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Special | Indien | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Klimaziele: Indien will bis 2070 klimaneutral sein

Um seine Klimaziele zu erreichen, baut Indien die erneuerbaren Energien kräftig aus - bremst gleichzeitig aber beim Ausstieg aus der Kohlekraft.

Von Boris Alex | New Delhi

Indien behält bei der Formulierung seiner nationalen Klimaziele (nationally determined contribution, NDC) stets auch die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes im Blick. Auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Glasgow im Dezember 2021 (COP26) wurden die sechs Jahre zuvor in Paris formulierten NDC für 2030 zum Teil nachgeschärft. Im August 2022 hatte die Regierung diese nochmals modifiziert. Jetzt will Indien bis 2030 die Intensität der Kohlendioxid(CO₂)-Emissionen (emission intensity) gegenüber 2005 um 45 Prozent senken. Für die Berechnung setzt Indien den Ausstoß in Relation zum Bruttoinlandsprodukt. Auf der Klimakonferenz 2015 in Paris wurde noch eine Senkung von 33 bis 35 Prozent anvisiert.

Mehr Flexibilität bei der Erreichung der Klimaziele

Auch die Ausbauziele bei den erneuerbaren Energien wurden 2022 nochmals modifiziert. Demnach soll bis 2030 die Hälfte der installierten Stromerzeugungskapazitäten aus nichtfossilen Energieträgern stammen. Die Regierung will damit - nach eigenen Angaben - den Ausbau der Energieversorgung flexibler gestalten. Geht man von einer prognostizierten Gesamtleistung von 900 Gigawatt bis 2030 aus, würden bereits nichtfossile Kapazitäten von 450 Gigawatt ausreichen, um das nationale Klimaziel zu erreichen - und damit weniger als die auf dem COP24 verkündeten 500 Gigawatt. 

Indien hat bislang keine festen Reduktionsziele bezüglich der absoluten CO₂-Emissionen verkündet. Die Regierung will aber bis 2030 durch Aufforstung eine Kohlenstoffsenke (carbon sink) mit insgesamt 2,5 Milliarden bis 3 Milliarden CO₂-Äquivalenten schaffen. Bis 2070 soll Indien klimaneutral sein, so die Ankündigung von Premierminister Narendra Modi auf der COP26. Die Millionenmetropole Mumbai hatte im März 2022 als erste südasiatische Stadt publik gemacht, dass sie bereits bis 2050 klimaneutral sein will.  

Die Nichtregierungsorganisation Climate Action Tracker stuft die nationalen Klimaziele im Hinblick auf das allgemeine 1,5-Grad-Ziel aus dem Übereinkommen von Paris jedoch als "höchst unzureichend" (highly insufficient) ein. Indien bremst vor allem bei der Abwendung von der Kohleenergie. So konnte das Land gemeinsam mit anderen Staaten durchsetzen, dass in der Abschlusserklärung von Glasgow kein Ausstieg (phase out), sondern nur eine Reduktion (phase down) der Kohle beschlossen wurde.


Emissionswerte und -ziele Indiens (Treibhausgasemissionen in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente)

Jahr

Treibhausgasemissionen

1990

579

2000

979

2010

1.678

2020 (Ist)

2.442

2030 (Ziel)

-

2050 (Ziel)

-

2060 (Ziel)

-

2070 (Ziel)

0

Quelle: Global Carbon Atlas 2022

Unternehmen verfolgen eigene Klimaschutzziele

Generell stoßen der Klimaschutz und die von der Regierung bislang formulierten Klimaziele auf breite politische Unterstützung. Gleiches gilt für die Wirtschaft, die in vielen Bereichen wie Elektromobilität, erneuerbare Energien und Wasserstoffwirtschaft die Politik eher zu einem noch stärkeren Engagement drängt. Eine Reihe von Großunternehmen, vor allem aus energieintensiven Branchen wie Stahl, Petrochemie oder Zement, haben bereits eigene CO₂-Reduktions- und zum Teil sogar Neutralitätsziele formuliert. Bei Zukunftsthemen wie grünem Wasserstoff oder CO₂-Abscheidung ist die Privatwirtschaft meist die treibende Kraft - sowohl bei Innovationen, als auch bei Forschung und Entwicklung.

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