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Israelische Robotikbranche ist ein interessanter Partner

Israel ist ein wichtiger Standort für die Entwicklung von Robotern. Ausländischen Firmen bietet die Branche Geschäftschancen im technologischen und kommerziellen Bereich.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Israelische Robotik hat gute Chancen, zu einem wichtigen Wirtschaftszweig des Landes zu werden. Zugleich bietet die Robotikbranche ausländischen Unternehmen Geschäftschancen. Das hat Zvi Shiller, Mitbegründer und Vorsitzender der israelischen Robotikvereinigung (Israeli Robotics Association), in einem Gespräch mit Germany Trade & Invest erklärt.

Technologische Stärke in Schlüsselbereichen

Die positiven Aussichten der israelischen Branche sind Shiller zufolge auf das hohe technologische Niveau des Landes in Bereichen zurückzuführen, die für Robotik relevant sind. Diese umfassen insbesondere Künstliche Intelligenz, Elektronik, Sensorik, Computerwissenschaften und Software.

Hinzu komme die Fähigkeit, diese Fachgebiete mit modernster Mechanik zu verbinden. Diese Kombination werde Israel in den kommenden Jahren eine aktive Teilnahme am weltweiten Ausbau der Robotik ermöglichen.

Produktentwicklung schafft Chancen für ausländische Firmen

Der Bedarf an Mechanik erhöht die Entwicklungskosten von Robotern. Nach Schätzung der Innovationsbehörde (Israel Innovation Authority) muss ein Robotik-Start-up über mindestens 10 Millionen US-Dollar (US$) verfügen, um ein marktfähiges Produkt zu entwickeln. Das ist viel mehr als in Hightech-Bereichen, die keine aufwendige Hardware benötigen.

Die multidisziplinäre Ausrichtung der Robotik bedeutet zudem, dass bei der Entwicklung von Robotern Experten aus mehreren Fachgebieten zusammenarbeiten müssen. Damit ist das Entwicklungsteam für einen Roboter in der Regel größer als beispielsweise für Software.

Aus diesen Herausforderungen können sich allerdings auch Chancen für das Engagement ausländischer Unternehmen ergeben, die bereits Roboter produzieren, entwickeln oder in großem Umfang einsetzen. Solche Unternehmen haben Erfahrung in der multidisziplinären Koordination der Forschungs- und Entwicklungsarbeit und verfügen oft über ausreichende Finanzmittel, um ein solches Projekt zu organisieren und zu finanzieren. Das kann auch deutschen Unternehmen in Israel Geschäftschancen eröffnen.

Israel ist auch ein Absatzmarkt

Darüber hinaus ist Israel ist ein attraktiver Absatzmarkt für Roboter. Von Interesse für ausländische Hersteller ist nicht zuletzt die israelische Industrie.

Ein schwerwiegendes Problem des verarbeitenden Gewerbes in Israel ist seine relativ geringe Produktivität. Das hängt nicht zuletzt mit einem niedrigen Automatisierungsgrad zusammen.

Wie Zvi Shiller erläutert, ist die Roboterdichte in der israelischen Industrie deutlich geringer als in führenden Industrienationen. Deshalb sind sowohl die Regierung als auch die Industriellenvereinigung (Israel Manufacturers' Association) bemüht, den Modernisierungsgrad der Betriebe zu erhöhen – nicht zuletzt durch Roboter.

Das Gesundheitswesen wiederum sieht in Robotern eine Möglichkeit zur Entlastung des stark beanspruchten Personals, etwa bei der Verteilung von Essensportionen in Krankenhäusern. Auch dieser Bedarf kann eine Nachfrage nach Importen schaffen.

Hilfe bei der Suche nach israelischen Partnern

Für die Suche nach Kooperations- und Investitionsmöglichkeiten stehen ausländischen Unternehmen zahlreiche Vermittler zur Verfügung. Die israelische Robotikvereinigung verfügt über zahlreiche Kontakte zu Unternehmen der Branche und Hochschulen. Sie ist bereit, die Kontaktanbahnung zwischen ausländischen und israelischen Partnern zu unterstützen, um der einheimischen Robotikbranche Entwicklungsimpulse zu verleihen.

Eine weitere Möglichkeit ist der Rückgriff auf Technologie-Scouts. Dabei ist allerdings darauf zu achten, dass die Scouts mit allen für die Robotik relevanten Disziplinen und mit in diesem Bereich tätigen israelischen Unternehmen gut vertraut sind. Als relevante Ansprechpartner können auch auf Hightech spezialisierte Anwaltskanzleien dienen.

Wichtiger Standort für Forschung und Entwicklung

Ein herausragendes Beispiel für das Entwicklungspotenzial der israelischen Robotik sind medizinische Roboter. Das israelische Gesundheitswesen ist technologisch hoch entwickelt. Das schafft gute Voraussetzungen für ihre Entwicklung und Erprobung. 

Weitere Gebiete, auf denen israelische Robotik eine Vielzahl neuer Anwendungen hervorbringen könne, sieht Shiller in der Homeland Security sowie bei Robotern für Privathaushalte. Bei letzteren werde es sich häufig um Roboter zur häuslichen Kranken- und Seniorenbetreuung handeln.

In vielen Sparten ist Israel laut Shiller ein geeigneter Standort zur Erprobung einheimischer Robotertechnologie. Manchmal könne es aber sinnvoller sein, Robotertechnik im Ausland zu testen. So sei beispielsweise großflächige Landwirtschaft im dicht besiedelten Israel nicht in dem Maße möglich wie in großen Flächenstaaten. Deshalb erprobe etwa die israelische Firma Blue White Robotics ihre Technologie für autonome Farmen hauptsächlich in den USA. Demgegenüber sei Israel gut geeignet für die Entwicklung von Robotern zum Obstpflücken. Ein Beispiel für erfolgreiche Integration von Mechanik in den Roboterbau sei die Firma Momentis surgical. Ihre Chirurgieroboter zeichneten sich durch extreme Beweglichkeit und Manövrierfähigkeit aus.

Die Firma BionicHIVE wiederum entwickelt Roboter für Logistikzentren. Diese können nicht nur vom Fußboden her in die Höhe greifen, sondern auch Lagerregale hochklettern. Somit erweitert hochwertige Mechanik die Vielfalt der Aufgaben, die diese Roboter erfüllen können.

Breite Palette von Anwendungen

Nach Angaben der gemeinnützigen israelischen Hightech-Organisation Start-up Nation Central waren im November 2022 insgesamt 184 Robotik-Firmen tätig. Sie verteilten sich auf eine breite Palette von Anwendungen inklusive Medizintechnik, Bauwesen, Landwirtschaft, Industrie, Objektschutz und Haushaltsdienste. Mit 55 Prozent hatte mehr als die Hälfte der Unternehmen marktgängige Produkte.

Die meisten Firmen der Branche sind klein. Laut Start-up Nation Central haben 97 von ihnen nicht mehr als 10 und nur 5 mehr als 200 Mitarbeiter.

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