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Branche kompakt | Türkei | Chemische Industrie

Türkische Chemie kämpft mit Gegenwind

Wirtschaftliche Risiken, hohe Kosten und neue EU-Vorgaben stellen die türkische Chemie vor Herausforderungen – einige Segmente zeigen dennoch Stärke. (Stand: April 2025)

Von Katrin Pasvantis | Istanbul

Ausblick der chemischen Industrie in der Türkei

  • Inlandsnachfrage könnte durch eine Abkühlung der türkischen Wirtschaft gebremst werden.
  • Schwache Konjunkturentwicklung in wichtigen Absatzmärkten würde Exporte dämpfen.
  • Anhaltende Schwäche der Lira begünstigt Exporte, verteuert jedoch die Importe von Vorprodukten.

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: März 2025.

  • Markttrends

    Eine schwache Inlandsnachfrage und Exportrisiken dämpfen die Perspektiven der türkischen Chemieindustrie. Unternehmen wollen den Fokus beim Export auf andere Länder richten.

    Ein geringeres Wirtschaftswachstum und hohe Inflation dämpfen im Inland die Nachfrage nach chemischen Produkten. Für 2025 gelten volatile Rohstoff- und Energiepreise, anhaltend hohe Zinsen sowie eine mögliche Konjunkturverschlechterung im In- und Ausland als zentrale Risiken. Der Wechselkurs der Türkischen Lira wird das Branchenwachstum maßgeblich beeinflussen: Eine schwache Lira stärkt die Exporte, verteuert jedoch Importe. Etwa 70 Prozent der eingesetzten Rohstoffe werden importiert. Ein beträchtlicher Teil der türkischen Chemieproduktion wird exportiert, verlässliche Zahlen zum Exportanteil liegen jedoch nicht vor.

    Viele Unternehmen arbeiten bereits an Lösungen zur Dekarbonisierung. Ab 2026 müssen EU-Importeure CBAM-Zertifikate für emissionsintensive Produkte erwerben. Das könnte türkische Chemieexporte – besonders Düngemittel – verteuern und schwächen. Die Branche ist bisher nicht vollständig erfasst, doch die EU prüft eine Ausweitung. Verbindliche Reduktionsziele gibt es in der Türkei noch nicht, aber ein nationales Emissionshandelssystem steht kurz vor der Einführung.

    31 Mrd. US$

    ist der Exportwert der türkischen Chemieindustrie im Jahr 2024.

    Hersteller wollen Exporte verlagern

    Trotz bestehender Herausforderungen rechnet der Istanbuler Fachverband der Exporteure von Chemie und chemischen Erzeugnissen İKMİB (İstanbul Kimyevi Maddeler ve Mamulleri İhracatçıları Birliği) für 2025 mit einem Anstieg der Ausfuhren auf 35 Milliarden US-Dollar (US$) – ein Ziel, das bereits 2024 verfehlt wurde. Bis 2028 rechnet der İKMİB mit weiterem Wachstum auf 48 Milliarden US$. Laut Aussagen des Verbandes strebt die Branche eine stärkere Exportausrichtung auf die USA, China und Italien an. Zu den wichtigsten Abnehmerländern von chemischen Erzeugnissen der SITC-Warengruppe 5 im Jahr 2024 gehörten jedoch Russland und der Irak, mit Abstand gefolgt von Italien, den USA, Deutschland und Spanien. Insgesamt blieben die Exporte chemischer Erzeugnisse 2024 auf dem Niveau des Vorjahres.

    Die wachsende Konkurrenz chinesischer Anbieter auf dem EU-Markt bereitet türkischen Chemieherstellern zunehmend Sorgen. Verstärkt wird diese Entwicklung durch chinesische Investitionen in zentrale europäische Hafenstandorte, die den Marktzugang und die Transportlogistik verbessern.

    Verarbeitete Primärkunststoffe und Halbprodukte aus Kunststoffen sind größte ExportpositionAusgewählte Ausfuhren in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent

    Produktgruppe (SITC)

     2023

     2024

    Veränderung 2024/2023

    Organische chemische Erzeugnisse (51) 

    632

    596

    -5,7

    Anorganische chemische Erzeugnisse (52)

    1.981

    1.804

    -8,9

    Farbmittel, Gerbstoffe, Farben (53)

    1.419

    1.431

    0,8

    Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse (54)

    2.005

    2.098

    4,6

    Ätherische Öle, Körperpflege-, Putz- und Reinigungsmittel (55)

    2.699

    2.944

    9,1

    Düngemittel (56)

    261

    358

    37,2

    Kunststoffe in Primärformen (57)

    2.486

    2.596

    4,4

    Kunststoffe in anderen Formen als Primärformen (58)

    3.634

    3.744

    3,0

    Andere chemische Erzeugnisse und Waren (59)

    1.838

    1.952

    6,2

    Quelle: Türkisches Statistikamt TÜIK 2025

    Kunststoff- und Pharmasegment stehen unter Druck

    Die Kunststoffindustrie, Zulieferer für nahezu alle Branchen, blickt angesichts der erwarteten Konjunkturabkühlung in der Türkei einem schwierigen Jahr 2025 entgegen. Bereits im Vorjahr stagnierte die Inlandsnachfrage mengenmäßig, 2025 könnte sie weiter nachlassen. Hinzu kommen Herausforderungen durch steigende Arbeitskosten und der eingeschränkte Zugang zu Finanzierungen. Dies bremst auch die Investitionstätigkeit: Laut dem türkischen Kunststofffachverband PAGEV sanken die Maschineninvestitionen 2024 um 8 Prozent im Vorjahresvergleich auf 1,6 Milliarden US$ und konnten damit nicht an die kräftigen Zuwächse des Vorjahres anknüpfen. Die Kunststoffproduktion stieg 2024 mengenmäßig im Vorjahresvergleich um 8 Prozent auf 10 Millionen Tonnen.

    Die Kunststoffindustrie produziert vor allem für das InlandEckdaten für 2024; Veränderung in Prozent

    Messgröße

    Menge 

    (in Mio. t) 

    Veränderung 2024/2023

    Wert (in Mrd. US$)

    Veränderung 2024/2023

    Produktion

    9,9

    8,8

    40,9

    7,6

    Inlandsabsatz

    7,9

    8,2

    37,5

    8,1

    Import

    7,4

    -2,6

    4,1

    -2,4

    Export

    2,7

    3,8

    7,5

    1,4

    Quelle: Kunststofffachverband PAGEV 2025

     

    Steigende Kosten belasten auch die türkische Pharmabranche. Die starke Abhängigkeit von teuren importierten Rohstoffen verschärft die Situation. Die lokale Produktion ist vor allem für den Inlandsmarkt gedacht.

    Generika bestimmen den türkischen PharmamarktInlandsabsatz 2023; Veränderung in Prozent

     

    Menge (in Mio. Stück Verpackungen)

     Veränderung 2023/2022

    Wert (in Mio. US$) *)

    Veränderung 2023/2022

    Pharmazeutika

    2.670

    4,7

    8.878

    33,8

      Generika

    1.700

    9,0

    3.366

    45,3

      Original

    970

    -2,0

    5.512

    28,0

    Biotechnologie

    31

    -5,2

    1.565

    29,4

      Generika

    20

    -9,1

    1356

    28,7

      Original

    11

    0

    209

    34,1

    * Wechselkurs 2023: 1 US$ = 23,765 Türkische Lira; 2022: 1 US$ = 16,579 Türkische Lira.Quelle: Arbeitgeberverband der pharmazeutischen Industrie (İlaç Endüstrisi İşverenler Sendikası; İEİS) 2024

    Düngemittelindustrie könnte EU-Kunden verlieren

    Preissteigerungen durch höhere Herstellungskosten infolge einer schwachen Lira dämpfen die Inlandsnachfrage nach Düngemitteln. Gleichzeitig verzeichneten die Exporte 2024 ein Plus von fast 40 Prozent. Die wichtigsten Abnehmer waren die Ukraine – mit deutlichem Abstand gefolgt von Rumänien, Kenia, Italien, Irak und Iran.
     

    Die Einführung der CO₂-Bepreisung auf Düngemittelimporte in die EU ab 2026 wird türkische Lieferungen verteuern. Daher könnten türkische Unternehmen künftig alternative Absatzmärkte außerhalb der EU anstreben.

    Farben und Lacke könnten vom erwarteten Wachstum der Bauwirtschaft profitieren

    Für lokale Hersteller bleibt der türkische Markt mit Abstand der wichtigste Absatzmarkt. Die Produktion von Farben und Lacken für die Bauwirtschaft könnte 2025 zulegen, gestützt auf das erwartete Wachstum der Bauwirtschaft um 5 Prozent. Auch die Kfz-Industrie ist ein bedeutender Abnehmer. Die Nachfrage aus diesem Bereich dürfte 2025 jedoch nachlassen, da die türkische Kfz-Zulieferindustrie stark exportorientiert ist und ein Rückgang der Automobilproduktion in der EU die Nachfrage dämpfen könnte. Die EU ist der wichtigste Exportmarkt. Insgesamt blieben die Exporte von Farben und Lacken 2024 wertmäßig mit 1,4 Milliarden US$ in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Die größten Abnehmer waren Russland, Irak, Usbekistan und Iran.

    Kosmetikbranche bleibt auf Wachstumskurs

    Der türkische Kosmetikmarkt erreichte 2024 einen Wert von umgerechnet 661 Millionen US$ und soll 2025 auf 685 Millionen US$ steigen. Auf Lira-Basis wuchs der Absatz in den letzten Jahren stetig um rund 10 Prozent pro Jahr, während der Wert umgerechnet in US$ wegen der schwachen Lira nach unten zeigte. Shampoos machen 59Prozent der Kosmetikverkäufe aus. Naturkosmetik gewinnt an Bedeutung, ihr Marktanteil liegt jedoch noch nur bei rund 5 Prozent. Die Branche exportierte 2024 Produkte im Wert von 3 Milliarden US$, das Ziel für 2025 liegt bei 3,2 Milliarden bis 3,3 Milliarden US$. Wichtigste Abnehmerländer waren laut dem Fachverband KÜAD (Kozmetik Üreticileri ve Araştırmacıları Derneği) Russland, Irak und die USA. Die Türkei entwickelt sich zunehmend zu einer Produktionsbasis für internationale Ketten.

    Projekte scheitern oft an der Finanzierung

    Die restriktive Geldpolitik der türkischen Zentralbank zur Bekämpfung der hohen Inflation erschwert die Finanzierung von Projekten. Hohe Zinsen und ein eingeschränkter Zugang zu Krediten treffen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen. Zudem behindert die Wechselkursvolatilität die Preis- und Kostenkalkulation sowie eine verlässliche langfristige Planung.

    Ausgewählte Investitionsprojekte der chemischen Industrie in der TürkeiIn der Planungsphase; Investitionssumme in Millionen US-Dollar

    Akteur / Projekt

    Investitionssumme

    Anmerkungen

    Bayegan Gruppe / Produktion von Polypropylen in der Provinz Hatay

    1.900

    Geplante jährliche Produktion: 450.000 t Polypropylen. Das Projekt erhält staatliche Förderung.

    Santa Farma / Produktion von Arzneimitteln in der Provinz Kocaeli

    100

    Geplante jährliche Arzneimittelproduktion: 831 t Tabletten, 384 t Pulver, 140 t Kapseln und 8,4 t flüssige Arzneimittel. Das Projekt erhält staatliche Förderung.

    Evly Pharma Cosmetics Industry / Produktion von Körperpflegeprodukten

    15

    Geplante jährliche Produktion: 12,2 t Körperpflegemittel.

    Bianca Boya Lack Industry / Produktion von Farben und Lacken

    6

    Dem Vernehmen nach werden folgende Standorte geprüft: Gebze, Düzce, Bursa.

    Quelle: Meed Projects 2025; Pressemeldungen 2025

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Branchenstruktur

    In der Türkei fertigen zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen doch große multinationale Konzerne bestimmen das Produktionsgeschehen.

    In der türkischen Chemieindustrie sind rund 5.000 Unternehmen aktiv, die zumeist kleinere Betriebe sind. Die Hauptrolle spielen Großunternehmen, darunter auch zahlreiche internationale Chemiekonzerne und spezialisierte Anbieter, die seit Jahrzehnten im Land vertreten sind. Dazu zählen etwa 3M, A. Schulman (LyondellBasell), Air Liquide, AkzoNobel, BASF, Bayer, Dow, DuPont, Evonik, Henkel, Linde, P&G, PPG Industries oder Ravago.

    Umsatzstärkste Branchenunternehmen in der Türkei im Jahr 2023Umsatz in Millionen US-Dollar

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz

    Petkim

    Petrochemie

    2.543

    Sasa Polyester

    Industriechemikalien

    1.949

    Aksa Akrilik

    Acrylfaser

    1.007

    BASF Türkiye

    Industrie und Bauchemikalien

    887

    Akkim Kimya

    Industriechemikalien

    570

    Betek Boya

    Farben und Lacke

    467

    Altin Ates Kimya

    Agrarchemikalien, Düngemittel

    419

    Indorama Ventures

    PET

    407

    Dyo Boya

    Farben und Lacke

    359

    Akdeniz Chemson

    Industriechemikalien

    348

    Durchschnittlicher Wechselkurs 2023: 1 US$ = 23,765 Türkische Lira.Quelle: Wirtschaftsmagazin Capital, 08/2024

    Gefertigt werden vor allem petrochemische Produkte, Seifen und Waschmittel, Düngemittel und Pestizide, Farben und Lacke, synthetische Fasern sowie verschiedene chemische Rohstoffe und Konsumgüter. Viele Unternehmen sind stark exportorientiert. Wichtige Produktionszentren liegen in der Marmararegion nahe Istanbul. In İzmir mit dem angrenzenden Hafen von Aliağa betreibt Petkim den größten petrochemischen Komplex des Landes. Als Zukunftsstandort gilt Ceyhan im Süden des Landes: Dort ist der Aufbau eines Petrochemiekomplexes geplant.

    Die türkische Chemieindustrie ist stark auf Importe angewiesen: Nur etwa 30Prozent der benötigten Vorerzeugnisse stammen aus inländischer Produktion. Auch bei Technologien, beispielsweise für technische Verfahren oder Produkte, besteht eine hohe Abhängigkeit vom Ausland. Im Jahr 2024 waren China und Deutschland die wichtigsten Lieferländer chemischer Erzeugnisse, gemessen am Importwert. Mit deutlichem Abstand folgten die USA, Südkorea, Saudi-Arabien und Frankreich.

    Darüber hinaus verbraucht die Branche große Mengen an Erdgas, sowohl als Energieträger als auch als Rohstoff für die chemische Weiterverarbeitung. Die Importabhängigkeit der Türkei bei Erdgas und anderen Energieträgern ist groß, wobei Russland der bedeutendste Lieferant ist. Die türkische Regierung beteiligt sich nicht an den Sanktionen gegen Russland. Die Exploration des Sakarya-Gasfeldes im Schwarzen Meer, das 2022 entdeckt wurde, soll die Importabhängigkeit künftig verringern und die lokale Chemieproduktion stärken.

    Dynamische Kunststoffindustrie mit hohem Rohstoffbedarf

    In der türkischen Kunststoffindustrie sind laut dem Fachverband PAGDER (Plastik Sanayicileri Derneği) rund 7.000 Betriebe tätig, die über 300.000 Personen beschäftigen. Im Jahr 2024 lag die durchschnittliche Kapazitätsauslastung der Unternehmen bei 76 Prozent. Insgesamt wurden knapp 10 Millionen Tonnen Kunststoffprodukte hergestellt. Rund 40 Prozent der Produktion entfielen auf die Verpackungsindustrie, etwa 22 Prozent gingen an die Bauwirtschaft. Weitere bedeutende Abnehmer sind die Elektroindustrie und die Automobilbranche. Zudem gewinnt die Herstellung von Faserverbundwerkstoffen für Infrastruktur- und Industrieprojekte zunehmend an Bedeutung.

    Der 1965 gegründete Konzern Petkim ist der erste türkische Hersteller von petrochemischen Grundstoffen. Sein integriertes Petrochemiewerk in Aliağa (İzmir) ist das einzige seiner Art in der Türkei. Petkim produziert rund 60 verschiedene Grundstoffe und liefert auch Naphtha, das sowohl von Tüpraş – dem einzigen Raffineriebetreiber des Landes – als auch über Importe bereitgestellt wird.

    Die Branche ist stark auf Rohstoffimporte angewiesen: Beispielsweise müssen etwa 90 Prozent des Inputs für die Kunststoff- und Gummiverarbeitung aus dem Ausland bezogen werden. Um die Abhängigkeit von Importen zu verringern, sind umfangreiche Investitionen in den Ausbau der petrochemischen Industrie geplant. Die Regierung fördert entsprechende lokale Projekte zur Importsubstitution durch steuerliche Erleichterungen und weitere Anreize.

    Pharmaindustrie ist lokal stark aufgestellt

    Die Pharmaindustrie ist stark lokal aufgestellt. Etwa 90 Prozent des mengenmäßigen Medikamentenbedarfs werden durch lokale Produktion gedeckt. Vor allem höherpreisige Arzneimittel wie patentgeschützte Präparate oder Hightech-Produkte werden aus dem Ausland bezogen. Stand Dezember 2023 gab es 109 Produktionsstätten im Land, darunter 99 für Arzneimittel, 10 für Radiopharmazeutika sowie 13 Anlagen zur Herstellung von Wirkstoffen.

    Düngemittelhersteller benötigen importiere Vorprodukte

    Über 1.000 Unternehmen, die vom Industrieministerium lizenziert sind, stellen rund 15.000 verschiedene Düngemittelprodukte her. Etwa die Hälfte davon basiert auf Stickstoffverbindungen. Allerdings werden rund 95Prozent der benötigten Rohstoffe aus dem Ausland eingeführt. Das macht die Branche anfällig für Kostensteigerungen, insbesondere dann, wenn die türkische Lira schwächelt.

    Laut dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft bezieht die Türkei Stickstoff beispielsweise aus China, Ägypten, Russland und dem Iran, Phosphor kommt vor allem aus Nordafrika, während Kalium vorwiegend aus der EU importiert wird. Etwa 300 türkische Unternehmen exportieren zudem chemische Düngemittel in rund 60 Länder. Staatliche Subventionen für Düngemittelkäufe in der Türkei laufen weiterhin, doch laut Branchenberichten können sie die gestiegenen Kosten nur teilweise ausgleichen.

    Die umsatzstärksten Düngemittelunternehmen der Türkei 2023In Millionen US-Dollar

    Unternehmen

    Umsatz

    Export

    Standort/Provinz

    Gübre Fabrikalari (Gübretas)

    1.496

    136

    Istanbul

    Toros Tarım

    1.115

    -

    Istanbul

    Istanbul Gübre

    9696

    17

    Kocaeli

    Gemlik Gübre

    363

    -

    Bursa

    Durchschnittlicher Wechselkurs 2023: 1 US$ = 23,765 Türkische Lira.Quelle: Wirtschaftsmagazin Capital, 08/2024

    Inlandsabsatz dominiert bei Farben und Lacken

    Im Jahr 2023 produzierten in der Türkei laut Angaben des Verbandes der Baumaterialienhersteller İMSAD (İnşaat Malzemesi Sanayicileri Derneği) 226 Unternehmen Baufarben und -lacke. Der Markt wird jedoch von einigen wenigen Unternehmen dominiert. Laut dem Fachverband der Farben- und Lackindustrie BOSAD (Boya Sanayicileri Derneği) entfallen 85 Prozent der Produktion und Exporte auf nur zehn Firmen. Rund 70 Prozent der benötigten Rohstoffe werden eingeführt.

    In der Türkei werden rund 60 Prozent der Farben in der Bauwirtschaft verwendet, die übrigen 40 Prozent in der Industrie. Das Inland ist für die lokalen Hersteller der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt. Der Export konzentriert sich bislang vor allem auf Entwicklungsländer. Um künftig auch in Industriestaaten wettbewerbsfähiger zu werden, investieren die großen Produzenten verstärkt in Qualitätsverbesserungen und eine breitere Produktpalette.

    Türkische Importe anorganischer Chemikalien entwickelten sich uneinheitlichIn Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent

    Produktbezeichnung (SITC-Rev. 4)

     2023

    2024

    Veränderung 2024/2023

    Anorganische chemische Elemente, Oxide und Halogensalze (522)

    1.629,9

    1.490,1

    -8,6

      Deutschland

    88,9

    85,9

    -3,4

    Metallsalze und Peroxosalze der anorganischen Säuren (523)

    516,8

    486,2

    -5,9

      Deutschland

    72,5

    53,0

    -26,9

    Andere anorganische chemische Erzeugnisse (524)

    90,2

    68,9

    -23,6

      Deutschland

    7,2

    6,0

    -16,7

    Radioaktive Stoffe und dergleichen (525)

    51,6

    53,8

    4,3

      Deutschland

    2,4

    1,4

    -41,7

    Quelle: Türkisches Statistikamt TÜIK 2025

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Rahmenbedingungen

    Importzölle und -bestimmungen ändern sich in der Türkei recht häufig.

    Beim Import von chemischen Stoffen für den industriellen Einsatz sind zahlreiche Genehmigungen oder Zertifikate einzuholen. Die involvierten Aufsichtsbehörden unterscheiden sich je nach Produkt.

    Zwischen der EU und der Türkei besteht eine Zollunion. Das bedeutet, dass Waren, die sich im zollrechtlich freien Verkehr der EU oder der Türkei befinden, ohne Erhebung von Zöllen in den jeweils anderen Teil verbracht werden können. Es gibt einen gemeinsamen Außenzoll. Näheres dazu finden Sie im GTAI-Bericht Zoll und Einfuhr kompakt - Türkei.

    Die Einfuhrbestimmungen der Türkei werden zu Beginn eines jeden Jahres veröffentlicht. Germany Trade & Invest berichtet regelmäßig darüber. Bei Chemikalien sind sowohl Importverordnungen als auch Konformitätsbestimmungen zu beachten.

    Für die Markteinführung eines neuen Medikamentes in der Türkei bedarf es einer Registrierung beim Gesundheitsministerium. Dieses Genehmigungsverfahren, das sowohl für lokal produzierte als auch importierte Arzneimittel verlangt wird, ist langwierig und kompliziert. Die Registrierung hat auf den Namen einer Firma mit Hauptsitz in der Türkei zu erfolgen. Somit müssen ausländische Hersteller ihre pharmazeutischen Produkte über ihre türkische Vertretung oder eigene Niederlassung in der Türkei anmelden und registrieren lassen.

    Recyclingabgabe GEKAP für Einweg-Plastikprodukte

    Zu Jahresbeginn 2020 wurde die Recyclingabgabe GEKAP (Geri Kazanım Katılım Payı) von Plastiktüten auf alle Produkte ausgeweitet, die ohne Recycling die Umwelt belasten. Dies betrifft Hersteller weiterer Kunststoffprodukte und in besonderem Maße auch Hersteller von Farben und Lacken. Am 5. Februar 2020 wurde das Communiqué No. 2 mit weiteren Erläuterungen zur Umsetzung der GEKAP veröffentlicht. Die im Jahr 2025 anzuwendenden GEKAP-Beträge wurden am 28. Dezember 2024 im Amtsblatt 32766 um 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Klaus Möbius, Katrin Pasvantis | Bonn, Istanbul

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Türkei

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Sanayi ve Teknoloji Bakanligi

    Ministerium für Industrie und Technologie

    Cevre ve Sehircilik Bakanligi

    Ministerium für Umwelt und Städtebau

    Türkiye Kimya Sanayicileri Dernegi (TKSD)

    Verband der türkischen Chemieindustrie

    Plastik Sanayicileri Dernegi (PAGDER)

    Verband der Kunststoffindustrie

    Boya Sanayicileri Dernegi (BOSAD)

    Verband der Farbenindustrie

    Kimya Mühendisler Odasi

    Kammer der Chemiker

    Turkchem Chem Show Eurasia

    Istanbul, alle zwei Jahre, geplant November 2026

    Plast Eurasia

    Messe der Kunststoffindustrie, Istanbul, geplant 3.- 6.12.25

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

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