Branchen | Israel | Wasch- und Reinigungsmittel
Einfuhr von Wasch- und Reinigungsmitteln expandiert
Trotz hoher Marktkonzentration herrscht in Israel ein reger Wettbewerb. Ein rabbinisches Zertifikat kann beim Absatz von Reinigungsmitteln helfen.
31.08.2022
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Bei der Wahl der Wasch- und Reinigungsmittel legen israelische Verbraucher Wert auf bekannte Marken, obwohl diese in der Regel teurer sind. Das hat eine im April 2022 veröffentlichte Erhebung des Verbraucherrats (Israel Consumer Council), der größten Verbraucherschutzorganisation im Land, ergeben. Danach waren Markenwaren in Einzelfällen um die Hälfte teurer als Hausmarken.
Hersteller und Importeure von Markenwaren betreiben einen hohen Werbeaufwand, um sich beim Wettbewerb um Privathaushalte zu behaupten. Das bedeutet aber nicht, dass es keinen Preiswettbewerb gibt. So etwa stellen Gattungsmarken - bei aller Beliebtheit der bekannten Markenprodukte - eine Alternative und damit ein preissenkendes Korrektiv dar.
Konkurrenz im Einzelhandel
Außerdem stehen vor allem große Handelsketten in Konkurrenz zueinander. Medien und Verbraucherschützer veröffentlichen regelmäßig Preisvergleiche für Wasch- und Reinigungsmittel und ermöglichen den Konsumenten damit eine bessere Orientierung.
Im April 2022 verglich der Verbraucherrat in seiner Erhebung die Gesamtkosten für einen Warenkorb aus 22 Produkten in sechs führenden Handelsketten. Der Unterschied zwischen der teuersten und der billigsten Kette belief sich auf 8,7 Prozent. Es gibt auch deutlich teurere Geschäfte, beispielsweise Convenience Stores, in denen aber keine großen Mengen an Wasch- und Reinigungsmitteln gekauft werden.
Laut amtlicher Statistik gaben die israelischen Haushalte 2021 für die Position "Wasch- und Reinigungsmittel sowie Schädlingsbekämpfungsmittel" knapp 1,3 Milliarden US-Dollar (US$) aus. Von 2017 bis 2021 nahmen die Ausgaben der Haushalte für die genannte Konsumposition in laufenden Dollarwerten kumuliert um 46,7 Prozent zu. In Landeswährung fiel der preisbereinigte Anstieg in diesem Zeitraum mit insgesamt 13,2 Prozent geringer aus. Das lag an der anhaltenden Aufwertung des Neuen Schekels gegenüber dem US-Dollar.
Bei institutionellen Kunden entscheidet der Preis
Der Verkauf an institutionelle Käufer unterscheidet sich grundlegend vom Markt für Privathaushalte. Wie Rifaat Yihia, Marketingdirektor des Reinigungsmittelherstellers Shai Yuval, gegenüber Germany Trade & Invest erklärte, spielt sich der Wettbewerb in diesem Segment nahezu ausschließlich über den Preis ab.
Die meisten gewerblichen und öffentlichen Einrichtungen gliedern die Pflege ihrer Räumlichkeiten an spezialisierte Reinigungsfirmen aus. Diese sind die Hauptkunden für Reinigungsmittel auf dem institutionellen Markt.
"Teurere Markenprodukte werden im institutionellen Bereich kaum nachgefragt", erklärt Yihia. Die Tatsache, dass institutionelle Kunden in der Regel große Mengen kauften, erhöhe zusätzlich den Druck auf die Preise. Es gebe nur wenige Unternehmen, die von den Reinigungsfirmen die Verwendung bekannter Marken verlangten. Dabei handele es sich vor allem um Firmen, die selbst ein gehobenes Image pflegten, beispielsweise ein Teil von Hightech-Firmen, Anwaltskanzleien und dergleichen.
Staatliche Normen und rabbinische Bescheinigungen
Wasch- und Reinigungsmittel müssen den von der Regierung erlassenen Normen entsprechen. Deren Einhaltung wird vom Wirtschaftsministerium überprüft.
Eine israelische Besonderheit sind rabbinische Unbedenklichkeitsurkunden, die viele Mittel besitzen. Mit diesen wird bescheinigt, dass die Zusammensetzung der Produkte nicht gegen die jüdischen Speisegesetze verstößt. Dabei handelt es sich nicht um ein Koscherzertifikat, wie es bei Nahrungsmitteln üblich ist. Vielmehr bedeuten die Bescheinigungen in diesem Fall, dass die Erzeugnisse keine Bestandteile enthalten, die Nahrungsmittel durch Berührung nichtkoscher machen könnten.
Größter Anbieter ist ein inländisches Unternehmen
Marktführer ist mit großem Abstand der israelische Hersteller von Wasch- und Reinigungsmitteln, Sano Enterprises. Zu den bedeutenden Marktteilnehmern gehören ferner der US-amerikanische Konzern Procter & Gamble, das britisch-niederländische Unternehmen Reckitt Benckiser sowie Henkel Soad, eine Tochterfirma von Henkel, die in Israel produziert.
Auch der britische Konsumgüterkonzern Unilever ist auf dem israelischen Markt gut vertreten und unterhält über seine Tochterfirma Unilever Israel Produktionskapazitäten im Lande. Ein weiterer wichtiger Hersteller ist Dalia Zohar.
Importe steigen, deutsche Lieferungen schwanken
Einfuhren spielen eine bedeutende Rolle. Laut Außenhandelsstatistik lagen die Importe von Wasch- und Reinigungsmitteln 2021 bei 348 Millionen US$, Tendenz steigend. Das schnelle Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum sowie der steigende Lebensstandard schaffen auch in der Zukunft günstige Voraussetzungen für Importwachstum.
Israel exportiert auch Wasch- und Reinigungsmittel, jedoch ist es unter dem Strich ein Nettoimporteur. Im Jahr 2021 lagen die Ausfuhren bei 57,7 Prozent der Einfuhren.
Jahr | Einfuhr | aus Deutschland | Deutscher Importmarktanteil in % | Ausfuhr |
---|---|---|---|---|
2017 | 250,0 | 34,0 | 13,6 | 170,0 |
2018 | 286,9 | 26,3 | 9,2 | 179,3 |
2019 | 293,5 | 24,6 | 8,4 | 149,8 |
2020 | 326,9 | 24,1 | 7,4 | 265,9 |
2021 | 348,2 | 35,3 | 10,1 | 200,9 |
Das wichtigste Lieferland bei Wasch- und Reinigungsmitteln war 2021 die Türkei, gefolgt von den USA und Deutschland. Die Lieferungen aus der Bundesrepublik weisen zum Teil starke Schwankungen auf. Nachdem sie in den Jahren 2018 bis 2020 einen Rückgang zu verzeichnen hatten, glichen sie 2021 die zuvor erlittenen Einbußen wieder aus.
Land | Einfuhr (Mio. US$) | Importmarktanteil in % |
---|---|---|
Türkei | 70,2 | 20,1 |
USA | 53,7 | 15,4 |
Deutschland | 35,3 | 10,1 |
Frankreich | 34,8 | 10,0 |
Vereinigtes Königreich | 30,2 | 8,6 |
Italien | 19,6 | 5,6 |
Niederlande | 16,4 | 4,7 |
Polen | 15,8 | 4,5 |
Griechenland | 11,7 | 3,4 |
Belgien | 8,8 | 2,5 |
Die mit Abstand größte Position bei den Importen der Sparte waren 2021 grenzflächenaktive Zubereitungen, zubereitete Waschmittel und Reinigungsmittel für den Einzelverkauf. Auf sie entfielen 50,2 Prozent der Gesamteinfuhr. Demgegenüber waren bei der Einfuhr aus Deutschland organische grenzflächenaktive Stoffe die führende Lieferkategorie.
SITC-Nr. | Bezeichnung | Einfuhr 2020 | aus Deutschland | Einfuhr 2021 | aus Deutschland |
---|---|---|---|---|---|
554.11 | Seifen u. dgl. zur Körperpflege | 6.225 | 48 | 7.486 | 2.951 |
554.15 | Seifen u. dgl. zu anderen Zwecken | 3.092 | 64 | 2.131 | 348 |
554.19 | Seifen in anderen Formen | 3.700 | 212 | 4.784 | 286 |
554.21 | Organische grenzflächenaktive Stoffe | 68.602 | 12.725 | 80.758 | 18.330 |
554.22 | Grenzflächenaktive Zubereitungen, zubereitete Wasch- und Reinigungsmittel, in Aufmachungen für den Einzelverkauf | 184.052 | 3.348 | 175.424 | 9.318 |
554.23 | Grenzflächenaktive Zubereitungen, zubereitete Wasch- und Reinigungsmittel, nicht in Aufmachungen für den Einzelverkauf | 61.199 | 7.664 | 77.571 | 4.093 |