnimmobilien

Der Wohnungsbau in Polen nimmt langsam wieder Fahrt auf. Die neue Regierung will den Aufwärtstrend mit einem Kreditprogramm unterstützen – und stößt dabei auf Kritik.

Von Christopher Fuß | Warschau

Das Wirtschaftsministerium Polens hat ein Programm vorgestellt, um die Zinsen für neue Immobilienkredite von Privathaushalten zu senken. Ziel der Maßnahme ist es, den Wohnungsbau anzukurbeln. Bereits unter der Vorgängerregierung der Partei PiS (Prawo i Sprawiedliwość) gab es ähnliche Zuschüsse, die den Zinssatz auf 2 Prozent plus die Marge der Finanzinstitute senkten.

Das neue Programm "Auftakt-Wohnung" (Mieszkanie na start) verspricht sogar Zinsen von bis zu 0 Prozent. Die Höhe der Förderung hängt vom Einkommen und der Haushaltsgröße ab, was einen wichtigen Unterschied zur vorherigen Kreditförderung darstellt.

Je größer der Haushalt, desto größer die Unterstützung

Alleinstehende mit einem Bruttoeinkommen von höchstens 2.300 Euro pro Monat zahlen einen Zinssatz von 1,5 Prozent für ein Darlehen von maximal 46.500 Euro. Mit jeder weiteren Person im Haushalt steigt die Einkommensgrenze, während der Zinssatz sinkt. Haushalte mit fünf Personen können sich beispielsweise für einen Kredit von bis zu 140.000 Euro einen Zinssatz von 0 Prozent sichern, solange das monatliche Bruttohaushaltseinkommen nicht über 7.700 Euro liegt. Jeder Euro über diesem Schwellenwert verringert das förderfähige Kreditvolumen entsprechend.

Teilnahmebedingungen für das Programm "Auftakt-Wohnung"
Haushaltsgröße

Einkommensgrenze in Euro

Kreditgrenze in Euro

Zinssatz in Prozent

Eine Person

2.300

46.500

1,5

Zwei Personen

4.200

93.000

1,5

Drei Personen

5.300

104.700

1

Vier Personen

6.500

116.000

0,5

Fünf Personen

7.700

140.000

0

Quelle: Polens Wirtschaftsministerium 2024

Das Programm "Auftakt-Wohnung" existiert derzeit nur als grober Entwurf. Viele Details sind noch unklar. Wirtschaftsminister Krzysztof Hetman plant den Start des Programms voraussichtlich in der 2. Jahreshälfte 2024. Bis dahin müssen "umfangreiche Konsultationen durchgeführt, Vorschläge diskutiert, Gesetze geändert und den Banken Zeit gegeben werden, ihre Systeme anzupassen", erklärte der Minister auf einer Pressekonferenz.

Billiges Geld als Preistreiber

Die Bilanz des mittlerweile ausgelaufenen 2-Prozent-Programms fällt durchwachsen aus. Zwar stieg im 3. und 4. Quartal 2023 die Zahl der neu genehmigten Wohnungsbauprojekte. Allerdings hängt das auch mit gelockerten Kreditauflagen der Finanzaufsicht KNF (Komisja Nadzoru Finansowego) und mit einem sinkenden Leitzins zusammen. Parallel dazu zogen die Preise am Wohnungsmarkt spürbar an. Im Dezember 2023 lag der Quadratmeterpreis in Ballungsräumen um rund ein Viertel über dem Vorjahresniveau.

Kritiker befürchten, dass mit "Auftakt-Wohnung" die Immobilienpreise weiter steigen könnten. "Ich bin überrascht, dass immer noch die Nachfrage stimuliert wird, anstatt sich mit dem Angebot zu befassen", meint beispielsweise Marcin Materna, Analyst bei der Bank Millennium gegenüber dem Nachrichtenportal Business Insider. Andere Branchenstimmen, wie das Immobilienportal Otodom oder der Thinktank Polityka Insight, bringen Quadratmeter-Höchstpreise oder Wohnungsbauprogramme als alternative Lösungen ins Spiel.

Ein florierender Wohnungsbau hilft deutschen exportierenden Unternehmen auf zweierlei Weise. Erstens steigt der Bedarf an Produkten wie Baumaschinen, Baumaterialien und Haustechnik, wenn mehr Wohnungen gebaut werden. Zweitens investieren polnische Hersteller je nach Bestellvolumen in ihre Kapazitäten, wenn sie Aufträge gewinnen. Der polnische Türen- und Fensterbauer ERKADO beispielsweise plant eine neue Produktionslinie und setzt dabei auf das Know-how des deutschen Unternehmens G. Kraft Maschinenbau.

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