VAE investieren in Hafenbau

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) investieren seit den 1960er Jahren stark in die Entwicklung des Logistiksektors. Der Bau von großen See- und Flughäfen ermöglichten es dem Golfstaat, sich zu einem internationalen und regionalen Handelszentrum zu etablieren. Der Hafen Jebel Ali in Dubai gehört mit einer Umschlagskapazität von 22,4 Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Unit) für den internationalen Containerverkehr mittlerweile zu den größten Häfen der Welt.

Trotz der guten Infrastruktur blieb der Golfstaat von den negativen Folgen der Coronapandemie nicht verschont. Nachdem diese zu einem Rückgang des globalen Handels geführt hatte, nahm der gesamte Nichtölsektor im Wüstenstaat im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 4,5 Prozent ab. Damit wurde auch die Logistikbranche negativ beeinflusst. Der Frachtverkehr an den Flughäfen von Dubai sank im selben Jahr um 21 Prozent, während der Containerverkehr in den Häfen der Finanzmetropole um 20 Prozent zurückging. Dank verschiedener Maßnahmen der Regierung sowie der strategisch wichtigen geografischen Lage konnte der Logistiksektor der VAE die Auswirkungen der Pandemie jedoch schnell abmildern. 

Umschlag in den Häfen wächst

Nach den ersten offiziellen vorläufigen Angaben für das Jahr 2021 stiegen die Gesamtexporte der VAE real um 16,4 Prozent auf 317,6 Milliarden US$ an. Die Importe konnten um 10,2 Prozent zulegen und erreichten 272,2 Milliarden US$. Ein Großteil der Einfuhren (2021 circa 62,5 Prozent) wird über die Handelsdrehscheibe Dubai re-exportiert.

Hafenbetreiber in Dubai und Abu Dhabi melden positive Zahlen für 2021. Im Hafen Jebel Ali wurden im Jahr 2021 circa 13,7 Millionen TEU umgeschlagen. Dies entspricht einer Steigerung von rund 2 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode. Der Khalifa Port in der Hauptstadt verzeichnete im beobachteten Zeitraum ein Umschlagwachstum von 6,3 Prozent auf 3,4 Millionen TEU.

Kosten für Frachtverkehr und Warenhäuser steigen

"Man sollte sich nicht allzu früh freuen. Wir sind nicht ganz über den Berg", warnte ein Branchenkenner in Gesprächen mit Germany Trade und Invest (GTAI), der namentlich nicht genannt werden möchte. Abgesehen von Störungen entlang der Transportkette sind bestimmte Rohstoffe und Materialien weiterhin nur eingeschränkt verfügbar. Zudem betont der Experte, dass die Kosten für Logistikunternehmen gestiegen sein und der Druck auf Unternehmer weiter zunimmt.

Um Lieferverzögerungen und einem Lockdown entgegenzuwirken, wurden Warenbestände aufgebaut. Weiterhin müssen vermehrt Güter zwischengelagert werden, wenn es in einem Teil der Lieferkette zu Verzögerungen kommt. Diese Faktoren trugen dazu bei, dass die Nachfrage nach Warenhäusern und somit die Kosten steigen. Laut Immobilienberater Sallis erhöhten sich die Lagerkosten in Dubai im Juni 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 7,7 Prozent auf 19 US-Dollar (US$) pro Quadratmeter.

Ein weiteres Thema sind die Frachtkosten. Zum Höhepunkt der Pandemie im Jahr 2020 sind diese teilweise um den Faktor zwei bis fünf gestiegen. "Die Situation hat sich etwas entschärft, die Kosten sind im Durchschnitt aber immer noch höher als vor der Covid-19-Krise", erklärten Unternehmer in Gesprächen mit GTAI. Insgesamt wird die zukünftige Situation im Logistikbereich in den VAE volatil eingeschätzt. "Ob es zu einer weiteren Entspannung kommt, ist angesichts der vielen geopolitischen Einflüsse sehr unsicher", betonen die Experten.

Golfstaat investiert Milliarden in den Hafenbau

Die Regierung der VAE weiß um die Bedeutung der Passagier-, Transport- und Lagerlogistik für die moderne Wirtschaft und hält an den Ausbauplänen fest. Der Datenbank MEED Projects zufolge befinden sich Vorhaben im Wert von 9,2 Milliarden US$ in der Planungsphase. Projekte mit einem Volumen von 2,6 Milliarden US$ sind im Bau.

Der Khalifa Port verfügt über eine Kapazität von 7,8 Millionen TEU, die bis zum Jahr 2030 auf 15 Millionen TEU erweitert werden soll. Die Containerterminals CPS 1 und 2 sind bereits in Betrieb. Der Bau des dritten CSP-Terminals befindet sich in der Planungsphase. Seine Jahreskapazität wird mit 1,8 Millionen TEU angegeben. Das Vorhaben hat ein Investitionsvolumen von 154 Millionen US$ und soll Ende des Jahres 2024 fertiggestellt werden. Das Terminal wird von einem Joint Venture verwaltet, das zu 70 Prozent der französischen CMA CGM und zu 30 Prozent der emiratischen AD Ports Group gehört.

Das größte Projekt ist der Ausbau der Khalifa Industrial Zone für 7,8 Milliarden US$. Unter anderem soll ein neuer Logistikhub entstehen. Das Vorhaben wurde 2012 angekündigt und befindet sich seitdem in der Designphase. Die weitere Entwicklung ist Experten zufolge mit Stand Oktober 2022  weiterhin ungewiss. 

DP World kündigte kürzlich einen Ausbau seiner Häfen und Terminals an und plant, dafür mehr als 5 Milliarden US$ zu investieren. Der Hafenbetreiber startete bereits die Pilotphase von „BOXBAY“. Hierbei handelt es sich um ein neues Hochregallager, das ein effizienteres Containerumschlagsystem zusammen mit einer erhöhten Lagerkapazität bieten soll.

Auch in den anderen Emiraten des Golfstaats wird investiert: Die Fujairah Port Authority entwickelt in Dibba einen neuen Hafen für 200 Millionen US$. Die Zoll- und Hafenbehörde von Ajman plant in Al Zawaraa einen Seehafen im Wert von 545 Millionen US$. Dieser soll jährlich 5.000 Gütercontainer transportieren können und im Jahr 2023 fertiggestellt werden.

Ausbau als Logistikhub im Fokus

Mit zielgerichteten Investitionen und Förderprogrammen wollen die VAE den Logistiksektor zukunftsfest machen. Innovative Ansätze zur Verbesserung der Logistikinfrastruktur sollen verstärkt ausgebaut werden. Neu strukturierte Geschäftsmodelle mit agilen Planungsmodellen für Arbeitskräfte, Bestandsverwaltung und Betriebskapital für eine effiziente Krisenbewältigung setzen sich verstärkt durch. Dabei entwickeln sich in den VAE unterschiedliche Trends.