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Highrise Buildings and Parliament Buildings in the foreground Binnenhof and Highrise Buildings, Den Haag, Netherlands | © GettyImages/Thomas Winz 2016

Special Niederlande Wege aus der Coronakrise

Die Niederlande fahren das öffentliche Leben herunter

In den Niederlanden gilt ein Lockdown. Da die Wirtschaft wieder wächst, hat die Regierung bestimmte Förderprogramme eingestellt.

Von Torsten Pauly | Berlin

  • Konjunktur und wichtigste Branchen

    Die niederländische Wirtschaft könnte den Kriseneinbruch von 2020 im Laufe von 2021 wettmachen. (Stand: 15. November 2021)

    Wirtschaft soll 2021 und 2022 kräftig wachsen

    Das niederländische reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll 2021 um 4 Prozent und 2022 um 3,3 Prozent steigen. Dies erwartet die Europäische Kommission im November 2021. Seit dem 2. Quartal 2021 sind die Umsatzerwartungen der Unternehmen für die kommenden drei Monate wieder deutlich positiver als im gesamten Zeitraum seit Ausbruch der Pandemie 2020.

    Das reale BIP hat 2020 um 3,8 Prozent abgenommen. Die Regierung musste das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben zur Eindämmung der Pandemie wiederholt stark einschränken. Zudem sind die Niederlande als Handels- und Exportnation von einer weltweiten Rezession und der Unterbrechung vieler Lieferketten stark betroffen. Dennoch war der Rückgang der Wirtschaftstätigkeit im Königreich 2020 geringer als im Durchschnitt der Europäischen Union (EU), deren BIP um 5,9 Prozent eingebrochen ist. Dies ist nicht zuletzt den umfangreichen niederländischen Coronaförderungen für Unternehmen, Selbstständige und Arbeitnehmer zu verdanken, die die Regierung 2020 aufgelegt hat.

    Baukonjunktur erholt sich

    Das Baugewerbe hat von Januar bis März 2021 etwa 2,4 Prozent und von April bis Juni 2021 circa 10,2 Prozent mehr umgesetzt als im selben Vorjahreszeitraum. Auch die Aussichten für 2022 sind gut, denn die Bauproduktion soll preisbereinigt um 2 Prozent steigen. Dies erwartet die ING Bank.

    Chemieindustrie und Maschinenbau steigern wieder Produktion

    In der Chemieindustrie hatte die Kapazitätsauslastung im Oktober 2021 mit 85,2 Prozent ihren höchsten Stand seit Anfang 2020 erreicht. Für 2022 rechnen 40 Prozent der Chemiebetriebe mit steigenden und nur 3 Prozent mit sinkenden Umsätzen. Bei den Pharmafirmen erwarten 19 Prozent ein Wachstum und 2 Prozent Rückgänge.

    Die Fertigung der Maschinen- und Anlagenbauer ist 2020 um 2,3 Prozent gesunken. Für 2022 erwarten aber 53 Prozent der Branchenunternehmen, dass ihre Umsätze steigen. Nur 5 Prozent der Firmen rechnen für das kommende Jahr mit Rückgängen. Dies geht aus einer Erhebung des niederländischen Statistikamtes CBS hervor. Auch die Kapazitätsauslastung war im Oktober 2021 mit 88,4 Prozent wieder sehr hoch.

    Nahrungsmittel- und Getränkeverarbeiter erwarten weitere Erholung

    Die Verarbeitung von Agrarerzeugnissen ist die größte niederländische Industriebranche. Die Kapazitätsauslastung in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie ist im Oktober 2021 auf 80,8 Prozent gestiegen. Für 2022 rechnen 38 Prozent der Nahrungsmittelbetriebe mit höheren und nur 4 Prozent mit niedrigeren Umsätze. Unter den Getränkeverarbeitern sind 71 Prozent optimistisch und 13 Prozent pessimistisch.

    Nordseehäfen sind für internationale Lieferketten wichtig

    Der Häfen in Rotterdam und in der Gruppe North Sea Port haben im ersten Dreivierteljahr 2021 jeweils etwa 9 Prozent mehr umgeschlagen als in den ersten neun Monaten 2020. Die Gesellschaft North Sea Port betreibt Anlagen in der niederländischen Provinz Zeeland und im belgischen Gent.

    Wegen der Covid-19-Krise war das Güteraufkommen in Rotterdam 2020 um 6,9 Prozent, in Amsterdam um 14,5 Prozent und in den Häfen von North Sea Port um 11,2 Prozent gesunken. Für 2021 hat Amsterdam noch keine Umschlagzahlen veröffentlicht.

    Die niederländischen Häfen sind für Deutschlands Lieferketten mit dem Ausland sehr wichtig. So waren in Europas größtem Hafen Rotterdam 2017 etwa 70 Prozent der Fracht, die Binnenschiffe jenseits der Niederlande weiterbefördert haben, für Deutschland bestimmt. Auf der Schiene betrug der deutsche Anteil 77 Prozent und bei Lkw 44 Prozent.

    Von Torsten Pauly | Berlin

  • Konjunktur- und Hilfsprogramme

    Aufgrund der Konjunkturerholung, die 2021 eingesetzt hat, sind einige Förderprogramme der Regierung im Oktober 2021 ausgelaufen. (Stand: 30. November 2021)

    Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) erhalten Kredite zu günstigen Konditionen im Rahmen der Programme KKC und TOA. Ferner existiert bis Ende 2021 das Programm BMKB-C, um Kredite an KMU abzusichern. Darüber hinaus gilt, dass Mikrokredite von bis zu 50.000 Euro des Anbieters Qredits zu günstigen Bedingungen bis zu sechs Monate gestundet werden. Qredits ermöglicht auch KMU-Darlehen von bis zu 250.000 Euro.

    Das in der Coronakrise aufgelegte Growth Facility Scheme besteht noch bis zum 15. Juni 2023. Es ermöglicht öffentliche Garantien, damit KMU leichter Wagniskapital akquirieren können. Auch das GO-Programm sichert Darlehen an Unternehmen ab. Zudem können diese erneut im zwischenzeitlich ausgelaufenen TVL-Programm Zuschüsse zu ihren Fixkosten beantragen, wenn sie coronabedingt Umsatzrückgänge verzeichnen oder erwarten.

    Regierung führt Kurzarbeitsprogramm NOW wieder ein

    In der Coronakrise wird erneut das spezielle Kurzarbeitsprogramm NOW aufgelegt. Die Regierung hat zudem die Internetseite NLWerktDoor! zur Vermittlung von temporären Arbeitsverhältnissen eingerichtet.

    Für Selbstständige in finanziellen Schwierigkeiten existiert das Programm Bbz (Bijstand voor zelfstandigen). Bis Ende September 2021 hatte es zusätzlich die pandemiebedingten Förderinstrumente Tonk und Tozo gegeben.

    Alle Förderinstrumente für die Wirtschaft hat die niederländische Regierung auch in englischer Sprache auf ihrer Homepage zusammengefasst. Deutsche Unternehmen, die in den Niederlanden zum Beispiel mit einer Niederlassung oder Tochtergesellschaft registriert sind, haben den gleichen Zugang zu Fördermitteln wie inländische Unternehmen.

    Öffentliche Verschuldung steigt an

    Das öffentliche Analyseinstitut CPB (Centraal Planbureau) schätzt, dass sich die Ausgaben für Coronahilfsmaßnahmen 2020 auf 96 Milliarden Euro summiert haben. Dies entspräche 12 Prozent der niederländischen Wirtschaftsleistung. Auch für 2021 erwartet CBP Ausgaben in Höhe von 89 Milliarden Euro.

    Die Europäische Kommission erwartet, dass die niederländische öffentliche Verschuldung 2021 etwa 58 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erreichen wird. Noch 2019 war die Quote mit 48,7 Prozent des BIP niedriger als in fast allen anderen Staaten der Eurozone.

    Aus der im Juli 2020 beschlossenen Aufbau- und Resilienzfazilität der Europäischen Union erhalten die Niederlande 6 Milliarden Euro.

    Die niederländische Impfkampagne

    Ende November sind 73 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Das Land nutzt dafür alle von der europäischen Arzneimittelagentur EMA zugelassenen Impfstoffe. Die EMA hat ihren Sitz in Amsterdam. Der Hersteller AstraZeneca stellt seinen Coronaimpfstoff in Leiden her. Die Firma Lonza baut in Geleen bis Ende 2021 eine Produktionslinie für den Impfstoff von Moderna auf.

    Von Torsten Pauly | Berlin

  • Einschränkungen im Personen- und Warenverkehr

    Die Niederlande haben die Beschränkungen des öffentlichen Lebens weitgehend aufgehoben. (Stand: 23. März 2022)

    Wer aus Deutschland oder einem anderen Land der Europäischen Union oder des Schengen-Raums in die Niederlande einreist, sollte sich auf das Coronavirus testen lassen. Dies ist jedoch keine Verpflichtung mehr, ebenso wenig wie das Vorweisen eines Impf- oder Genesenennachweises. Ein Mundnasenschutz ist weiterhin in Flugzeugen und auf Flughäfen hinter der Sicherheitskontrolle zu tragen. Der Warenhandel unterliegt keinen Beschränkungen.

    Aktuelle Informationen zu Reisebeschränkungen

    Aktuelle Informationen zu Bewegungsbeschränkungen im Inland

    Von Torsten Pauly | Berlin

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