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Italien fördert Hersteller STMicroelectronics

Italien verfügt über spezialisierte Zulieferer und viele Abnehmer für Halbleiter. Den Hersteller STMicroelectronics fördert die Regierung als strategisches Unternehmen. 

Von Oliver Döhne | Mailand

Italiens Halbleiterindustrie ist ein wichtiges Puzzlestück der Halbleiterproduktion in Europa. Dort produzieren Hersteller neben Halbleitern auch Wafer, Verbundwerkstoffe, Reinräume, Equipment zur Bestückung der Siliziumscheiben sowie Prüfausrüstung.

Welche Fördermittel stellt Italien für die Halbleiterbranche bereit?

In der europäischen Aufbau- und Resilienzfazilität (Recovery Fund) für Italien waren 340 Millionen Euro für den Aufbau einer Siliziumkarbid-Produktion und einer entsprechenden Lieferkette eingestellt. Der europäische Halbleiterhersteller STMicroelectronics vermeldete, dass er davon 292,5 Millionen Euro für seine neue Siliziumkarbid-Produktion in Catania erhalten habe.

Die Europäische Union fördert die Branche mit sogenannten IPCEI (Important Project of Common European Interest). Für eines von insgesamt zwei IPCEI für Mikroelektronik investieren vier Staaten der EU (Italien, Deutschland, Frankreich und Österreich) 1,75 Milliarden Euro. Insgesamt betreffen schätzungsweise 1,1 Milliarden Euro der gesamten italienischen Fördergelder die Halbleiterindustrie. Dazu kommen europäische Programme wie Key Enabling Technologies (KET), Horizon Europe und Kredite der Europäischen Investitionsbank.

Informationen zur Halbleiterförderung stellt beispielsweise die EU oder der Verband ZVEI zur Verfügung. 

Was macht Italien als Halbleiterproduktionsstandort attraktiv?

STMicroelectronics ist zur Hälfte aus der italienischen SGS Microelettronica hervorgegangen. Die italienische Regierung fördert es als strategisches Industrieunternehmen. Für Italien spricht auch die exzellente Forschungslandschaft um die renommierten Polytechnischen Universitäten und die Institute des Nationalen Forschungsrates CNR sowie des Nationalen Institutes für innovative Technologie ENEA. Dazu kommen die spezialisierten Zulieferer und die Vielzahl an industriellen Abnehmern im Land.

Welche Clusterstrukturen gibt es vor Ort?

Ein wichtiges Zentrum der Halbleiterproduktion ist der Großraum Mailand: Um die Fab von STMicroelectronics in Agrate sind spezialisierte Zulieferer angesiedelt, die auch die asiatischen Hersteller beliefern. Direkt neben STMicroelectronics steht eine Produktionsanlage des Spezialgasherstellers Sapio. Ebenfalls in direkter Nachbarschaft stellt das Unternehmen Meridionale Impianti Reinraum-Technik her. Etwas weiter nördlich produziert Technoprobe Test-Equipment. Im Nordwesten Mailands produziert LPE, ein global strategischer Hersteller, Epitaxial (Epi)-Reaktoren.

Um die Halbleiterproduktion von STMicroelectronics in Catania (Etna-Valley in Sizilien) sind ebenfalls Zulieferer angesiedelt wie LPE oder Technoprobe. In Turin stellt das Unternehmen Spea Maschinen und Ausrüstung für den Test von Halbleitern her. In Marcianise bei Neapel ist STMicroelectronics im Back-End-Segment mit Secure Microcontrollers und Smart Cards aktiv.

Welche Allianzen strebt Italien an?

Italien beteiligt sich gemeinsam mit Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Österreich am ersten IPCEI für Mikroelektronik (IPCEI-ME). Es  nimmt auch am zweiten IPCEI (IPCEI ME/CT) teil, in dessen Rahmen Unternehmen und Forschungsinstitute aus 14 Ländern insgesamt 8,1 Milliarden Euro an staatlichen Beihilfen erhalten. Zusätzlich sollen von den Unternehmen noch etwa 13,7 Milliarden Euro kommen. Unter den 56 Förderempfängern sind auch die italienischen Unternehmen MEMC, Menarini Silicon Biosystems, SIAE Microelettronica und STMicroelectronics.

Italien bemüht sich auch um einen Teil der Intel-Investitionen in Europa. Bei Verona soll eine Montage- und Verpackungsinvestition (Packaging) erfolgen. Der Standort ist verkehrstechnisch gut angebunden – auch an Deutschland. 

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