Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen

Bulgariens reales Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird 2021 voraussichtlich zwischen 3,5 und 3,8 Prozent wachsen. Aber die Impfung der 7 Millionen Bulgaren gegen das Coronavirus verläuft schleppend. Entsprechend erwarten Analysten der Weltbank und des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) eine Wiederbelebung der Konjunktur erst ab der zweiten Jahreshälfte. Bulgarien gilt unter den EU-Mitgliedstaaten als Niedrigsteuerland.

Niedrige Löhne und EU-Förderung bleiben Trumpf

Bulgarien weckt darüber hinaus Interesse internationaler Investoren mit vergleichsweise niedrigen Löhnen, Privilegien für die Branchen IT, Automotive und für Forschung und Entwicklung (F&E). Zudem stellt die Europäische Union üppige Fördergelder bereit. Trotzdem belasten die Korruption in den Behörden, eine niedrige Produktivität und die nach wie vor unsichere politische Entwicklung das Investitionsklima.

Unternehmen investieren in Lagerhallen

Der Markt für Gewerbeimmobilien wird 2021 seine positive Entwicklung fortsetzen. Der Onlinehandel wächst kräftig durch die Coronakrise. Der Bedarf an Logistikzentren wird insbesondere durch Unternehmen aus der Pharmabranche sowie von Groß- und Einzelhändlern angeheizt. Entsprechend groß ist die Nachfrage nach Lagerhallen auf dem Immobilienmarkt.

Dabei blieben 2020 die Preise für Immobilien der Klasse A stabil, berichtet das Immobilienunternehmen Colliers International. Für 2021 dürfte die hohe Nachfrage nach Logistikimmobilien anhalten. Auch der Büromarkt entwickelt sich wahrscheinlich wieder besser, sobald der Homeoffice-Zwang gelockert wird. In diesem Segment ist ein deutlicher Trend zu Bürogebäuden für Co-working oder Remote-Arbeitsplätze erkennbar.

Die GTAI stellt Ihnen auch Daten zu den Lohn- und Lohnnebenkosten zur Verfügung. 

Zukunftstrends: Autoindustrie treibt Entwicklung in Industrie an

Bulgarien soll zu einem hoch entwickelten Technologiestandort werden. Die exportorientierte Elektroindustrie richtet sich auf die mittelfristig steigende Nachfrage der Automobilindustrie nach elektronischen Komponenten - etwa Batterien - und Software aus. Automobilzulieferer sind zu 95 internationale Unternehmen, die Investitionen nach Bulgarien bringen, berichtet Lyubomir Stanislavov, Vorsitzender des Branchenverbands der bulgarischen Automobilindustrie Automotive Cluster Bulgaria. 

Das Land punktet im Wettbewerb um neue Lieferketten und um Standorte innerhalb Europas mit niedrigen Steuern und auch Rohstoffen - etwa der bulgarischen Kupferproduktion. Die bulgarische Elektroindustrie exportiert rund 75 Prozent ihrer Produkte ins Ausland. 

EU finanziert Investitionen in Bewässerungssysteme

Künftig dürften auch die Investitionen in die Landwirtschaft steigen. Denn die Europäischen Union stellt im Rahmen des mehrjährigen Finanzrahmens von 2021 bis 2027 Fördermittel bereit von denen ein Großteil in die Präzisionslandwirtschaft und in neue Bewässerungssysteme fließen soll. Zudem hat Bulgarien vor, eine eigene Wasserstoffproduktion aufzubauen. Hierzu erarbeitet die Regierung derzeit einen Investitionsplan. 

Die meisten Direktinvestitionen kamen 2020 aus den Niederlanden (17,3 Prozent Anteil an den Gesamtinvestitionen), aus Österreich (9,6 Prozent Anteil an den Gesamtinvestitionen) und aus Deutschland (6,8 Prozent Anteil an den Gesamtinvestitionen), berichtet die bulgarische Nationalbank. Die meisten Unternehmen investierten vorrangig im Bergbau, in der verarbeitenden Industrie und im Handel.

In diesem Jahr erwartet das bulgarische Wirtschaftsministerium nach eigenen Angaben 12 Großinvestitionen im Wert von 750 Millionen Bulgarischer Lew (rund 383 Millionen Euro). Besonders positiv schätzen die Unternehmen im Bausektor und in der verarbeitenden Industrie das Geschäftsklima im Land ein. In beiden Bereichen erwarten die Unternehmer in diesem Jahr eine Erholung von der Coronakrise.