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Special Russland

Aufbau eines russischen Onlineshops erfordert lokales Team

Sechs von den Top-100 Onlineshops in Russland gehören deutschen Unternehmen: Lamoda (gehört zu Zalando), Otto Group (Bonprix, Otto, Quelle), Metro Group (Mediamarkt) und Adidas. Chancen für deutsche Onlinehändler eröffnen sich weniger im Massensegment als in bestimmten Nischen im höheren Preissegment, etwa bei Markenkleidung und -schuhen, hochwertigen Elektronikwaren, Kosmetika, Parfüms und Sportnahrung. 

Die Schuhmarke Salamander hat im Juni ihren eigenen Onlineshop in Russland eröffnet. Der Einzelhändler SPAR stellt sein komplettes Sortiment auf eine Onlineplattform. Bei der Otto-Group bestellen Kunden aus allen Einkommensschichten und Altersgruppen aus Moskau und den Regionen Bekleidung im Internet. Mit der Verteilung der Pakete beauftragt Otto die Russische Post und Logistikdienstleister wie DPD oder PickPoint. Damit werden 99% aller Orte in Russland abgedeckt. Selbstabholer nehmen ihre Waren in PickPoint-Automaten in Empfang. Otto verlagerte im Jahr 2015 sein SAP-gestütztes IT-Kundensystem nach Russland. Damit trägt der Onlinepionier den strengen gesetzlichen Anforderungen in Bezug auf die Speicherung von Kundendaten in Russland Rechnung.

 

Deutsche Anbieter von Onlineshopping in Russland im Jahr 2016

Onlineshop

Onlineverkäufe (in Bill. Rubel)

Veränderung 2016/2015 (in %)

Bestellungen (in 1.000 Stück)

Veränderung 2016/2015 (in %)

Durchschnittlicher Rechnungsbetrag (in Rubel)

Veränderung 2016/2015 (in %)

Lamoda.ru

22,3

39

5.870

33

3.800

4

Bonprix.ru

13,7

22

3.240

13

4.240

8

Mediamarkt.ru

7,5

17

556

5

13.410

12

Otto.ru

4,0

55

611

54

6.570

1

Adidas.ru

3,4

56

522

55

6.460

1

Quelle.ru

2,8

-1

611

-13

4.650

13

Quelle: Data Insight

 

Für deutsche Firmen, die in den russischen Markt eintreten möchten, bieten sich Onlineplattformen wie Yandex Market, Lamoda oder KupiVip an, um ihre Waren zu präsentieren. Interessenten sollten die finanziellen (Kommissionsgebühren), technischen und rechtlichen Konditionen genau prüfen. Diese können teils noch anspruchsvoller sein als bei Amazon. Wenn das Produkt die Neugier der russischen Kunden geweckt hat und einen preislichen oder qualitativen Mehrwert bietet, ergibt der Aufbau eines eigenen Shops Sinn. Ein lokales Team ist dazu unerlässlich, qualifizierte Mitarbeiter zu finden jedoch schwierig. Die bereits vorhandene Konkurrenz auf dem russischen Markt ist groß. 

Auch die Erwartungen und Bedürfnisse russischer Kunden sollten einer genauen Analyse unterzogen werden. Die Erwartungshaltung der Kunden wächst. Die Umstellung von Vorkasse auf Cash-on-Delivery wirkt sich auf den Geldfluss des Händlers aus. Die steigende Tendenz Waren zu reklamieren, bedeutet zusätzlichen Aufwand bei Logistik und Buchhaltung. Auch benutzerfreundliche Oberflächen machen einen Unterschied. AliExpress erklärt dem Benutzer in einem Animationsfilm, wie er bei der Bestellung vorgehen soll. Andere Händler bieten ihren Kunden nicht nur die Lieferung des Produkts, sondern gleich den Aufbau mit an, zum Beispiel bei Küchen. 

Daneben müssen sich deutsche Firmen beim E-Commerce in Russland auf neue gesetzliche Regelungen einstellen. Es ist im Gespräch, die Wert- und Gewichtsgrenzen zur zollfreien Einfuhr von Paketen aus dem Ausland ab 2018 zu senken. Außerdem sollen ausländische Onlinehändler eine juristische Person (ein Unternehmen) in Russland gründen und sich bei der Steuerbehörde registrieren. Damit würden sich Lieferungen aus dem Ausland schlagartig um den russischen Mehrwertsteuersatz von 18% verteuern.

 

Text: Hans-Jürgen Wittmann

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