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Branchen | Uganda | Wasser und Abwasser

Ugandas Wassersektor fehlen die finanziellen Mittel

Der Staat muss derzeit Geld sparen. Geberprojekte laufen weiter, und private Investoren fragen zunehmend Ausrüstungen nach. 

Von Carsten Ehlers | Nairobi

"Der Bedarf an Investitionen in der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung ist eigentlich riesig. Weil der Staat aber spart, um das hohe Haushaltsdefizit zu verkleinern und im Infrastrukturbereich andere Prioritäten hat, wird weniger investiert als nötig. Chancen für deutsche Unternehmen wird es in den kommenden Jahren dennoch geben", sagt Dr. Adolf Spitzer, Landesdirektor für die Ingenieurberater von Fichtner in Uganda.

Zulieferer und Dienstleister bei staatlichen Wasserprojekten spüren dies am geringen Umfang von Ausschreibungen. Auch die internationalen Geber, die einen Großteil der Mittel für die staatlichen Wasserprojekte bereitstellen, halten sich derzeit zurück. Gleichwohl werden begonnene Programme weitergeführt. Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Uganda, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".

Motor für den steigenden Wasserbedarf ist die schnell wachsende Bevölkerung von jährlich etwa 1,2 Millionen Menschen sowie die Urbanisierung. Zunehmende Umweltverschmutzung und der Klimawandel machen Maßnahmen in der Abwasser- und Regenwasserentsorgung immer dringender. In allen Bereichen passiert zu wenig, sodass die Probleme zunehmen dürften.

Ausgewählte Wasserprojekte in Uganda

Projektbezeichnung

Investitionssumme (Mio. Euro)

Projektstand

Anmerkung/Ansprechpartner

South Western Towns Water & Sanitation (SWTWS)”South-Western-Cluster”

170

In der Durchführung

Finanzierung unter anderem durch AfDB und AFD. Ausbau der Wasserinfrastruktur in Mbarara und Masaka. Derzeit Bau von Wasserwerken mit Druckleitung sowie Netzausbau in Masaka-Town

Kampala Sanitation Program (Phase I)

67,9

Geplant ab etwa 2023

Finanzierung: AfDB; Städtische Abwasserentsorgung

West Nile Infrastructure Development Plan

k.A.

Geplant

Finanzierung unter anderem durch die KfW; in der Region leben viele Flüchtlinge; Aufbau einer Wasserversorgung und Abwasserentsorgung

Ausbau der Wasserversorgung in Kampala

60

In der Durchführung

Finanzierung durch AFD, EU und KfW; Bau einer Pipeline vom Victoria-See in die Stadt und einer Wasseraufbereitungsanlage

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Staatliche Projekte in Kampala und den Sekundärstädten

In der staatlichen Wasserversorgung konzentrieren sich diverse Aktivitäten auf die Millionenstadt Kampala (Bau von Pipelines, Aufbereitungsanlagen und Verlegung von Netzanschlüssen) sowie den Sekundärstädten wie Mbale, Gulu, Arua, Jinja, Mbarara, Fort Portal und Kabale.

Für Gulu, die zweitgrößte Stadt Ugandas, wird eine Versorgungspipeline vom Nil kommend verlegt, weil die Grundwasserversorgung nicht mehr ausreicht. In der Region um Arua (West Nile), wo sich auch viele Camps für Geflüchtete aus Südsudan und der DR Kongo gebildet haben, ist das Wasser extrem knapp. Hier sind Sofortmaßnahmen notwendig. Mittelfristig soll der dortige Fluss Anyau für die Wasserversorgung aufgestaut werden.

Neue Fäkalschlammanlagen werden gebaut

Abwasserentsorgung wird immer wichtiger in Uganda, steht aber noch ganz am Anfang. Den Großraum Kampala/Entebbe bezeichnen Experten als eine einzige Toilette. An der Erstellung des Kampala Sanitation Masterplan, der eine Blaupause für die notwendigen Investitionen darstellen soll, ist auch der deutsche Ingenieurberater Fichtner beteiligt. Gleichwohl genießen derartige Investitionen bei der Regierung aktuell geringe Priorität. Immerhin: Fäkalschlammanlagen werden erstmals auch in den Sekundärstädten im Rahmen des Ausbaus der Wasserversorgungsnetze „mitgebaut“.

Ausschreibungen laufen überwiegend über das staatliche Unternehmen National Water & Sewerage Corporation (NWSC). Das Unternehmen gilt unter Branchenkennern als vergleichsweise gut gemanagtes Staatsunternehmen. Private Lizenzen für Wasserversorgungsnetze werden kaum vergeben.

Wasserversorgung der Industrie und größerer Gebäude wird wichtiger

Der Bedarf privater Unternehmen an Lösungen für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung könnte zukünftig steigen. Grund ist die gut laufende Konjunktur, die sich positiv auf die Investitionsfreude der Unternehmen auswirken dürfte. Gleichwohl verteuern hohe Importpreise derartige Beschaffungen. Durch die geplante Ölförderung im Albertsee wird eine große Nachfrage seitens der Konzessionäre TotalEnergies und CNOOC entstehen. Dafür werden unter anderem Siedlungen für Tausende von Ölarbeitern in der Region um die Stadt Hoima geplant, die eine entsprechende Infrastruktur benötigen.

Darüber hinaus fragt die vor allem um Kampala angesiedelte Nahrungsmittelindustrie Lösungen nach, aber auch Betreiber von Farmen für Zuckerrohr, Kaffee, Reis, Mais und Hortikultur. Aufgrund des Klimawandels benötigt die Landwirtschaft zusätzliche Bewässerungssysteme. Insbesondere in Kampala werden als Reaktion auf das Bevölkerungswachstum eine Reihe größerer Wohnkomplexe, Bürohäuser, Hotels und Einkaufszentren gebaut. Auch diese müssen mit Wasser- und Abwassersystemen ausgestattet werden. 

Deutsche Exporteure haben Chancen, wenn sie Kosten senken

Dominiert wird der Markt für Wassertechnik aufgrund der Preisvorteile von der Konkurrenz aus Asien. Deutsche Technik spielt eine eher geringe Rolle, verfügt aber über Verkaufschancen insbesondere bei privaten Abnehmern mit hohem Professionalisierungsgrad, zum Beispiel Farmen oder Getränkehersteller. Diese haben nicht selten ausländische Anteilseigner und können sich gute Qualität leisten.

Deutsche Technik dürfte aber auch bei kommunalen Wasserversorgern über Chancen verfügen, wenn beispielsweise beim Betrieb von hocheffizienten Pumpen Stromkosten eingespart werden können. Dies setzt indes eine sorgfältige Marktbearbeitung sowie auch Bekanntmachung der lokalen Ingenieure mit den Produkten voraus. Für den Wasserversorger kann es vertrauensbildend sein, wenn der Anbieter von Pumpen den Betrieb und die Wartung übernimmt.

Überschaubarer Markt wird oft aus Nairobi bedient

Während Ingenieurbüros zum Teil in Kampala präsent sind, operieren Zulieferer von technischer Ausrüstung meist über lokale Handelsvertreter, häufig auch vom regionalen Hub in Nairobi (Kenia) aus. Von dort kann die gesamte Region Ostafrika bedient werden. GTAI veröffentlicht regelmäßig auch Berichte zur Wasserwirtschaft in Kenia, Tansania und Ruanda.

So hat der deutsche Pumpenhersteller Wilo in Nairobi im August 2023 eine Montage eröffnet und möchte von dort aus auch andere ostafrikanische Märkte wie Uganda erschließen. Belete Metebe, Geschäftsführer von Wilo in Kenia, erläutert in einem Interview mit GTAI diese Strategie. Über den kenianischen Hafen Mombasa laufen in der Regel auch die Lieferungen. Von dort wird die Ware dann per Lkw über die 1.150 Kilometer bis nach Kampala geliefert.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest (GTAI): Publikationen zu Uganda

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Ostafrika

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen mit Kompetenzzentrum „Energie und Umwelt“

Ministry of Water & Environment (MWE)

Für den Wassersektor zuständiges Ministerium.

National Water and  Sewerage Corporation  (NWSC)

Staatlicher Wasserversorger und Abwasserentsorger. Untersteht dem MININFRA.

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