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Special | Vereinigte Arabische Emirate | Wasser - Die knappe Ressource

Die Vereinigten Arabischen Emirate setzen auf Wassermanagement

Wasser ist in den VAE ein knappes Gut. Effiziente Bewässerung und Abwasserbehandlung sind der Schlüssel zu einer nachhaltigeren Nutzung.

Von Heena Nazir | Dubai

In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) herrscht ein ausgeprägtes Wasserdefizit. Fast 99 Prozent des benötigten Trinkwassers stammen aus Meerwasserentsalzungsanlagen. Der Rest wird aus Grundwasser gewonnen. Obwohl die aktuellen Kapazitäten ausreichen, könnten das Bevölkerungswachstum und der anspruchsvolle Lebensstil vieler Einwohner den Wassermangel künftig verschärfen. 

Saeed Mohammed Al Tayer, Geschäftsführer der Wasserversorgungsorganisation DEWA in Dubai, betont im Gespräch mit Germany Trade & Invest, wie wichtig Investitionen in Entsalzungstechniken und ein modernes Wassermanagement sind, um den wachsenden Herausforderungen zu begegnen.

Emirate investieren Milliarden US-Dollar in Entsalzungsanlagen und Infrastruktur

Bis zum Jahr 2026 plant das Emirat Abu Dhabi Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar (US$) für den Ausbau von Meerwasserentsalzungsanlagen. In Dubai markiert der Bau der ersten Entsalzungsanlage mit privaten Investoren für 450 Millionen US$ einen wichtigen Fortschritt. Darüber hinaus sind in den nördlichen Emiraten Projekte im Wert von über 270 Millionen US$ im Bau, um die Wasserinfrastruktur weiter zu verbessern. 

Weitere wichtige Investitionen betreffen die Umstellung der Meerwasserentsalzung auf Umkehrosmosesysteme, so Al Tayer von der DEWA. Die meisten Entsalzungsanlagen im Wüstenstaat verwenden derzeit die energieintensive mehrstufige Flash-Destillation-Methode (MFS). Bis zum Jahr 2050 sollen 40 Prozent des Wassers durch Umkehrosmose (Reverse Osmosis; RO) entsalzt werden. Dieses Verfahren benötigt nur ein Sechstel der Energie einer MFS-Anlage. 

Gleichzeitig läuft in Abu Dhabi das Großprojekt "Project Wave". Mit einem Betrag von 4,5 Milliarden US$ lässt die Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) zwei effiziente Nanofiltrationsanlagen für Meerwasser bauen, um Brauchwasser für die Ölförderung zu gewinnen. Das Projekt soll bis 2026 umgesetzt sein. Die Ausschreibung für die zweite Anlage (Al-Nouf) plant das öffentliche Unternehmen laut Projektdatenbank MEED für das 2. Halbjahr 2024. Erste deutsche Unternehmen haben dem Vernehmen nach schon Interesse an einer Teilnahme signalisiert. 

Vereinigte Arabische Emirate: Kapazitäten der Meerwasserentsalzungsanlagen 2021In 1.000 Kubikmeter/Tag

Versorgungsunternehmen

2021

Department of Energy – Abu Dhabi

4.140

Dubai Electricity & Water Authority

2.390

Sharjah Electricity, Water and Gas Authority

440

Etihad Water & Electricity

360

einschließlich der Produktionskapazität für Entsalzung und Grundwasser.Quelle: Federal Competitiveness and Statistics Centre, Februar 2024

Trinkwasserversorgungsnetz gut ausgebaut 

Im Golfstaat verfügen fast alle Haushalte (99 Prozent) über einen Anschluss an das Trinkwassernetz. Eine strenge Qualitätskontrolle stellt sicher, dass das durch Meerwasserentsalzung gewonnene Trinkwasser internationalen Standards entspricht. Um die Wasserverluste zu reduzieren und zugleich die Effizienz und Nachhaltigkeit des Systems zu verbessern, setzen die Emirate auf den Einsatz von Smart-Grid-Technologien und die Durchführung regelmäßiger Wartungsarbeiten. 

Diese Maßnahmen ermöglichen eine genaue Überwachung und Steuerung der Wasserversorgung und Abwasserbehandlung. Der Einsatz digitaler und automatisierter Systeme zur Datenanalyse in Echtzeit reduziert die Verluste deutlich und optimiert die Gesamtleistung des Sektors. Al Tayer sieht darin auch wichtige Gründe für die hohe Versorgungssicherheit.

Verschiedene Zielgruppen kommen finanziell unterschiedlich stark für die Wasserversorgung, -reinigung und -verteilung auf. Staatliche Subventionen kommen in erster Linie der einheimischen Bevölkerung zugute, die lediglich 12 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. Ausländische Arbeitskräfte hingegen tragen über deutlich höhere Gebühren einen Großteil der Kosten. Im Vergleich zu den Emiratis, die eine bis zu 75-prozentige Subvention genießen, zahlen Expatriates durchschnittlich das Doppelte bis Dreifache für die gleiche Menge Wasser.

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Wir haben besonders aussichtsreiche Wassermärkte in Lateinamerika, Asien, Afrika und Europa unter die Lupe genommen. Alle Länderanalysen finden Sie auf unserer Seite zum Wassersektor.

Nachhaltige Abwasserbewirtschaftung erfährt Investitionsschub

Die Emirate haben beeindruckende Fortschritte in der Abwasserbewirtschaftung gemacht. In Abu Dhabi und Dubai  erreicht die Anschlussquote der Haushalte an das Abwassernetz nahezu 100 Prozent. Selbst in den nördlichen Emiraten Ajman, Sharjah, Umm Al Quwain, Fujairah, Ras al Khaimah liegt die Quote bei weit über 90 Prozent. Kontinuierliche Infrastrukturprojekte sollen eine vollständige Abdeckung erreichen.

Erweiterung und Recycling angestrebt

Die Metropole Dubai hat ihre Kapazitäten zur Abwasserbehandlung bis 2023 signifikant ausgebaut und verfolgt das ambitionierte Ziel, bis 2030 nahezu 100 Prozent des Abwassers aufzubereiten. Offiziellen Angaben zufolge werden derzeit bereits über 90 Prozent des Abwassers wiederverwertet. Die Kläranlagen Warsan und Jebel Ali spielen mit erweiterten Kapazitäten von 325.000 beziehungsweise 675.000 Kubikmetern pro Tag dabei eine Schlüsselrolle. 

Abu Dhabi setzt ebenfalls stark auf den Ausbau seiner Abwasserinfrastruktur. Dem "Strategic Tunnel Enhancement Programme" zufolge soll die Durchflusskapazität bis 2030 auf 1,7 Millionen Kubikmeter steigen. 

Auch in den nördlichen Emiraten gibt es wichtige Initiativen, wie die Erweiterung des Hauptklärwerks in Sharjah und der Bau einer neuen Kläranlage in Al Houmah. Ras Al Khaimah errichtet ein neues Kanalisationsnetz als Teil des Sheikh Zayed Housing-Projekts. Beide Projekte sollen bis 2025 umgesetzt werden.

Vereinigte Arabische Emirate: Kapazitäten der Kläranlagen 2021In 1.000 Kubikmeter/Tag

Emirat

Tageskapazität

Abu Dhabi

1.324

Dubai

1.052

Sharjah

328

Ajman

132

Ras Al Khaimah

63

Fujairah

18

Umm Al Quwain

6

Vereinigte Arabische Emirate gesamt

2.905

Quelle: Federal Competitiveness and Statistics Centre, Februar 2024

Wassermanagement in der Landwirtschaft soll für höhere Effizienz sorgen

Mit 43,2 Prozent verbraucht der Agrarsektor einen großen Teil des verfügbaren Wassers in den VAE. Eine nachhaltige Nutzung von Wasser in der Landwirtschaft ist somit entscheidend für die langfristige Wasserversorgung des Landes.

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Grundwasser: Die Lebensader der Landwirtschaft in den VAE

Die Environment Agency des Emirates Abu Dhabi hat einen Grundwasser-Atlas herausgegeben. Dieser zeigt auf, dass der nutzbare Grundwasserbestand für landwirtschaftliche Zwecke bei 18 Milliarden Kubikmetern liegt. Allerdings wird der jährliche Grundwasserabfluss auf 2,2 Milliarden Kubikmeter geschätzt. Davon entfallen 1,8 Milliarden Kubikmeter allein auf den Agrarsektor. Bei einem jährlichen Zufluss von lediglich 0,8 Milliarden Kubikmetern ergibt sich eine jährliche Reduktion der Grundwasservorräte um 1,4 Milliarden Kubikmeter. Die Zahlen verdeutlichen die dramatische Übernutzung der Grundwasservorkommen. Wird diese unverändert fortgesetzt, könnten die landwirtschaftlich nutzbareren Grundwasserbestände innerhalb von zwei bis drei Jahrzehnten nahezu vollständig verschwinden.

Wassersparende Bewässerungstechnologien sind zunehmend gefragt

Angesichts der kritischen Lage gewinnt die Tropfbewässerung in den VAE als effizientes Mittel zur Wassereinsparung in der Landwirtschaft zunehmend an Bedeutung. Initiativen und Empfehlungen fördern die Implementierung von Tropfbewässerungssystemen. Angeboten werden Subventionen für deren Installation, Schulungen für Landwirte und Aufklärungsmaßnahmen über die langfristigen Auswirkungen der Wasserknappheit auf die Landwirtschaft. Die Maßnahmen zielen darauf ab, den Wasserbedarf zu senken und zugleich die Effizienz der Wassernutzung zu steigern.

Zu den Initiativen gehört beispielsweise das Programm der Abu Dhabi Agriculture and Food Safety Authority (ADAFSA) zum Aufbau einer Gendatenbank für trockenresistente Sorten. Ein weiteres Vorhaben ist die Agriculture Innovation Mission for Climate (Aim for Climate), die zusätzliche finanzielle Mittel bereitstellt, um widerstandsfähigere Landwirtschafts- und Ernährungssysteme zu entwickeln.

Zuständige Organisationen und ausschreibende Stellen für den Wassersektor in den einzelnen Emiraten

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