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Special | Griechenland | EU-Förderung

EU-Förderung in Griechenland

Rund 56 Milliarden Euro an Zuschüssen und Krediten erhält Griechenland aus EU-Fördertöpfen für die Modernisierung der Wirtschaft.

Von Michaela Balis | Athen

Mittelzuweisungen für Griechenland 2021 bis 2027 Zuschüsse; in Milliarden Euro
Förderprogramm

Betrag *)

Aufbau- und Resilienzfazilität

35,9

Kohäsionspolitische Mittelzuweisung, darunter

21,1

  Europäischer Sozialfonds Plus (ESF+)

5,8

  Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)

11,4

  Kohäsionsfonds

3,9

* alle Angaben zu laufenden Preisen.Quelle: EU-Kommission 2025

  • Förderung im Rahmen der Aufbau- und Resilienzfazilität

    Bis 2026 soll Griechenland moderner und wettbewerbsfähiger werden. Die EU-Fördermittel sind genehmigt. Die geplanten Reformen und Projekte müssen rechtzeitig umgesetzt werden.

    Nach der Aufstockung des EU-Aufbaufonds im Dezember 2023 stehen Griechenland bis 2026 insgesamt knapp 36 Milliarden Euro zur Verfügung. Davon entfallen etwa 18,2 Milliarden Euro auf die Kreditvergabe für die Privatwirtschaft und rund 17,7 Milliarden Euro auf Zuschüsse für öffentliche Projekte. Stand Mai 2025 wurden bereits 21,3 Milliarden Euro an Griechenland ausbezahlt, annähernd 60 Prozent des gesamten Betrags. Bis zum Ende der Laufzeit des EU-Aufbaufonds im Dezember 2026 werden weitere 14,6 Milliarden Euro erwartet. Das Europäische Parlament hat Mitte Juni 2025 beschlossen, eine Verlängerung des EU-Aufbaufonds um 18 Monate zu beantragen. Diese soll sich auf bereits laufende, sogenannte reife Projekte beziehen. Ob die EU-Kommission dem Vorhaben zustimmen wird, bleibt abzuwarten.

    Revision des EU-Aufbaufonds beantragt

    Damit Griechenland die restlichen Mittel erhält, müssen bis Ende August 2026 bestimmte Vorgaben erfüllt und Projekte umgesetzt werden. Einige dieser Projekte sind jedoch schwer umsetzbar. Zu den Gründen dafür zählen etwa fehlende Ausrüstungen sowie langwierige oder erfolglose Ausschreibungen. Die Verzögerungen sind häufig die Folge von Einsprüchen durch abgelehnte Bewerbende.

    Besonders bei Infrastrukturprojekten kommen zudem Probleme mit Garantieschreiben und Verzögerungen bei Enteignungen hinzu. Deshalb plant das Finanz- und Wirtschaftsministerium, den Projektplan zu überarbeiten. Laut griechischer Pressemeldungen wurden einige Projekte gestrichen, darunter Zuschüsse für Elektrotaxis wegen fehlender Nachfrage, Bewässerungsprojekte und ein Vorhaben zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS) in Prinos. Stattdessen sollen Elektrobusse angeschafft werden und Projekte zur Förderung der Digitalisierung von den EU-Mitteln profitieren. Auch das Eisenbahnnetz soll mehr Fördermittel für die Modernisierung erhalten.

    Im Juni 2025 will das griechische Finanzministerium bei der EU-Kommission die sechste Tranche aus dem EU-Aufbaufonds über 3,9 Milliarden Euro beantragen. Bis dahin müssen der revidierte Plan genehmigt und unter anderem der nördliche Teil der Autobahn E-65 Trikala-Egnatia Odos fertiggestellt, die Modernisierungsmaßnahmen für 80 öffentliche Krankenhäuser beendet und der strategische Plan für die Errichtung von Offshore-Windparks genehmigt sein. 

    EU-Aufbaufonds treibt Investitionen in Griechenland voran

    Bis Ende 2024 hatte die griechische Regierung bereits 838 öffentliche Projekte mit einem Gesamtbudget in Höhe von 24,9 Milliarden Euro genehmigt. Dieser Betrag umfasst neben den Zuschüssen aus dem EU-Aufbaufonds auch die Finanzierung aus einem separaten Programm für öffentliche Investitionen des Wirtschaftsministeriums für das Jahr 2024.

    Im Rahmen des EU-Aufbaufonds unterzeichneten private Unternehmen 435 Kreditverträge mit einem Gesamtbudget von rund 16 Milliarden Euro. Rund 7 Milliarden Euro von diesem Betrag stammen aus dem EU-Aufbaufonds. Die übrigen 9 Milliarden Euro entfallen auf Kredite von Privatbanken sowie auf die Eigenmittel der Unternehmen. Kredite dürfen höchstens 50 Prozent der Investition abdecken. Weitere 30 Prozent können über Privatbankkredite, mindestens 20 Prozent müssen aus Eigenmitteln finanziert werden.

    Neben den griechischen Geschäftsbanken Alpha Bank, Eurobank, National Bank of Greece und Piraeus Bank, die in die Kreditvergabe involviert sind, wurden auch die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und die Hellenische Entwicklungsbank einbezogen. Der Zinssatz liegt bei durchschnittlichen 1,8 Prozent. Alle Ausschreibungen werden auf dem offiziellen Ausschreibungsportalen der EU und Griechenlands veröffentlicht.

    Großunternehmen finden starke Berücksichtigung im Rahmen der EU-Fonds

    Etwa 40 Prozent der im Rahmen des EU-Aufbaufonds bezuschussten Kreditverträge wurden mit 15 Großunternehmen abgeschlossen. Das entspricht einer Höhe von 7 Milliarden Euro, teilt das griechische Wirtschafts- und Finanzministerium mit. 

    Der griechische Verteilnetzbetreiber Deddie erhielt für die Modernisierung und den Ausbau der Stromverteilernetze einen Kredit über 437 Millionen Euro. Der Anbieter von Glasfaserdiensten PPC Grid, eine Tochter des ehemals staatlichen Stromunternehmens PPC, will mit einem Kredit über 290 Millionen Euro das Angebot von Glasfaserdiensten ausbauen. Das Autovermietungsunternehmen Olympic plant mit dem Kredit von über rund 270 Millionen Euro Stromspeichersysteme zu errichten, genauso wie das Energieunternehmen Terna mit einem Kredit in Höhe von 250 Millionen Euro.

    EU-Mittel für den Wandel: Grün, digital und vernetzt

    Rund 37 Prozent der EU-Fördermittel fließen in umweltorientierte Projekte, darunter die energetische Sanierung von Gebäuden oder die Anschaffung von Elektrobussen in Athen und Thessaloniki. Weitere 22 Prozent werden in die digitale Transformation investiert, etwa in digitale Verwaltungsdienste und moderne IT-Lösungen für kleine und mittlere Unternehmen.

    Große Infrastrukturprojekte sind geplant

    Die Modernisierung des Straßennetzes unterstützt die EU mit 1,4 Milliarden Euro. Hierunter fallen der Ausbau des nördlichen Abschnitts der Autobahn E65, die nördliche Autobahnverbindung auf der Insel Kreta und die Athener Vorstadtbahn. Infrastrukturprojekte sollen vermehrt in Form von öffentlich-privaten Partnerschaften realisiert werden, so beispielsweise die Modernisierung des Eisenbahnnetzes. Etwa 107 Millionen Euro stehen für die Modernisierung von 23 Regionalflughäfen bereit.

    Von Michaela Balis | Athen

  • Förderung im Rahmen der Kohäsionspolitik

    Im Zuge der ergänzenden Kohäsionsförderung, nutzt Griechenland die Mittel, um moderner und digitaler zu werden. Investitionen fließen auch in den Klimaschutz.

    Neben dem EU-Aufbaufonds stehen Griechenland für den Zeitraum 2021 bis 2027 insgesamt weitere rund 21 Milliarden Euro im Rahmen der europäischen Kohäsionspolitik zur Verfügung. Bei der Nutzung dieser Fördermittel, deren Ziele und Programme in einem Partnerschaftsvertrag festgehalten wurden, belegt Griechenland Platz 2 unter den Mitgliedstaaten, teilt die EU-Kommission im Mai 2025 mit. Im Zuge der aktuellen Förderperiode hat das Land immerhin bereits rund 71,5 Prozent der Mittel aus dem Partnerschaftsprogramm ausgeschrieben. Das entspricht circa 18,9 Milliarden Euro, meldet das Wirtschafts- und Finanzministerium. Verträge über insgesamt 10,6 Milliarden Euro sind derzeit bereits unterzeichnet. Hinzu kommen etwa 5,3 Milliarden Euro aus dem griechischen Staatshaushalt. Somit stehen dem Land insgesamt mehr als 26 Milliarden Euro für seine wirtschaftliche, soziale und territoriale nachhaltige Entwicklung zur Verfügung.

    Die Revision des EU-Partnerschaftsvertrags hätte bereits im März 2025 abgeschlossen sein sollen, doch ein konkreter Zeitpunkt für die Finalisierung steht weiterhin aus. Trotz der Verzögerung sind keine grundlegenden Änderungen bei der Verteilung der Fördermittel geplant. Eine Ausnahme bildet ein neuer Schwerpunkt im Bereich Wohnen: Um dem Wohnraummangel entgegenzuwirken, sollen 80 Millionen Euro aus dem "Programm des gerechten und entwicklungsfördernden Übergangs" in den vergünstigten Erwerb von Wohnraum für einkommensschwache Haushalte in ehemaligen Kohleabbaugebieten fließen. Zudem sollen künftig auch große Unternehmen der Rüstungsindustrie Zugang zu EU-Fördergeldern erhalten, wie das griechische Wirtschafts- und Finanzministerium mitteilt.

    Griechenland wird grüner und digitaler

    Die Programme aus der Partnerschaftsvereinbarung haben den ökologischen und digitalen Wandel des Landes zum Ziel. Sie sollen zur Entwicklung einer wettbewerbsfähigen, innovativen und exportorientierten Volkswirtschaft beitragen sowie das Wachstum fördern.

    Mit rund 5,2 Milliarden Euro ist etwa ein Viertel der gesamten Zuweisungen des neuen EU-Partnerschaftsvertrags für grüne Investitionen eingeplant. Auf der Agenda stehen internationale Projekte, um die Stromnetze zu verknüpfen, sowie Investitionen in ehemalige Abbaugebiete von Kohle (Westmakedonien, Megalopoli, Inseln der Nord- und Südägäis).

    Die Regierung plant die staatlichen Dienste allumfassend zu digitalisieren. Dies betrifft insbesondere den gesundheitlichen und unternehmerischen Service für kleine und mittlere Unternehmen. Weiterhin sind mit den Fördergeldern Infrastrukturprojekte geplant: Autobahnen werden ausgebaut, Häfen und das Bahnnetz modernisiert. Auch sind Investitionen in Brandschutzmaßnahmen vorgesehen.

    Nationale Programme 2021 bis 2027In Milliarden Euro

    Programm

    Geplante Vorhaben *)

    Investitionssumme

    Soziale Kohäsion

    Ausbildung für Langzeitarbeitslose und Frauen;
    Projekt "Kindermädchen der Nachbarschaft"; 
    Gleichstellungs- und Demografiepolitik;
    Sprach- und Kulturkurse für Geflüchtete;
    Stärkung nachhaltiges Unternehmertum;
    Stärkung digitales Unternehmertum

    4,2

    Wettbewerbsfähigkeit, Unternehmertum und Innovation

    Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen;
    Stärkung der internationalen Orientierung;
    Verbindung zwischen Produktion und Technologie;
    Unterstützung von Start-ups in Zukunftsbranchen;
    Förderung der digitalen Transformation in Tourismus, Kultur und Logistik;
    Förderung von Clustern und Synergien für kleine und mittlere Unternehmen

    3,9

    Umwelt und Klimawandel

    Förderung Energieeffizienz in Gebäuden;
    Intelligente Energiesysteme, -speicher und -netze;
    Internationale Stromverbindungen;
    Förderung der Nachhaltigkeit des öffentlichen Verkehrs;
    Abfall- und Wasserbewirtschaftung;
    Verringerung von Lärm- und Luftverschmutzung

    3,6

    Transport

    Modernisierung und Ausbau des Schienennetzes;
    Anbindung von Häfen an Bahnstrecke;
    Bau der Athener Metrolinie 4;
    Bau der Nördlichen Autobahn Kreta;
    Anschaffung von Elektro- und Hybridbussen;
    Modernisierung von regionalen Häfen und Flughäfen

    2,2

    Gerechter und entwicklungsfördernder Übergang

    Förderung Unternehmertum;
    Förderung Innovation und Technologie;
    Sanierung der Kohleabbaugebiete;
    Innovationszone und grünes Datacenter;
    Wasserstoffzentrum;
    Unternehmenspark in Megalopoli

    1,6

    Digitale Transformation

    Ausbau E-Governement und E-Health;
    Ausbau der Breitband-Internetanschlüsse;
    Ausbildung für den Erwerb digitaler Fähigkeiten

    1,0

    Zivilschutz

    Anschaffung Brandschutz- und Frühwarnsysteme;
    Meteorologische Systeme und Drohnen;
    Feuerwehrautos und Löschflugzeuge;
    Beschaffung von Schutzausrüstung

    0,7

    Fischerei, Aquakultur und Meer

    Modernisierung der Überwachung der Fischerei;
    Wiederherstellung von Ökosystemen;
    Modernisierung und Ausbau von Fischereianlagen;
    Modernisierung und Ausbau von Aquakulturanlagen;
    Förderung der Fischverarbeitung und -zertifizierung

    0,5

    Technische Hilfe

     

    0,5

    Summe

     

    18,2

    * weitere Vorhaben in Planung.Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025; Griechisches Wirtschafts- und Finanzministerium 2025

    Regionale Programme 2021 bis 2027In Milliarden Euro
    Region

    Investitionssumme

    Attika

    1,6

    Zentralmakedonien

    1,4

    Ostmakedonien und Thrakien

    0,6

    Westgriechenland

    0,6

    Kreta

    0,6

    Thessalien

    0,6

    Epirus

    0,4

    Zentralgriechenland

    0,4

    Peloponnes

    0,4

    Westmakedonien

    0,4

    Nordägäis

    0,4

    Ionische Inseln

    0,3

    Südägäis

    0,3

    Quelle: Griechisches Wirtschafts- und Finanzministerium 2025

    Informationen über die Programme und Ausschreibungen sind auf der griechischen Sonderseite zur EU-Partnerschaftsvereinbarung zu finden.

    Die Programme verfolgen teilweise dieselben Ziele. Je nach Schwerpunkt können die Unternehmen die Anträge den einzelnen Projekten zuordnen. Die Prioritäten sind im Einklang mit den Bestrebungen des griechischen Aufbau- und Resilienzplans. Es ist möglich, Fördermittel aus beiden EU-Töpfen gleichzeitig zu beziehen.

    Geschäftschancen für deutsche Unternehmen stehen gut

    Kleine und mittelständische Unternehmen können von den Fördermitteln profitieren. Insbesondere, indem sie enger mit griechischen oder ausländischen Unternehmen kooperieren. Denn der Know-how-Transfer, Start-ups und innovative Technologien werden ebenfalls unterstützt. Die Nachfrage nach digitalen Produkten und Dienstleistungen ist groß. Hersteller und Lieferanten grüner Technologien haben auch gute Geschäftschancen.

    Großprojekte wie beispielsweise der Bau von Anlagen zur Bewirtschaftung von Abfällen, die Modernisierung regionaler Flughäfen und von Seehäfen, der Bau neuer Autobahnen sowie die Beschaffung emissionsfreier Busse oder von Feuerwehrfahrzeugen und Löschflugzeugen können auf reges Interesse stoßen.

    Allerdings schrecken griechische Investoren vor den hohen Preisen deutscher Produkte zurück. Daher könnten sie sich gegen eine Zusammenarbeit entscheiden. Trotzdem genießt die Herkunftsbezeichnung "made in Germany" einen hohen Stellenwert.

    Ein vereinfachtes Bürokratieverfahren ersetzt keine Berater

    Früher klagten viele Investoren über den hohen bürokratischen Aufwand bei der Beantragung von Fördermitteln. Um dem entgegenzuwirken, hat die griechische Regierung die Verfahren vereinfacht und beschleunigt. Auch die Bewertung der Projekte erfolgt inzwischen deutlich transparenter.

    "Trotzdem bleibt die Beratung und Begleitung des Projekts von einem guten Unternehmensberater eine unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg", bestätigen Marktexperten. Ein erfahrener Berater kann die Fördermittel aus verschiedenen EU-Fördertöpfen, wie beispielsweise der EU-Aufbau- und Resilienzfazilität, des Investitionsförderungsgesetzes oder des Gesetzes für strategische Investitionen, individuell zugeschnitten kombinieren. Die AHK Griechenland (Deutsch-Griechische Industrie- und Handelskammer) hilft bei der Suche nach Beratern.

    Von Michaela Balis | Athen

  • Kontaktadressen

    Institution

    Anmerkungen

    Griechisches Wirtschafts- und FinanzministeriumAufbau- und Resilienzfazilität; Informationen über Programme und Ausschreibungen
    Vertretung der Europäischen Kommission in GriechenlandInformiert zu Themen der Europäischen Union
    Generalsekretariat für öffentliche Investitionen und den EU-Partnerschaftsvertrag (ESPA)Informationen über Programme und Ausschreibungen
    AHK GriechenlandAnlaufstelle für deutsche Unternehmen in Griechenland
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