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Special Italien Wege aus der Coronakrise

Konjunktur und wichtigste Branchen

Die Aussichten für das 2. Halbjahr 2021 sind positiv. Bis zum Jahresende könnte die italienische Wirtschaft real um etwa 5,8 Prozent zulegen. (Stand: 14. Oktober 2021)

Von Oliver Döhne | Mailand

Nach einem starken 2. Quartal 2021, in dem das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorquartal um 2,7 Prozent zulegte, entwickelt sich auch das 3. Quartal wirtschaftlich insgesamt gut. Mittlerweile erwartet der Internationale Währungsfonds für Italiens Wirtschaft 2021 ein Plus von 5,8 Prozent. 

Vorherrschender Optimismus

Die Aussichten in der Industrie sind, abgesehen von den Engpässen bei Halbleitern und dem Preisanstieg bei Brennstoffen, grundsätzlich stabil bis optimistisch. Entsprechend positiv ist auch das Investitionsklima. Im Gesamtjahr 2021 könnten die Bruttoanlageinvestitionen um fast 16 Prozent dazugewinnen. 

Bei den Konsumenten machte die ohnehin steigende Zuversicht im September 2021 einen Sprung nach oben. Viele Haushalte nutzen die weitgehend normalisierten Rahmenbedingungen, um länger aufgeschobene Ausgaben zu tätigen. Die Inflation scheint sich vorerst auf den Energiesektor zu beschränken und der Arbeitsmarkt ist stabil. Der Privatkonsum könnte 2021 um rund 4,7 Prozent wachsen. 

Recovery-Gelder öffnen vielen Branchen Perspektiven 

Die Automobilbranche kommt trotz starker Kaufanreize noch nicht wieder in die Spur und verzeichnete nach einem schwachen Sommer im September 2021 einen erneuten Rückgang. Neben dem dramatischen Halbleitermangel, der die Produktion für längere Zeit stilllegte, sorgt die alles andere als reibungslos verlaufende Verlängerung der Coronamaßnahmen bei den potenziellen Käufern für Unmut. 

Erneuerbare Energien und eine nachhaltige Wirtschaft stehen im Fokus von Italiens grünem Recovery Plan. Das Interesse an Wasserstoff steigt, insbesondere als Beimischung zu Gas, das in Italien eine große Rolle als Energieträger spielt. Zudem konkretisieren sich erste Offshore-Windparks. Problematisch bleiben, besonders beim Ausbau der Windkraft, die komplizierten und langwierigen Genehmigungsprozeduren, die aber im Rahmen des Recovery Plans vereinfacht werden sollen. 

Die Lebensmittelindustrie entwickelt sich deutlich besser als zu den akuten Krisenzeiten, auch wenn die Pflicht zur Vorlage des Green Pass in Restaurants für Unverständnis bei den Gastronomen sorgt. Weitere Informationen zur Lage in der Lebensmittelindustrie und zu der aktuellen Renaissance des Selberkochens, auch nach einem möglichen Ende der Coronakrise, enthält unser Branchenüberblick. In der Landwirtschaft steigt das Interesse an Smart-Farming-Technologie. 

Die Gesundheitswirtschaft erfährt einen rapiden Wandel. Digitale Instrumente finden immer mehr Zuspruch. Während der Coronakrise stieg die Anzahl der aktiven elektronischen Gesundheitsakten deutlich. Inzwischen verfügt mehr als die Hälfte der Einwohner über eine solche. Auch elektronische Rezepte setzen sich durch. Jetzt gilt es, für interoperable, patientenzentrierte digitale Systeme zu sorgen. Alleine für die Versorgung im eigenen Heim will das Gesundheitsministerium 4 Milliarden Euro bereitstellen. 

In der Medizintechnik könnte nach der Coronakrise ein aufgestauter Bedarf für mehr Nachfrage sorgen. Der Arzneimittelimport aus Deutschland stieg 2020 mit rund 5 Milliarden Euro auf einen neuen Rekord. Aus dem Recovery Fonds der Europäischen Union sollen mindestens 20 Milliarden Euro in den Gesundheitssektor fließen. Einen aktuellen Überblick über die verschiedenen Segmente bietet das Fact Sheet Health Care Italien der Exportinitiative Gesundheitswirtschaft. 

Besonders hoch ist die Zuversicht der Firmen in der Bauwirtschaft. Die Branche profitiert vom Förderinstrument Super Bonus 110, das weitreichende Mittel für die energetische Renovierung von Immobilien bereitstellt. Der Infrastrukturausbau ist ein weiterer Schwerpunkt in Italiens Recovery Plan. Unter anderem dürften Bahnstrecken, Tunnel- und Viadukt-Renovierungen sowie zahlreiche neue Krankenhäuser schneller gebaut werden. 

In der Telekommunikation läuft die Erweiterung des 5G-Mobilfunknetzes. Beim Ausbau des landesweiten Glasfasernetzes steht die Regierung vor einer wichtigen Entscheidung. Für Maschinenkäufe gelten hohe Steuergutschriften, insbesondere für Ausrüstungen im Rahmen der Industrie 4.0.

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