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3D-Technologie bringt Israel voran

Israel ist bei der Nutzung wie bei der Entwicklung additiver Produktionsverfahren ein attraktiver Standort – auch für ausländische Firmen. Die Palette der 3D-Anwendungen wächst.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Israel entwickelt, produziert und exportiert Drucker für additive Produktionsverfahren und Technologien, die die additive Fertigung unterstützen. Hochschulen entwickeln Lösungen für zahlreiche Anwendungen, zugleich setzen führende Industriebranchen 3D-Technologien ein. Ausländischen Firmen eröffnen sich Chancen zur Lieferung von 3D-Ausrüstungen, zur Kooperation und beim Zukauf von Technologien.

Wichtige Branchen nutzen additive Fertigung

In der industriellen Fertigung nutzt unter anderem die Luft- und Raumfahrtindustrie den 3D-Druck zur Herstellung von Komponenten und Prototypen für ihre Produkte. Da diese Branche eine umfangreiche Produktion vorweist, ist sie in Israel ein wichtiger Abnehmer von 3D-Maschinen und -Ausrüstungen.

Ein weiterer bedeutender Sektor ist die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie, die zu den Hauptstützen der israelischen Wirtschaft gehört. Die 3D-Technologie kommt dabei zunehmend auch zur Herstellung maßgeschneiderter Produkte oder Kleinserien zum Einsatz. Auch die Kfz-Industrie in Israel greift auf Geräte der additiven Fertigung für Metall- und Kunststoffteile zurück. Darüber hinaus profitiert die Medizintechnik von additiven Prozessen zur Herstellung von Implantaten, Prothesen und anderen Geräten. In der Biomedizin setzen Unternehmen 3D-Technologien zur Züchtung künstlichen menschlichen Gewebes ein.

Israelische Firmen bieten 3D-Drucker und Hilfstechnologien an

In Israel sind mehrere Hersteller von 3D-Druckern tätig. Zu den wichtigsten gehört die Firma Stratasys, die auch in den USA einen Geschäftssitz hat. Stratasys bietet Drucker sowie Materialien und Software für Fertigungsprozesse an. Die Firma Massivit 3D spezialisiert sich auf Großdrucker für die additive Fertigung.

Ein weiterer wichtiger Akteur ist Nano Dimension. Das Unternehmen entwickelt und produziert 3D-Drucker für die Elektronikindustrie, unter anderem für Additively Manufactured Electronics (AME) zur Herstellung von Leiterplatten.

Ein Beispiel für innovative 3D-Technologie ist ferner die Firma XJet, die Drucker für die Fertigung von Keramik- und Metallteilen herstellt. Auch Tritone entwickelt Lösungen für die additive Fertigung von Präzisionsteilen aus Metall- und Keramikmaterialien für die Branchen Kfz, Luft- und Raumfahrt sowie Medizintechnik.

Ferner bieten in Israel zahlreiche Unternehmen auch Hilfstechnologien für den 3D-Druck an. Dazu gehören insbesondere Modellierung und Simulation, Sensorik und die Entwicklung von 3D-geeigneten Materialien. Auch sind mehrere Start-ups im Bereich Forschung und Entwicklung von additiver Fertigung tätig.

Industrielle Herstellung von kultiviertem Fleisch läuft an

Ein Gebiet, auf dem Israel zur Weltspitze gehört, ist die Herstellung von kultiviertem Fleisch mithilfe von 3D-Druckern. Dieses Fleisch gilt als koscher. Mehrere israelische Unternehmen haben industriell verwertbare Kultivierungsverfahren entwickelt. In den kommenden Jahren wird sich die Sparte bemühen, die Massenproduktion anlaufen zu lassen.

Dabei kann das Engagement großer Nahrungsmittelhersteller helfen. So etwa beteiligt sich der israelische Nahrungsmittelkonzern Tnuva an dem Foodtech-Unternehmen Ever After Foods. Im März 2023 hat Ever After Foods mitgeteilt, die Entwicklung einer Großanlage zur Herstellung von kultiviertem Fleisch abgeschlossen zu haben.

Nach Angaben des Unternehmens ist die neue Anlage achtmal so produktiv wie die derzeit auf dem Markt befindlichen Zuchtfleischplattformen. Dies könne deutlich niedrigere Produktionspreise ermöglichen und damit die Markteinführung kultivierter Fleischprodukte vorantreiben.

Hochschulen sind prominente Player

Eine wichtige Rolle in der Entwicklung des israelischen 3D-Sektors spielt die Hochschulforschung. Ein führender Akteur ist die technische Hochschule Technion – Israel Institute of Technology in Haifa, die die additive Fertigung und die Züchtung von menschlichem Gewebe für medizinische Zwecke zu ihren pioritären Forschungsgebieten zählt. Auch das Weizmann-Institut für Wissenschaft (Weizmann Institute of Science) und die Universität Tel Aviv sind im Bereich der 3D-Forschung tätig. Die Hebräische Universität in Jerusalem erforscht unter anderem den 3D-Druck elektronischer Geräte.

Die Anwendungspalette der an israelischen Hochschulen entwickelten 3D-Technologien wird immer breiter. Die Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan bei Tel Aviv hat beispielsweise keramische Korallenriffe entwickelt, die bei der Rettung bedrohter Korallenriffe eingesetzt werden können.

Wissenschaftler der Universität Tel Aviv entwickelten mithilfe eines 3D-Verfahrens einen bioinspirierten Unterwasser-Miniroboter, der Rückenschwimmer-Insekten nachahmt. Nach Angaben der Universität ermöglicht seine Auftriebskontrolltechnologie die Herstellung miniaturisierter autonomer Unterwasserfahrzeuge.

Die wirtschaftliche Bedeutung geht jedoch über die Breite der akademischen 3D-Forschung hinaus: Israelische Hochschulen verwenden einen großen Teil ihrer Etats für angewandte Forschung und stellen ihre Ergebnisse für die gewerbliche Nutzung zur Verfügung. Teilweise veräußern sie auch Nutzungsrechte an ihrem Know-how.

Israelische Hochschulforscher gründeten bereits eigene Start-ups, die anderen Unternehmen oft Chancen zum Engagement bieten. Ein Beispiel dafür ist Shulamit Levenberg, Mitgründerin der Firma Aleph Firms. Das Unternehmen gehört zu den Pionieren bei der Herstellung von kultiviertem Fleisch und züchtet aus Stammzellen Rindfleisch für Steaks.

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