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Special | Griechenland | EU-Förderung

Förderung im Rahmen der Aufbau- und Resilienzfazilität

Bis 2026 soll Griechenland moderner und wettbewerbsfähiger werden. Die EU-Fördermittel sind genehmigt. Die geplanten Reformen und Projekte müssen rechtzeitig umgesetzt werden.

Von Michaela Balis | Athen

Nach der Aufstockung des EU-Aufbaufonds im Dezember 2023 stehen Griechenland bis 2026 insgesamt knapp 36 Milliarden Euro zur Verfügung. Davon entfallen etwa 18,2 Milliarden Euro auf die Kreditvergabe für die Privatwirtschaft und rund 17,7 Milliarden Euro auf Zuschüsse für öffentliche Projekte. Stand Mai 2025 wurden bereits 21,3 Milliarden Euro an Griechenland ausbezahlt, annähernd 60 Prozent des gesamten Betrags. Bis zum Ende der Laufzeit des EU-Aufbaufonds im Dezember 2026 werden weitere 14,6 Milliarden Euro erwartet. Das Europäische Parlament hat Mitte Juni 2025 beschlossen, eine Verlängerung des EU-Aufbaufonds um 18 Monate zu beantragen. Diese soll sich auf bereits laufende, sogenannte reife Projekte beziehen. Ob die EU-Kommission dem Vorhaben zustimmen wird, bleibt abzuwarten.

Revision des EU-Aufbaufonds beantragt

Damit Griechenland die restlichen Mittel erhält, müssen bis Ende August 2026 bestimmte Vorgaben erfüllt und Projekte umgesetzt werden. Einige dieser Projekte sind jedoch schwer umsetzbar. Zu den Gründen dafür zählen etwa fehlende Ausrüstungen sowie langwierige oder erfolglose Ausschreibungen. Die Verzögerungen sind häufig die Folge von Einsprüchen durch abgelehnte Bewerbende.

Besonders bei Infrastrukturprojekten kommen zudem Probleme mit Garantieschreiben und Verzögerungen bei Enteignungen hinzu. Deshalb plant das Finanz- und Wirtschaftsministerium, den Projektplan zu überarbeiten. Laut griechischer Pressemeldungen wurden einige Projekte gestrichen, darunter Zuschüsse für Elektrotaxis wegen fehlender Nachfrage, Bewässerungsprojekte und ein Vorhaben zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS) in Prinos. Stattdessen sollen Elektrobusse angeschafft werden und Projekte zur Förderung der Digitalisierung von den EU-Mitteln profitieren. Auch das Eisenbahnnetz soll mehr Fördermittel für die Modernisierung erhalten.

Im Juni 2025 will das griechische Finanzministerium bei der EU-Kommission die sechste Tranche aus dem EU-Aufbaufonds über 3,9 Milliarden Euro beantragen. Bis dahin müssen der revidierte Plan genehmigt und unter anderem der nördliche Teil der Autobahn E-65 Trikala-Egnatia Odos fertiggestellt, die Modernisierungsmaßnahmen für 80 öffentliche Krankenhäuser beendet und der strategische Plan für die Errichtung von Offshore-Windparks genehmigt sein. 

EU-Aufbaufonds treibt Investitionen in Griechenland voran

Bis Ende 2024 hatte die griechische Regierung bereits 838 öffentliche Projekte mit einem Gesamtbudget in Höhe von 24,9 Milliarden Euro genehmigt. Dieser Betrag umfasst neben den Zuschüssen aus dem EU-Aufbaufonds auch die Finanzierung aus einem separaten Programm für öffentliche Investitionen des Wirtschaftsministeriums für das Jahr 2024.

Im Rahmen des EU-Aufbaufonds unterzeichneten private Unternehmen 435 Kreditverträge mit einem Gesamtbudget von rund 16 Milliarden Euro. Rund 7 Milliarden Euro von diesem Betrag stammen aus dem EU-Aufbaufonds. Die übrigen 9 Milliarden Euro entfallen auf Kredite von Privatbanken sowie auf die Eigenmittel der Unternehmen. Kredite dürfen höchstens 50 Prozent der Investition abdecken. Weitere 30 Prozent können über Privatbankkredite, mindestens 20 Prozent müssen aus Eigenmitteln finanziert werden.

Neben den griechischen Geschäftsbanken Alpha Bank, Eurobank, National Bank of Greece und Piraeus Bank, die in die Kreditvergabe involviert sind, wurden auch die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und die Hellenische Entwicklungsbank einbezogen. Der Zinssatz liegt bei durchschnittlichen 1,8 Prozent. Alle Ausschreibungen werden auf dem offiziellen Ausschreibungsportalen der EU und Griechenlands veröffentlicht.

Großunternehmen finden starke Berücksichtigung im Rahmen der EU-Fonds

Etwa 40 Prozent der im Rahmen des EU-Aufbaufonds bezuschussten Kreditverträge wurden mit 15 Großunternehmen abgeschlossen. Das entspricht einer Höhe von 7 Milliarden Euro, teilt das griechische Wirtschafts- und Finanzministerium mit. 

Der griechische Verteilnetzbetreiber Deddie erhielt für die Modernisierung und den Ausbau der Stromverteilernetze einen Kredit über 437 Millionen Euro. Der Anbieter von Glasfaserdiensten PPC Grid, eine Tochter des ehemals staatlichen Stromunternehmens PPC, will mit einem Kredit über 290 Millionen Euro das Angebot von Glasfaserdiensten ausbauen. Das Autovermietungsunternehmen Olympic plant mit dem Kredit von über rund 270 Millionen Euro Stromspeichersysteme zu errichten, genauso wie das Energieunternehmen Terna mit einem Kredit in Höhe von 250 Millionen Euro.

EU-Mittel für den Wandel: Grün, digital und vernetzt

Rund 37 Prozent der EU-Fördermittel fließen in umweltorientierte Projekte, darunter die energetische Sanierung von Gebäuden oder die Anschaffung von Elektrobussen in Athen und Thessaloniki. Weitere 22 Prozent werden in die digitale Transformation investiert, etwa in digitale Verwaltungsdienste und moderne IT-Lösungen für kleine und mittlere Unternehmen.

Große Infrastrukturprojekte sind geplant

Die Modernisierung des Straßennetzes unterstützt die EU mit 1,4 Milliarden Euro. Hierunter fallen der Ausbau des nördlichen Abschnitts der Autobahn E65, die nördliche Autobahnverbindung auf der Insel Kreta und die Athener Vorstadtbahn. Infrastrukturprojekte sollen vermehrt in Form von öffentlich-privaten Partnerschaften realisiert werden, so beispielsweise die Modernisierung des Eisenbahnnetzes. Etwa 107 Millionen Euro stehen für die Modernisierung von 23 Regionalflughäfen bereit.

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