Das deutsche Handelsdefizit mit Bangladesch wächst

Die Konjunkturaussichten für Bangladesch bleiben positiv. Zwar haben die Haushalte mit steigenden Verbraucherpreisen und die Unternehmen mit höheren Kosten für Energie und für industrielle Vorprodukte zu kämpfen. Dennoch dürfte das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Finanzjahr 2022/2023 (1. Juli bis 30. Juni) real zwischen 6 und 7 Prozent zulegen, prognostiziert die Economist Intelligence Unit. Trotz der aktuellen globalen Herausforderungen wie dem Ukrainekrieg und Verwerfungen in den Lieferketten kann sich auch Bangladeschs Außenhandel behaupten.

In der ersten Hälfte 2022/2023 legten die Exporte um 11 Prozent auf knapp 25 Milliarden US-Dollar (US$) zu. Maßgeblich hierfür war die Ausfuhr von Bekleidung (Ready Made Garments), die – bei einem Anteil an den Gesamtexporten von 80 Prozent – ein Plus von 16 Prozent erzielte. In anderen Segmenten wie Agrarerzeugnisse und industrielle Vorprodukte gingen die Ausfuhren hingegen zurück. Bangladeschs Importe verzeichneten im betrachteten Zeitraum ein Minus von rund 2 Prozent auf 41 Milliarden US$.

Deutsche Importe legen zu

Aus deutscher Sicht war der Handel mit Bangladesch im Kalenderjahr 2022 durchwachsen. Die Importe der Bundesrepublik aus dem asiatischen Land legten gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent auf 10 Milliarden US$ zu, so die Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Bereits 2021 verzeichneten sie ein Plus von 28 Prozent. Deutschlands Handelsdefizit mit Bangladesch erhöhte sich damit 2022 um ein Viertel auf fast 10 Milliarden US$. 

Dies spiegelt sich auch in der Rangfolge der deutschen Handelspartner wider. Hier belegte Bangladesch 2022 aus deutscher Perspektive bei den Ausfuhren auf Eurobasis nur den 74. Platz. Bei den Importen lag das Land aber auf Rang 30 und damit vor größeren Ländern wie Brasilien und Mexiko.

Medizintechnik aus Deutschland gefragt

Die deutschen Exporte nach Bangladesch gingen 2022 um mehr als 4 Prozent auf 869 Millionen US$ zurück. Mit einem Volumen von fast 400 Millionen US$ und einem leichten Plus von 2 Prozent war der Maschinenbau auch 2022 das wichtigste Segment bei den Ausfuhren. Die Elektrotechnik verbuchte mit einem Minus von 14 Prozent auf 49 Millionen US$ den stärksten Rückgang. Bei Metallerzeugnissen ging es um mehr als 4 Prozent nach unten. Auf der anderen Seite erhöhten sich die Bezüge von Medizintechnik um 46 Prozent auf über 46 Millionen US$.

Die Entwicklung dürfte sich in den nächsten Jahren fortsetzen, denn Bangladesch will die Investitionen im Gesundheitssektor erhöhen. Der Umsatz mit Medizintechnik soll sich bis 2025 im Vergleich zu 2020 auf 820 Millionen US$ fast verdoppeln, prognostiziert die Investitionsbehörde Bangladesh Investment Development Authority. Dabei bleibt das Land auf Importe angewiesen: etwa 85 Prozent seiner medizintechnischen Geräte bezieht Bangladesch im Ausland.

Die Bundesrepublik bezieht mehr Kleidung aus Bangladesch

Deutschland importiert fast ausschließlich Bekleidung aus Bangladesch, und davon immer mehr. In diesem Segment stiegen die Einfuhren 2022 gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent auf gut 9 Milliarden US$. Deutschland bleibt damit nach den USA der wichtigste Absatzmarkt für die bangladeschische Bekleidungsindustrie. Auch die Einfuhren von Textilien und Schuhen verzeichneten mit 18 und 38 Prozent beachtliche Zuwächse. Die Importe von Lebensmitteln erhöhten sich 2022 gegenüber 2021 um ein Drittel auf 80 Millionen US$.