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Special Brasilien

Immer mehr brasilianische Gründer zieht es ins Ausland

Das Jahr 2018 sorgte international für Schlagzeilen. Zum Jahresauftakt erwarb der chinesische Konzern Didi Chuxing den brasilianischen Uber-Konkurrenten 99 für 600 Millionen US-Dollar (US$). Anschließend brachte der Gang an die New Yorker Börse dem brasilianischen Fintech PagSeguro 2,7 Milliarden US$ ein. Seit dem Börsenstart der chinesischen E-Commerce-Plattform Alibaba 2014 hat kein anderes ausländisches Unternehmen eine so hohe Summe an der Wallstreet erzielt.

Immer mehr brasilianische Start-ups erkennen ihre Chancen im Ausland. Viele zieht es in die USA. Einige, darunter das Start-up der Bildungstechnologie Mosyle und die IT-Unternehmen Pipefy und PSafe verlegten sogar den Unternehmenssitz dorthin. Eine aktuelle Erhebung der Organisation BayBrazil zählte allein in der Region um San Francisco 32 brasilianische Start-ups mit einem jährlichen Gesamtumsatz von etwa 100 Millionen US$. Weitere brasilianische Start-ups mit Erfolg im Ausland sind Easy Taxi, ClickBus, Gympass, Hotsmart und iFood/Movile.

Gefördert durch die Wirtschaftsagentur Wien eröffnet TNS Nanotecnologia derzeit seine erste Verkaufsniederlassung im Ausland. TNS entwickelte unter anderem Nanosensoren für Salmonellenschnelltests und Substanzen für eine bessere Resistenz und Haltbarkeit von Hühnereiern. Das aussichtsreiche Start-up aus Santa Catarina wurde schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2017 durch das Programm Startups Connected der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer São Paulo. Dadurch ergaben sich erste Exportgeschäfte mit Italien, der Schweiz und Pakistan. Über das Programm StartOut Brasil erkundete TNS im April 2018 die Start-up-Szene in Berlin.

Ausländischen Start-ups bietet sich ein attraktiver Markt mit Herausforderungen

Die über 200 Millionen Brasilianer begegnen Innovationen generell mit Begeisterung. Die Vielzahl an Early Adopters macht den Markt sehr attraktiv. Doch für die Erschließung sind viele Hürden zu überwinden. Insbesondere die Bürokratie, das komplexe Steuerwesen und die Unvorhersehbarkeit machen den jungen Unternehmen zu schaffen. Besonders wichtig sind verlässliche lokale Partner, die die Risiken mittragen.

Brasilien weist viele Eigenheiten auf, die sich Ausländern nicht unmittelbar erschließen. Nicht von ungefähr entstand die Redewendung „Brasilien ist nichts für Anfänger“. Unterstützung bieten einige Programme und Inkubatoren. Flavio Pripas, der Direktor des Cubo Itaú, betonte bei der Eröffnung des neuen Gebäudes im August, dass der Hub besonderen Wert auf den Austausch mit dem internationalen Start-up-Ökosystem legt.

Für den deutschen Mobile Point-of-Sale (mPOS) Anbieter SumUp entwickelte sich Brasilien zum weltweit wichtigsten Markt. SumUp produziert Lesegeräte, mit dem Kleinstunternehmer ihren Klienten die Kartenzahlung ermöglichen. 380 der insgesamt 740 Mitarbeiter arbeiten in Brasilien. Im Jahr 2018 soll sich der Mitarbeiterstab, ebenso wie im Vorjahr, erneut verdoppeln. Unter anderem aufgrund der Fusion mit dem US-amerikanischen mPOS payleven wuchs der Betrieb innerhalb der vergangenen zwei Jahre um das Fünfzehnfache.

Als Teilhaber leitet Igor Marchesini das Start-up bereits seit dem Markteintritt 2013. Laut Marchesini waren Anpassungen an brasilianische Gegebenheiten grundlegend für den Markterfolg. Dazu gehörte beispielsweise die Erhöhung der Garantiezeit für das Gerät von ursprünglich einem Jahr auf ein Jahrzehnt. Darüber hinaus musste das in Brasilien beliebte Angebot von zinslosen Ratenzahlungen als Zahlungsoption integriert werden. Zur Kundenbindung bietet SumUp heute auch das Webportal Dono do Negócio mit Tipps und Informationen für Kleinstunternehmer.


Text: Gloria Rose

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