Beschaffungsstandort mit langer Tradition

Das thailändische Königreich liegt auf Rang 15 der weltweit größten Exporteure von Elektro- und Digitalprodukten. Die Elektrobranche ist für die thailändische Wirtschaft von immenser Bedeutung. Sie ist nach der Fabrikation von Nahrungsmitteln und Kfz die drittwichtigste Industriebranche des Landes und macht ungefähr 13 Prozent der gesamten industriellen Produktion aus. Sie wuchs 2022 um 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Produktion stützt sich auf wenige Schlüsselprodukte, wie die Montage von Festplatten, Leiterplatten, integrierte Schaltungen und Halbleiterbauelementen.

Deutschland beschaffte 2022 aus Thailand elektronische Erzeugnisse im Wert von 3,6 Milliarden US-Dollar (US$). Die Importe der Bundesrepublik wuchsen gegenüber 2021 um 16 Prozent. Kathoden, Dioden, Transistoren, integrierte Schaltungen und Mikrobausteine (SITC-Position 776) machten unter diesen Erzeugnissen den Löwenanteil aus. Die weltweit begehrten Wafer und Halbleiter werden nicht in Thailand hergestellt. Mikrochips werden vor Ort hauptsächlich verpackt und getestet. Solche Fabriken decken das sogenannte Back-End in der Wertschöpfungskette ab.

Auch andere Länder können einfache Produkte und Komponenten fertigen - der Standort steht hier im internationalen Wettbewerb. Die Branche investiert bislang kaum in Forschung und Entwicklung. Sie ist als Auftragsfertiger vom Ausland abhängig und gleichermaßen stammen ihre Maschinen und Ausrüstungen von ausländischen Herstellern.

Mittelständische Unternehmen prägen die Branche

Das thailändische Institut der Elektroindustrie (Electrical and Electronic Institute) zählte Ende 2022 mehr als 2.700 Branchenfirmen. Davon stellen 755 Unternehmen elektrische Bauteile, etwa 500 elektrische Endprodukte und 657 Elektronik her. Weitere 346 Firmen sind als Zulieferer, 312 als Händler und 147 in sonstigen Elektrobereichen tätig.

Eine wichtige Werkbank mit Modernisierungsbedarf

Die Branche produziert sehr arbeitsintensiv und beschäftigt 760.000 Personen. Viele Fabriken könnten laut Fachleuten ihre Prozesse stärker automatisieren und sie somit für moderne Industrie 4.0-Technologien fit machen. Die Experten raten außerdem zu mehr Aus- und Weiterbildung, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. 

Die meisten Betriebe fertigen im Auftrag (Electronic Manufacturing Services; EMS) oder sind Zulieferer der EMS-Firmen. Lokale Lieferanten von Metall- und Kunststoffteilen sind ein Vorteil für den Standort.

Die Fabriken verwenden überwiegend vorgegebene Designs. Höherwertige Prozesse oder Forschung und Entwicklung spielen nur bei den wenigen Großunternehmen und einigen spezialisierten Entwicklungsfirmen eine Rolle.

Die beiden umsatzstärksten Aktiengesellschaften, die im Branchenindex in Bangkok gelistet sind, gehören Konzernen aus Taiwan. Cal-Comp gehört zur taiwanischen New Kinpo-Gruppe und Delta Electronics Thailand ist Teil der Delta-Gruppe.

Die Verfügbarkeit von Fachkräften und die professionelle Logistik zeichnen den Standort nach Angaben von Unternehmensvertretern aus. Die Hersteller sind eng in internationale Prozesse eingebunden und das Lieferkettenmanagement ist auf importierte Komponenten angewiesen.

Konjunktur von Absatzmärkten beeinflusst thailändische Exporte

Die Ausfuhren erreichten 2022 mit 73,8 Milliarden US$ einen neuen Rekord. Wichtigste Absatzmärkte sind die USA, gefolgt von den Ländern des Staatenverbunds Südostasiatischer Nationen, der EU, Japan und China. Weil dort die Konjunkturen lahmen, dürften die thailändischen Ausfuhren von Elektrotechnik 2023 nur leicht wachsen.

Thailand ist bei Festplattenlaufwerken (Hard-Disk-Drives, HDD) der zweitgrößte Exporteur nach China. Die lokale HDD-Branche ist für rund ein Drittel der thailändischen Exporte von elektronischen Erzeugnissen verantwortlich. Nur zwei Produzenten, beide aus den USA, sind vor Ort tätig. Seagate beschäftigt an zwei Standorten ungefähr 19.000 Personen. In den Werken von Western Digital in Prachinburi und Bang Pa-In arbeiten sogar 25.000 Beschäftigte. Sogenannte "Solid-State-Drive"-Speicherkarten verdrängen zwar die bisher in Computern verbauten HDD. Weil weltweit immer mehr Rechenzentren entstehen, ist die Nachfrage nach HDD aber weiterhin hoch.

Bei Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen und Kühlschränken hat sich der Beschaffungsstandort ebenfalls etabliert. Hersteller aus Japan haben ihre Produktionen nach Thailand verlagert und beliefern den Heimatmarkt sowie andere asiatische Märkte. Bei der Fertigung von Klimaanlagen liegt Thailand weltweit auf Rang zwei nach China.

Investitionsförderungen kommen gut an

Der Staat fördert seit 1972 Investitionen in die Elektroindustrie. Der Bestand an ausländischen Investitionen legt nach Angaben der Zentralbank stetig zu und erreichte Ende 2022 circa 50 Milliarden US$. Zehn Jahre zuvor waren es 19 Milliarden US$. Die meisten Auslandsinvestitionen stammen aus Japan, den USA, Hongkong, Taiwan und China.

Die Regierung ernannte die Elektroindustrie 2017 erneut zu einer von zehn Förderbranchen. Sie soll sich gemäß einer nationalen Strategie zu einer hochmodernen, smarten Industrie entwickeln. Die Behörde Board of Investment (BOI) befreit deshalb in- und ausländische Unternehmen, die neue Fertigungsstätten für Elektroprodukte aufbauen, von der Körperschaftsteuer und vergibt weitere Privilegien. Die Förderungen hängen vom technischen Niveau und Entwicklungsaktivitäten ab.

Das BOI erhöhte 2021 nochmal seine Förderungen von Fertigungen von Halbleitern, Integrated Circuit-Substraten und Leiterplatten. Seit 2022 werden auch Investitionen in integrierte Schaltungen, in die Montage von gedruckten Schaltungen sowie von Batterien für Elektrofahrzeuge stärker unterstützt.

Im Jahr 2022 genehmigte das BOI 133 Elektronik- und Elektrotechnikvorhaben, die einen Investitionswert von zusammen 2,3 Milliarden US$ auswiesen. Im Jahr zuvor hatte die Behörde 136 Projekte im Wert von 2,6 Milliarden US$ gebilligt.