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Special | USA | Smart Farming

Marktstruktur: Reichhaltiges Anbieterspektrum wächst zusehends

Die USA weisen eine große Bandbreite von Technologieanbietern auf. Von Start-ups bis Weltkonzernen ist alles vertreten.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Smart Farming hat sich in den Vereinigten Staaten zu einem neuen Erwerbszweig entwickelt. Kenntnisse der Agrarproduktion, des Landmaschinenbaus und der Meteorologie reichen heutzutage nicht mehr aus, um eine Farm erfolgreich zu betreiben. Digital- und Netzwerktechnik, Satelliten- und Breitbandverbindungen, Drohnen, Roboter, autonom fahrende Traktoren und Erntemaschinen haben längst Einzug gehalten. Dabei ist die US-Wirtschaft in der Lage, alle Technologien aus eigener Kraft zu entwickeln und herzustellen. Doch werden zahlreiche Forschungskooperationen mit dem Ausland eingegangen. Auch ist ein starker Zuzug spezialisierter ausländischer Start-ups zu verzeichnen.

Kein zweites Land verfügt über diese Anbieterbreite

In den USA sind tausende Hersteller intelligenter Landtechnik, von Drohnen, Robotern sowie von Softwareprogrammen für die vielfältigsten Anwendergebiete niedergelassen. Das in Seattle ansässige Unternehmen Carbon Robotics bietet zum Beispiel einen Unkrautvernichtungsroboter an, der autonom durch die Felder fährt, um unerwünschte Pflanzen zu jäten. Im Gegensatz zu anderen automatisierten Unkrautvernichtern auf dem Markt, die gezielt Herbizide einsetzen oder den Boden bewegen, um das Unkraut an der Wurzel anzugreifen, verwendet die neueste Maschine von Carbon Robotics Hochleistungslaser, um Schädlingspflanzen punktgenau wegzubrennen, ohne den Boden zu stören. "Wir sind ziemlich stolz auf die Tatsache, dass wir den Mutterboden nicht aufreißen", teilte Paul Mikesell, Gründer und CEO von Carbon Robotics, mit. Das Unternehmen vertreibt seine Produkte hauptsächlich an der Westküste in Washington, New Mexico, Oregon und Kalifornien, expandiert aber auch in andere Regionen. Unkrautvernichtungsroboter anderer Hersteller, etwa von FarmWise und Naio Technologies, finden die nicht erwünschten Pflanzen ebenfalls mithilfe von Computer Vision, jäten diese aber mechanisch. 

Jedes Jahr kommen hunderte Agrar-Start-ups hinzu. Die Bandbreite der Marktteilnehmer reicht von den weltweit größten Herstellern von Landmaschinen, John Deere und AGCO, bis hin zu Start-ups, die sich teilweise als Spinoffs aus Universitäten und Forschungsinstituten ausgegründet, oder die von Anfang an neu gegründet und durch Inkubatoren sowie Wagniskapitalgeber gefördert werden. Auch lassen sich ausländische Start-ups in den USA nieder, um von der Größe des Anwendermarktes für smarte Landtechnik und für Softwarelösungen zu profitieren. Wichtige Herkunftsländer für diese Art Firmen sind Israel und Australien. Aber auch große Farmen, etwa die der Church Brothers in Kalifornien, investieren stark in intelligente Landmaschinen und entwickeln gleichzeitig Technik für den eigenen Bedarf wie in diesem Fall zur Brokkoliernte.

Traktoren werden autonom gemacht

Einige Firmen verfolgen andere Ansätze, um Aufgaben auf dem Bauernhof zu automatisieren. Im Jahr 2021 stellte Tevel Aerobotics Technologies einen fliegenden, autonomen Roboter vor, der mithilfe künstlicher Intelligenz reifes Obst erkennt und es den ganzen Tag über pflückt. Das Branchenschwergewicht John Deere investiert wiederum stark in autonom fahrende Landtechnik und KI, damit seine Traktoren einzelne Samen in Sekundenschnelle perfekt im gleichen Abstand und in der gleichen Tiefe in den Boden einbetten können - tausende Male. Start-ups wie Bear Flag Robotics arbeiten daran, herkömmliche Traktoren, die bereits auf dem Markt sind, mit Computer Vision nachzurüsten. Bear Flag Robotics spezialisierte sich zum Beispiel auf KI-gesteuerte Kameras, GPS- und Radar-Systeme, mit denen Traktoren nachgerüstet werden können. Bear Flag Robotics kauft die Traktoren und landwirtschaftliche Zugmaschinen, rüstet sie mit Navigationssystemen aus und vermietet sie an Landwirte. Sollten Probleme auftreten, kann der Landwirt ein Echtzeit-Video an Bear Flags Robotics übermitteln, die sich daraufhin um eine Lösung bemühen. Generell erstellt Bear Flags Robotics zusammen mit den Landwirten eine Begrenzungskarte und einen Algorithmus für einen Pfad, dem der Traktor folgen soll. Abgerechnet wird nach bearbeiteter Fläche.

Marktvolumen verdoppelt sich binnen vier Jahren

Dies geschieht in einer Zeit, in der auch Drohnen immer häufiger zum Einsatz kommen und es Pflanzen- und Viehzüchtern ermöglichen, ihre Farmen und Felder von oben zu überwachen. Das alles trägt zur sogenannten Präzisionslandwirtschaft bei, bei der Landwirte mit weniger Aufwand mehr anbauen oder neue Geräte einsetzen, um die Ernteproduktion zu steigern und gleichzeitig die Kosten zu reduzieren. Laut dem Marktforschungsunternehmen MarketsandMarkets wurde der Markt für fortschrittliche landwirtschaftliche Geräte im Jahr 2020 auf etwa 7 Milliarden US$ geschätzt. Den Projektionen nach soll das Marktvolumen im Laufe von vier Jahren auf 12,8 Milliarden US$ anwachsen.

Abbau von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft unvermeidlich

Ein Teil des prognostizierten Anstiegs ist darauf zurückzuführen, dass Landwirte trotz des Arbeitskräftemangels und steigender Lohnkosten eine höhere Effizienz anstreben. Laut dem Bureau of Labor Statistics wird die Zahl der Landwirte, Viehzüchter und anderer landwirtschaftlicher Fachkräfte bis 2029 voraussichtlich um 6 Prozent sinken. Die Branche hat in den USA bereits seit Jahrzehnten mit einem Rückgang der Arbeitsplätze zu kämpfen, obgleich die landwirtschaftliche Produktion steigt.


Weiterführende Informationen entnehmen Sie bitte folgendem Beitrag:

Landmaschinen arbeiten in den USA immer öfter autonom


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