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Wirtschaftsumfeld | Madagaskar | Investitionsförderung
Der geduldige Aufbau von Kontakten sowie Einsatzbereitschaft sind wichtige Voraussetzungen für einen Erfolg - gerade bei einem schwierigen Investitionsumfeld.
25.11.2020
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Praktische Einschätzungen von deutschen Investoren in Madagaskar sind gar nicht so leicht zu bekommen, da es nur wenige Akteure gibt, die dort eine Niederlassung betreiben. Wer sich also für eine Aktivität in dem frankophonen Land entscheidet, ist ein Stück weit Pionier. Eine große deutsche Auslandsgemeinde wie zum Beispiel in Nairobi oder Johannesburg, mit der man sich über seine Erfahrungen austauschen kann, gibt es in Antananarivo nicht. Die Fähigkeit und Bereitschaft, über einen längeren Zeitraum Kontakte mit lokalen Geschäftspartnern oder Regierungsstellen aufzubauen, wird dadurch noch wichtiger.
Der größte deutsche Player in Madagaskar ist derzeit der Geschmacksstoffproduzent Symrise, der sich im lokalen Vanilleanbau engagiert. Dort verfügt das Unternehmen über Vertragspartnerschaften mit zahlreichen Bauern. Auf Madagaskar entfallen circa 60 Prozent der weltweiten Vanilleproduktion. Darüber hinaus ist das Architekturbüro Otmar Dodel im hochwertigen Gebäudebau etabliert. Hinzu kommen einzelne Betreiber von Lodges oder Berater in rechtlichen Angelegenheiten.
Eine geschäftliche Niederlassung kommt wohl nur dann in Frage, wenn man spezielle Beziehungen zu dem Land hat oder sich stark in bestimmten Nischenfeldern engagieren möchte, wie die vorgenannten Beispiele verdeutlichen. Hingegen gibt es so gut wie kein Unternehmen, welches in Madagaskar eine eigene Vertriebsfiliale gegründet hat. Dafür ist der Markt in vielen Branchen zu klein und die regionale Ausstrahlung zu gering. In der Regel suchen sich deutsche Unternehmen für den Vertrieb einen Handelsvertreter in Südafrika oder Frankreich.
Zu den Herausforderungen für Investitionen gehören die mitunter kleinen, schwach organisierten und daher auf den ersten Blick intransparenten Sektoren. Auch das Rechtssystem weist in der Praxis laut Einschätzungen von Unternehmen Schwächen auf. Seitens der Behörden lassen Entscheidungen oder Genehmigungen oft sehr lange auf sich warten. Andererseits treiben die madagassischen Finanzbehörden die Steuern recht strikt ein. Verfehlungen sollte man sich bei der Steuerabrechnung besser nicht erlauben. Je nach Branche stellt auch das Thema „Compliance“ eine Herausforderung dar, wodurch weitere Kosten oder Verzögerungen entstehen.
Bestätigt wird das schwierige Geschäftsumfeld durch den Global Competitiveness Report des World Economic Forum. In sämtlichen Kategorien liegt Madagaskar auf einem Platz jenseits der 100. Der regionale Konkurrent Mauritius verfügt beispielsweise über ein deutlich einfacheres Geschäftsumfeld. Nur in der Kategorie „Marktgröße“ liegt Madagaskar vor Mauritius. Dieses Argument dürfte in den kommenden Jahren aufgrund des Bevölkerungswachstums noch deutlich an Gewicht hinzugewinnen.
Kriterien | Madagaskar | Mauritius | Deutschland |
Gesamtrang | 132 | 52 | 7 |
1 Institutionen (bewertet unter anderem Eigentumsrechte, Unabhängigkeit der Justiz, Intensität der Auditierung) | 131 | 29 | 18 |
2 Infrastruktur | 138 | 64 | 8 |
3 ICT Adoption | 136 | 43 | 36 |
4 Makroökonomische Stabilität | 114 | 57 | 1 |
5 Gesundheit | 125 | 82 | 31 |
6 Höhere Bildung und Ausbildung | 130 | 79 | 5 |
7 Effizienz der Gütermärkte (bewertet unter anderem benötigte Zeit für die Unternehmensgründung, Wettbewerbsintensität, Besteuerung, Zollvorschriften) | 116 | 22 | 9 |
8 Effizienz des Arbeitsmarkts | 102 | 76 | 14 |
9 Entwicklung des Finanzmarkts (bewertet unter anderem Beschränkungen der Kapitalströme) | 125 | 27 | 25 |
10 Marktgröße | 107 | 119 | 5 |
11 Dynamik des Geschäftsumfeldes | 114 | 38 | 5 |
12 Innovationsfähigkeit | 131 | 70 | 1 |