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Special | Vereinigte Arabische Emirate | Wasserstoff

VAE investieren in Abscheidung und Speicherung von CO2

Die Emirate investieren in CCUS- und CCS-Projekte, um die Dekarbonisierung  in der Industrie voranzutreiben.

Von Heena Nazir | Dubai

Der emiratische Staatskonzern Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) strebt bis 2045 Netto-Null-Emissionen an. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, will ADNOC 15 Milliarden US-Dollar (US$) in Dekarbonisierungsprojekte investieren. Zugleich will das Unternehmen seine Kapazität in der Ölförderung von 3,3 Millionen barrel per day im Jahr 2023 auf 5 Millionen barrel per day bis 2030 steigern.

Ein zentraler Aspekt dieser Bemühungen konzentriert sich auf Technologien wie Carbon Capture and Storage (CCS) und Carbon Capture Utilization and Storage (CCUS). CCS beinhaltet das Auffangen und dauerhafte Speichern von Kohlenstoffdioxid (CO₂) aus industriellen Prozessen, um dessen Ausstoß in die Atmosphäre zu verhindern. CCUS erweitert dieses Konzept, indem es das aufgefangene CO₂ nutzbar macht, beispielsweise in der Landwirtschaft oder in der Baustoffproduktion. ADNOC zielt darauf ab, durch diese Technologien jährlich über 4 Millionen Tonnen CO₂ zu behandeln. Das würde einen signifikanten Beitrag zur Emissionsreduzierung in der Öl- und Gasbranche leisten.

CCS- und CCUS-Technologie aus Deutschland gefragt

Deutsche Unternehmen könnten in diesem Bereich eine wichtige Rolle übernehmen. Experten sehen ein großes Potenzial für sie in der Entwicklung und Implementierung von CCS- und CCUS-Technologien. Die steigende Nachfrage nach Technologie, Beratung und Projektmanagement bietet deutschen Firmen Chancen, vom wachsenden Markt zu profitieren. Zudem könnten sie durch Forschung und Entwicklung neuer Methoden zur CO₂ -Nutzung die Rentabilität dieser Technologien erhöhen.

ADNOC investiert Milliarden in CCUS-Technologien

Das Vorzeigeprojekt ist das Al-Reyadah-Carbon-Capture-Projekt. Das anfallende Kohlendioxid wird verdichtet und entwässert und dann über eine 50 Kilometer lange Pipeline zu den Ölfeldern transportiert. Die Anlage kann jährlich bis zu 800.000 Tonnen CO₂ verarbeiten. 

Das Habshan 5-Projekt, eines der größten CCS-Projekte in der Region Nordafrika/Nahost, fängt Kohlendioxid aus der Habshan-Gasverarbeitungsanlage auf. Anschließend wird das CO₂ in tiefe Untergrundreservoirs injiziert, um es dauerhaft zu speichern. Jährlich sollen so bis zu 4,2 Millionen Tonnen CO₂ abgeschieden werden. Für die Umsetzung dieses ehrgeizigen Vorhabens hat ADNOC das britische Unternehmen Petrofac mit einem Auftragsvolumen von 600 Millionen US-Dollar (US$) beauftragt. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2030 geplant.

Zusätzlich vereinbarte ADNOC im Oktober 2023 eine Partnerschaft mit Occidental Petroleum. Ihr Ziel ist es, in den VAE und den USA sogenannte CCS-Hubs zu entwickeln. Dabei handelt es sich um Zentren für die CO₂ -Abscheidung und -speicherung. Das abgeschiedene CO₂ soll in Salzwasserreservoirs injiziert und dort sicher gelagert werden. Diese Anlagen sollen 2028 fertiggestellt werden.

Unterwasserkabel sollen Offshore-Plattform mit grünem Strom versorgen

ADNOC und Taqa aus Abu Dhabi errichten derzeit das erste Unterwassernetzwerk zur Energieübertragung in der Region Nordafrika/Nahost. Dieses soll die Emissionen der Offshore-Produktionsanlagen von ADNOC reduzieren und umfasst ein Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungssystem. Dazu gehören auch zwei Unterwasserverbindungen und Umwandlungsstationen mit einer Gesamtleistung von 3,2 Gigawatt. Der Bau begann Anfang 2022, der Betrieb soll 2025 aufgenommen werden. Die Kosten des Projekts belaufen sich auf 3,8 Milliarden US$.

Das Vorhaben soll dazu beitragen, die CO₂-Emissionen zu verringern, indem es die Dieselgeneratoren und Gasturbinen, die derzeit auf den Offshore-Plattformen eingesetzt werden, durch nachhaltigere Energiequellen ersetzt. Die Energie wird vom Festland über Unterwasserkabel übertragen, jedoch ist bislang unklar, welche Energiequellen zum Einsatz kommen sollen. An dem Projekt beteiligt sind neben ADNOC und Taqa auch ein Konsortium aus Korea Electric Power (KEPCO), Kyushu Electric Power Company (Kyuden) und das französische Unternehmen EDF. 

Wirtschaftlichkeit und Technologiereife fordern Investoren heraus

Die Entwicklung von CCUS- sowie CCS-Technologien birgt trotz ihres großen Potenzials zur Reduzierung der CO₂-Emissionen eine Reihe von Herausforderungen. Die Technologien befinden sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium mit Unsicherheiten hinsichtlich ihrer langfristigen Effizienz und Zuverlässigkeit. Ein kritischer Punkt ist die Wirtschaftlichkeit. Die hohen Kosten für Implementierung und Betrieb stellen eine Herausforderung dar, besonders in einem Markt, der von Preisschwankungen von Gas geprägt ist.

Zusätzlich bestehen Bedenken ob die CO₂-Speichersicherheit langfristig sicher sind, insbesondere im Hinblick auf mögliche Leckagen und die Integrität der Speicherstätten. Diese technischen und ökologischen Risiken erfordern eine sorgfältige Überwachung und Management. Die VAE müssen sich daher an wechselnde internationale Standards und Best Practices anpassen. Eine enge Zusammenarbeit mit internationalen Partnern und Experten ist entscheidend, um Best Practices zu adaptieren und Risiken zu minimieren.

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