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Special | Griechenland | Smart Farming

Agrarwirtschaft: Obst und Gemüse sind die Exportschlager

Trotz der geringen Bedeutung der Landwirtschaft für das Bruttoinlandsprodukt besteht Interesse an Smart-Farming-Projekten. Deutsche Unternehmen können sich einbringen.

Von Michaela Balis | Athen

Agrarprodukte sind bedeutend für den Export

Obwohl die Landwirtschaft (einschließlich Forstwirtschaft und Fischerei) nur 4,2 Prozent des griechischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht, sind Agrarprodukte wesentliche Güter in der Exportstruktur. Gemüse und Früchte ist die wichtigste Kategorie, die etwa 42 Prozent der gesamten Lebensmittelexporte ausmacht. Im Jahr 2020 legten die Ausfuhren von Nahrungsmitteln im Vergleich zum Vorjahr um rund 7 Prozent zu, während die gesamten Ausfuhren sanken.

Insgesamt tragen Lebensmittel rund 18,6 Prozent zu den gesamten griechischen Exporten bei. Der Anteil von Früchten und Gemüse am gesamten Produktionswert der Landwirtschaft liegt bei etwa 40 Prozent, so das griechische Institut für Wirtschafts- und Industrieforschung (IOBE).

Olivenbäume nehmen größte Anbaufläche ein

Mit rund 25 Prozent nehmen Olivenbäume den größten Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche ein. Dicht gefolgt von Weizen-, Mais- und Gerstenfeldern mit einem Anteil von 23,9 Prozent. Unter den Früchten sind neben Weintrauben und Apfelsinen auch Pfirsiche und Nektarinen bedeutend. 

Griechische Landwirtschaft durch Kleinteiligkeit geprägt

Kleine Betriebsformen sind in Griechenland vorherrschend. Die durchschnittliche Größe der Agrarbetriebe liegt bei 6,6 Hektar. Etwa die Hälfte der Agrarbetriebe zählt nur bis zu 5 Hektar. 

Eckdaten zur Landwirtschaft in Griechenland

2020

Einwohner (in Millionen)

10,7

Ackerfläche (Mio. Hektar, 2018)

3,2

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent)

4,7

IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern)

46

Quelle: Griechisches Statistisches Amt Elstat, IMD World Digital Competitiveness Ranking 2020

Positive Aussichten für den Einsatz intelligenter Lösungen

Smart Farming steckt in Griechenland in den Kinderschuhen. „Es gibt noch eine große Kluft zwischen der Agrar- und der technologischen Welt“, informiert Dimitri Evangelopoulos, Gründer und Geschäftsführer des Start-up Augmenta. Etwa ein Drittel der Betriebe ist in den Händen von Landwirten über 65 Jahren, die Neuerungen gegenüber eher zurückhaltend sind. Jüngere, gut ausgebildete Landwirte sind aufgeschlossener. 

Mittelfristig werden sich die Landwirte immer mehr auf neue Technologien einlassen müssen, um ihre Landstücke effizient zu bearbeiten, besagt die Studie des IOBE „Der Beitrag des Inputs zur landwirtschaftlichen Produktion und die Zukunft des Agrarsektors in Griechenland“ von Oktober 2020.

 „Das griechische Know-how bietet sich auch für Synergien mit deutschen und internationalen Unternehmen an“

"Viel Innovation wird vor Ort geschaffen. Davon kann die griechische Landwirtschaft nur profitieren“, äußert Dr. Vassilis Protonotarios, zuständig für die internationale Orientierung und das Networking des IKT-Unternehmens NEUROPUBLIC. Protonotarios weiß wovon er spricht: NEUROPUBLIC entwickelte die erste und einzige Internet-of-Things-Infrastruktur für die Landwirtschaft mit über tausend Sensoren.

Kleine Betriebe scheuen die hohen Investitionskosten

„Große Unternehmen aus dem Agrar- und Lebensmittelsektor sind interessiert an modernen Lösungen“, so Panagiotis Vlacheas, einer der Mitinhaber von Wings ICT Solutions, das vorrangig digitale Lösungen für die Lebensmittelsicherheit entwickelt. „Für diese Unternehmen stellen diese Kosten weniger Probleme dar", fährt er fort.

Kleine Betriebe sind kostenempfindlicher, „es wäre positiv, wenn den Interessenten günstige Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen würden“, fügt er hinzu. Griechische Banken bieten immer mehr Möglichkeiten zur Finanzierung für die Landwirtschaft an. Allerdings liegen die Kreditkosten in Griechenland rund drei Prozent über dem deutschen Durchschnitt.

Auch die anfänglichen Probleme neuer Technologien halten Landwirte von neuen Anschaffungen ab. Ein Beispiel hierfür ist die Lebensdauer von Drohnenbatterien. „Wenn es sich jedoch rumspricht, dass eine Anwendung oder ein System erfolgreich eingesetzt wurde, dann ist die Bereitschaft etwas auszuprobieren größer“, erklärt Protonotarios.

Datenschutz und Erfolg in der Praxis müssen gewährleistet werden

„Solange die Privatsphäre gesichert ist, haben Landwirte ein offenes Ohr für moderne Lösungen“, bestätigt Protonotarios. „Auch die Pilotprojekte, die zunächst von Universitäten gemeinsam mit Unternehmen entwickelt werden, müssen in der Praxis funktionsfähig sein“, so Evangelopoulos und bringt die Sache auf den Punkt. Ein Großteil der griechischen Innovationen wird in Forschungsprojekten entwickelt, die von der Europäischen Union, beispielsweise im Rahmen des Horizon-Programms, finanziert werden.

Schnelles Internet begünstigt die Vorhaben

Der Ausbau der 5G-Netze soll in den nächsten Jahren die nötige Infrastruktur schaffen, um Smart Farming zu ermöglichen. Die IT-Infrastruktur ist in vielen Agrargegenden noch unzureichend. Bis 2030 sind Investitionen bis zu 6,5 Milliarden Euro in die 5G-Infrastruktur und in 5G-Anwendungen geplant, so eine Studie des Beratungsunternehmens Ernst and Young vom November 2020.

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