Japan hat zwar vergleichsweise wenige Unicorns, dennoch gibt es viele Start-ups mit innovativen Lösungen. Die Förderlandschaft ist zudem breit aufgestellt.
Die Zahl der Gründungen von Start-ups in Japan ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Digitale Themen wie Software, künstliche Intelligenz, Fintech und Internet der Dinge sind Segmente, in denen im Land viele Start-ups gegründet werden und in die viel Geld fließt. Auch Biotechnologie, Medizintechnik und Mobilität sind wichtige Bereiche. Hinzu kommen weitere Segmente wie etwa CleanTech, neue Materialien, Raumfahrt und Drohnen sowie Robotik.
Regionale Hochburgen für Start-ups sind allen voran der Großraum Tokyo (mit der Hauptstadt selbst und Yokohama) und der Großraum Kansai (Osaka und Kyoto). Weitere größere Zentren sind der Ballungsraum Nagoya und die Präfektur Fukuoka auf der Insel Kyushu.
Laut dem Global Startup Ecosystem Report 2025 von Startup Genome lag das Start-up-Ökosystem der Stadt Tokyo auf Rang 11 weltweit. In Asien-Pazifik entsprach das Position 5 nach Peking, Seoul, Singapur und Shanghai. Kansai lag weltweit auf Rang 71 und damit gleichauf mit Lille, Turin, Ottawa und Porto.
Stärken des Ökosystems in Tokyo sind laut dem Report Wissen, Marktgröße und technische Infrastruktur. Schwächen der japanischen Ökosysteme sind häufig fehlende englische Sprachkenntnisse. Hinzu kommt, dass vielen japanischen Start-ups der heimische Markt angesichts seiner Größe völlig ausreicht. Sie streben häufig keine internationale Expansion an.
Unicorns sind vor allem Fintechs und softwarebasierte Firmen
Mit GVE und Advasa kommen die beiden derzeit in Japan am höchsten bewerteten Start-ups aus dem Fintech-Sektor. Im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) sind Sakana AI und Preferred Networks hoch bewertet. Weitere softwarebasierte Unicorns sind die Nachrichten-App Smart News und das HR-Tech Start-up SmartHR. Ehemalige japanische Unicorns sind der Onlinemarkt für Gebrauchtwaren Mercari und das Fintech Paidy, das von Paypal gekauft wurde.
Neben Mercari gab es bei weiteren Start-ups größere Börsengänge. Dazu zählen Visional und Timee (beide HR-Tech), Safie (Cloud-basierte Videomanagementplattform), Heroz (KI), Astroscale Holdings, ispace und Synspective (alle Raumfahrt) sowie Anycolor und Cover (beide Betrieb virtueller Youtuber). Viele Start-ups nutzen zum Ausstieg auch den Weg über Übernahmen und Fusionen.
Top Start-ups in Japan Bewertung in Milliarden US-Dollar *Name | Bewertung (Jahr) | Branche |
---|
GVE | 3,1 (2022) | Fintech (digitale Währung) |
Advasa | 2,5 (2022) | Fintech (Zahlungsverkehr) |
Sakana AI | 1,4 (2024) | Künstliche Intelligenz |
Smart News | 1,4 (2021) | Nachrichten-App |
Clean Planet | 1,3 (2024) | Energie |
SmartHR | 1,2 (2024) | cloudbasierte HR-Software |
Spiber | 1,1 (2024) | neue Materialien |
Triple-1 | 1,1 (2020) | Halbleiterentwicklung |
connectFree | 1,1 (2024) | Software |
3DOM | 1,0 (2022) | Energiedienstleistungen für den Verkehr |
Preferred Networks | 1,0 (2024) | Künstliche Intelligenz |
* umgerechnet zum Kurs 1 US$ = 151,59 YenQuelle: Speeda 2025
Uni-Start-ups boomen
Insbesondere die Anzahl von Start-ups im universitären Umfeld stieg in den letzten Jahren stark an. Im Fiskaljahr 2024 kamen 786 neue Start-ups hinzu. Die Anzahl lag damit erstmals bei über 5.000. Die meisten Uni-Start-ups arbeiten nach einer Untersuchung von Nikkei BP Consulting in zwei Sektoren. Zum einen im Bereich Software und Applikationen für die Informationstechnologie (IT) mit 1.592 Start-ups, zum anderen mit 1.434 Start-ups das Feld Biotechnologie, Gesundheitswesen und Medizintechnik. Weitere größere Segmente bilden Start-ups mit einem Bezug zum verarbeitenden Gewerbe außerhalb von IT und Software, der Bereich Umwelttechnologie und Energie, IT-Hardware sowie der Sektor Chemie und Materialien (außerhalb der Biotechnologie).
Laut dem Ministry of Economy, Trade and Industry (METI) kamen die meisten Uni-Start-ups im Fiskaljahr 2024 von der Tokyo University (468), der Kyoto University (422), der Keio University (422), der Osaka University (298) und der Tsukuba University (264). Zu den Top-10 zählen daneben die Tokyo University of Science, die Tohoku University, das Institute of Science Tokyo, die Waseda University und die Ritsumeikan University. Mehr als 100 Start-ups verzeichnen auch die Nagoya University, die Hokkaido University, die Kindai University, die Digital Hollywood University und die Kobe University.
Viele Acceleratoren aktiv
Japans Start-up-Ökosystem befindet sich in einem stetigen Wandel. So sind beispielsweise die Acceleratoren Plug and Play und Creww schon länger aktiv. Es kommen aber immer wieder neue Player hinzu. Beispielsweise eröffnete im Januar 2025 die Community Plattform Sakura Deeptech Shibuya. Daneben gibt es im Bereich Fintech spezialisierte Acceleratoren wie das Finolab in Tokyo.
Ableger ausländischer Acceleratoren arbeiten in beide Richtungen: Sie helfen sowohl jungen japanischen Unternehmen beim Schritt auf die internationale Bühne und unterstützen zugleich ausländische Start-ups bei ihrem Markteintritt in Japan.
Die Japan External Trade Organization (JETRO) unterstützt im Auftrag der Regierung japanische Start-ups dabei, Auslandsmärkte zu erschließen. Zu den von der JETRO angebotenen Programmen zählt unter anderem das Global Startup Acceleration Program. Als Klammer für viele Initiativen fungiert das nationale J-Startup-Programm. Dieses fördert In- und Outbound-Aktivitäten.
Auswahl an Acceleratoren in JapanName | Fokus | Anmerkungen |
---|
Plug and Play Japan | Technologie | Accelerator Programm, VC |
CIC Japan | Networking | Accelerator Programm |
Creww | Open Innovation Platform | Innovationsplattform |
Archetype | Inkubator und Accelerator | arbeitet mit Großunternehmen zusammen |
01Booster | Seed Accelerator | auch regionale Programme |
500 | japanische Technologie-Start-ups mit dem Wunsch ins Ausland zu expandieren | unter anderem J-StarX Silicon Valley Extended Program |
Techstars | Technologie | Accelerator |
Sakura Deeptech Shibuya | Energie, Treibstoffe, Materialien, KI, Robotik etc. | Neueröffnung in Shibuya in Tokyo im Januar 2025 |
Quelle: Webseiten der Acceleratoren 2025
Daneben gibt es eine Vielzahl an Inkubatoren. Eine der neuen Adressen ist Station AI in Nagoya. Ebenfalls 2024 eröffnete in Japans Hauptstadt die Tokyo Innovation Base. Diese soll ebenfalls als Hub für Start-ups und Innovation dienen. Einen Überblick über viele wichtige Akteure in Japans Start-up-Ökosystem liefert eine Zusammenstellung der JETRO.
Auswahl an Inkubatoren in Japan
Zahlreiche Netzwerkveranstaltungen
In Japan finden viele Start-up-Events statt. Zu den wichtigen zählen unter anderen die SusHi Tech, der Innovation Leaders Support (ILS) und die Startup Japan Expo in Tokyo. Am 17. und 18. September 2025 findet daneben die Global Startup Expo in Osaka statt. Viele Fachmessen in Japan wie die Digitalmesse CEATEC oder die Japan Mobility Show bieten Start-ups offline oder online Bereiche, in denen sie Kontakte zu Unternehmen knüpfen können.
Unter dem Namen Techbizkon führt die Deutsche Industrie- und Handelskammer mit Partnern wie unter anderen Advantage Austria jährlich in Japan ein internationales Start-up-Event mit Bezug zu Deutschland durch. Der German Accelerator hat in der Vergangenheit im Rahmen seines Japan Market Discovery Program einwöchige Reisen für deutsche Start-ups nach Japan organisiert. Im September 2025 plant Germany Trade & Invest eine Reise mit Vertretern der de:hub Initiative nach Japan.
Von Frank Robaschik,
Jürgen Maurer
|
Tokyo