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Wirtschaftsumfeld | Irland | Investitionsförderung

Praxischeck

In internationalen Standortrankings schneidet Irland gut ab. Problematisch sind aber die hohen Lebenshaltungskosten.

Von Marc Lehnfeld | Dublin

Gute Noten in internationalen Standortrankings

Irland belegt im EY European Attractiveness Survey 2022 den zehnten Platz der europäischen Länder mit den meisten Investitionen aus dem Ausland. Mehr als 150 Investitionsprojekte zählte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Jahr 2021. Als häufige Standortvorteile werden das Steuerregime, das Bildungssystem, die Lebensqualität und das geschäftsfreundliche Umfeld genannt. Den Unternehmen aus dem wichtigsten Herkunftsland USA kommt es außerdem auf zwei besondere bilaterale Vorteile an: die gemeinsame Muttersprache und die gleiche Rechtsbasis des "Common Law". Der Vergleich ist zwar erst seit dem Brexit möglich, zeigt aber auch, wie der britische EU-Austritt Irlands Standortvorteile stärkt. 

Im Index für wirtschaftliche Freiheit 2022 der Heritage Foundation liegt Irland auf dem dritten Platz hinter Singapur und der Schweiz. Besonders gut schneidet die Insel bei der Rechtsstaatlichkeit, vor allem beim Schutz von Eigentumsrechten und der rechtsstaatlichen Effizienz, ab. Im World Competitiveness Ranking 2022 des International Institute for Management Development (IMD) verbessert sich Irland 2022 um zwei Plätze auf den elften Rang. Damit liegt das Land hinter den USA und vor den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Iren punkten vor allem mit der starken Binnenkonjunktur und positiven Wirtschaftsentwicklung. Nachholbedarf sieht das IMD beim hohen Preisniveau und der Basisinfrastruktur, weshalb das Land in der Kategorie auch nur den 23. Platz belegt.

WEF-Länderrating 2020, Irland (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 142 Ländern)

Kriterien

Irland

Deutschland

1 Qualität öffentlicher Institutionen

65,6

66,5

2 Modernisierung der Infrastruktur in Bezug auf die Energiewende und den Zugang zu Strom sowie Kommunikations- und Informationstechnologien

86,8

79,6

3 Fortschrittliches Besteuerungssystem

59,2

54,2

4 Fokus des Bildungssystems auf Wissen und Fähigkeiten, die zukünftig benötigt werden

59,5

61,4

5 Arbeitsgesetzgebung und soziale Sicherungssysteme 

62,8

74,0

6 Altersvorsorge, Kinderbetreuung und Gesundheitsinfrastruktur

45,8

51,4

7 Anreize für langfristige Investitionen, verbesserte Stabilität und mehr Inklusion

81,9

79,3

8 Wettbewerbs- und Kartellrecht in Bezug auf Industrie 4.0; gewährleisteter Marktzugang national und international

59,4

65,6

9 Schaffung moderner Märkte insbesondere in Bereichen, die eine Zusammenarbeit der öffentlichen und privaten Hand benötigen

46,6

48,1

10 Anreize für und Ausweitung von Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie Innovationen zur Schaffung neuer "Märkte der Zukunft"

36,1

49,2

11 Anreize für Firmen, Themen wie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion anzugehen

66,9

62,6

Werte auf einer Skala von 0 bis 100, mit 100 als bestem WertQuelle: World Economic Forum, Global Competitiveness Report 2020

Hohe Mietkosten für Beschäftigte und Unternehmen

Das erhöhte Preisniveau des Landes bezieht sich auf die Lebenshaltungskosten, insbesondere die hohen Wohnungspreise. Der Informationsdienstleister für internationale Personalmobilität ECA International führt Dublin in einem Ranking der 20 teuersten europäischen Standorte auf Platz 13 vor Amsterdam und hinter Wien. Die Mieten in der irische Hauptstadt sind nicht nur äußerst hoch, es wird auch immer schwieriger im notorisch unterversorgten Wohnungsmarkt eine Unterkunft zu finden. Im Schnitt kostete eine Dubliner Wohnung bei der Neuvermietung zur Jahresmitte 2022 rund 2.000 Euro pro Monat. Dem Nachrichtenportal Bloomberg zufolge schafft die Investmentgesellschaft Goldman & Sachs deshalb in einem eigenen Bauprojekt 1.000 Wohnungen für seine Beschäftigten. 

Die hohen Mieten treffen nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die Unternehmen selbst. Dublin gehört zu den teuersten Büroimmobilienstandorten Europas. Laut dem Immobiliendienstleister BNP Paribas Real Estate beträgt die Jahresmiete im dritten Quartal 2022 in den besten Lagen der Hauptstadt 673 Euro pro Quadratmeter. Nur London (1.534 Euro), Paris (960 Euro) und Stockholm (725 Euro) sind der Bank zufolge teurer. Auch bei Logistikimmobilien ist Dublin mit 124 Euro pro Quadratmeter im europäischen Vergleich teuer. 

Mietpreise in Dublin (in Euro pro qm/Jahr) 1)

Indikator

2022 2) 

Miete jeweils für Büroraum in der Hauptstadt Dublin

Prime (Klasse A)

672,77 - 699,68

North Docks (nördliches Hafengebiet)

538,21 - 645,86

South Docks (südliches Hafengebiet)

592,34 - 645,86

West Suburbs (westliche Stadtteile)

172,23 - 301,40

North Suburbs (nördliche Stadtteile)

193,76 - 355,22

South Suburbs (südliche Stadtteile)

236,8 - 355,22

1) Originalangaben in Quadratfuß (ft2): 1 ft2 = 0,0929 Quadratmeter; 2) MietsspannenQuelle: Colliers International Q3 2022

 

Trotz des hohen Drucks bei Mieten und Lebenshaltungskosten bietet Irland ein wettbewerbsfähiges Lohnniveau. Mit durchschnittlichen Arbeitskosten im Dienstleistungssektor von 31,10 Euro pro Stunde belegt das Land 2021 den zehnten Platz im europäischen Vergleich. Den gleichen Rang nehmen die Iren auch bei den Arbeitskosten in der Industrie mit 34,50 Euro pro Stunde ein. Die Löhne können je nach Branche und Tätigkeit aber stark variieren. Bei einer stärkeren Abgrenzung helfen Gehaltsrechner oder die Daten der GTAI-Publikation "Lohn- und Lohnnebenkosten". 

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