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Tiefbau: Projekte

Internationale Organisationen zeigen sich beim Ausbau der ägyptischen Infrastruktur in Geberlaune. Im Hafenbau dominieren öffentlich-private Partnerschaften.

Von Sherif Rohayem | Kairo

Im Zeitraum von 2014 bis zum Jahr 2024 plant das ägyptische Transportministerium, 2.137 Verkehrsprojekte im Wert von 96,9 Milliarden US-Dollar (US$) umzusetzen. Die Regierung hat den Schienennah- und Fernverkehr weit oben auf ihre Prioritätenliste gesetzt. Auf tragische Weise verdeutlichen die zahlreichen Zugunfälle in Ägypten immer wieder den erheblichen Investitionsbedarf an sämtlichen Stellen des circa 5.000 Kilometer langen Schienennetzes.

Daher sollen von den oben genannten knapp 100 Milliarden US$ laut dem Minister für Transport, Kamel El-Wazir, umgerechnet 14,3 Milliarden US$ in die Modernisierung und den Ausbau der Bahn fließen. Unter anderem will das Ministerium neue Lokomotiven und Waggons zukaufen, vorhandenes Rollmaterial modernisieren sowie Signalsysteme, Haltestellen und Bahnübergänge warten und erneuern.

Hochgeschwindigkeitsstrecke soll erstmalig den Osten mit dem Westen verbinden

Von sämtlichen Projekten sticht die neu geplante elektrische Hochgeschwindigkeitsstrecke über 2.000 Kilometer hervor. Für den Bau des ersten Teilabschnitts von 460 Kilometern hat Siemens Mobility 2021 den Zuschlag erhalten. Mit der Verbindung von New El-Alamain an der Mittelmeerküste und Ain Sokhna am Golf von Suez soll damit erstmalig eine Ost-West-Strecke entstehen. Auch für den zweiten Teilabschnitt zwischen Kairo – Luxor – Asuan und Ain Sokhna – Hurghada – Luxor hat Siemens im Sommer 2022 den Zuschlag erhalten. Insgesamt beläuft sich das Projektvolumen auf 8 Milliarden US$ und ist damit der größte Auftrag in der Firmengeschichte der Mobility-Sparte.

Bei dem Ausbau der Bahn unterstützen Geberorganisationen Ägypten mit Krediten und Zuschüssen. Für die Modernisierung einer 763 Kilometer langen Bahnstrecke erhielt die Regierung im März 2021 einen Kredit der Weltbank in Höhe von 440 Millionen US$.

Unterstützung für den öffentlichen Nahverkehr kommt zudem von der Europäischen Union (EU). Diese hat über die Europäische Investitionsbank (EIB) im Juli 2020 der ägyptischen Regierung einen Kredit über 1,1 Milliarden US$ zugesagt. Damit soll die Tram in Alexandria saniert sowie die Abu Qir-Bahn auf Elektroantrieb umgebaut werden. In Kairo soll mit Investitionen von über 10 Milliarden US$ das bestehende U-Bahnnetz um die Linien 5 und 6 ergänzt werden. Die vorhandenen Linien werden laufend gewartet und modernisiert.

Für die regionale Integration sind zwei Zugstrecken geplant, die Ägypten jeweils mit Libyen und Sudan verbinden sollen.

Hafenprojekte sollen regionale Integration steigern

Ägypten baut auch laufend seine Häfen aus- davon gibt es 15 an der Mittelmeerküste und weitere 23 am Roten Meer. Zusammen erreichen sie eine Umschlagskapazität von 170 Millionen Tonnen im Jahr. Die Regierung plant bis zum Jahr 2030, diese Kapazitäten auf 370 Millionen Tonnen jährlich zu steigern.

Im vergangenen Jahr erhielt der chinesische Hafenbetreiber Hutchison den Auftrag im Wert von 730 Millionen US$, den Hafen von Abu Qir um einen neuen Containerterminal auszubauen. Für die notwendigen Ausbaggerungen hat die belgische DEME Group den Zuschlag erhalten. Im Bau befindet sich auch ein neuer Mehrzweckterminal für den Hafen von Alexandria. Die Suezcanal Authority hat im August 2022 mit der Reederei Maersk einen Vertrag über 500 Millionen US$ zum Bau eines neuen Anlegeplatzes im Containerhafen East Port Said am Suezkanal geschlossen.

Schließlich plant Ägypten, insgesamt acht Trockenhäfen zu bauen. Den ersten hat ein Konsortium, an dem DB Schenker beteiligt ist, in 6th of October bereits gebaut. Das 176 Millionen US$ teure Logistikzentrum wird auf Basis einer 30-jährigen öffentlich-privaten Partnerschaft betrieben. Dorthin werden Waren, die am Hafen von Ain Sokhna ankommen, weitergeleitet, dort inspiziert und abgefertigt sowie eventuell nach Alexandria zum Export transportiert. Die Zugstrecke von 6th of October nach Alexandria ist jedoch stark frequentiert und Züge fahren gerade mal 60 Kilometer pro Stunde. Es dauert bis zu 13 Stunden, bis Waren vom Trockenhafen in Alexandria ankommen. Daher soll eine weitere Strecke für den Güterverkehr gebaut werden. Im Oktober 2022 bewilligte die Weltbank dieses Projekt mit einer Finanzierung von 400 Millionen US$ zu unterstützen.

Ägypten auf dem Weg zum Energiehub

Von weitaus existenzieller Natur ist der Ausbau des ägyptischen Wassersektors. Hier beabsichtigt die Regierung bis zum Jahr 2037 Investitionen in Höhe von 50 Milliarden US$. Dabei erfreut sich auch der ägyptische Wassersektor finanzieller Hilfen von internationalen Geberorganisationen.

Ein Großprojekt im Wassersektor ist der geplante Bau der Hamam Waste Water Plant. Hierfür erhielt jüngst ein von der Firma Metito geführtes Konsortium den Zuschlag. Die Anlage soll mit einer Kapazität von täglich 6 Millionen Kubikmeter landwirtschaftliches Drainagewasser aufbereiten, das sodann wieder für die Bewässerung genutzt wird. Für 47 neue Entsalzungsanlagen plant die Regierung Investitionen von umgerechnet 2,8 Milliarden US$. Zahlreiche neue Projekte im Abfallsektor stehen angesichts des neuen Rechtsrahmens ebenfalls in der Pipeline.

Den Anteil an erneuerbaren Energien am Strommix plant die ägyptische Regierung, bis zum Jahr 2035 auf 42 Prozent zu steigern. Von den gegenwärtig installierten Gesamtkapazitäten von rund 58,4 Gigawatt (GW; bei einer Spitzenlast von 31,4 GW, Stand: Mitte 2019) fallen gegenwärtig 1,375 GW auf Windenergie, 1,763 GW auf Solarenergie und 2,8 GW auf Hydroenergie (hauptsächlich durch den Assuan-Staudamm). Kurzfristig werden noch weitere Wind- und Solarkapazitäten hinzukommen, jeweils 2,4 GW und 1,17 GW. Aufgrund dieser Entwicklung stehen nun auch Projekte zur Erzeugung von grünem Wasserstoff an. Insbesondere während der Klimakonferenz, die letztes Jahr im ägyptischen Scharm El Scheich stattfand, wurden Absichtserklärungen für grünen Wasserstoff mit einem Volumen von circa 80 Milliarden US$ unterzeichnet.

Ausgewählte Großprojekte im ägyptischen Tief-/Infrastrukturbau (Investitionen in Millionen US$)

Vorhaben

Investitionssumme 

Projektstand

Projektträger und Details

Cairo Metro neue Linie 6

5.000

Studienphase

National Authority for Tunnels (NAT)

24 Haltestellen, Schienen, Signalsystem etc.

King Salman Causeway (Verbindung von Ägypten und Saudi-Arabien über die Straße von Tiran)

4.000

Studienphase

Saudi-Arabia Ministry of Transport und Egypt Ministry of Transport

Brücke, Damm, Schienenstrecke

Cairo Metro neue Linie 5

3.500

Studienphase

NAT

17 Haltestellen, Schienen, Signalsystem etc.

BOT-Vertrag

Solarstromanlage

3.500

Studienphase

Terra Sola Group, Terra Nex Financial Engineering, Egyptian Electricity Holding Company (EEHC)

Solarstromanlage mit einer Kapazität von 2.000 MW (Spitzenleistung)

BOT-Vertrag

Alexandria Max Port

3.378

Studienphase

Egypt Ministry of Transport

Entwicklung des Alexandria Max New Port

Terminals, Kais, Ankerplätze etc.

47 Meerwasserentsalzungsanlagen

2.800

Studienphase

NUCA, Egypt Holding Company for Water & Waste Water

Bau von Meerwasserentsalzungsanlagen in vier Phasen

Engineering, Procurement, Construction-Vertrag

Solid Waste to Energy-Anlage

2.000

Studienphase

Egypt Ministry of Housing Utilities & Urban Communities

Engineering, Procurement, Construction-Vertrag

(Teil-)Finanzierung durch EBRD

Marsah Matruh-Bengazi Bahnstrecke

1.000

Studienphase

Libya Ministry of Transport, Egypt Ministry of Transport

ägyptisch (westliche Mittelmeerküste) - libysche Bahnverbindung 

Quelle: MEED Projects, April 2023

 Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

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