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Tiefbau: Projekte

Bahnprojekte stehen weiter ganz oben auf der Agenda beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Ägypten.

Von Marcus Knupp | Kairo

Ein Netzwerk von Hochgeschwindigkeitsstrecken, neue Metrolinien, verbesserte Schnellstraßen, der Ausbau von Häfen und Flughäfen, Logistikzentren und Dry Ports: In den vergangenen zehn Jahren sind über 41 Milliarden US-Dollar (US$) in die ägyptische Transportinfrastruktur geflossen. Bis 2030 sind weitere 32 Milliarden US$ in der Pipeline, erwartet die American Chamber of Commerce in Egypt. Die großen Felder Energie und Wasser sind darin noch gar nicht enthalten. Die Erneuerbare-Energien-Agentur IRENA schätzt allein den Bedarf an Solar- und Windkraftanlagen bis 2030 auf 2,5 Milliarden bis 6 Milliarden US$ jährlich.

Nächste Phase des Schnellbahnnetzes

Die erste Phase des Hochgeschwindigkeitsnetzes der ägyptischen Eisenbahn auf der 660 Kilometer langen Strecke zwischen Marsa Matruh am Mittelmeer über Alexandria und Kairo nach Ain-Sokhna am Roten Meer befindet sich im Bau (Hauptauftragnehmer ist Siemens). Bei der Phase 2, der 1.100 Kilometer langen Strecke entlang des Niltals von Kairo nach Assuan und Abu Simbel, kommt es dagegen derzeit zu Verzögerungen in Details der Finanzierung. Die Auslieferung der ersten Züge für die West-Ost-Strecke stockt derweil, da die Depots noch nicht fertig sind.

Arbeiten an den Trassen gehen unterdessen weiter. Im Juni 2024 wurde die Projektleitung für die 2. und 3. Strecke an ein Konsortium der französischen Unternehmen Egis und Systra vergeben. Das ausführende Konsortium steht auch hier unter der Leitung von Siemens. Die 225 Kilometer lange dritte Strecke verbindet den Tourismusort Hurghada am Roten Meer mit Luxor am Nil.

Die Weltbank hat unterdessen 400 Millionen US$ für die Finanzierung einer Güterstrecke von Alexandria zum Trockenhafen der Industriestadt 6th of October City zugesagt. Ab 2030 sollen täglich 15 Containerzüge die Verbindung der westlich von Kairo gelegenen neuen Stadt mit dem Mittelmeer herstellen.

Nahverkehr rund um Kairo wächst

Zur Erschließung der Entlastungsstädte für den Personennahverkehr werden in New Cairo (East of Nile, 54 Kilometer) und 6th of October City (West of Nile, 43 Kilometer) Monorailbahnen gebaut. Eine offizielle Teileröffnung ist zwar im Oktober 2024 erfolgt, der Regelbetrieb ist aber noch nicht aufgenommen worden. Die Bauarbeiten an weiteren Abschnitten gehen weiter. Die aufgeständerten Fahrwege können hier in vergleichsweise kurzer Zeit errichtet werden. Die Bauarbeiten werden von den heimischen Unternehmen Orascom Construction und The Arab Contractors durchgeführt, technischer Partner ist Alstom.

Auch der Ausbau der Kairoer Metro geht weiter. Bisher sind drei U-Bahnlinien in Betrieb. Die Linie 4 der Metro der ägyptischen Hauptstadt ist in mehreren Bauabschnitten im Bau. Finanzierung und Technik stammen zu weiten Teilen aus Japan. Die weiteren Linien 5 und 6 sind projektiert. Pressemeldungen zufolge hat die Nationale Tunnelbehörde Ägyptens (NAT) für den Bau der 38 Kilometer langen und 26 Stationen umfassenden Linie 6 mit französischen Unternehmen geplant. Die Ausschreibung wird zur Jahresmitte 2025 erwartet. Alstom gilt hier als wahrscheinlicher Auftragnehmer. Anfang Februar 2025 hat Ägypten außerdem die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für die Verlängerung der Metrolinie 1 an das spanische Unternehmen Typsa vergeben.

Mehr Kapazitäten für Häfen

Umfangreiche Erweiterungen der Kapazitäten zum Containerumschlag werden voraussichtlich noch 2025 am Hafen Damietta im östlichen Nildelta in Betrieb gehen. Das bestehende Terminal Tahya Misr 1 wird auf 3,5 Millionen TEU (Twenty Foot Equivalent Unit, Standardcontainer) erweitert. Eine ähnliche Größenordnung erreicht das geplante zweite Terminal mit 3,3 Millionen TEU, das ein Konsortium um die deutsche Reederei Hapag-Lloyd errichtet.

Mehrere Erweiterungen erfährt der Hafen von Al Arish an der Mittelmeerküste der Halbinsel Sinai. Dazu gehören neue Hafenbecken, ein neues Containerterminal, Umschlagplätze für trockene und flüssige Ladungen. Federführend ist hier neben der Suez Canal Authority die Armed Forces Engineering Authority. Für den Hafen Dekheila in Alexandria wurde im September 2024 die Vergabe von Machbarkeitsstudien für PPP-Projekte (Public Private Partnership) angekündigt. Unter anderem für ein Containerterminal, einen Trockenhafen und einen Pipelineanschluss für die Industrie. 

Am Hafen Safaga am Roten Meer investiert der Betreiber Abu Dhabi Ports (AD Ports) 200 Millionen US$ in neue Anlagen zum Umschlag von Massengütern mit einer Kapazität von 5 Millionen Tonnen im Jahr. AD Ports hat im Dezember 2023 eine 30-Jahres-Lizenz für das Mehrzweck-Terminal erhalten.

Massiver Ausbau der Kläranlagen

Die Wiedernutzung gereinigten Wassers ist in Ägypten, das durch akute Wasserknappheit gekennzeichnet ist, ein wesentlicher Bestandteil, um das Defizit zu verringern. Bis 2037 will die Regierung umgerechnet 20,5 Milliarden US$ in neue Anlagen investieren. Mitte 2024 gab es nach Angaben der General Authority for Investment and Free Zones (GAFI) 590 Kläranlagen mit einer Gesamtkapazität von 9,3 Milliarden Kubikmeter im Jahr. Viele sollen sukzessive erweitert werden.

Die Großanlage Gabal El Asfar im Norden der Agglomeration Kairo wird beispielsweise von 2,5 Millionen Kubikmeter am Tag auf 3,5 Millionen Kubikmeter erweitert. Die Investitionen werden mit 350 Millionen Euro angegeben; 61,5 Millionen Euro davon stellt die französische Entwicklungsagentur AFD zusammen mit der EU zur Verfügung.

Mehrere große Solarkraftwerke entstehen in verschiedenen Landesteilen. So wird der Benban Solarpark bei Assuan um weitere 1.000 Megawatt (MW) Stromerzeugungs- und Speicherkapazität vergrößert. Im Juni 2025 soll der Auftrag für ein 600 MW-Solarkraftwerk in Qena im mittleren Niltal vergeben werden. Ganz in der Nähe wird bei Sohag eine Windfarm mit einer geplanten Kapazität von 1.000 MW errichtet. Etwas kleinere Dimensionen haben die 2024 vergebenen Projekte für Windfarmen bei Alexandria mit 300 MW und Ras Gharib am Golf von Suez mit 200 MW.

Ausgewählte Großprojekte im ägyptischen Tief-/InfrastrukturbauInvestitionssumme in Milliarden US-Dollar

Vorhaben

Investitionssumme 

Projektstand

Projektträger und Details

AtomStroyExport- El Dabaa Nuclear Power Plant 4.800 MW (Masterplan)

25

DurchführungsphaseRosatom State Corporation Engineering Division
 African Highway : Cairo to Cap Town 

15,3

Durchführungsphase

The African Union Commission,

United Nations Economic Commission for Africa

Grüne Wasserstoffanlage in South Sinai 

15,0

StudienphaseReNergy Group
Grüne Wasserstoff- und Ammoniakanlage

12,9

StudienphaseHassan Allam Holding  / BP / Abu Dhabi Future Energy Company  / Infinity Power 
10 GW Solarkraftwerk in Kairo

10,0

StudienphaseNew and Renewable Energy Authority, Egyptian Electricity Holding Company 
Cairo Metro Network 

9,8

DurchführungsphaseNational Authority for Tunnels (NAT) 
Ras Gargoub Handelshafen in Suez 

9,7

DurchführungsphaseMinistry of Investment and International Cooperation
10 GW Windfarm in Sohag

8,6

DurchführungsphaseEgyptian Electricity Transmission Company
Hochgeschwindigkeitsnetz: Großkairo - Aswan Eisenbahnlinie

7,4

DurchführungsphaseNational Authority for Tunnels  (NAT)
West Port Said Port - Abu Qir Port Bahnstrecke

4,7

StudienphaseNational Authority for Tunnels (NAT) 
Windkraftanlage 3 GW

5,7

StudienphaseScatec Solar
Saudisch - Ägyptischer Stromverbund: 500kV Station 

2,1

StudienphaseSaudi Electricity Company, Ministry of Electricity and Energy, Egypt 
Quelle: MEED Projects, Februar 2025

 Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

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