Neuer Akteur verwaltet Israels Stromnetz

Breiter Aufgabenbereich

Ende Dezember 2020 hat Israel ein neues staatseignes Unternehmen mit breit gefächerter Zuständigkeit für die Stromwirtschaft ins Leben gerufen: die auf Hebräisch sogenannte Gesellschaft für Systemverwaltung. Der offizielle englische Name lautet Independent System Operator. Die Gründung der Gesellschaft ist Teil einer Reform, in deren Rahmen der ehemalige Strom-Monopolist IEC (Israel Electric Corporation) nicht nur seinen Anteil an der Stromerzeugung reduzieren, sondern auch die Zuständigkeit für die Stromnetzverwaltung abgeben muss.

Damit entsteht in der israelischen Stromwirtschaft ein wichtiger neuer Player, der erheblichen Einfluss auf umfangreiche Investitionen ausüben wird. Die Aufgaben der neuen Gesellschaft umfassen insbesondere die Ausarbeitung von Entwicklungsplänen für die Elektrizitätswirtschaft. Wie die Gesellschaft gegenüber Germany Trade & Invest erklärte, bezieht sich ihre Planungszuständigkeit sowohl auf die Stromerzeugung als auch auf den Stromtransport und auf die Ermittlung optimaler Technologien zur Erreichung der energiepolitischen Ziele der Regierung.

Große wirtschaftliche Bedeutung

Dieser Aufgabenbereich ist von herausragender wirtschaftlicher Bedeutung, weil in der israelischen Elektrizitätswirtschaft noch in diesem Jahrzehnt eine kräftige Expansion der Erzeugungskapazitäten ins Haus steht. Laut Plänen der Strombehörde soll die jährliche Gesamtstromerzeugung in den Jahren 2021 bis 2030, je nach Entwicklungsszenario um 21 bis 26 Prozent beziehungsweise in absoluten Zahlen um 20 bis 27 Terawattstunden wachsen und 2030 auf 94 bis 101 Terawattstunden steigen. Im Jahr 2020 waren es 74 Terawattstunden.

Zugleich wird der Energiemix stark verändert: Die Expansion der Erzeugungskapazitäten erfolgt nämlich nahezu ausschließlich mithilfe der Fotovoltaik. Da die fotovoltaischen Großanlagen im Landessüden gebaut, das Gros des Verbrauchs aber im Landeszentrum stattfindet, müssen die Stromtransportkapazitäten vom Süden nordwärts grundlegend ausgebaut werden.

Unter diesen Umständen wird die Gesellschaft zu einer bedeutenden Anlaufstelle für ausländische Geschäftspartner, die die israelische Elektrizitätswirtschaft mit Anlagen, Ausrüstungen und Technologie beliefern. Zugleich ist sie mit der Schaffung eines EDV-Systems beauftragt worden, das einen marktorientierten Stromhandel zwischen einer Vielzahl von Erzeugern und Kunden ermöglichen und damit das bisher von der IEC geleitete, stark zentralisierte Abrechnungssystem ersetzen soll.

Parallel dazu muss die Gesellschaft ein hochleistungsfähiges Cybersecurity-System errichten: eine Aufgabe, die angesichts der Gefahr eskalierender Cyberkriegsführung von zentraler Bedeutung ist. Ferner soll sie ein eigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum aufbauen, um den Bedürfnissen der Stromwirtschaft zu begegnen, für einen optimalen Energiemix sorgen und die Einführung neuer Technologien erleichtern. 

Die Übertragung der Zuständigkeiten erfolgt stufenweise. Im Dezember 2020 übernahm die Gesellschaft die Verantwortung für die Entwicklungsplanung und die Technologieabteilung der Elektrizitätswirtschaft. In der zweiten Jahreshälfte 2021 soll auch die Verwaltung des Stromnetzes auf sie übergehen.

Offen für Ideen?

Im April 2021 hat sie einen Aufruf an die Öffentlichkeit veröffentlicht und um Stellungnahmen zu den Planungszielen in Bereichen wie erneuerbare Energie, dezentralisierte Stromerzeugung und ökologische Fragen gebeten. Damit hat sie gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit Offenheit für Ideen von außen signalisiert. Dies ist natürlich auch für das Verhältnis der Gesellschaft zu ihren Geschäftspartnern im In- wie im Ausland von großer Bedeutung.