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Branchen | Israel | Agrochemie

Bei Agrochemie ist das kleine Land ein Schwergewicht

Israel war 2022 weltweit sowohl siebtgrößter Exporteur von Pestiziden als auch von Düngemitteln. Die Branche bietet Geschäfts- und Kooperationschancen.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Die israelische Agrochemie ist ein vor allem für die Exportwirtschaft wichtiger Industriezweig. Die amtliche Industriestatistik schlüsselt die Produktion der Chemiebranche nicht nach Sparten auf. Allerdings lässt sich aufgrund der Außenhandelsdaten und der Agrarstatistik schätzen, dass ihr Umsatz  2022 bei circa 4,6 Milliarden US-Dollar (US$) lag. Rund 90 Prozent der Erlöse werden im Exportgeschäft erzielt.

Hoher Bedarf an Maschinen und Ausrüstungen

Die Branche kann vor allem am Toten Meer und in der Negev-Wüste auf einheimische Rohstoffe zurückgreifen. Dazu gehören Phosphate, Pottasche, Kalzium und Magnesium.

Angesichts ihrer umfangreichen Tätigkeit hat die Agrochemiebranche hohen Bedarf an Maschinen und Ausrüstungen entlang der gesamten Produktions- und Logistikkette. Die meisten dafür erforderlichen Investitionen entfallen auf importierte Fabrikate. Damit bieten sich ausländischen Herstellern einschlägiger Investitionsgüter zahlreiche Lieferchancen.

Prominente Rolle auf dem Weltmarkt

Im Bereich der Düngemittel war Israel 2022 mit einer Ausfuhr von 3,1 Milliarden US$ der weltweit siebtgrößte Exporteur. Die wichtigsten Absatzmärkte waren Brasilien, die USA, China und Indien. Auf diese vier Länder entfielen insgesamt 71,9 Prozent der israelischen Exporte.

Die Ausfuhr von Pflanzenschutzmitteln belief sich 2022 auf 1,2 Milliarden US$. Damit belegte Israel Rang sieben auf der Liste führender Exportländer. Auch in dieser Kategorie war Brasilien der bedeutendste Kunde, gefolgt von Slowenien und den USA. 

Israelische Ausfuhr von Agrochemie 2018 – 2022 (Millionen US$)

Kategorie

2018

2019

2020

2021

2022

Insgesamt

2.557

2.493

2.391

2.684

4.289

Düngemittel

1.296

1.246

1.196

1.604

3.070

Pflanzenschutzmittel

1.261

1.247

1.195

1.080

1.219

Quelle: UN Comtrade Database, aufgerufen am 26.4.2023

Großunternehmen führen das Feld an

Die beiden führenden israelischen Hersteller von Agrochemie sind die ICL Group und Adama Agricultural Solutions. Beide unterhalten Produktionsstätten auch im Ausland.

Die ICL Group ist ein international aufgestellter Chemiekonzern mit einem 2021 erzielten weltweiten Umsatz von 6,7 Milliarden US$. Neben Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln stellt sie auch eine Reihe weiterer Chemieprodukte her.

Adama Agricultural Solutions ist ein global tätiger Hersteller von Pflanzenschutzmitteln. Das Unternehmen ist Teil der im chinesischen Besitz stehenden Syngenta-Group und hat 2021 einen Umsatz von 4,8 Milliarden US$ erzielt.

Möglichkeiten für Drittlandskooperation

Israelische Agrochemieunternehmen sind stark innovationsorientiert. Das gilt sowohl für die Effizienz als auch für die Umweltverträglichkeit ihrer Produkte. Sie sind an zahlreichen internationalen Projekten beteiligt und bemühen sich, mithilfe ihrer Technologie nachhaltige Landwirtschaft zu fördern.

Daraus können sich Chancen zu gemeinsamen Drittlandsprojekten mit westlichen Partnern ergeben. Israelische Agrotech-Unternehmen, inklusive der Agrochemiebranche, kooperieren zudem mit dem Zentrum für Internationale Entwicklungskooperation, MASHAV (Center for International Development Cooperation), das im israelischen Außenministerium angesiedelt ist. Hier gibt es ebenfalls Anknüpfungspunkte für Drittlandsprojekte.

Agrochemische Produkte werden auch importiert

Wegen der hohen Exportquote deckt die Branche nur einen Teil des Binnenbedarfs an Agrochemie. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass israelische Hersteller sich auf Produkte konzentrieren, für die einheimische Rohstoffe bereitstehen.

Angesichts ungenügender Datenlage zum Binnenmarktumsatz israelischer Anbieter, lässt sich die Importquote nur ungefähr auf die Hälfte schätzen. In jedem Fall nahmen die israelischen Einfuhren von Düngemitteln 2022, ebenso wie im Vorjahr, kräftig zu. Das hat vorwiegend mit der internationalen Preisentwicklung zu tun. Dagegen blieben die Importe von Pflanzenschutzmitteln in den vergangenen Jahren weitgehend stabil.

Israelische Einfuhr von Agrochemie 2018 – 2022 (ausgewählte Jahre; Millionen US$)

Kategorie

2018

2021

2022

Agrochemie insgesamt

210,1

239,3

309,2

  Davon: aus Deutschland

14,0

11,5

14,6

Düngemittel

69,9

113,4

173,7

  Davon: aus Deutschland

0,9

1,3

1,3

Pflanzenschutzmittel

140,2

125,9

135,5

  Davon: aus Deutschland

13,1

10,2

14,3

Quelle: UN Comtrade Database, aufgerufen am 26.4.2023

Die wichtigsten Lieferländer für agrochemische Produkte waren 2022 Russland, China, Frankreich und die USA. Allerdings war die Rangliste führender Lieferanten bei Düngemitteln und bei Pflanzenschutzmitteln jeweils unterschiedlich. So führte Russland bei Düngemitteln die Liste der Top Ten an, gefolgt von der Türkei, Ägypten und China. Importe aus Deutschland spielten mit 1,3 Millionen US$ beziehungsweise 0,7 Prozent der Gesamteinfuhr keine nennenswerte Rolle.

Demgegenüber lagen bei der Einfuhr von Pflanzenschutzmitteln China, Frankreich, Deutschland und Belgien als Lieferanten vorn. Mit 14,3 Millionen US$ erzielte die Bundesrepublik einen Importmarktanteil von 10,5 Prozent.

Israelische Normen richten sich nach westlichen Vorbildern

Pflanzenschutzmittel und Düngemittel bedürfen einer Marktzulassung. Die dafür geltenden israelischen Normen richten sich nach denjenigen anderer Industrieländer.

Die genehmigende Behörde für Pflanzenschutzmittel ist das Landwirtschaftsministerium (Ministry of Agriculture and Rural Development). Bei der Prüfung der Zulassungsanträge wird es von den Ministerien für Gesundheit (Ministry of Health), Umweltschutz (Ministry of Environmental Protection) und Wirtschaft (Ministry of Economy and Industry) beraten.

Nach der Marktzulassung kontrolliert das Landwirtschaftsministerium regelmäßig die Pestizidrückstände in pflanzlichen Agrarprodukten. Das Gesundheitsministerium ist für die Kontrolle von Pestizidrückständen im Trinkwasser verantwortlich.

Das Wirtschaftsministerium ist für Einfuhrgenehmigungen für Düngemittel zuständig. Bei Düngemitteln, die pflanzliche oder tierische Verbindungen enthalten, wird zusätzlich das Landwirtschaftsministerium beim Genehmigungsverfahren herangezogen.

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